- Beitritt
- 13.04.2003
- Beiträge
- 7.599
Hi apfelstrudel,
wenn man von der Sichtweise ausgeht, Gesetze würden auf den moralischen Vorstellungen ihrer Zeit basieren, dann erscheint es natürlich wirklich sonderbar. Die Frage könnte möglicherweise sein, welchen strategischen oder wirtschaftlichen Vorteil sich die Kirchen vom Verbot des Geldverleihens erhofften, und in wiefern ihnen die Unmoral einer Frau von Nutzen sein konnten.
Auch, deshalb mein Hinweis aufs Spätmittelalter, könnte ein Unterschied darin liegen, ob es sich wirklich um eine berufliche Ausübung handelte, wie der Geldverleih gegen Zins oder eben nur um eine moralische Kategorisierung, wie etwa "Dirne". Das Geld, das diese Frauen namen, war eher eine Dankbarkeitsbezeugung, auf welche diese Frauen kein Recht hatten. Durch die fehlende Anerkennung dessen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienten als Beruf, waren sie Zechprellern und Vergewaltigern rechtlos ausgeliefert und konnten ausstehende Gelder nicht einklagen. Dann wäre ihnen sehr wohl mitgeteilt worden, dass sündiges Tun nicht zu honorieren wäre. Gleichzeitig konnten die Männer, die diese Frauen benutzten, sich durch einen Obolus von ihrer Sünde wieder freikaufen, sich moralisch ins Recht setzen und sich auch noch als Gönner fühlen, die einer armen Frau überleben halfen.
Ich weiß nicht, ob du das alles für eine Geschichte brauchst, in solcher allerdings käme es auf diesen kleinen Unterschied zwischen einer Prostituierten, wie wir es heute verstehen und einer Dirne schon an.
Lieben Gruß
sim