Was tun bei einer "Schreibblockade"?
Ich weiß nicht, ob es jemandem hilft, was ich jetzt schreibe, aber wenn´s nur einem hilft, war es ja schon nicht umsonst...
Es gibt zwei Arten von Schreibblockaden. Die eine, bei der man vor einem leeren Blatt Papier (Bildschirm) sitzt und keinen Anfang findet, und die, bei der man etwas schreibt, aber nicht so recht zufrieden damit ist, es löscht, neuschreibt, wieder neuschreibt, usw.
Dagegen hilft Struktur.
Wenn man die Idee zu einer Geschichte hat, hat man entweder konkrete Ideen von Szenen, die man drin haben will (manchmal baut sich eine Geschicht um eine Szene) oder eine abstrakte Grundidee von Krankheit, Scham, enttäuschter Liebe etc. In beiden Fällen hat man aber noch nicht die Handlung.
Die Handlung kann so aufgebaut werden, daß man sich überlegt, was für Leute in der Geschichte vorkommen solen und was sie tun sollen. Noch besser, man überlegt zuerst, was geschehen soll und dann, wer es geschehen lassen soll.
Das sollte man sich stichwortartig notieren.
Ein Beispiel:
Mann kauft Schraubenzieher
Schraubenzieher übt geheimnisvolle Faszination auf Mann aus.
Mann beginnt sich für Bombenbau zu interessieren.
Mann baut Bombe und jagt etwa damit in die Luft, sich selbst auch.
Schraubenzieher sucht sich einen neuen Meister.
Dann kann man sich überlegen, aus welcher Perspektive soll das erzählt werden:
- Auktorial
- Ich-Perspektive
- Aus der Perspektive der Ehefrau (wenn wir eine erfinden wollen)
Dann die Zeitebenen.
- In einem chronologischen Rutsch?
- Auf dem Höhepunkt beginnen und mit Rückblende?
- Zu welchem Zeitpunkt fange ich an zu erzählen?
Das Gerüst ist dann fertig; der Anfang und alles Andere ergibt sich daraus erst mal:
Auktorial-chronologisch:
Früher Anfang:
Herr K. brauchte einen Schraubenzieher, um die Nachttischlampe zu reparieren, also fuhr er in den Baumarkt.
Später Anfang:
Es war ein Kreuzschraubenzieher mit einem ungewöhnlich geformten roten Griff. Ergonomisch hieß das, soweit K. sich an den Fachausrcuk erinnerte.
Noch späterer Anfang:
Als Herr K. aus dem Baumarkt zurückkehrte, hatte er neben den Besorgungen, wegen derer er eigentlich dorthin gefahren war, auch noch einen Schraubenzieher mitgebracht. Nicht, daß er einen gebraucht hätte, aber irgendwie hatte ihn die sonderbare Form des Griffes fasziniert.
Rückblendig, dann fängt es mitten in der Handlung an:
Mit zitternden Fingern verband er die beiden Drahtenden, die zum Zünder und zur 9-Volt-Batterie führten. Das Baby war jetzt scharf. Er konnte es kaum fassen, daß er es geschafft hatte.
Aus der Ehefrauen-Perspektive:
Mein Mann hatte sich in den letzten Wochen zunehmend in seinen Hobbykeller zurückgezogen. Mit mir sprach er kaum noch ein Wort, und wenn, dann nur mürrische Floskeln. Er rasierte sich tagelang nicht, begann zeitweise muffig zu riechen und hatte ständig dunkle Ränder um die Augen, wie jemand, der zuwenig Schlaf bekam. ... Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich vermutet, er sei drogensüchtig geworden.
Wenn ich vor einem weißen Blatt Papier sitzen würde, würde mir auch nicht viel einfallen. Sorgt also dafür, daß es nicht weiß ist, bevor ihr mit dem eigentlichen Text anfangt.
r