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25.04.2020
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Genesis

Michael setzte sich mit seinem Getränk an das Steuerpult. Er war schon ganz aufgeregt. Diesmal würde sein Experiment mit Sicherheit gelingen. Nachdem bereits drei schiefgegangen waren, hatte er die Messergebnisse von allen dreien ausführlich analysiert und das Setup wesentlich verbessert. Es brauchte deutlich mehr Wasser. Das hatte er die ersten beiden Male komplett unterschätzt und beim dritten immer noch zu wenig berücksichtigt. Erde war zwar wichtig, aber Wasser wichtiger. Und die Mineralien hatte er neu zusammengestellt. Mineralogie war nicht seine Stärke. Deswegen hatten wesentliche Stoffe im Experiment gefehlt oder waren zu gering gewesen. Aber Gabriel hatte ihm geholfen, Auswahl und Verteilung der Mineralien zu verbessern. Nun sollte die Zusammensetzung optimal für ein Wachstum sein. Das nächste und hoffentlich entscheidende Experiment konnte beginnen.

Am Anfang des Experiments mussten sich die Stoffe zuerst vermischen und miteinander reagieren, um komplexere Stoffe und Strukturen aufzubauen. Das dauerte bei jedem Setup ziemlich lange. Aber Michael kannte das schon und wusste, dass es eine zwingende Voraussetzung war, damit sein Experiment gelingen konnte. Also lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und ließ seine Gedanken schweifen. Er dachte an die viele Vorarbeit zu den Experimenten, die entscheidenden Arbeitshypothesen, mit denen er wesentlich von den Ansichten seiner Kollegen abgewichen war und auch an die heftigen Streitgespräche, als er seine Arbeitshypothesen zur Diskussion gestellt hatte. Keiner seiner Kollegen wollte seinen Hypothesen folgen, im Gegenteil, sie lehnten sie als absurd ab. Aber er war sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, und hatte sich deshalb die Erlaubnis für diese Experimentenreihe bei seinem Chef erbettelt. Wenn dieses Experiment erfolgreich war, konnte er es allen zeigen!

Nach gut drei Stunden waren die ersten größeren Strukturen zu erkennen. Das war immer noch nicht das, was Michael am Ende erreichen wollte, aber er wusste, dass er auf einem guten Weg war. Das Experiment verlief in der Anfangsphase genauso wie die vorhergehenden. Die veränderten Parameter hinsichtlich Wasser und Mineralien sollten sich erst später auswirken. Also trank er genüsslich weiter an seinem Getränk.

Dann endlich entstanden die ersten Kulturen und breiteten sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf dem ganzen Setup aus. Michael lehnte sich nach vorne und beobachtete die Ausbreitung ganz genau. Sie war deutlich schneller als bei allen drei vorhergehenden Experimenten. Die Veränderung der Parameter hinsichtlich Wasser und Mineralien war also der entscheidende Kick gewesen, den sein Experiment gebraucht hatte. Er war begeistert, wie schnell die Ausbreitung der Kulturen erfolgte und träumte schon davon, wie er voller Stolz seine Ergebnisse im Team präsentieren würde, als er die erste Lücken in den Kulturen entdeckte. Die Lücken wurden immer größer und schließlich brachen die Kulturen zusammen. Enttäuscht wollte er das Experiment abbrechen, als ihm auffiel, wie andere, kleinere Kulturen zu wachsen begannen. Fasziniert beobachtete er die rasante Veränderung in der Zusammensetzung der Kulturen. Scheinbar hatten sich die kleineren Kulturen nicht durchsetzen können, solange die größeren da waren. Als diese zusammenbrachen, war genug Platz für die anderen vorhanden und diese konnten nun ihr Wachstum beschleunigen. Zufrieden lächelnd lehnte sich Michael in seinen Stuhl zurück und freute sich, dass er das Experiment nicht abgebrochen hatte. Er schien doch noch sein Ziel zu erreichen.

Nach weiteren zehn Minuten brachen die neuen Kulturen ebenfalls zusammen. Er verzweifelte. Was stimmte nicht mit seinem Setup? Es waren genug Ressourcen für das Wachstum da. Und trotzdem ging alles wieder ein. Ihm war klar, dass das göttliche Prinzip besagte, dass alles im Gleichgewicht sein musste oder wieder ins Gleichgewicht zurückfinden würde. Aber er hatte doch genau das vorgesehen. Sein Setup sollte wachsen und sich dann in einem Gleichgewicht einpendeln. Es passierte jedoch das Gegenteil. Als er die Hoffnung hatte, das Setup würde endlich ein Gleichgewicht erreichen, brachen die Kulturen zum dritten Mal zusammen. Andere wiederum begannen zu wachsen, brachen aber schließlich selbst wieder ein. Während er über die Ursachen für das wiederholte Zusammenbrechen nachdachte, fiel ihm auf, dass die Abläufe immer dem gleichen Prinzip folgten: eine dominante Kultur musste zusammenbrechen, damit eine andere, weiter entwickelte aus deren Schatten treten konnte. Aber auch wenn dies eine interessante Beobachtung war, hatte er in dem Moment jedoch keine Zeit dafür, denn die neue Kultur, die gerade heranwuchs und alles andere dominierte, war genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich erreichen wollte. Unsicher beobachtete er diese eine Zeit lang. Er hatte die leise Hoffnung, dass sie wieder zusammenbrechen würde und eine neue entstehen könnte. Da würde ihm das Prinzip, das er eben beobachtet hatte, zupasskommen. Er sah auch ein paar Kulturen, deren Ausbreitung ihm besser gefallen hätte. Aber die dominante Kultur wollte einfach nicht einbrechen. Er wurde nervös. Damit wäre sein Experiment zwar geglückt – es entstand eine komplexe, ausgereifte Kultur aus einem unstrukturierten Mix von Stoffen. Aber glänzen konnte er damit nicht. Seine Kollegen würden sich über seine komische Kultur lustig machen.

Als nach weiteren Minuten gespannten Wartens keine Veränderung der Kultur abzusehen war, sich im Gegenteil ein sehr stabiles System eingestellt hatte, fasste er einen Entschluss: Er würde eingreifen. Vorsichtig schaute er sich im Labor um, ob jemand zu sehen war. Falls sein Experiment doch noch glücken sollte, durfte keiner wissen, dass er ein bisschen nachgeholfen hatte. Er könnte später immer noch an dem Experiment-Setup drehen, um es ohne den Eingriff hinzubekommen. Mit dieser Rechtfertigung, die in erster Linie sein Gewissen beruhigen sollte, nahm er einen Stein aus der Materialkiste und warf ihn in das Setup. Es gab einen Knall und mit einem Schlag gingen alle Kulturen ein. Die Kulturen dorrten in einer Geschwindigkeit aus, dass er bereute, einen so großen Stein genommen zu haben. So hatte er sich sein Experiment versaut.

Doch während er sich ärgerte, legte sich der Staub, den der Einschlag des Steins aufgewirbelt hatte, und er konnte wieder sich ausbreitende Kulturen erkennen. Zuerst waren es nur sehr wenige – der aufgewirbelte Staub hatte den kompletten Boden bedeckt. Doch mit jeder Lücke in der Staubwolke wurde das Wachstum angespornt. Es breiteten sich die Kulturen aus, welche von der dominanten Kultur vor dem Steineinschlag an den Rand gedrängt worden waren, insbesondere die Kultur, die er zuvor entdeckt und auf deren Wachstum er gehofft hatte. Die neuen Kulturen entfalteten sogar eine Blüte, die er noch nicht gesehen hatte. Alles wuchs schneller und entwickelte eine deutlich größere Vielfalt als zuvor. Michael war begeistert. Sein Experiment sollte doch noch gelingen. Schnell lief er in den Nachbarraum, um sein Getränk aufzufüllen, das er in der Zwischenzeit komplett leer getrunken hatte. Als er wiederkam, traute er seinen Augen nicht. Sein Setup war komplett verwüstet und alle Kulturen tot. Der Boden war vollständig verbrannt und alles Wasser auf Grund einer enormen Hitze verdunstet. Die Überreste seines Setups waren lebensfeindlicher als der Vorhof zur Hölle. Diesmal gab es keine Hoffnung mehr, dass sich irgendeine Kultur erholen würde. Das hatte er noch in keiner der vorhergehenden Experimente beobachtet. Wie konnte das geschehen? Was war da passiert? In nur zwei Minuten, in denen er das Getränk nachgefüllt hatte, konnte doch nicht alles zugrunde gehen.

Schockiert setzte er sich an sein Setup. Zum Glück wurde alles gemessen, gefilmt und protokolliert. Also spulte er den Film bis zu dem Zeitpunkt zurück, als er den Stein ins Setup geworfen hatte, und schaute sich gespannt die weitere Entwicklung an. Und was er sah, schockierte ihn noch mehr, weil genau das passiert war, was er erhofft hatte. Die dominante Kultur ging durch den Steinwurf unter und eine andere, viel leistungsfähigere übernahm die Vorherrschaft. Sie breitete sich aus, bildete komplexere Strukturen und variierte die eigenen Fähigkeiten in einem derart atemberaubenden Tempo, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte. In den letzten Sekunden vor dem Zusammenbruch passierte so viel, dass Michael mehrfach zurückspulen musste, um die Geschehnisse vollständig zu erfassen. Dann endlich begriff er, was der Grund für den Zusammenbruch war. Die Kultur hatte ihre Fähigkeiten solange potenziert, bis sie die Konsequenzen des eigenen Handelns nicht mehr überblicken konnte und schließlich das ganze Setup zur Explosion brachte. Danach war alles abgestorben und endgültig keine Chance mehr auf Erholung. Am Ende seiner Analyse hatte Michael das Gefühl, dass seine Kollegen vielleicht doch Recht hatten. Einsicht konnte nicht entwickelt werden. Es war ein göttliches Geschenk.

 

Hallo @skbussmann

Eine interessante Geschichte. Obwohl ich gar keine Ahnung von Labors und Experimenten habe, konnte ich der Handlung gut folgen und finde sie spannend. Dass Michael selbst "Gott" spielt, um das Experiment und damit seinen Erfolg voranzutreiben und dass dann alles in sich zusammenfällt, finde ich eine originelle Idee. Vor allem, dass er einen Stein dazu braucht, da musste ich schmunzeln...

Zwei Anmerkungen/Fragen habe ich zu Deinem Text; 1, wie kann ich mir eine solche Kultur vorstellen? Wie genau sieht so etwas aus? Irgendwo erwähnst Du eine Blüte, die entsteht. Vielleicht kannst Du dies für Ahnungslose wie mich, genauer beschreiben. Trotz all meiner Fantasie, hatte ich kein Bild im Kopf.
2. Vielleicht lese ich zu viel hinein, aber sehe ich hier Parallelen zwischen der komplexen Kultur, die sich selbst zum explodieren bringt und uns Menschen?

Fehler habe ich keine gesehen und stilistisch habe ich nichts zu meckern.

Gerne gelesen.

Viele Grüsse
Aida Selina

 

Moin @skbussmann,

danke für Deine Geschichte.

Ich finde, sie birgt Potenzial, konnte mich aber aufgrund des drögen Erzählstils nicht packen. Es geht um ein wissenschaftliches Experiment, das aber nicht näher gezeigt wird.
Ich kriege durch die stets vage gehaltene Beschreibung dieses Versuchsaufbaus kein Bild vor Augen. Wie sieht die Anordnung aus? In was für einem Labor befinden wir uns? Es geht um Strukturen, die sich bilden und wieder eingehen, die Wasser benötigen, um zu wachsen und zu überleben. Hier hätte ich mir mehr bildhafte Sprache gewünscht.

Am Ende verstehe ich es als eine Art Parabel oder Allegorie auf die Menschheit, die sich selbst zerstört. Dass die Namen der beiden einzigen auftauchenden Personen Gabriel und Michael heißen, ist absichtlich gewählt, vermute ich.

Wie bereits beschrieben, konntest Du mich mit der Erzählung leider nicht abholen. Du verwendest sehr viele Wortwiederholungen, was das Lesen noch erschwert.
Wenn Du magst, überprüf doch mal den gesamten Text auf den Einsatz der Begriffe: Experiment, Kultur, Struktur, Setup. Vielleicht kannst Du ja noch ein wenig Variation hineinbringen?

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @skbussmann,

deine Geschichte ist wohl eine Analogie zur Menschheitsgeschichte - aber - wie ich phantasiere - findet diese als Experiment im Computer statt. So nach dem Motto, wir bauen uns eine Erde, verwenden die Bausteine und das Programm - wer hat das geschrieben? Ist das nicht ein endlos komplexes Ding? - soll den Aufstieg der Kulturen simulieren. Da sind Wasser und ein paar Mineralien dann doch reichlich wenig "Stoff", aus dem die Träume sind. Aber egal - es liest sich flüssig und leicht verständlich. Und dieser Steinwurf symbolisiert wohl den Eingriff des Menschen in "Gottes Werk" - klar festgestellt im Schlusssatz.
Eine "süße" Geschichte für Menschen, die dem Medium nicht trittsicher gewachsen sind. Ich beschäftige mich mit der Ursache, dem Auslöser, dem Bewusstsein, ja, in kleinstem Umfang, aber die bisherige Erkenntnis übersteigt bei weitem die Idee deines "simplen" Programmes. Trotzdem fand ich´s lesenswert und es gibt (eigentlich) nichts zu meckern.
Grüße - Detlev

 

Hoi @skbussmann

Eine schöne und kurze Geschichte. Die Analogie zur Menscheit, wie sie sich in verhältnismässig kurzer Zeit auschlöscht, hat mit gefallen.
Dennoch hat mich deine Geschichte ein wenig unzufrieden zurückgelassen. Was genau ist denn das Ziel der Experimente? Wieso denken seine Kollegen, seine Experimente sind Unsinn? Aus welchen Gründen ist die letzte Kultur am Ende implodiert? Allgemein sind in deiner Geschichte viele sehr vage Beschreibungen zu finden, mit denen ich als Leser viele Male leider nichts konkretes drunter vorstellen kann. Das macht den Inhalt der Geschichte leider etwas gegenstandslos.
Trotzdem hat mir deine Ideen gefallen: Der Kreislauf von Kulturen (Analogien zu Völker auf der Erde nehme ich an), die wachsen und zusammenbrechen, bis sich eine beständige Kultur entwickelt. Und dann die Katastrophe, als „Gott“ den Meteoriten reinwirtf.

Alles in Einem eine unterhaltsame Geschichte, leider etwas vage und daher gegenstandslos.

Gruess Starrider

 
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Hallo @Aida Selina,

danke für Dein Feedback!

Die Geschichte ist eine Anspielung auf die Entstehung der Erde und den bisher fünf Massenaussterben. Insofern ist das Experiment bzw. die Erde und die Kulturen die Lebensformen. Die Hintergründe habe ich aus diesem Artikel: https://www.faz.net/aktuell/wissen/massenaussterben-fuenfmal-ging-die-welt-schon-unter-14424429.html

Ich fand den Gedanken interessant, dass wir vielleicht das sechste Massenaussterben selbst verursachen könnten.

Grüße
Stefan

Hallo @Seth Gecko ,

danke für Dein Feedback! Ja, es ist eine Anspielung auf den menschlichen Umgang mit der Natur. Schade, dass Du den Erzählstil dröge findest. Ich wollte bewusst vage bleiben, um die Anspielung nicht zu früh preis zu geben.

Grüße
Stefan

Hallo @Detlev,

danke für das Feedback! Es ist eine Anspielung auf die göttliche Entstehung der Erde und die Gefahr, dass die Menschheit vielleicht ein erfolgloses Experiment sein könnte, wenn sie so weiter macht. Der Steinwurf ist der (mutmaßliche) Meteoreinschlag, der das fünfte Artenmassensterben verursacht hat (siehe https://www.faz.net/aktuell/wissen/massenaussterben-fuenfmal-ging-die-welt-schon-unter-14424429.html). Interessant, dass Du das Experiment als Programm verstanden hast.

Grüße
Stefan

Hallo @Starrider,

danke fürs Feedback! Ja, es geht um die Entstehung der Erde und das Artensterben. Ich wollte bewusst vage bleiben, um die Analogie nicht zu früh zu verraten. Schade, dass Du es als zu vage empfunden hast. Am Ende habe ich bewusst nicht beschrieben, was genau passiert, weil die Menschheit ja noch lebt. Die Geschichte soll ja in erster Linie dazu anregen, dass wir ein "erfolgloses Experiment" sein werden, wenn wir so weiter machen.

Grüße
Stefan

 

… und schließlich brachen die Kulturen zusammen.

Vor 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome „die Grenzen des Wachstums“, nach dem bei einem „weiter so“ etwa in meinem 9. Jahrzehnt ein menschengemachter irdischer Kollaps „produziert“ wird, der nicht nur so kleinräumig ist wie alle bisherigen Untergangssagen von Eurasien und Afrika über beide Amerika und den Stillen Ozean und wie nicht nur ich fürchte, werden die nicht mal mehr zwei verbleibenden Jahrzehnte da nicht mehr viel dran ändern können, da wirkt,

lieber skbussmann,

Dein Satz

Scheinbar hatten sich die kleineren Kulturen nicht durchsetzen können, solange die größeren da waren. Als diese zusammenbrachen, war genug Platz für die anderen vorhanden und diese konnten nun ihr Wachstum beschleunigen.
wie eine Utopie

Sinnigerweise benennstu die Laboranten nach Erzengeln: Michael und (warum nur als Gehilfen?) Gabriel (= Mann - im Sinne eines Mannen in der Sagenwelt, also Kämpfer/Krieger Gottes) Michael nicht minder heftig „wer ist wie Gott“ [eine Abweichung sei mir gestattet, denn da lohnt sich drüber nachzudenken, warum Kleist seinen Helden „Michael“ K. nennt, wie wohl die schlichte Vorlage einen schlichten "Hans" belegt].

Da tun sich Abgründe auf …, dass wir nahtlos zu trivialerem übergehen, wie direkt zu Anfang

Michael setzte sich mit seinen Getränk an das Steuerpult.
seinem

Erde war zwar wichtig, aber Wasser noch wichtiger.
Warum das entbehrliche noch vorm Komparativ? Weg mit ihm!

Ich schließe mit dem Satz, an den man immer denken sollte

Falls sein Experiment doch noch glücken sollte, durfte keiner wissen, dass er ein bisschen nachgeholfen hatte.

und damit

herzlich willkommen hierorts!


Friedel

 

Hallo @skbussmann ,

ich habe die Geschichte eben gelesen und es gebt mir ein bisschen wie meinen Vorrednern. Ich fasse es mal zusammen: Gute Idee, aber irgendwie reißt es mich nicht mit.

@Seth Gecko hat es mit "drögem Erzählstil" beschrieben. Ich empfinde das ähnlich. Das ist ja eigentlich schade. Im Grunde genommen ließt sich die Geschichte wie ein Bericht, nicht wie eine Kurzgeschichte, obwohl du zwischenzeitlich ja versuchst, Motive und Emotionen des Protagonisten zu beschreiben.

Es klingt, als bräuchtest du mehr "show" und weniger "tell", falls du mit dem oft zitierten "Show, don't tell!" etwas anfangen kannst. Da ich aber nicht einfach nur kritisieren will, versuche ich mal, das Ganze an Beispielen aufzuhängen.

Er war schon ganz aufgeregt. Diesmal würde sein Experiment mit Sicherheit gelingen.
Und die Mineralien hatte er neu zusammengestellt. Mineralogie war nicht seine Stärke. Deswegen hatten wesentliche Stoffe im Experiment gefehlt oder waren zu gering gewesen. Aber Gabriel hatte ihm geholfen, Auswahl und Verteilung der Mineralien zu verbessern. Nun sollte die Zusammensetzung optimal für ein Wachstum sein. Das nächste und hoffentlich entscheidende Experiment konnte beginnen.
Das ist ja im Grund genommen eine Nacherzählung, keine Geschichte. Hier fehlt sozusagen Salz in deiner Suppe.

Wie wäre es mit mehr Details. "Wochenlang hatte er Mineralien und Spurenelemente abgewogen, bis seine Finger an der Waage zitterten." "Mit einem Kloß im Magen schaltete er Licht und Wärme ein, um das Experiment zu starten". Oder so ähnlich. Flesh to the bones würden die Amis sagen.

Auch den "Setup" etc. konkreter schildern. "Die Lichtquelle näher an die Kulturen bringen", die festen Bereiche müssen feuchter werden (Ebbe & Flut, Mond, Regen, Wind)), irgend etwas, was und das Experiment greifbarer macht, ohne zu viel zu verraten.

Oder mal die Erzähl-Perspektive ändern und vielleicht als Ich-Erzähler auftreten. Die Geschichte würde das zulassen.

Aber er war sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, und hatte sich deshalb die Erlaubnis für diese Experimentenreihe bei seinem Chef erbettelt. Wenn dieses Experiment erfolgreich war, konnte er es allen zeigen!
Chef ist eine Analogie für Gott, vermute ich. Keine schlechte Idee, aber auch hier wäre es gut, wenn du mich emotional abholst. (Ich bin auch kein Fachmann für mitreißende Erzählung, also kann ich dir nur mitgeben, was mir auffällt.)

Nach weiteren zehn Minuten brachen die neuen Kulturen ebenfalls zusammen. Er verzweifelte. Was stimmte nicht mit seinem Setup? Es waren genug Ressourcen für das Wachstum da. Und trotzdem ging alles wieder ein. Ihm war klar, dass das göttliche Prinzip besagte, dass alles im Gleichgewicht sein musste oder wieder ins Gleichgewicht zurückfinden würde. Aber er hatte doch genau das vorgesehen. Sein Setup sollte wachsen und sich dann in einem Gleichgewicht einpendeln.
Auch hier: Lass ihn sich vorbeugen, eine Lupe nehmen, um zu sehen, was schief läuft. Lass ihn sich die Haare raufen oder irgend was. "Er verzweifelte" ist nicht richtig greifbar.

Auch das mit den Stein. Beschreibe Erschütterungen, Überschwemmungen, Risse, Verschattungen, seine Angst, eventuell zu viel kaputt gemacht zu haben.

Sie breitete sich aus, bildete komplexere Strukturen und variierte die eigenen Fähigkeiten in einem derart atemberaubenden Tempo, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte. In den letzten Sekunden vor dem Zusammenbruch passierte so viel, dass Michael mehrfach zurückspulen musste, um die Geschehnisse vollständig zu erfassen. Dann endlich begriff er, was der Grund für den Zusammenbruch war.
Die Idee, dass er in der entscheidenden Phase einen Kaffee holt, finde ich gut. Zurück spulen, :thumbsup:. Aber dann kannst Du doch greifbarer werden. Allgemeine Erwärmung aufgrund von Emissionen, Überhitzung, Explosionen nehmen zu. Klimawandel - Krieg - Ende.

Du merkst hoffentlich, dass ich die Idee selbst klasse finde.

Ich würde mich freuen, wenn du den Text weiter entwickelst und bin gespannt, wo dich das hin führen wird.

Gerne gelesen und kommentiert.

Grüße
Gerald

PS: Ich weiß nicht, ob du schon registriert hast, dass die meisten Geschichten direkt oben im Original bearbeitet werden und so alle merken können, wie sie sich verbessert. Das ist wirklich hilfreich.

 

Hallo @Friedrichard und @C. Gerald Gerdsen,

(da scheinbar getrennte Antworten zusammengeführt werden, versuche ich es gleich mal als eine)

danke für Euer Feedback und die Korrekturen! Hmm, gleich im ersten Satz ein Schreibfehler, obwohl ich es oft Korrektur gelesen habe. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht - oder umgekehrt :-(

Meine Idee war eine andere. Ich wollte keine mitreißende Geschichte erzählen, sondern eine interessante, die zum Nachdenken anregt. Aber das ist mir offensichtlich nicht gut gelungen.

Grüße
Stefan

 

Meine Idee war eine andere. Ich wollte keine mitreißende Geschichte erzählen, sondern eine interessante, die zum Nachdenken anregt. Aber das ist mir offensichtlich nicht gut gelungen.
Da täuschtu Dich,

lieber Stefan,

kein Grund, enttäuscht zu sein: Du hast ein interessante Geschichte geschrieben und nachdenken sollte man immer jenseits der Gebrauchsanweisung, und jeder wird - sofern er so lange noch lebt, erleben, wie es einen mitreißt ...,

lass Dear das von einem gelernten Laboranten gesagt sein ...

Friedel

 

Hallo @skbussmann ,

Meine Idee war eine andere. Ich wollte keine mitreißende Geschichte erzählen, sondern eine interessante, die zum Nachdenken anregt. Aber das ist mir offensichtlich nicht gut gelungen.
ich schließe mich dem Friedel an. Die Geschichte ist durchaus gut und zum Nachdenken regt sie sicher an.

Ich denke, du könntest sie überarbeiten, verbessern. Es ist vor allem Handwerkszeug, das zum Schreiben gehört. Nutze das Feedback, werde persönlicher, gib uns einen Grund weiter zu lesen. Fessel und mit Handlung und mit Emotionen (mir gelingt das meistens eher nicht, aber es wird besser). Irgend jemand hat mal gesagt, der erste Entwurf sei eigentlich immer schlecht. Ich habe hier im Forum schon erlebt, wie Geschichten von mittelmäßig zu mitreißend wurden, durch Rückmeldung, Überarbeitung, Rückmeldung, Überarbeitung.

Lass dich nicht entmutigen.

Hmm, gleich im ersten Satz ein Schreibfehler, obwohl ich es oft Korrektur gelesen habe. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht - oder umgekehrt
Ja, der Splitter im Auge des Bruders und den Balken im eigenen Auge sieht man nicht. :)
Geht mir auch so.

Liebe Grüße
Gerald

 

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