Ja, wenn ich mich recht erinnere, sagte Goethe einst, er würde nie an das Genie Shakespeare herankommen...
Und für den "Faust" hat er doch 30 Jahre gebraucht, nicht wahr?
Letzten Endes, denke ich, ist es Geschmacksache; der eine fühlt sich mehr zu Shakespeare hingezogen, der andere mehr zu Goethe. Wieder andere bevorzugen Schiller oder oder oder... Ich halte Goethe keinesfalls für besonders "genial", nicht mal als Autor seiner Zeit, aber das liegt daran, daß ich ihn unrealistisch finde... (immer ausgeschlossen vom "Faust"...
) Und sprachlich... Die Sachen, die ich bis jetzt von ihm gelesen habe, haben mich nicht sonderlich vom Hocker gehauen. Dabei gefällt mir die Sprache Shakespeares besser, wobei ich hier auch nur die Übersetzungen ins Deutsche lese...
Aber das ist Geschmacksache. Shakespeare wirft nicht nur als Mensch und Autor viele Fragen auf: Seine Werke lassen einen manchmal auch ratlos zurück. Man hockt da, wenn man z.B. "Romeo und Julia" gelesen hat, und fragt sich, wieso das alles passiert ist... Wieso Haß so tief sein kann... Und all sowas. Bei Goethe ist mir das noch nie passiert, daß ich fassungslos da sitze und sich Fragen in meinem Hirn bilden...
Aber Du hast völlig recht; Shakespeare ist wirklich berechnen; er hat immer dasselbe Muster.
Was mich an Goethe beeindruckt, ist der Epochenwechsel, den er mitgemacht hat; von Sturm und Drang zur Klassik. Und ein bißchen Romantik hat er fast in allen seinen Gedichten...
Rein menschlich gesehen tendiere ich wieder stark zu Shakespeare; der kam aus armen Verhältnissen, im Gegensatz zum reichen Goethe. Goethe muß auch menschlich ein Arschloch gewesen sein; bei den vielen Weibern um ihn herum... Man weiß wahrscheinlich bis heute noch nicht, wer ein Nachfahre Goethes ist, so fleißig muß er seine Frucht verbreitet haben...
Bücher wie z.B. der "Werther" finde ich ganz okay, wenn auch nicht überaus besonders. Begeistert hat mich dieses Gesülze nicht, obwohl der "Werther" damals ja schon eine Welle heraufbeschworen hat - was man auch schätzen sollte...
Alles in allem; Shakespeare und Goethe lesen, ist beides nicht gerade einfach. Aber wenn man's versteht, macht jegliche Art von alter Literatur Spaß. Und irgendwo in einem Werk, egal in welchem von ihnen, findet man sich doch immer wieder...
Gruß
stephy
[Beitrag editiert von: stephy am 14.03.2002 um 17:09]