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philosophisches

Genre: philosophisches

  1. Schicksalsschlag

    Ich sehe in den Spiegel und betrachte meine klägliche Gestalt, diese erbärmliche Erscheinung, die sich mein „Selbst“ nennt. Wie ich es verabscheue, dieses „Selbst“. Der Gedanke, auf ewig in diesem „Selbst“ gefangen zu sein. Als wäre es eine Schale, aus der herauszubrechen keine Möglichkeit...
  2. Real gefangen

    Meine größte Angst ist die vor dem Flimmern. Diesem beängstigenden, vertrauten, filmreifen Flimmern. Es taucht auf, wenn tropischer Wind ihr Haar entlang weht, es in neue Formen bringt, Platz macht für eine Blume hinter ihrem Ohr, deren Duft sich drückend mit der schweren, salzigen Meeresluft...
  3. Gottes Fliegenklatsche

    Eine sternenklare Winternacht. Der Schnee knirschte unter Roberts Füßen. Sein Atem dampfte im Licht der Lampen. Von fern sahen die Siedlungen aus wie Versammlungen von Glühwürmchen in Momentaufnahmen zwischen Bergen, groß und still. Auf dem Dorfplatz blieb er stehen. Sollte er den nächsten...
  4. Gläsern

    Mit traurigen Augen schaut sie in den Spiegel. Sie sieht sich. Sie sieht eine Andere. Die Gläserne. Eine Person, die durchschaubar ist. Eine Person durch die man hindurchschauen kann. Eine gläserne Frau. Die Frau aus Glas. 'Bin ich das wirklich?', flüstert sie und ihre Worte hängen bleiern in...
  5. Herr Torino

    Herr Torino "Am Samstag wird es etwas milder. Die Temperaturen ziehen auf Höchstwerte von 4 bis 12 Grad an. Vielerorts ist es zwar noch stark bewölkt, stellenweise fällt im Norden noch etwas Schnee oder Nieselregen, aber hier ostwestfälischem Raum bleibt es heute größtenteils wolkenfrei und die...
  6. Pilze im Vondelpark

    Pilze im Vondelpark Maxi war 20, als er, an einem schönen Sommernachmittag, das erste Mal Pilze nahm. Er hatte kurz zuvor Huxleys „Doors of perception“ gelesen, und war nicht wenig begierig darauf, die dort beschriebenen transzendenten Erfahrungen einmal selbst zu machen. So war er nach...
  7. Die Kunst, einen Bus zu fahren

    . Wenn ich abends, müde nach der Arbeit, von der S-Bahn-Untergrundstation nach oben trotte, müsste ich eigentlich noch mehr als einen Kilometer den Hügel hoch zu meiner Wohnung laufen. Es gibt jedoch eine Buslinie, deren Station nur einen Steinwurf weit vom Aufgang entfernt liegt, und der Bus...
  8. Rauchringe

    Sie war rausgegangen, nur zum Rauchen. Die Kälte stach ihr ins Gesicht, umklammerte ihre Finger, ertränkte ihre Lungen. Sie musste weg vom Haus, weg von hier, um nicht gesehen zu werden von den Eltern, die ihr das Rauchen verbieten wollten. Also lief sie, durch die Kälte, bis raus aufs Feld. Mit...
  9. Route 66+ … auf geht`s

    In der Stille liegt eine große Kraft. Daran glaubt Thomas, seitdem er diese Erfahrung kürzlich in einer Kirche gemacht hat. Jetzt will er alles über diesen Zusammenhang von Stille und Kraft erfahren. Und zwar nicht im Monolog, sondern im Gespräch mit einem anderen. Am besten mit einem guten...
  10. Stille

    Die Tür fiel ins Schloss. Langsam verhallend, gewann die Stille ihren Platz zurück. Als wäre sie die Herrin des Hauses. Tags drangen vielleicht noch die Motorengeräusche eines vorbeifahrenden Autos herein, doch spätestens, wenn der Mond am Himmel erschien, verbannte sie jedes noch so kleine...
  11. Warnungen

    „Komm doch rein, nimm dir einen Keks! Und fühl dich wie zu Hause!“ Ich hatte meinen Standardspruch runter geleiert und mich schon fast abgewendet, sicher dass du mir folgen würdest. „Ich kann nicht! Mein Ego ist zu groß!“ Ich war überrascht, das aus deinem Mund zu hören. Immerhin setzte diese...
  12. Schreie des Verlorenen

    Ich renne durch den Raum, wie ein getriebenes Tier. Die Wände nähern sich stetig. Ich suche nach dem Ausweg. Kein Weg zu sehen. Versuche zu verstehen was geschieht. Warum? Das Ende ist bald da. Es reist langsam, doch immer sichtbar. Wie demütigend. Rettet mich jemand? Etwas? Konzentriere mich...
  13. Tattoo

    Tattoo Der Alte erstarrt, als er das Tattoo an der Dirne sieht. Plötzlich ist er wieder der Junge von sechs oder sieben Jahren, der draußen länger gespielt hatte, als von den Eltern erlaubt. Es hieß grundsätzlich „spätestens um sechs zum Abendbrot!“, und es galt das noch strengere „wenn...
  14. Das Gefühl des Verlassenwerdens oder kurz: Seiltanz.

    Seiltanz Ich falle. So berauschend und kraftvoll der Tanz zuvor war, umso überraschender ist der Riss des Seiles. Ich falle. Tief, lang, unwirklich, unkontrolliert. Ich trete und schlage um mich, doch treffe nur mich selbst. Um mich rum herrscht Leere. Ich falle. Stetig wartend auf das Netz...
  15. Die Verleihung

    Ich betrete die letzten sieben Stufen, die das Publikum von der Bühne trennen. Der rote Samtteppich dämpft meine schnellen und energischen Schritte ab. Eigentlich kann ich hohe Absätze nicht ausstehen, aber zu diesem Anlass blieb mir wohl nichts anderes übrig. Ich werde fast taub von meinem...
  16. Äpfel und Aprikosenspalten

    Äpfel sind teurer geworden. Ich weiß nicht warum – wegen des Euros? Sicher nicht. Vermutlich werden Wetterunbilden verantwortlich gemacht – für die Notwendigkeit, der Verteuerung... Ich stehe an der Kasse. Und ich achte auf den Preis von Äpfeln, vermutlich aus dem Alten Land. Also aus...
  17. Vergewaltigt

    Starr blickte Rolf Hohl an die gekalkte Wand, als ob sie eine Projektionsfläche wäre. Das Unfassbare konnte er noch immer nicht begreifen. Er suchte nach Antworten, wobei die Fragestellungen ihm schon Mühe bereiteten. Immer wieder gelangte er wie in einer Endlosschleife zum Warum? Als er...
  18. Bitte eine Portion "Was ICH will"

    Ich stieß euphorisch die Ladentür auf, ging mit entschlossenen Schritten zur Theke und verlangte nach einer Portion Was ich will. Der Verkäufer hinter der Theke blieb unbeeindruckt zu den Regalen gewandt und antwortete fast beiläufig: "Bedaure, schon lange ausverkauft. Müsste ich neu...
  19. Auf dem Wasser

    Dreieckig lag das Mondlicht auf dem sanften Wellengang. Nur das Dröhnen der Dieselmotoren störte die absolute Stille dieses Anblicks. Die Fähre, noch etwa eine Meile von der Bucht entfernt, rollte gemächlich und ohne jedes Schwanken dahin. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, sie stünde auf...
  20. Der Alte und der Tod

    Der Tod trat eines Tages an einen Alten heran und fragte ihn, ob er ihn fürchtete. Der Alte antwortete ihm: Alter Freund, Furcht habe ich keine vor dir. Ich achte dich ob deiner schweren Bürde und habe dich sogar erwartet. Und tatsächlich, er zeigte auf einen kleinen Tisch, auf dem ein Mahl...

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