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Genre: alltag

  1. Eine Reise

    Dieser Jim gefiel ihr nicht. Eigentlich hatte sie dieses Gefühl schon kurz nach dem Einsteigen in sein Auto gehabt. Er hatte eine ölige Stimme und unverschämte Blicke. Cheryl, die im Chor oft neben ihr sang, hatte ihr versichert, dass er okay und nett sei und sie ganz sicher nach P. mitnähme. Er...
  2. Ein nettes kleines Leben

    alltag 
    „Verdammt!“ Patrick schlug mit der flachen Hand gegen die Wand, um seinem Ärger Luft zu machen. Devin zuckte zusammen, was aber mehr der Reaktion ihres Ehemannes als dem Fahrstuhl geschuldet war, der nach nur wenigen Sekunden Fahrt zwischen dem zehnten und elften Stockwerk stecken geblieben war...
  3. Erinnerungen in Stein gemeißelt.

    Mein Vater und ich fahren durch sein Heimatdorf. Wir fahren, bis wir das Ortsausgangschild sehen und biegen davor rechts ab. Wir halten vor dem Eingangstor des Friedhofes. Wir steigen aus, ich sehe mich um, mein Vater nicht. Ihm ist hier jedes Detail vertraut. Er geht direkt zum Eingang, ich...
  4. Der Student

    Ich sitze am Schreibtisch und sehe aus dem Fenster. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Eigentlich bin ich echt findig. Aber die Situation ist … aussichtslos? Ich mag das Wort nicht. Mein Schreibtisch ist total vollgemüllt mit Notizen und Ausdrucken von wissenschaftlichen Aufsätzen und...
  5. Der letzte Wunsch

    Miriam stand in der Nähe vom Flughafen Naha und staunte. Um sie herum standen weiße, riesengroße Hochhäuser. In ihrer Fassade konnte sie sogar kleine Kreise erkennen. Das Symbol hat in Okinawa eine sehr große Bedeutung, denn der Kreis steht für die Vernunft und des Geistes. Unter den giftgrünen...
  6. Freitag, am 07. Mai 2021

    Heute Morgen machte mir der dunstverbreitete, dick hängende Freitagshimmel nichts aus. Es kümmerte mich auch nicht die düster-bleichen, nach Regen kündenden Anzeichen eines womöglich späteren Gewitters. Auch die teils kühle schroffe Luft, die durch den Fensterspalt hereinwehte und sich im Raum...
  7. Elenor liebt Karl

    Leise lachte sie auf und wischte sich gleich darauf ein paar Tränen von den Wangen. „Elenor liebt Karl“ - wie war sie überrascht gewesen, dass jemand ihr Geständnis mitten im Wald gefunden hatte, eingeritzt in einen Baumstamm. Und dass dieser Jemand fast zwei Jahre später auch noch ihre beste...
  8. Dienstag, am 04. Mai 2021

    Eine eigene Wohnung ist immer auch mit einem gewissen, nicht unwesentlichen, sehr ansprechenden, vor allem auch anregenden Vorteil der eigenen Freiheit und dem motivierenden sowie vielfältigen Anspruch darauf verbunden. Die eigenen vier Wände sind ein unverzichtbarer Luxus, sie kommen der Miete...
  9. Leo läuft los

    Über den Gleisen wabert der Nebel der Bahnhofslandschaft, legt sich auf Menschen und Züge wie eine zweite Haut. Ich ziehe den Koffer hinter mir her, laufe den Bahnsteig entlang, den Rucksack geschultert, den Mantel zugeknöpft, zum Gleis, begegne wenigen Leuten. Manche wanken und halten...
  10. Eine kleine, aber schöne Träne

    Er blickte ihr in die Augen, ihre schönen, kleinen, blauen Augen. Er begriff es immer noch nicht. Wieso musste seine Familie sich diesen Schmerzen aussetzen? Wieso musste er sich diesen Schmerzen aussetzen? Wieso musste seine Tochter sich diesen Schmerzen aussetzen? Warum konnte nicht einfach er...
  11. Hetzjagd

    Pausenende. Zu kurz. Viel zu kurz. Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten bleibt ihr nicht. Der nächste Patient kommt bald schon. Ein kleiner Junge, hatte mit angesehen, wie seine Eltern erschossen wurden. Sie bereitet alles vor, die Gedanken nicht bei der Sache und doch alles perfekt, perfekt für...
  12. Miss Linski

    Es gab eine gute und eine schlechte Nachricht in der Longfield Street sechs. Die schlechte war, dass Miss Linski sich zwei Stunden nach dem Aufstehen bereits betrogen fühlte. Seit Sonnenaufgang hatte sie mit ihrem Fön einen Kampf auf Leben und Tod ausgefochten. Das Mistding war – wenn es...
  13. Blutige Spuren

    „Vielleicht ist es ja von einem Menschen.“, witzelte Ole. Sofort blickte sich sein kleiner Bruder Henry verängstigt um. Ole lachte, obwohl er selbst auch ein wenig Angst hatte. Noch immer spürte er die Nachwirkungen des Schocks, der ihm nur wenige Momente vorher durch die Glieder gefahren war...
  14. Melle und Annelies

    Melle lebte nun schon seit einigen Jahren in diesem Dorf in Südwestengland. Nach seiner Scheidung wollte er aus der Großstadt in Nordengland fort. Während eines Sturms hatte er mit seinem Schiff Zuflucht in einer Bucht gesucht und fand die Gegend so schön, daß er nach seiner Pensionierung da...
  15. Mein Freitag

    Da lag ich nun, auf dem kalten Badezimmerboden im Haus meiner Eltern. Mit leeren Augen betrachtete ich die Unterseite des Waschbeckens und fragte mich: wie genau mein Leben an diese Stelle gekommen ist. 25 Jahre alt war ich jetzt, nach 13 Semestern kurz davor meinen Bachelor abzuschließen...
  16. Heute trinke ich nicht!

    Heute trinke ich nicht! Oh, welcher Trinker kennt es nicht? Die beinharten Kopfkriege mit dem König (der Sucht) und dem Teufel. Welcher Trinker hat sich noch nicht konfrontiert gesehen, die schweißnassen Hände fest ans Autolenkrad geklammert, mit seiner bröckelnden Selbstbeherrschung, die ihn...
  17. Vergeben

    alltag 
    Der Mann, der meinen Sohn getötet hat, sieht müde aus. Seine dünnen Fingern trommeln nervös und ohne jedes Taktgefühl auf der Tischplatte. Ein-, zweimal öffnet er den Mund und ich sehe große, gelbe Zähne, das Gebiss eines Ackergauls, aber es kommt kein Wort raus. Nicht einmal ein Wiehern. Also...
  18. Kai Braschke

    alltag 
    Als Kai in der dritten Klasse neu hinzukam, war Thorstens Schicksal besiegelt. Ohne, dass je etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre, musterte ihn Kai mit abschätzigen und herausfordernden Blicken, so als sähe er in ihm einen Kontrahenten. Thorsten hatte sich das nicht erklären können, denn...
  19. Dieses Mädchen

    Ich kannte da mal dieses Mädchen. Sie war eigentlich schüchtern, zurückhaltend und war eher diejenige, die gerne in der Menge untergegangen ist. Sie hatte rotgefärbte Haare und beschrieb ihr Gesicht gern als „fleckig“, weil sich dort bei den ersten Sonnenstrahlen Sommersprossen breit machten...
  20. Nachbar "Die Münze"

    Der Nachbar von oben. Es läutete an der Tür. Es läutete sehr lange und eindringlich. Er wusste, dass es nur der Nachbar von oben sein kann. Dem Läuten folgte ein vehementes Klopfen. Er bewegte sich nicht, verhielt sich still, öffnete nicht. Er wusste es ganz bestimmt, es muss der Nachbar von...

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