sim schrieb:
Kurz das Jahr endet mit der Erkenntnis, nicht gut genug zu sein oder mich nicht gut genug zu verkaufen.
Ich sollte das Schreiben lassen.
Genau. Wir lesen nämlich alle Deine Geschichten nur wegen Deinem geilen Profilbild so gern.
Ich meine, Du weißt schon, daß Du hier zu den Allerbesten gehörst - daß es also am Schreiben nicht liegen kann, wenn Du nicht so viel veröffentlichen kannst, wie Du gerne möchtest.
In "Frau sein allein ist kein Programm" beschreibt Ingrid Strobl ihren Versuch, nachdem sie den Verdacht hatte, daß eine junge, begabte Autorin keine Chance hat, wenn sie ein Manuskript an einen Verlag schickt, ohne dort "maßgebliche Leute" zu kennen. Sie nahm eine Geschichte von Virginia Woolf, "Ein ungeschriebener Roman", erschienen beim Fischer-Verlag, da sie von dieser Geschichte überzeugt war, daß sie wirklich gut recherchiert und gut geschrieben ist, änderte ein paar Kleinigkeiten wie Namen und Orte, gab ihr den Titel "Im Zug", und schickte die Geschichte unter falschem Namen und mit einem netten Brief, in dem sie auch auf ein paar Gedichte-Veröffentlichungen in einer österreichischen alternativen Literaturzeitschrift verwies und für den Fall einer Absage um kurze Begründung bat, an verschiedene Verlage, auch an den Fischer-Verlag. - Nicht einmal dort erkannte man die Geschichte, ganz abgesehen davon, daß sie nur Absagen bekam, á la "Das Lektorat ist sehr knapp besetzt" (Kiepenheuer & Witsch), "... Wir hatten den Eindruck einer Begabung, die vielleicht nicht ihr richtiges Thema gefunden hat" (Residenz), "sprachlich nicht genug durchgearbeitet, auch inhaltlich zu blass" (Rotbuch), "Auch als Frau sollte man sich lieber nicht vornehmen, vom Schreiben leben zu wollen, falls man eine Schriftstellerin sein möchte" (Frauenoffensive), "Einige Passagen, z. B. die Stelle mit dem 'krampfhaften Erschauern' und dem 'feuchtkalten Huhn' fand ich einfach hinreißend" (Marockh Lautenschlag/Medea-Verlag).
"Wer den ganzen Tag hektisch und 'routiniert' Manuskripte liest", schreibt Strobl, "kann sich oft nur schwer auf den einzelnen Text einlassen. So ist es leider. Es handelt sich ja auch bei den ablehnenden Kolleg(inn)en nicht nur um literarische Banausen. Aber um das Versagen einzelner geht es nicht alleine. Es geht auch und vor allem um die verselbständigten Strukturen der großen (und kleinen!) Apparate, um die tödliche Wirkung von Routine und darum, daß auch unter 'fortschrittlichen' Intellektuellen anscheinend vor allem das System der Protektion funktioniert."
Wenn Du also wirklich Erfolg haben willst, reicht es nicht, gut zu schreiben, dann mußt Du versuchen, die "richtigen" Leute kennenzulernen. Sicher gibt es irgendwelche Hamburger Schriftstellerverbände etc., die irgendwann ihre Treffen abhalten - erkundige Dich und geh da hin ... Jedenfalls würde ich das machen, wenn ich richtig veröffentlichen wollte.
Zurück zum Thema:
Ich hab heuer nur zwei Geschichten fertiggebracht - die ich eigentlich gar nicht hätte schreiben dürfen, weil ich mir so lange Schreibverbot auferlegt habe, bis ich die vor einem Jahr begonnene Geschichte fertig habe - die ist aber erst so ungefähr halbfertig.
Zu Wettbewerben habe ich, wie schon in den Vorjahren, wieder nichts eingeschickt, daher auch nicht gewonnen und nicht veröffentlicht.
Die Kritiken, die ich geschrieben habe, waren im vergangenen Jahr leider auch weniger als sonst ... Das soll aber heuer wieder anders werden.