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Genre: alltag

  1. Notbewegungshelfer

    „Notbewegungshelfer“. Ich wiederhole das Wort auf meinem Passierschein innerlich mehrmals. Das bin ich jetzt also. Irgendwie entspricht das dem Hauptinhalt meines gesamten Berufslebens. Vom Grundsatz her betrachtet, helfe ich anderen Individuen dabei, sich zu bewegen. Nur hat sich die Anzahl der...
  2. Die Tulpen und der Tod

    Als er erwachte, schien das Licht fahl durch die klaren Fenster. Er blieb liegen und sah verträumt zu, wie der weiße Vorhang unter der Heizungsluft sanft wogend tanzte. Diese besondere Tageszeit, zwischen Schlaf und Wachsein, in der man sich vorstellen konnte, dass alles lebendig war, die mochte...
  3. Copywrite Die verschlossene Kammer

    Mama sagt, wir sollen Frau Bienzle lieber nicht mehr besuchen und um Himmels Willen nichts bei ihr essen. Aber wir gehen auf jeden Fall hoch, allein schon weil wir herausfinden wollen, was sie in ihrer Rumpelkammer versteckt. Zwei Tage später ruft Mamas Freundin Inke an und als ich sage, dass...
  4. Taubenblut

    Donnerstagnachmittag, 16.4.2020. Ein junges Paar sitzt auf dem grauen Sofa im Wohnzimmer. Um sie herum hängen Bilder aus vergangenen Tagen, ein Poster mit London-Motiv und ein Bild eines lokalen Künstlers. Eine etwas zusammengewürfelte Sammlung. Sie lauschen der Medienkonferenz des Bundesrates...
  5. Copywrite Brot für Ingeborg

    Seniorenresidenz Waldesruhe, Kronberg im Taunus; Deutschland 13. April 2020: 13:22 Uhr GMT (Ortszeit 15:22 Uhr) Ingeborg lacht. Ihre Augen sprühen vor Lebensfreude, wenn sie lacht. Die dicken Zöpfe setzen sich in Bewegung, tanzen um ihren Kopf, während sie die Lieder singt, die sie jeden Tag...
  6. Serie Der König lacht

    Vor dem Palais de Justice am Eingang zur Sainte-Chapelle, Paris 13. April 2020: 13:22 GMT (15:22 Uhr Ortszeit) Zwei Gestalten schleichen an der Fassade entlang. Sie klettern über ein gusseisernes Tor, warten einen Moment und hoffen, unentdeckt zu bleiben. Nichts passiert. Unter ihren Füßen...
  7. Copywrite Fensterladen auf, Fensterladen zu

    alltag 
    Hoffentlich noch ein paar Minuten. Aus aller Welt. Lasst mich doch mit dieser Meghan und dem Rotkopf in Ruhe. Kaffee durch. Mist, Milch alle. Tja, ab in Keller. Nie mit leeren Händen … hab‘ ich gestern zwei Flaschen Rotwein gesoffen? Hä? Nee, puh - die eine war nur noch halb. Sehr gut. Muss...
  8. Pottwale, Eine Nacht im Kiosk

    „Luigi, noch en Pilsken und en Kurzen, dann geht der Oppa na Bett!“ Reinhard Nölling lehnte sich mit einem satten Grinsen an die Raufaser und ließ seine Augen zwischen den Gesichtern wandern, die sich ihm zuwandten. „Ja, wat? Ich muss morgen raus, ihr Knalltüten.“ „Tu mich auch noch einen.“...
  9. Gewitternacht

    alltag 
    In den 50er Jahren bei uns auf dem Dorf. Es war ein schöner, heißer Sommertag. Die Bauern waren am Tag auf den Feldern, denn die Ernte lief auf Hochtouren. Abends, nach getaner Arbeit, trafen sich manche vor ihren Häusern, um noch ein bisschen zu schnattern. Vor unserem Haus auf einer alten...
  10. Copywrite Lichter im Staub

    Risse zogen sich durch Toms Blickfeld. Er konnte nicht sagen, ob es der aufgebrochene Lehmboden am Rande des Highways war, die gesprungene Windschutzscheibe oder die geplatzten Äderchen im Inneren seiner Augen. Er hatte Durst. Seine Zunge klebte am Gaumen wie eine Echse an der Trockenmauer. Die...
  11. Die Ärztin aus Genua

    Wie viel Hoffnung ist erlaubt im Epizentrum einer Katastrophe? Darf man an sich an Wunder klammern - oder muss man es vielleicht sogar? Federica wusste nicht mehr, wie lange sie ihren Körper schon stumm geschaltet hatte. Die Notaufnahme schien ein Ort zu sein, an dem die Gesetze von Raum und...
  12. Copywrite Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons

    »Was in Bangladesch passiert, bekommt auch keiner mehr mit«, sagt Nick. »Wahrscheinlich nicht, ist kein Thema mehr«, antworte ich. »Hauptsache, wir können uns immer neue Klamotten kaufen. Woher die kommen und wie giftig das alles ist … Scheiß drauf, ist ja nicht bei uns, oder?« Wir sitzen auf...
  13. Raubtiere

    Er drückt seinen Mund auf ihren blutrot geschminkten. Dieser schneidet sich zu einer genüßlichen Fratze, sie beißt wie eine giftige Schlange ihre willige Beute auf seine Lippen, umklammert ihn mit ihren Augen. Dann schmeißt sie grob ihn auf die weichen Polster, leckt sich den hungrigen Mund. Wie...
  14. Eine seltsame Reise

    Die Sonne scheint heute wieder wunderschön heiß auf mich und der Tag ist so schön wie jeder andere. In letzter Zeit habe ich bemerkt, dass einige meiner Geschwister mir entrissen wurden, jedoch dachte ich mir dabei nichts. Außerdem streifen täglich ein paar Menschen an mir vorbei, die mich...
  15. Die Zwangsstörung

    „Wir sollten was unternehmen“, sagte Margot und strich die Marmelade auf ihrem Toast platt. „Was denn unternehmen?“, fragte Luis, während er mit der Fliegenklatsche nach der Wespe schlug, die es auf den Frühstückstisch abgesehen hatte. „Ich weiß nicht. Einfach raus. Man darf keine Wespen töten...
  16. Montags kann ich schlafen

    Montags kann ich schlafen Von periodischen Schlägen gegen meine Schlafzimmerwand wurde ich geweckt. Verwirrt streckte ich meinen Kopf nach oben und orientierte mich. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, was vor sich ging: Ich hatte eine neue Nachbarin, zumindest hatte mir das der...
  17. Die Schlüsselkettenuhr

    Manni hatte noch nie etwas Glitzerndes besessen. Er hatte schon glitzernde Dinge gesehen, ohja. Immer wenn Mama und er ins Kalte gingen, an den Menschen vorbei, dann sah er sie hinter dickem Glas, das dumpfe Geräusche machte, wenn Manni dagegen klopfte. Manni verstand das nicht. Er konnte die...
  18. Gedanken

    Sie hatte ihm nicht viel erzählt. Die Bank war ungemütlich gewesen, vielleicht hatte sie das wortkarg gemacht. Nass, schon etwas modrig und eine Planke hatte gefehlt. Bestimmt war es die Bank gewesen. Oder dieser alte versoffene Kerl, der sie die ganze Zeit angestarrt hatte. Verfilzter Bart...
  19. Über Brücken gehen

    Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Anna Silvas, bin angehende Journalistin und gerade zu einem Auslandspraktikum in New York/ USA. Ich möchte euch gerne von einem besonderen Tag in meinem Reporterleben erzählen. Wie jeden Montagmorgen gegen 7 Uhr 30 ging ich mit meinem Golden Retriever Snoopy...
  20. Das Schicksal ist ein kleines, weißes Kaninchen

    Mein Kopf brummte, ich blinzelte, aber das Licht, was in mein Schlafzimmer fiel war viel zu hell. Scheiße, wie spät war es? Wie lange war ich weg gewesen? Schlafmittel mit Alkohol zu mischen war echt nicht die beste Idee, das sollte ich mittlerweile eigentlich wissen. Ich wollte mich auf die...

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