Was ist neu

Zitatensammlung Medien und Politik

„ … Dann wurde das Betroffenheits-Ranking … weltweit erschüttert: Knut ist tot. … Unschuldig tapste das Bärenkind durch eine ihm unbegreifliche Welt. Waren wir nicht alle ein wenig Knut? … Heidi, das schielende Opossum in Leipzig, tritt ein schweres Erbe an.!“

So der Geist oder Nacholger des Kraken Paul (Oberhausen), nee, doch nich', sondern die Neue Westfälische am heutigen Tag.

 

„Machen tun sie trotzdem nichts!“,
eher zufällig als typischen Satz von Sat1 aufgeschnappt während „einem“ Bier, sicherlich der künftige Standard, den ich eher komisch finde – ohne, dass ich drüber lachen könnte. Der Satz könnte glatt von mir sein. Issa aba nich, was wohlklingender wäre, als die korrekte, amelodiöse, versachlichte Schriftprache des „Ist er aber nicht.“

Und als zweites hörte ich, Obama, pardon, Osama b. L. wäre auf See bestattet worden. Heißt es nicht eigentlich korrekt "versenkt"?

 

'Seebestattung' ist schon korrekt. Der Tote wird der See übergeben ...

"Ich will Gerechtigkeit. Und es gibt ein altes Plakat im Westen, auf dem steht: 'Tot oder lebendig!'"

G. W. Bush, nach dem '11ten September'.

"Ich habe CIA-Chef Leon Panetta angewiesen, die Tötung oder Ergreifung Osama bin Ladens zur Top-Priorität in unserem Kampf gegen Al Quaida zu machen."

B. Obama, Kommentar zur Ergreifung von bin Laden (zitiert nach 'Menschen bei Maischberger' 03.05. 2011)

 

"Wir sind ziemlich sicher, dass er entweder lebt oder tot ist", sagte der damalige US-Verteidigungsminister im April 2002 laut Spiegel – einen so unsinnigen Satz kann zumindest im Bezug auf Osama bin Laden jetzt niemand mehr sagen. Hoffentlich nicht.

 

Do not use semicolons. They are transvestite hermaphrodites representing absolutely nothing. All they do is show you've been to college.
Kurt Vonnegut

Macht mich fertig. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Macht mich fertig. :)
Zu Recht. Mich auch. :) Da ist ein Denkfehler drin - ist das eine Sollbruchstelle? Transvestite kann nur etwas sein, das ueber Äusserlichkeiten Attribute/Identität des Gegengeschlechts annimmt. Ein Hermaphrodit hat beide Geschlechter gleichzeitig.

Ich weiss, was Vonnegut sagen will, aber sein Begriffszwitter sagt nicht gar nix, sondern ist ein dusseliger Widerspruch, der somit die Aussage nicht stuetzen kann. Das ist doch ein Knieschuss.

:D

Ich glaube White/Strunk mehr als Vonnegut. Die druecken sich deutlich und klar aus, und bei denen darf man semikolonen.

 

:D

Das les ich gern, weil Semicolons hab ich ehrlich gesagt nie so recht verstanden.
Ich finde sie wirken voll unentschlossen, schon laut Definition. Geht doch immer mit Komma oder Punkt, oder nicht? Haben Goethe und so doch auch hingekriegt.

 

Naja, ein Semikolon ist gut fuer Nuancen und Zwischentöne. Viele können mit sowas aber vllt nix anfangen, das ist sicher Geschmacksache und die Frage, wie differenziert oder platt man was ausdruecken (lesen) möchte.

Wozu gibt es ein - wo es auch einen . gäbe? Da kann man jetzt aber seltsame Diskussionen lostreten. Bin schon weg.

 

Liebe Katia,

Göttin der Semicolons, nuancenreiche Ausdrucksweise und schlecht versteckte Seitenhiebe,

Viele können mit sowas aber vllt nix anfangen, das ist sicher Geschmacksache und die Frage, wie differenziert oder platt man was ausdruecken (lesen) möchte.

Als würde die Zahl der Semicolons etwas über die Differenziertheit eines Textes aussagen...
Wegen einem blöden Strichpunkt hat noch keinen Text an Tiefe gewonnen, auch wenn das auf dem ersten Blick "collegemäßig" oder nuancenreich wirken man.
Genau das wollte Vonnegut damit sagen.


MfG,

JuJu

 

Hei, das war kein Seitenhieb. Ein Semikolon drueckt nunmal etwas dezent anderes im Satzbau aus, als ein Komma oder Punkt.

Ich kann mir aber auch denken, dass manche das nicht interessiert - weder beim lesen noch beim schreiben. Und daher ist es manche offenbar egaler als fuer andere - ab davon ist der Satz von Vonnegut trotzdem doof. Weil er etwas Witzig-Kluges sagen wollte, und sich dabei verheddert hat.

 

Dank Arno Geiger kann das gedanklich Pingpong (wer denkt nicht gern an diese Lautmalerei zurück, die dennoch veraltet ist für Tischtennis) an anderer Stelle hierorts fortgesetzt werden, war doch sein Vater – eben der Titelgebende alte König –

„fest überzeugt, dass es Männerarbeit und Frauenarbeit gibt, von Gottes und Rechts wegen. Aufräumen war Frauensache außer im Garten. Hämmern war Männersache außer beim Schnitzelklopfen.“

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil, München 2011, S. 84 f.
Hervorhebungen von mir ...

und jetzt ab für Berlin trainieren!

 

Gestern muss von der großen Welt bis hinab in die kleinste Gemeinde der Tag der Schlaumeier gewesen sein. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der WAZ:

„Dafür braucht man nicht Pythagoras, da genügt Adam Riese.“
Rainer* Brüderle zu einer „sanften“ Umschuldung Griechenlands, übersetzt: die Banken müssen schon wieder gerettätätät werden. Wer will da eigentlich behaupten, die 08-er Krise wäre vorüber?

„Die historische Kuppel ist noch nicht durchfinanziert.“
Ein Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum. Die Hoffnung – auch auf Spenden – stirbt langsam, Theater und sonstige Hungerleider schnell.
„Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast.“
Ein Diakon zu St. C… (lt. Lokalteil) nimmt den alten Kriegstreiber Lord Baden-Powell in den Mund, weil der die Pfadfinderbewegung (boy scouts) begründet hat. Warum wohl?
Mir jedenfalls hat die vormilitärische Ausbildung Spaß gemacht (das verklärt mir auch keine Erinnerung nach vierzig Jahren).

*Hier wäre nun auch wieder das geflügelte Wort anzuwenden, das nach dem Misstrauensvotum gegen W. Brandt seinerzeit auf den Oppositionsführer Barzel gemünzt war: "Keiner wäscht Rainer. Rainer muss sich selber waschen."

 

„Es gibt einen generellen Trend, dass Männer in der Regel ihre Attraktivität für Frauen überschätzen und Frauen unterschätzen ihre Attraktivität für Männer.“

Karl Grammer, Verhaltensforscher

(Sind Männer weniger anspruchsvoll, als Frauen vermuten?)

 

Die Konkurrenz ist größer im Alltag, weil es dort mehr Frauen gibt, die auf ihr Aussehen wert legen als Männer.
Und die Konkurrenz ist größer in den Medien. Dort gibt es ja fast nur schöne und junge Frauen, weil die meisten Schauspielerinnen über 35 ... beschließen, sich um die Familie zu kümmern *hust*.

 

Männer sind vor allem weniger anspruchsvoll als Frauen sie sich wünschen. ;)

 

Ich sitze im Vorstand der Royal Academy of Dramatic Art, wo ich auch studiert habe. Jedes Jahr bewerben sich 3000 junge Leute um 30 Plätze. Man braucht Talent, um dort aufgenommen zu werden. Aber wir leben auch in einer Welt, in der die Höhe der Wangenknochen entscheidend sein kann. Als ich die Schauspielschule verlassen habe, bin ich jahrelang in kleinen, regionalen Theatern aufgetreten. Die Ochsentour. Heute wissen unsere Absolventen, dass sie nächste Woche ein Filmstar sein können, wenn sie das richtige Gesicht dafür haben. Das Medium Film kann viele Makel zudecken.

Alan Rickman, der u.a. im Robin Hood Film mit Kevin Costner den Sheriff von Nottingham und im Harry Potter Filmen den Zaubereilehrer Severus Snape gab, in der heutigen Süddeutschen Zeitung.

 

„Mit einer ungewöhnlichen Entschuldigung endete gestern der Prozess gegen Helmut Manz, Landessprecher der NRW-Linken. Manz wurde vorgeworfen, bei einer Kundgebung Ex-Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin als ‚Arsch’ bezeichnet zu haben. Dazu Manz: ‚Das ist mir nur so herausgerutscht, man sollte ihn nicht als Arsch verharmlosen. Das tut mir leid.'“
Daraufhin wurde das Verfahren gegen 1500 Euro Geldbuße eingestellt, eine ‚Entschuldigung’ war aus formal-juristischen Gründen dazu notwendig. …“
schreibt die WAZ heute unter Rhein-Ruhr.

Manz hat bedingt recht: (Anti-)Sarazen als Arsch zu bezeichnen verharmlost nicht nur, es ist auch eine Beleidigung eines jeden Gesäßes, das seine natürliche Funktion ohne zu nörgeln erfüllt.

 

Keine Bange, ich bin kein Kolumnist!

Gramsci spöttelt einmal, wer behaupte, eine Bewegung wäre spontan, der wisse nur nicht, wer sie organisiert hat. Mag der Autofahrer an der Zapfsäule naiv jubeln: Gaddafi gestürzt und mit ihm der Spritpreis!, dem ehrenwerten Chefredakteur der WAZ sollte der Jubel nicht so einfach in den politischen Kommentar auf die erste Seite fließen:

„Das Ende eines Revolutionärs“ jubiliert er und streift vergleichsweise nebulös wie knapp die unwägbare Seite der Gegenrevolution: „Ein mutiger, anerkannter Richter, ein Rechtsanwalt, der politische Gefangene in der Diktatur verteidigte, zwei in USA ausgebildete bzw. lehrende Ökonomen: Gewiss, wir wissen nicht so genau, wer die Rebellen sind, die Gaddafi nach 42 Jahren aus dem Palast werfen; aber die Führungsleute des Aufstandes, die jetzt den Übergang organisieren, sehen eher viel versprechend aus.“ [WAZ vom 23. 8.2011]

Schon an diesem kleinen Zitat fallen drei Dinge auf:

Gaddafi (wahlweise auch mal Ghadafi) ein „Revolutionär“?
Ja, so hat er sich gern gesehen. Dass niemand glaube, ich gäbe einen Fürsprecher für ihn ab: der junge Obrist – bis heute kein Kind von Traurigkeit oder von zarter Seele - putschte sich 1969 an die Macht und schickte den letzten Monarchen auf den Schrotthaufen der Geschichte -

auf dem steht freilich mitten in London (!), wie die Zeit heute darstellt, der Großneffe des gewesenen Königs Idris As Senussi, zugleich der damalige Chef eines Derwisch(!)ordens, der 1983 in Kairo verstarb, und beansprucht mehr als eine Zahnkrone.
Gaddafi ließ US-Stützpunkte auflösen, begrenzte die Rechte westlicher Firmen am Öl der Cyreneika und widersetzte sich Auflagen der Welthandelsorganisation WTO, unterstützte antikoloniale Bewegungen der Afrikanischen Union und den afrikanischen Währungsfonds, was wiederum dem IWF nicht gefallen konnte, und drohte gar zuletzt, statt des Westens Rotchina mit Öl zu beliefern – was den US-Dollar als Leitwährung hätte gefährden können …

Noch interessanter ist, was dann am Reitzthema auffällt –
die „zwei in den USA ausgebildete, gar lehrende Ökonomen“ (welche Heilsbotschaft mögen die nach Libyen bringen)?
Einer der beiden, Mansour Saif al-Nasr, ist nicht nur geschäftstüchtig, sondern gibt auch noch ein eher schlichtes Geschichtsbild ab: Gaddafi wäre schlimmer als Hitler, da dieser wenigstens nicht die Leute im eigenen Land getötet hätte (Focus Online) - was durchaus die Sicht von Kreativisten und Anhängern der Tea Party sein kann, sehen die doch in der Einrichtung einer bescheidenen gesetzlichen Krankenversicherung den Einbruch des Kommunismus und Nationalsozialismus, schon für sich eine derwische Verknüpfung.
Sein Kumpel Ali Zeidan verbreitet derweil fiktive Zahlen über den Genocid (zuletzt 6000). Was mag da auf Libyen zukommen neben seinem alten Adel und der Derwische?

Die eher aufreitzende Einschränkung
„aber die … sehen eher vielversprechend aus“ -
als wer oder was?, müsste einen auf die Palme bringen! Lieber Herr Reitz, wäre beim letzten Satz nicht der Konjunktiv imperfecti (wie Karl Kraus sagen würde) eher als der Indikativ angebracht, statt eines rumzappelnden „aber“ in Verbrüderung mit einem „eher“ oder fürchten Sie, der geneigte Leser könnte Sie missverstehen? Denn wer stellt da das Führungspersonal?
Zahlreiche Überläufer des Gaddafi-Regimes und buchstäbliche Heimkehrer, ausgebildet in westlicher Schule. Daniela Dahn – Journalistin, Schriftstellerin und Mitherausgeber des Freitag – bringt es auf den Punkt:

„auf beiden Seiten des Bürgerkrieges [agieren] Kämpfer […], die bestens ausgebildet sind, nämlich auch vom BND und Spezialeinheiten des GSG 9-Kommandos. / Wenn Journalisten hierzulande die Macht hätten, den Chef des Kanzleramtes danach zu fragen, was sich der BND seinerzeit dabei gedacht hat, die Geheimpolizei eines Despoten auszubilden, käme wohl etwas Licht in die Debatte. Vielleicht würde dieser sich damit rechtfertigen, Libyen sei ein unterstützenswertes Land gewesen, mit dem höchsten Lebensstandard in Afrika: ohne Analphabetismus in der jungen Generation, mit modernisierter Infrastruktur und Industrie, die zu einem vier Mal höheren Bruttoinlandsprodukt pro Kopf führte als in Ägypten, was sich in den Städten in billigen Wohnungen für alle bemerkbar machte, in medizinischer Betreuung und Universitäten, die auch für Mädchen offen waren. Entsprechend geringer sei die // soziale Unzufriedenheit gewesen, allerdings bei großem Frust über mangelnde politische Teilhabe und eine bis heute fehlende Verfassung. / Angesprochen auf die Repressionen, wären diese nicht zu bestreiten und mit vielen Beispielen von Verhaftung oder Tötung Oppositioneller zu belegen. Aber vermutlich würde sich der Vorgesetzte des BND auf den UN-Berichterstatter für Menschenrechte, Richard Falk, berufen, der den "Grad der Unterdrückung" in Libyen nicht „durchdringender und schwerer" als in anderen autoritär regierten Ländern findet.“ [Störfaktor Gaddafi in Blätter für deutsche und internationale Politik 7/11 S. 35 ff., hier S. 37 f.; hier auch weitere Literatur, insbesondere auch Hinweise auf unsere heile Medienwelt].

Kurz: Gaddafi ist nicht mehr oder weniger Terrorist als amerikanische Präsidenten auch. Man erinnert sich der diversen Schwindel um den Irak seit 1991. Man sollte aber auch um Zusammenhänge des Linienflugs 655 der Iran Air vom 3. Juli 1986 überm Persischen Golf mit der US-Marine und Lockerbie wissen, wie auch um einen Protestzug 1996, der im Märzen d. J. wieder aktuell wurde, denn
„durch eine große Camouflage [gelingt dem Westen in Libyen,] den Umbruch selbst in die Hand zu nehmen und so dessen Souveräne zu verraten. Mit welchen Mitteln?“, und Dahn nennt Reuters, das veröffentlicht „ein Foto von einem Protestzug vor einer Bilderwand, die hunderte Opfer zeigt, friedliche Demonstranten, von Gaddafis Schergen soeben erschossen.“
Kann man da tatenlos zusehen?
„Später musste eingeräumt werden, dass das von einer PR-Agentur zugespielte Foto 15 Jahre alt ist. Der Protestzug fand 1996 statt, vor Bildern von Opfern des berüchtigten Massakers an 1200 aufständischen Gefängnisinsassen, angeblich Al-Qaida-Kämpfer.“ [Ebd.] Hatte der Westen 1996 geflissentlich weggesehen?
Schließen will ich nach ein bisschen Unruhe auch in europäischen Städten mit der berechtigten Frage von Frau Dahn:
„Welche Regierung würde es sich bieten lassen, wenn Rebellen ganze Städte besetzen und öffentliche Gebäude in Brand stecken?“ [Ebd.]
Was ich denke? Die USA werden wenigstens einen Militärstützpunkt neu einrichten und westliche Firmen dürfen wieder Land und Leute ausbeuten. Die Heilslehrer sind ja schon da …
Frisch ans Werk und ab mit dem Reichtum des Landes in westliche Taschen!

 

"Pirat zu sein, das heißt weiter zu gehen, als irgendjemand jemals für möglich gehalten hätte. Eine kleine Gruppe von Leuten, die etwas Großes vollbringen; einen richtig großen Erfolg, der in die Geschichte eingeht."

Damit zitiere ich hier Steve Jobs laut Berliner Zeitung, um den 9-prozentigen Wahlerfolg der Piratenpartei bei den jüngsten Wahlen in Berlin auch bei kurzgeschichten.de wenigstens zu dokumentieren. Nicht nur ich denke: Die Piraten sind die neuen Grünen. Jedenfalls werden sie von den etablierten Parteien genauso staunend betrachtet oder gar als Spinnertruppe bezeichnet wie vor 30 und mehr Jahren die Grünen. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

 

"Er ist mein theologisches Sandmännchen. Er hat nichts gesagt, das mich am Einschlafen hindert."
Uta Ranke-Heinemann zum päpstlichen Wort zum Sonntag zu Spiegel-Online - personifiziert in Barbara Hans.
Trifft das nicht irgendwie auch auf Christ- und Sozialdemokraten, Grüne, Liberale, Linke und nun auch die Piraten zu? Oder etwa ...

 

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