… wir müssen das Vorurteil für das Vortreffliche haben, daß es sich in den Gebrauch setze und beliebt mache.
GWF Hegel, Phänomenologie des Geistes
„Die Deutschen [gemeint ist vor allem der Chef des AA] haben uns gegenüber eine sehr gute Position eingenommen, ganz anders als viele wichtige Länder im Westen …“ (Gaddafi im RTL-Interview), der wohl vergisst, wer ihn aufgerüstet und seit Jahren gehätschelt hat ...*
Hierzu folgender Ausschnitt aus Helmut Schmidt, Fritz Stern: Unser Jahrhundert. Ein Gespräch, München 2010
Am Nachmittag des ersten Tages wird neben der Bücherverbrennung anderem auch über das gesprochen, was man im Dritten Reich hätte wissen müssen / können.
Stern: Nun, der Antisemitismus war ja von den Nazis … ungeheuer geschürt worden in der Weimarer Zeit, so dass man immer wieder auf diese Propaganda stieß. Aber Opfer waren am Anfang nicht gezielt die Juden, sondern die politischen Gegner. …Ich erinnere mich deutlich an den Straßenterror vor dem 30. Januar [Anm.: da war Fritz Stern sechs Jahre alt], und deshalb war klar, dass es den politischen Feinden übek ergehen würde. Bekannt wurde auch bald die Tatsache, dass es Konzentrationslager gab. Die Nazis machten ja keinen Hehl daraus, dass sie solche Lager zur Umerziehung von politischen –
Schmidt[, der acht Jahre älter ist als Stern]: Das hat mich nicht erreicht.
Stern: Dachau wurde im März 1933 eingerichtet. Es diente nicht nur dazu, politische Gegner einzusperren, sondern auch der Einschüchterung aller anderen, und deshalb musste bekannt gemacht werden, was ein Konzentrationslager // bedeutete. Das sprach sich ziemlich schnell herum, es wurden sogar Bilder gezeigt.
Schmidt: In Hamburg gab’s Kola-Fu – das war eine Abkürzung für Konzentrationslager Fuhlsbüttel, aber Fuhlsbüttel war das normale Gefängnis –
Stern: Aber man wird doch in Hamburg den Vers gekannt haben: «Lieber Gott, mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm.» Diese Allgegenwart des Terrors, die es bis in den Volksmund schaffte, war für das Regime ungeheuer wichtig. [S. 76 f.]
[…]
… Die Angst ist sicher mit zu bedenken, wenn man heute fragt, was wussten die Deutschen. «Wissen» in dem Sinne, dass man etwas wahrnimmt und offen drüber spricht, ist eine Sache. «Wissen» im Unterbewusstsein oder im halben Bewusstsein – also zum Beispiel zur Kenntnis zu nehmen, dass in den Tagen nach der Kristallnacht auf einen Schlag beinahe 40 000 Juden inhaftiert werden, dass da etwas passiert, was man eigentlich besser nicht zur Kenntnis nimmt, dieses Wissen, ohne Wissen zu wollen – das müssen viele Millionen gewesen sein, die sich so verhielten. Haben einfach weggeguckt. - … [S. 86]
* 2009 erteilten EU-Mitglieder Lizenzen für Waffenexporte in Höhe von insgesamt knapp 344 Millionen Euro. Allein Italiens Exportlizenzen erreichten einen Wert von 112 Millionen Euro, der allergrößte Teil davon für den Verkauf von Flugzeugen und Hubschraubern an Libyen. Auf dem zweiten Platz der Liste taucht die kleine Mittelmeerinsel Malta auf. Sie vergab Lizenzen über 80 Millionen Euro, vor allem für kleinkalibrige Waffen wie Pistolen und automatische Handfeuerwaffen.