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philosophisches

Genre: philosophisches

  1. Helenas Hass

    Helena spricht über den Hass wie ein alter Freund zu dir. Sie zündet sich eine Zigarette an, lehnt sich an das Geländer ihres Balkons und kotzt ihren abgestandenen Hass in die schwüle Sommernacht. Sie tut das nicht wie ein abgefuckter Alkoholiker um fünf Uhr morgens, schwankend und lallend...
  2. Ein Spiegelbild

    Er saß im Zug, vor dem Fenster floss die Landschaft vorbei. Ab und zu huschten an den Gleisen stehende Bäume durchs Blickfeld, ebenso in regelmäßigen Abständen die Strommasten der Bahnstrecke. In der Ferne wogten Hügel, teils von gelben Feldern überzogen, teils von Wald bedeckt, und sahen aus...
  3. In Wahrheit gelogen

    In Wahrheit gelogen Zwei befreundete Männer allein im Raucherraum einer alten Kneipe – inmitten einer Grossstadt. Max mit brennender Zigarette in der rechten Hand: Ich weiss nicht wieso, aber irgendwie gelingt es mir nicht, jemanden zu belügen. Frederic inhaliert den Rauch seiner Zigarette...
  4. Der Welt Gerechtigkeit?

    Der Campingplatz war voll, sehr voll. Saubere, in der Sonne blinkende Wohnwagen reihen sich anneinander, die Zwischenräume zwischen ihnen sind meistens kaum größer als drei Meter. Zwischen den Wohnwagen, unter den Sonnensegeln, die aus den Flanken der Mobile gezogen werden können, sitzen Leute...
  5. Gedanken

    Wir sehen uns. Wir sehen uns nicht das erste Mal, doch wir sehen uns diesmal anders. Nicht für möglich gehalten, doch eines besseren belehrt worden. Wir sollten nicht, aber wir könnten. Wir können nicht, aber wir sollten. Schon öfters kam der kurze Gedanke. Immer wieder erwischt man sich, wie...
  6. Die Geschichte des Nicht-Trauens

    Einst wurde ein Prinz geboren. Er war der Auserwählte, alle Ehre gebührte ihm, die Frauen & Männer des Landes waren ihm Untertan. Als er die Volljährigkeit erlangte, wurde ihm bei einer Zeremonie die für ihn bestimmte Frau vorgestellt, sie war die Schönste des Landes. Übrigens lebte dieser Prinz...
  7. Unsterbliche Erinnerung

    Der Tritt gegen die Kellertür eröffnete dem Skelett die Möglichkeit, mich frech anzustarren. Der Körper, den das Skelett gestützt hatte, war schon längst verwesen und doch zeigte er sich so lebendig. Wäre es nur das einzige Skelett, das mich plagte. Nein, in meinem Keller lag ein ganzer Haufen...
  8. Genesis

    Michael setzte sich mit seinem Getränk an das Steuerpult. Er war schon ganz aufgeregt. Diesmal würde sein Experiment mit Sicherheit gelingen. Nachdem bereits drei schiefgegangen waren, hatte er die Messergebnisse von allen dreien ausführlich analysiert und das Setup wesentlich verbessert. Es...
  9. Serie Kreis mit Kreuz: Isabel

    I. »Nein, was du nicht sagst? So ein Arschloch! Sag' mir Bescheid, wenn ich es tun soll! Ich fahre gleich morgen bei ihm vorbei, Schätzchen, du Arme! Wer hätte das gedacht? Wie viele Jahre waren es? Aber ich wusste es gleich. Tom hat euch nie gefragt, ob ihr zu ihm ziehen wollt. Dabei hat er...
  10. Geister in Ostberlin

    Ich durfte nicht mit dem Mädchen sprechen. Es war mir verboten. Ich wollte zu ihr gehen. Ich sah, dass sie genauso alleine war wie ich. Ich wollte mit ihr sprechen, damit ich nicht zusehen musste, was ihr passierte. Ich wollte, dass sie einen Freund hatte und selber auch nicht alleine sein. Sie...
  11. Meine Hände schmelzen

    Meine Hände schmelzen und niemand will mir helfen. Kein Arzt, kein Heilpraktiker, nicht Mal ein Scharlatan wollte mir helfen. Jedes mal, wenn mein Körper das Haus verlässt, beginnt es. Jedes Mal beginne ich zu denken, dass alles gut sei. Wenn ich dann den ersten Tropfen fallen höre, kommt die...
  12. Work-Life-Balance

    Der 15. August, Sonntag, Sommerferien. Auf 2000 m Seehöhe ist die Hölle los. Touristentrauben drängen von der Seilbahn direkt zur FreiZeit-Hütte mit dem riesigen Spielplatz und stellen sich am Einstieg der Alpenachterbahn an. In nur zwei Monaten genügend Umsatz zu machen, um das ganze Jahr über...
  13. Ein Mann und sein Quietscheentchen

    Ausgezehrt sitzt Arnold in der Badewanne, die gleichermaßen Sarg und Arche für ihn sein könnte. Das Badfenster ist gekippt und das Mondlicht erhellt die wenigen Schaumreste. „Hast schon lang nicht mehr so geguckt, Prinzessin.“, sagt er zu dem Quietscheentchen, mit dem er sich das beinah kalte...
  14. Grenzgänger des Patriarchats

    „Wach?“, er liegt mit gestütztem Ellbogen vor mir und grinst mich auf die Weise an, als wisse er etwas über mich, das mir nie bewusst war oder werden würde. Ich reibe mir die Augen und versuche mich zu orientieren. Unglücklicherweise hält mich das Brett vor dem Kopf in das Kissen gedrückt. Ich...
  15. Im Bus

    Ein Bus ist eine tolle Sache. Technisch faszinierend; aber all die Menschen, die er an ihre Ziele bringt, noch viel mehr. Ich liebe das Busfahren, einfach so herum. Vorn die alten Menschen. Taub und steif, weise und alt. Immer wütend. Dahinter ein paar Leute. Auf dem Weg zur Arbeit. Beschäftigt...
  16. Ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach

    Benedikt platzierte den Nagel. Unterdrückte einen tiefen Atemzug, bekreuzigte sich stattdessen. Bestimmt schlug er zu. Metall durchbohrte das Fleisch. Schmerz dehnte sich aus, betäubte für einmal stark genug. Sein letzter Blick fiel auf den ans Kreuz genagelten Jesus Christus. Dann überfiel ihn...
  17. Warten

    Die abblätternde grüne Farbe zeigte die Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit dieses Ortes besser als der übervolle – wahrscheinlich noch niemals geleerte – Mülleimer oder die Pflastersteine, die unter dem Waldboden in Vergessenheit ertranken. Die Luft roch etwas modrig; nach Eichenlaub. Wenn er...
  18. Geschichte aus einem älteren Krieg vor und nach einem anderen Krieg

    Deutsche sitzen in einem vordersten Festungsgraben fest, sie werden massiv beschossen und können es noch nicht einmal riskieren, Ihren Kopf aus dem Graben zu strecken. Einem derartig massiven Beschuss folgt meistens der Versuch eines Vorstoßes von Seiten des französischen Gegners. Im dem...
  19. Big Brother

    Großer Bruder Schuld gehört zum Leben wie der Mensch. Wieviel ich annehme, entscheide ich selbst. Aber wenn du noch extra Schuld oben drauf schichten möchtest, dann tauche ich weg. Wegtauchen ist besser als untergehen. Doch eine Schuld muss ich tragen, eine Schuld so schwer, wie die Bomberjacke...
  20. Tiefer vergrab ich meine Bedürftigkeit (Lieber Mann)

    Du willst wissen, was ich fühle, während du meine Klitoris berührst? Nichts. Aber dafür hasse ich mich. Es braucht viel, um dieses Nichts auszuhalten. Ich schaffe es nicht. Wie kann ich von dir erwarten, dass du es tust? Ich habe einen Knacks da unten. Oder überhaupt. Das dämmert mir erst jetzt...

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