Das ist eine gute Gelegenheit, einmal darüber nachzudenken, was so ein Jahres-Abschluss-Fazit für den Einzelnen bedeutet. Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, aber in den Beiträgen, die ich gelesen habe, überwiegt die Betonung auf erfolgreich und sehr und viel. Fazit wird also ganz eindeutig unter der Leistungsprämisse gesehen, und die mißt anscheinend – in absteigender Reihenfolge - nur die Höhe bzw. die Existenz eines Honorars, die Anzahl der Veröffentlichungen in Printmedien, wobei Veröffentlichungen in Anthologien ganz untern rangieren, dann die Anzahl der Empfehlungen bzw. der Veröffentlichungen auf kd.de, und ganz zuletzt die Anzahl der Geschichten, die man schon fertig geschrieben bzw. angefangen, aber noch nicht fertig geschrieben hat.
Dabei fällt auf, daß das Medium oder der Ort, in dem bzw. wo wir aktiv sind, nämlich kurzgeschichten.de, ziemlich weit unten rangiert, ja oft als nicht weiter erwähnenswert erachtet wird. Es wird so getan, als ob das Schreiben an sich keinen Wert darstellte, als ob es keine Kunst wäre, Geschichten zu schreiben, und es auch keines Mutes bedürfte, sich darin zu entblößen und in dieser Blöße der Kritik zu stellen.
Dabei ist für die meisten von uns gerade das Schreiben an sich der eigentliche Antrieb, man will sich mitteilen, und damit, wenn möglich, auch andere unterhalten. Sicher, es gibt auch welche, die kg.de in erster Linie als kostenloses Lektorat betrachten, oder bestenfalls als ein Experimentierfeld, in dem es sich bequem herausfinden läßt, was beim Publikum ankommt und was eher nicht. Aber die sind in der Minderheit, genauso wie diejenigen, die hoffen, mittels kg.de (neue) Lebenspartner zu finden.
Insofern erstaunt mich schon sehr, daß kg.de so gering geschätzt wird, ist sie doch ein Forum für jede Lebenslage, und dabei denke ich keinesfalls nur an die Kaffeekranzthreads. Trotz mancher Differenzen mit dem Führungspersonal dieser Seite, erscheint mir kg.de als ein Ort der Seligen, wohlgemerkt nicht der der Heiligen, aber auch nicht der in die Hölle Verbannten, ein Ort also, wo man gehört, aber nicht unbedingt bejubelt wird, wo man weinen und lachen und sich necken kann, und wo trotz harten Kämpfe hinterher eher die Hand gereicht als erneut Fehdehandschuh geworfen wird – Ausnahmen davon bestätigen …
In diesem Sinne wünsche ich mir, daß es hier auch in neuem Jahr so läuft wie im vergangenen, auf daß die Gemeinschaft wächst und gedeiht und neue Talente hervorbringt, auf immer und ewig. Amen.