Danke euch,
lollek,
./,
und lakita §.
Gewiss ist es langweilig, nur Allgemeinplätze zu schreiben oder sich anderer Gedanken zu bedienen; und sieht einem Schriftsteller nicht ähnlich, bloßes Kopieren ohne bereits Dagewesenes mit eigenen Ideen zu vermischen. Wenn ich - um beim Beispiel "fleischgewordener Diminutiv" zu bleiben - stattdessen fleischgewordene Allusion oder Hyperbel schreibe, dann hat mich Quinn inspiriert, ich hab den Kerngedanken genommen, aber trotzdem etwas eigenes eingebracht. Freilich klingt das nicht golden. Aber es wäre doch traurig, wenn es so wäre, wie du es schreibst, lakita. Da hätte einmal ein genialer Autor in einem genialen Moment einen genialen Vergleich geschrieben, den aber nur - sagen wir - fünfzig Leute lesen. Und weil er das Recht auf diesen verdammt guten Vergleich hat, darf ihn niemand anders verwenden und wenn dieser jemand selbst darauf käme, weil er nicht zu jenen auserlesenen fünfzig Lesern gehörte, kommt nachher jemand und verurteilt ihn, wirft ihm Verletzung eines Urheberrechts vor. Das würde die Literatur gehörig verzetteln und verkomplizieren, wenn jedes Wort nach einmaliger Verwendung die Erlaubnis auf Wiederholung oder Nachahmung verliert.
Ein anderes Problem: Angenommen ich finde einen Ausdruck so passend, dass ich ihn einfach verwenden muss. Weil ich kein schlechtes Gewissen will oder die Urheberrechte wahren möchte, schreibe ich den Autor an, ob das okay ist. Er sagt, na klar, aber nur wenn du dem Leser dann auch sagst, dass das von mir ist. Schreibe ich dann in einem Nachwort: der Vergleich auf S. 28 ist von Soundso, die zwei Sätze auf S. 139 stammen so ähnlich von Dings und den letzten Satz "Und wenn sie ...", habe ich aus einem Märchen abgeschrieben. Das käme doch total blöd und als Leser würde ich mir sehr verarscht vorkommen irgendwie. Ich habe letztens "Leonce und Lena" von Georg Büchner gelesen und er zitiert vielleicht einige Male, dabei hat er zig Werke darin verarbeitet, ohne einen leisen Rülpser darüber zu verlieren. Bei "Der Schwarm" hat Frank Schätzing, beispielsweise, hunderte wissenschaftliche Arbeiten und auch Begrifflichkeiten verwendet und ich habe irgendwo gelesen, dass ihm irgendjemand deswegen an den Fuß pinkeln wollte. Dabei ist es doch genial, dass die teilweise für Laien schwer fassbaren Zusammenhänge in solch einem wunderbaren Werk verständlich und veranschaulicht werden.
Nachahmung ist die schönste Form der Schmeichelei, lakita. Ich habe nicht gesagt, dass Urheberrechtsbrüche aus dieser Motivation legitim sind, aber sie zeigen dem Urheber dennoch: Jemand muss gut finden, was ich gemacht habe, warum sonst sollte er es kopieren?
Vielen Dank für eure Gedanken!
Beste Grüße
markus.
PS: An dieser Stelle möchte ich Werbung für das Copywrite-Spiel machen! Ich möchte nicht nur einzelne Formulierungen klauen, sondern ganze Storys - freilich mit Lizenz.