Was ist neu

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Genre: alltag

  1. Chrissy (11): Abschied von Papa

    Am Abend, bevor Weitoma uns besuchte, schickte Mama mich ins Dorf, um Papa zu holen. Ich ging zuerst in den Hirsch und hatte Glück, er war dort. „Da kommt meine Große, willst du eine Limo? Ich trinke noch ein Bier, danach gehen wir nach Hause.“ Papa klopfte auf den freien Stuhl neben sich. Zu...
  2. Fallende Blätter

    Die Blätter winken mir von außen zu. Sie winken noch beinahe gänzlich grün, wie die Frauen in alten Schwarz-weiß Filmen, die ihre Männer für die weite See verabschiedeten und dabei vertikal ihre Hände nach oben und unten hoben und neigten. Wieso winken in meiner Zeit plötzlich alle wie...
  3. Der Koffer

    An den Gepäckbändern der internationalen Flughäfen wiederholt sich regelmäßig das gleiche Szenario. Gespannt wartet man mit anderen Fluggästen auf seinen Koffer, währenddessen rattert und quietscht das sich drehende Band, beladen mit Koffern. Die glücklichen Finder nehmen ihren Koffer lächelnd...
  4. Gefunden

    alltag 
    Ich trabte die Straße entlang. Es war schon dunkel. So war mir die Stadt am liebsten. Die meisten Menschen waren in ihren Häusern. Das machte es einfach das leckere Futter aus ihren Mülltonnen zu holen. An einem Gebüsch blieb ich stehen und schnüffelte. Es war mal wieder Zeit mein Revier zu...
  5. Amygdala

    alltag 
    David Curtis saß mit seiner Frau auf der Veranda ihres Farmhauses. Die Sonne fiel schon über das Gemüsebeet her, doch da gab es nichts mehr, das der Mühe lohnte. Zum Frühstück gab es Müsli mit Beeren. David schob seine Schüssel weg. „Schon satt?“, fragte Liz. „Das Zeug macht doch nicht satt...
  6. Mama

    alltag 
    Wir hatten nur Fußball gespielt. Sogar endlich mal gewonnen. Und das, obwohl der Bruder von Ronny im Gegentor stand. Und der ist in der Kreisliga. Papa hat ihm trotzdem ein Tor reingeschossen. Es stimmt, wir haben die Zeit dabei vergessen. "Um sieben ist Abendbrot, jetzt ist es Viertel nach!"...
  7. Der Gesang der Goldammer

    Die Felder waren bestellt, silberne Jauchewagen glänzten in der Sonne, verkuppelt mit Traktoren, an deren Reifen Brocken lehmiger Erde klebten. Über den Wipfeln des angrenzenden Waldstreifens schwebte ein Heißluftballon, der Passagierkorb voll mit Touristen, die ihre Blicke über die Garanten der...
  8. Die Stille im Maisfeld

    Winfried Schell saß auf der Gartenmauer hinter dem Haus, die Beine im Gras ausgestreckt, in der Hand eine Tasse Kaffee. Auf dem Boden vor ihm lag die Motorsäge, die er am vergangenen Wochenende gekauft hatte. Über dem Schwert befand sich noch der Kettenschutz aus ölig glänzendem PVC. Er trank...
  9. Vanessas Rache

    Orangefarbene Sonnenstrahlen spiegeln sich auf dem glatten Asphalt der Autobahn. Im Radio läuft Musik, kein anderes Auto ist in Sicht. Tobi sitzt hinter dem Lenkrad, Manfred daneben mit einer Bierdose. Er nippt daran und schluckt das kühle Getränk herunter. „Mann, schmeckt das gut!“ „Du hast...
  10. Geraubtes Gold

    „Sind viele Schiffe hier versunken?“, fragte sie. „Ein paar“, sagte ich. „Berühmte Piratenschiffe?“ „Glaube nicht. Die bekanntesten sind woanders untergegangen. Jamaika oder Haiti.“ „Schade.“ „Warum? Wollen Sie nach Goldmünzen tauchen?“ „Find’s nur faszinierend. Aber Tauchen ist gar nicht meins...
  11. Morbus disputationis mendacis

    „Schnell, schnell, mach schon!“ „Wohin?“ „Clemens – ist die vier frei?“ „Auf, los, in die vier!“ „Um was gehts hier?“ „Er ist bewusstlos, wahrscheinlich Alkoholeinfluss.“ „Nee – eher hat er es mit dem Herzen, Amir, schau den doch mal genau an!“ „Aber nach den vorläufigen...
  12. Am Kreuztrichter

    alltag 
    Georg steht am Pier und raucht. Als er mich sieht, kommt er mir entgegen und für einen Augenblick befürchte ich, dass er mich umarmen will. Wir geben uns die Hand, seine Augen sind gerötet. Das Boot sei vorbereitet, sagt er. Luja, an den Namen kann ich mich erinnern. Vor Jahren habe ich darauf...
  13. Büttenrede

    Frau Tennenhalm fragt, wer Lust hat, zu Karneval in der Klasse eine Büttenrede zu halten. Man darf vorne auf einer Kiste stehen, das Lehrerpult ist die Bütt und Sabine Tibursky soll auf der Blockflöte den Tusch spielen. Ich melde mich begeistert und Frau Tennenhalm ist auch begeistert. Als ich...
  14. Im Sudhof

    Es beginnt in den Unhöhen. Der Riss im ewigen Eis des Bergs wird länger und tiefer, es ist ein langsames Ablösen, das Kriege und Kaiser, Könige und Regierungen überdauert, bis die Kante schließlich bricht - ein Knirschen, ein Knacken, danach die Bewegung zum Tal hin, die Elemente beugen sich den...
  15. Franz Hermann

    alltag 
    weil mittlerweile muss ich sagen, dass ich Gauloises lieber rauch, einfach vom Geschmack her, obwohl son Paket auch schon wieder neun Euro kostet, ne, aber fürs Drehen bin ich nich gemacht, nee, die Pfriemelei mit den Blättchen und dem Tabak und wenn du dich dann nur `n bisschen blöd anstellst...
  16. Das Haus ist still geworden, der Hocker und der Kater.

    Hocker liegt seitlich Der Kater schleicht mir um die Beine, spricht in seiner lauten Quaksprache zu mir und ich bin nur eine kleine Erleuchtung entfernt davon, ihn wirklich zu verstehen. Er ist unvermeidlich, seit wir zu zweit sind. Ich frage mich, ob er mich manipuliert, es wäre ihm...
  17. Heiligabend 1997

    Sehe ich in den Spiegel, sehe ich meinen Vater wie er meine Mutter vergewaltigt. Sie trank. So schwer, dass, wie Vater oft sagte, sie nicht vorzeigbar war zu gesellschaftlichen Anlässen. Und so fuhren wir Heiligabend 1997 ohne meine Mutter zu den Eltern meines Vaters. Ich erinnere mich noch...
  18. Da brennt Licht

    Lorena zieht das linke Bein nach. Deswegen sind ihre Schritte so kurz. Wir reden nicht darüber, sind jedoch deutlich langsamer geworden, seit wir vor, ich weiß nicht mehr wie vielen Tagen, in Lennestadt aufgebrochen sind. Das ein paar Kilometer hinter uns liegende Autobahnschild war umgestürzt...
  19. Das Fremde und Ich

    Selten hatte Jane sich so unwohl gefühlt wie an diesem Morgen. Im Nachbarzimmer hatte ein Baby geschrien, als sie dann doch endlich Schlaf gefunden hatte, erwarteten sie endlose Albträume und direkt nach dem Aufstehen hatte kalter Regen ihr ins Gesicht gepeitscht, als sie das Fenster geöffnet...
  20. Zugzwang

    Anschuldigend ruhen die Augen der anmutigen Dame auf mir. Ihr Porträt hängt in meinem Wohnzimmer, direkt zwischen dem alten Bücherregal aus Eichenholz und den dünnen Fensterscheiben. Gleich einer moralischen Wächterin nimmt ihre Präsenz den Raum hoheitlich ein, ihre langen Finger ruhen auf dem...

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