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Ich darf das!

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08.01.2002
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Ich darf das!

„Du musst mir unbedingt beibringen, wie man das mit dem Ersteigern genau macht“, sagte er und während sie nickte, hatte sie seinen Wunsch schon wieder vergessen.
Aber er ließ nicht locker, erinnerte immer mal wieder daran und irgendwann stand er vor ihrem Schreibtisch:
„Du wolltest mir das mit dem Ersteigern doch erklären, hast du jetzt Zeit?“
Klar hätte sie ihm vorflunkern können, just etwas Dringendes erledigen zu müssen. Aber wenn ihr Vater sich einmal in etwas verbissen hatte, hätte es ihr auf Dauer nichts genützt.
Wie damals, wenn sie erst vom Esstisch wieder fortkam, nachdem sie auf seine Fragen zur Fotosynthese der Pflanzen korrekt geantwortet hatte oder als 10-Jährige den Unterschied zwischen Kohlenmonoxid und -dioxid erklären musste.
Sie zeigte ihm das Ersteigern im Internet. Er stellte ein, zwei Fragen, die ihr signalisierten, dass er es verstanden hatte, und danach belagerte er sie nicht mehr.

Obendrein wird er sowieso nichts ersteigern. Was auch? Was konnte ein gut betuchter 87-Jähriger denn noch gebrauchen, was er nicht bereits schon besaß? Er war längst in dem Alter, in welchem man sich von etlichem unnützen Kram trennte, aufräumte, verschenkte, wegwarf, begriff, wie überflüssig Vieles war.

Ein paar Tage nach ihrer kleinen Interneteinweisung fuhr der erste Paketwagen vor. Vom Parterrefenster ihres Büros hatte sie freien Blick auf die Straße und als der Paketbote zielstrebig den Eingang des Hauses ansteuerte, erhob sie sich, um ihm zu öffnen. Das Paket konnte selbstverständlich nur für sie sein, denn ihre im 1. Stock wohnenden Eltern hatten in den zurückliegenden Jahren nie etwas bestellt.

Obendrein hatten sie ja noch nicht einmal eine funktionierende Klingel.
Als sie das Paket sah, stutzte sie. Der Verpackung nach zu urteilen, war es ein Bild oder Gemälde, und sie hatte keins bestellt.

„Ist da grad was für mich abgegeben worden?“, hörte sie ihren Vater, der oben auf dem Treppenabsatz stand und dann mit langsamen Schritten die Stufen herunter kam.
Sie las die Anschrift.
„Ja!“
„Das ist ein Gemälde, das hab ich ersteigert“, verkündete er stolz.
„Dann gratuliere ich zur ersten Auktion.“
„Da wird in den nächsten Tagen mehr kommen.“
„Dann solltest du die stillgelegte Klingel wieder aktivieren, denn ich bin ja nicht immer hier. Ich verstehe eh nicht, wieso du sie ausgeschaltet hast.“
„Die will ich nicht. Die stand ständig unter Strom, die reinste Verschwendung.“
Es dauerte ein paar Monate, bis er eine eher provisorische Klingel, als kleinen an die Hauswand geklebten Knopf, installiert hatte. Bis dahin verbrachten die meisten der Pakete Stunden im Vorgarten.
Der Paketwagen fuhr seit der ersten Ersteigerung durchschnittlich dreimal die Woche vor. Anhand der Verpackungen erkannte sie, dass ihr Vater wieder ein Gemälde ersteigert hatte.
„Was willst du mit denen? Ihr habt da oben gar nicht den Platz, alle aufzuhängen.“
„Das frag ich ihn auch immer“, kam ihre Mutter der Antwort des Vaters zuvor, „ich will die nicht an den Wänden haben und mir Ungeziefer in die Wohnung holen, außerdem stinken sie.“
„Ich darf machen, was ich will.“

Die Gemäldephase, in der ihr Vater circa sechzig Stücke erstand, erstreckte sich über ein paar Monate.
Dann begann die Steinphase.
Angefangen von kleinen Halbedelsteinen für seine Sammlung, über größere Bergkristalle und Drusen, gipfelte seine Ersteigerungslust in einem medizinballgroßen, irrsinnig schweren Meteoriten aus den USA.
„Dort sind die längst nicht so teuer wie hier“, erläuterte er, „ich hab den sehr günstig ersteigern können.“
Ihre Fragen, was er mit all diesen Sachen wolle, hatte sie längst eingestellt.
Die Mutter gab jedoch nicht klein bei und es kam immer öfter zu so lauten Auseinandersetzungen, dass sie jedes Wort ihrer Eltern hörte.

Während der Steinphase verdoppelten sich die Paketlieferungen. Ihr schien, es wurde nun völlig wahllos gekauft, freiflottierend irgendetwas bestellt oder ersteigert. Mal war es eine Schultafel, dann Plüschtiere, die er vergeblich versuchte, den Nachbarskindern zu schenken, mal waren es Buntstifte und Malkreiden, die ebenfalls keiner haben wollte.

Und dann kamen die größeren, schweren Pakete mit chinesischen Schriftzeichen.
„Das sind Taschenlampen“, erklärte ihr Vater, „die will ich noch umbauen, dann sind sie technisch noch besser. Es kommen noch Pakete mit Umrüstteilen.“
„Ziemlich groß, das Paket, wie viele Taschenlampen sind denn da drin?“
„Fünfhundert.“
„Wozu so viele?“
„Muss ich noch überlegen, vielleicht verschenken.“
Es gab mit Mühe fünfzig Personen, denen er etwas hätte schenken können, aber niemanden, der keine Taschenlampe besaß.

„Kannst du mal raufkommen?“, bat die Mutter sie eines Tages, „das musst du dir unbedingt ansehen.“
Sie betrat die elterliche Wohnung mit mulmigem Gefühl. Bereits im Flur versperrten große Pappkartons den Weg.
Der Esstisch der Wohnküche war übersät mit teils auseinandergenommenen Taschenlampen und unzähligem anderen Elektronikzeugs. Unter dem Tisch haufenweise Tüten und Taschen. Bis auf zwei Stühle war alles belegt.
Überall stapelten sich Kartons. Nur die Couch war noch frei geblieben.
Ihre Mutter, die ihren prüfenden Blick erfasst hatte, sagte:
„Da macht er seinen Mittagsschlaf, deswegen liegt da nix rum. Aber komm mal mit in sein Zimmer.“
Umgeben von Kartontürmen saß ihr Vater auf einem wackeligen Hocker vor einem riesigen Fernseher.
„Was du hier veranstaltest, das ist nicht mehr normal“, sagte die Mutter.
„Was soll das? Du machst jetzt Stunk. Ich will nicht, dass du so über mich redest!“
„Schau dir das an! Da ist nur noch Platz für den Hocker. So weit ist es hier schon gekommen.“
Der Anblick des vollgestellten Zimmers verblüffte sie. Da mussten deutlich mehr Pakete angeliefert worden sein, als sie im Laufe der letzten Monate mitbekommen hatte.
„Was sagst du denn dazu?“, sagte die Mutter, „das kann doch so nicht bleiben!“
„Du hast hier gar nichts zu sagen“, sagte der Vater und es war nicht klar, ob er sie oder seine Ehefrau meinte.
„Ich gucke Fernsehen. Ich will nicht gestört werden! Und ich möchte nicht, dass ihr über mich redet.“
Sie gingen in die Wohnküche zurück und setzten sich.
„Der ist verrückt! Das muss aufhören! Kannst du da nicht was machen?“
„Und was?“, fragte sie, „wie soll ich ihm das denn verbieten? Er hört doch auf niemanden.“
Die Mutter schwieg, Tränen stiegen ihr in die Augen.

„Hast du eine Ahnung, was er mit den fünfhundert Taschenlampen will?“
„Fünfhundert?“, lachte ihre Mutter bitter. „Es sind zweitausend. Die will er alle umrüsten und verschenken. Schau dir das Chaos hier an.“
„Wem will er die denn schenken, so viele Leute kennt er doch gar nicht.“
„Wem? Wir waren letztens bei der Weihnachtsfeier der Pensionäre, da konnte ich das miterleben. Er ging von Tisch zu Tisch mit seinem Beutel voller Taschenlampen und verteilte sie, als sei er der Nikolaus persönlich. An wildfremde Leute!“
„Und wie haben die reagiert?“
„Erst haben sie versucht, ihn abzuwimmeln. Aber du kennst ihn ja. Am Ende haben sie alle ein paar mehr genommen und über ihn gegrinst. Nie wieder gehe ich mit ihm da hin.“
Ratlos und bedrückt verließ sie die elterliche Wohnung.

In der Nacht suchte sie ein Albtraum heim. Sie hetzte durch Schluchten von übermannshohen Kartons und wie in einem Irrgarten fand sie nicht mehr ins Freie. Kartontürme brachen krachend hinter ihr zusammen, die Gänge wurden immer enger und sie musste die Wände mit aller Kraft auseinanderdrücken, um durchzukommen. Ihre Atemnot steigerte sich in Panik. Sie erwachte mit Pappegeschmack im Mund.

„Jetzt hat ihn der Zoll am Wickel“, sagte die Mutter schadenfroh.
„Die sind davon überzeugt, dass er ein Gewerbe betreibt mit den zweitausend Taschenlampen und wollen Zoll von ihm. Geschieht ihm ganz recht.“
„Vielleicht hört er nun auf“, sagte sie und ihre Mutter verdrehte die Augen.

Die Paketwagen fuhren munter weiter vor.

„Gestern Nacht ist er von der Polizei nach Hause gebracht worden. Die haben ihn bei den Obdachlosen aufgegriffen und wollten nicht glauben, dass ihm die ganzen Taschenlampen gehören.“
„Wollte er die den Obdachlosen schenken?“
„Das vermute ich. Mir sagt er ja nie, was er vorhat.“

Tage später fiel ihr auf, dass etwas anders war als sonst. Es hielt kein Paketwagen mehr vor dem Haus.
„Hast du mit dem Ersteigern aufgehört?“
„Bin letztens betrogen worden, hatte vorweg bezahlt und dann hat man mir die Ware nicht geschickt. Und der Anwalt hat gemeint, das sei ein Fake-Verkauf gewesen. Er kann da nichts machen.“
„Und deswegen ersteigerst du nichts mehr“, resümierte sie.
„Wenn ich nicht erkenne, wer Betrüger ist und wer nicht, macht es keinen Sinn.“
„Da geb ich dir Recht“, freute sie sich.

„Komm mal mit in den Keller“, forderte die Mutter sie auf, „ich muss dir was zeigen.“
Mit Unbehagen folgte sie ihr die Kellertreppe hinunter, wo sich bis an die Decke Gemüse-, Würstchen- und Keksdosen, Kirschgläser, Nudelpakete, Unmengen von H-Milch-Tüten, Wasser- und Saftflaschen stapelten.
„Das ist ja ein ganzes Warenlager. Seid ihr unter die Prepper gegangen?“
„Keine Ahnung, was das ist, er kauft wie ein Besengter Sonderangebote ein. Und immer in großen Mengen. Hier ist schon kein Platz mehr.“
„Ich dachte, er hat mit dem Kaufen aufgehört“, sagte sie enttäuscht.
„Der? Der ist wie von der Leine gelassen. Der wird damit nie aufhören. Immer, wenn die Prospekte von den Supermärkten kommen, wird mir schon ganz anders.“
„Ich sag der Postbotin Bescheid, dann bekommt ihr keine Werbung mehr.“
Die Mutter schaute skeptisch.

„Ich brauche deine Hilfe“, sagte ihr Vater, „hab im Internet entdeckt, dass grad Glühwein im Angebot ist für 1,99 Euro. Fährst du mich zum Supermarkt, ich will die Flaschen nicht alle selbst tragen.“

Entgeistert schaute sie ihn an.
„Ihr beide trinkt doch gar keinen Wein.“
„Wenn ich dich mal ausnahmsweise um etwas bitte, dann hast du nicht mit mir darüber zu diskutieren.“
Seufzend erhob sie sich und fuhr mit ihm zum Supermarkt.
„Ich warte im Auto."
Nach einer Dreiviertelstunde klopfte es an die Scheibe.
„Machst du mal den Kofferraum auf?“
Sie stieg aus und musste sich am Wagen festhalten.
Vor ihr standen acht Einkaufswagen je bis zur Kante mit Glühweinflaschen gefüllt.
„Hat ein bisschen länger gedauert, die mussten erst noch mit dem Gabelstapler eine Palette aus dem Lager holen. Ach, und wenn der Platz im Kofferraum nicht reicht, packen wir die Flaschen auf die Sitze. Und falls wir den Beifahrersitz brauchen, gehst du einfach zu Fuß nach Hause.“
„Du willst dann fahren? Du hast doch im Frühjahr deinen Führerschein abgegeben.“
„Na und?“, trotzig zog er die Achseln hoch, „das Autofahren verlernt man nicht.“

Und so war es.

 

Auf jeden Fall ist sie nicht gänzlich misslungen.
Hi Lakita, das ist aber nicht korrekt zitiert; ich schrieb, sie ist auch in dieser Form (schon) gelungen ;) -- 'nicht gänzlich misslungen' wäre eine andere Aussage ...

Gruß von Flac

 

Moin,

ich finde den Text gut, wie er ist. Ich würde ihn vermutlich noch etwas verknappen, eher die Handlungen sprechen lassen, weniger Begleitendes. Ich denke, was mir ein wenig fehlt ist die unerhörte Begebenheit. Hier bietet sich ja das Potential, auch etwas im Dreck zu wühlen; warum kauft er nicht hunderte von Gummipuppen, die er dann eventuell alleinstehenden Witwern vermacht? Er sieht das als vollkommen harmlos an, aber wie sieht das sein Umfeld? Bei so angelegten Texten denke ich, muss ein Brecher kommen, etwas was wirklich außerhalb der Gewohnheit liegt. Es gibt einen Film, ich glaube ein englischer, wo es um eine ältere Frau geht, die Geld braucht um ihren krebserkrankten Enkel zu helfen, und in einer schäbigen Absteige/Nachtclub/Puff gibt sie dann gegen Geld Handjobs, aber sie bleibt dabei unerkannt. Irina Palm! Das ist ein tragisches und bizarres Setting, was aber mit viel Humor aufgelöst wird, dieser Humor entsteht durch und in der Situation, und es ist natürlich nicht das Gleiche wie hier in deinem Text, aber es ist vielleicht eine Situation, die man mit ähnlichen Mitteln auflösen kann; absurd, grotesk, aber mit einer dafür größeren Fallhöhe. Hier ist es doch so, dass niemand wirklich etwas riskiert; ja, die Wohnung wird zugemüllt etc, der Vater ist ein Arschloch, unfähig zur Kommunikation, seine Frau erträgt das alles: aber es geht um nichts Essentielles. Die Tochter könnten denken: der haut mein Erbe auf den Kopf! Oder er tut tatsächlich etwas Illegales, bewußt oder unbewußt. Warum tut er überhaupt, was er tut? Da ist auch noch Raum für einen psychologischen Unterbau, fehlt ihm etwas, hat er etwas zu viel, warum, und warum gerade jetzt? Das sind natürlich nur Fragestellungen, die mich persönlich umtreiben, aber ich denke, dies alles ist im Text so schon angelegt, da liegt noch Potential brach. Sind so meine ersten Gedanken.


Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

„Ich darf machen, was ich will.“
...
„Wenn ich dich mal ausnahmsweise um etwas bitte, dann hast du nicht mit mir darüber zu diskutieren.“

Fröhlich ist das Familienleben und stell Dear mal vor,

liebe @lakita,

Altvordere von wem auch immer könnten dessen eigenen Wünschen angepasst oder auch nur „ersteigert“ werden (gilt selbstverständlich umgekehrt auch für potentielle Plagen), Familiengeschichten verliefen unwesentlich anders, als ohne Ersteigerung und das nicht nur wegen eines ungezählt vertretenen und nur unter Zwang zu beendenden

Ich darf das!
Auf wessen Seite auch immer (wobei Altvordere definitionsgemäß den zeitlichen Vorsprung genießen). Aber das besondere hier ist, dass ein Altvorderer was von einem Nachkommen erklären lassen will ...
„Du wolltest mir das mit dem Ersteigern doch erklären, hast du jetzt Zeit?“

Obendrein würde er sowieso nichts ersteigern.
Warum Konjunktiv bei einem mutmaßlich sicheren Ereignis?

Was konnte ein gut betuchter 87-Jähriger denn noch gebrauchen, was er nicht bereits schon besaß?

„Das ist ein Gemälde, das hab ich ersteigert“, verkündete er stolz.
„Dann gratuliere ich zur ersten Aktion.“
Wortspiel zur „Auktion“?

„Was willst du mit denen? Ihr habt da oben gar nicht den Platz, die alle aufzuhängen.“
Ja, so spricht man, aber es geht auch ohne „die“

Ihre Mutter schwieg, Tränen stiegen ihr in die Augen.
...
„Hast du eine Ahnung, was er mit den fünfhundert Taschenlampen will?“
„Fünfhundert?“, lachte ihre Mutter bitter.

Spricht aus der Flut an Possessivpronomen Verlustangst?,

fragt "sich" der Friedel ...

der die Unterstreichung zu ignorieren rät ...

 

Hallo @lakita ,
lustige Geschichte finde ich. Auf die Ursachen der Kaufsucht des Vaters wird zu wenig eingegangen, oder ich habe das überlesen. Vielleicht will er dadurch noch ein Mal jung sein. Die Anhäufung von Dingen schützt ihn vor der feindlichen Umwelt. Oder er kann nichts mehr unternehmen und sucht das so auszugleichen.
Die blöde Kauferei ist wohl seine Methode auszubrechen. Sein Lebtag war er immer rational, jetzt will er auch Mal Blödsinn machen.
Das mit der Kaufsucht ist ein ernstes Problem. Bekommt der ältere Herr denn nicht mal Geldsorgen?
Ich habe dabei gelacht, als ich gelesen habe, dass er im Supermarkt sogar noch die Lagerbestände aufgekauft hat.
Gruß Frieda

 

Lieber @jimmysalaryman ,

danke für dein Feedback und deine Gedanken dazu.

ich finde den Text gut, wie er ist.
Das freut mich sehr.
Ich denke, was mir ein wenig fehlt ist die unerhörte Begebenheit. Hier bietet sich ja das Potential, auch etwas im Dreck zu wühlen; warum kauft er nicht hunderte von Gummipuppen, die er dann eventuell alleinstehenden Witwern vermacht? Er sieht das als vollkommen harmlos an, aber wie sieht das sein Umfeld? Bei so angelegten Texten denke ich, muss ein Brecher kommen, etwas was wirklich außerhalb der Gewohnheit liegt.
Das verstehe ich gut. Oft geht es mir genauso, dass ich mir in Geschichten zusätzliche Sachverhalte, Vertiefungen, Erweiterungen, Zuspitzungen wünsche. Ich habe den Eindruck, dass jeder Kritiker darunter etwas anderes versteht.
Für den einen wäre diese wirklich pfiffig provokante Gummipuppen-Idee genau das Richtige, der nächste findet die Idee gut, wenn Mutter und Tochter ausziehen müssen, weil der Vater weiter das Haus zumüllt, der nächste fühlt sich beglückt, weil der Vater nachts 10 Rasenmäherroboter die Straße rauf- und runterfahren lässt oder beginnt im Vorgarten eine Suppenküche zu errichten und nur, wer eine Taschenlampe nimmt, bekommt einen Teller Erbsensuppe.
Ich werde es kaum jedem Recht machen können.
. Es gibt einen Film, ich glaube ein englischer, wo es um eine ältere Frau geht, die Geld braucht um ihren krebserkrankten Enkel zu helfen, und in einer schäbigen Absteige/Nachtclub/Puff gibt sie dann gegen Geld Handjobs, aber sie bleibt dabei unerkannt. Irina Palm! Das ist ein tragisches und bizarres Setting, was aber mit viel Humor aufgelöst wird, dieser Humor entsteht durch und in der Situation, und es ist natürlich nicht das Gleiche wie hier in deinem Text, aber es ist vielleicht eine Situation, die man mit ähnlichen Mitteln auflösen kann; absurd, grotesk, aber mit einer dafür größeren Fallhöhe.
Den Film "Irina Palm" kenne und schätze ich sehr. Er wird einerseits von der überzeugend spielenden Marianne Faithful (die mal mit Mick Jagger liiert war) getragen und dem ungewöhnlichen Plot, dass eine ganz normale ältere Frau, die nicht aus dem Milieu stammt, schnell Geld benötigt, das sie nur auf diese Weise bekommen kann. Der Film hat ziemlichen Nachhall und wenn ein Film so etwas hat, ist er meist (nicht immer) ein guter. Der dortige Humor, aber das bestätigst du ja selbst, ist ein deutlich anderer, diese Frau bewahrt in allen Situationen ihre Würde, das ist das Faszinierende an dem Plot. Eindeutig ein Plot, der nichts zu wünschen übrig lässt. Danke für diese schöne Gedankenanregung mit diesem Film. Ich verstehe sofort, was du meinst.
Warum tut er überhaupt, was er tut? Da ist auch noch Raum für einen psychologischen Unterbau, fehlt ihm etwas, hat er etwas zu viel, warum, und warum gerade jetzt? Das sind natürlich nur Fragestellungen, die mich persönlich umtreiben, aber ich denke, dies alles ist im Text so schon angelegt, da liegt noch Potential brach.
Ich freue mich, miterleben zu können, dass diese kleine Geschichte so viele unterschiedliche Gedanken und Fragen auslöst. Das ist gut, weil ich nichts schlimmer finde als einen Text, bei dem man nach dem Lesen die Achseln hochzieht, so what sagt und sich die nächste Geschichte reinzieht.
Dass diese Geschichte keine abschließenden Antworten auf all die Fragen, die auftauchen gibt, finde ich nicht nachteilig. Denn das ist ein gewisser Bezug zur Realität. In der würde man auch nicht sofort die Antworten finden, würde sich auch lauter Fragen stellen, was da die Ursache sein könnte, ob es bestimmte Auslöser gab, ob es eine Erkrankung ist oder einfach nur ein schräger Charakter, wobei ich da schon selbst in meine eigene Falle tappe, denn sobald man anfängt, eingrenzen zu wollen, was dahinter steckt, verläuft man sich.

Daher schreibe ich einfach nur ein großes Dankeschön für deine guten Gedanken und Anregungen.

Lieben Gruß

lakita


Lieber @Friedrichard,

lieben Dank für das konsequente Durchlesen und Fehler rauspicken.
Da der Text keine Überlänge hat, sind es auch zum Glück nicht so viele und du kannst dir sicher sein, ich werde sie alle bearbeiten.

Warum Konjunktiv bei einem mutmaßlich sicheren Ereignis?
Ändere ich in "wird". Keine Ahnung, wieso ich würde genommen hatte, vielleicht, weil ich selbst so umständlich rede?
Wortspiel zur „Auktion“?
Prima Idee, denn das Wort Aktion ist nicht so attraktiv, finde ich.
Spricht aus der Flut an Possessivpronomen Verlustangst?, fragt "sich" der Friedel ... der die Unterstreichung zu ignorieren rät ...
Haha ... ironische Frage. Vom Bauchgefühl her ist "die" Mutter etwas unpersönlich, aber ich werde über den Text gehen und es verändern.

Nochmals lieben Dank für deine Hilfe, ich weiß das immer sehr zu schätzen.

Lieben Gruß

lakita


Hallo @Frieda Kreuz,

ha, du kommst mir zuvor. Ich wollte heute Abend eigentlich deine Geschichte lesen und dir ein Feedback geben, bin aber davon abgekommen. Nun bist du diejenige, die sich zuerst meldet.
Danke für deine Gedanken und dein Feedback.

lustige Geschichte finde ich.
Das freut mich.
Auf die Ursachen der Kaufsucht des Vaters wird zu wenig eingegangen, oder ich habe das überlesen.
Du hast nichts überlesen. Aber mal ehrlich: Weiß man immer, wieso jemand kaufsüchtig wird? Ich bin psychologisch nicht gebildet und wage da auch keine Diagnose, denn ich glaube auch, dass es so viele individuelle Gründe geben kann, wie es Menschen gibt.

Es ist ja nicht so, dass man sagen kann, der Alte hat den 2. Weltkrieg und die Hungerjahre miterlebt, nun gönnt er sich exzessiv was. Das ist doch viel zu kurz gegriffen, weil, wenn es so wäre, müssten alle 87jährigen kaufsüchtig sein. Ich verstehe aber, dass du gerne eine klare Antwort hättest.
Ich hoffe, ich habe den Alten so angelegt, dass man ihm alles andichten kann als Ursache für sein Verhalten. Vielleicht hat er einfach nur den Kick hundertfach ausgenutzt, den man hat, wenn man was ersteigert? Vielleicht ist das Anhäufen von vielen Gegenständen ein beruhigendes Gefühl für ihn? Vielleicht ist er nicht in der Lage, sich zu entziehen, wenn ihm etwas besonders preiswert erscheint, siehe den Meteoriten oder den Glühwein? Vielleicht ist er auch schlicht psychisch erkrankt, es könnte alles Mögliche sein und nichts wäre falsch.


Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lakita,

ich habe mich beim Lesen direkt aufs Sprachliche konzentriert. Die Story habe ich nur nebenbei verfolgt, dazu kann ich (noch) nichts sagen. Hier meine Anmerkungen :

Wie damals, wenn sie erst vom Esstisch wieder fortkam, nachdem sie auf seine Fragen zur Fotosynthese der Pflanzen korrekt geantwortet hatte oder als 10-Jährige den Unterschied zwischen Kohlenmon- und dioxid erklären musste.

Kohlenmonoxid und -dioxid

Zehnjährige

Und besser zwei Sätze draus machen:

Wie damals, wenn sie erst vom Esstisch wieder fortkam, nachdem sie auf seine Fragen zur Fotosynthese der Pflanzen korrekt geantwortet hatte. Oder als sie als Zehnjährige den Unterschied zwischen Kohlenmonoxid und -dioxid erklären musste.

Er stellte ein, zwei Verständnisfragen, die ihr signalisierten, dass er es verstanden hatte[Komma] und danach belagerte er sie nicht mehr.

Aktuell ein Widerspruch bzw. irgendwie läuft der Witz, wenn es einer sein soll, für mich ins Leere.

Was konnte ein gut betuchter 87-Jähriger denn noch gebrauchen, was er nicht bereits schon besaß?

Siebenundachtzigjähriger

Er war längst in dem Alter, in welchem man sich von etlichem unnützen Kram trennte, aufräumte, verschenkte, wegwarf, begriff, wie überflüssig vieles war.

Würde ich umstellen, sodass es zu einer chronologischen Kette wird: erst aufräumen, dann wegwerfen. Außerdem Redundanz raus und in der Abstraktion steigern:

Er war längst in dem Alter, in dem man aufräumte, verschenkte, wegwarf, kurz: in dem man begriff, wie überflüssig vieles war.

Ein paar Tage nach ihrer kleinen Internet-Einweisung fuhr der erste Paketwagen vor. Vom Parterrefenster ihres Büros hatte sie freien Blick auf die Straße und als der Paketbote zielstrebig den Eingang des Hauses ansteuerte, erhob sie sich, um ihm zu öffnen.

Wollte erst korrigieren, weil mittlerweile normales, deutsches Wort: "Interneteinweisung".

Dann gedacht: Sieht schon holprig aus, also doch lieber mit Strich. Aber dann sieht "Parterrefenster" ja kurz danach genauso holprig aus. Würde also dafür plädieren, beides gleich zu behandeln:

Parterrefenster und Interneteinweisung

oder:

Parterre-Fenster und Internet-Einweisung

Das Paket konnte selbstverständlich nur für sie sein, denn ihre im 1. Stock wohnenden Eltern hatten in den zurückliegenden Jahren nie etwas bestellt.

im ersten Stock

Obendrein hatten sie ja noch nicht einmal eine funktionierende Klingel.
Als sie das Paket sah, stutzte sie. Der Verpackung nach zu urteilen, war es ein Bild oder Gemälde, und sie hatte keins bestellt.

Ein Gemälde ist ein Bild, insofern redundant. "Gemälde" kann gestrichen werden oder "Bild" zu "gerahmtes Foto" / " gerahmtes Poster" machen, dann ist es auf derselben Kategorieebene (bzw. Kategorie-Ebene ;-)

„Ist da grad was für mich abgegeben worden?“, hörte sie ihren Vater, der oben auf dem Treppenabsatz stand und mit langsamen Schritten die Stufen herunter kam.

Das ist aktuell widersprüchlich: Er kann nicht stehen und runterkommen gleichzeitig – "und" bezeichnet ja eine Gleichrangigkeit. Da fehlt also ein "dann".

Es dauerte ein paar Monate, bis er eine eher provisorische Klingel, als kleiner an die Hauswand geklebter Knopf, installiert hatte.

Ich denke, hier muss man fragen: "Als wen oder was installiert?" – Als (einen) kleinen, an die Hauswand geklebten Knopf.

„Das frag ich ihn auch immer“, kam ihre Mutter der Antwort des Vaters zuvor[Punkt]ch will die nicht an den Wänden haben und mir Ungeziefer in die Wohnung holen, außerdem stinken sie.“

Wieder zwei Sätze.

Angefangen von kleinen Halbedelsteinen für seine Sammlung, über größere Bergkristalle und Drusen, gipfelte seine Ersteigerungslust in einem medizinballgroßen, irrsinnig schweren Meteoriten aus den USA.

Mit Blick auf oben, dann vielleicht auch hier: "Halb-Edelsteinen", denn man könnte ja leicht erst mal lesen: "Hal-Bedel-Steinen" :-)

Und dann kamen die größeren, schweren Pakete mit chinesischen Schriftzügen.

"Schriftzeichen" scheint mir in diesem Fall gängiger, zumal die Zeichen zumindest mir eben nicht wie ein "Zug" erscheinen, sondern strikt voneinander getrennt stehen.

„Das sind Taschenlampen“, erklärte ihr Vater[Punkt][D]ie will ich noch umbauen, dann sind sie technisch noch besser. Es kommen noch Pakete mit Umrüstteilen.“

Schöner: "Umrüst-Teilen" (du hast es aber auch mit den Substantiv(-)komposita ;-)

„Ziemlich groß, das Paket, wie viele Taschenlampen sind denn da drin?“
„500.“

Fünfhundert.

„Kannst du mal raufkommen?“, bat die Mutter sie eines Tages[Punkt] [D]as musst du dir unbedingt ansehen.“

Würde ich sagen, weil zwei Sätze.

Sie betrat die elterliche Wohnung mit mulmigem Gefühl. Bereits im Flur versperrten große Pappkartons den Weg. Sie blickte sich in der ehemals geräumigen Wohnküche um.

Ich glaube, die Küche bleibt "geräumig". Dass sie so vollgestellt werden kann, beweist das ja gerade. Du brauchst den Satz auch gar nicht, denn "Wohnküche" impliziert schon viel Platz. Einfach:

Sie betrat die elterliche Wohnung mit mulmigem Gefühl. Bereits im Flur versperrten große Pappkartons den Weg. Sie blickte sich in der ehemals geräumigen Wohnküche um. Der Esstisch der Wohnküche war übersät mit teils auseinandergenommenen Taschenlampen und unzähligem anderen Elektronikzeugs. Unter dem Tisch haufenweise Tüten und Taschen. Bis auf zwei Stühle war alles belegt. Überall stapelten sich Kartons. Nur die Couch war noch frei geblieben.

Die Ellipse finde ich hier unpassend, weil so alleine stehend und im Text sonst nicht verwendet.

„Was sagst du denn dazu?“, sagte die Mutter, „das kann doch so nicht bleiben!“

S. o.

Ich guck Fernsehen. Ich will nicht gestört werden! Und ich möchte nicht, dass ihr über mich redet.“

Extra so? Eigentlich ja: "Ich gucke/sehe/schaue fern."

„Und was?“, fragte sie, „wie soll ich ihm das denn verbieten? Er hört doch auf niemanden.“

S. o.

„Die sind davon überzeugt, dass er ein Gewerbe betreibt mit den zweitausend Taschenlampen[Komma] und wollen Zoll von ihm. Geschieht ihm ganz recht.“

Tage später fiel ihr auf, dass etwas anders war als sonst. Zuerst erkannte sie nicht, was es war: Es hielt kein Paketwagen mehr vor dem Haus.

Der Doppelpunkt funktioniert hier m. E. nicht, denn ihm geht ja eine Verneinung voraus. Das ist dann irgendwie so, als sagst du: Das hier ist nicht da, schau: ... Besser umstellen, denn die Reihenfolge ist auch nicht optimal:

Es hielt kein Paketwagen mehr vor dem Haus, doch zuerst erkannte sie nicht, was los war. Erst Tage später fiel ihr auf, dass etwas anders war als sonst.

„Hast du mit dem Ersteigern aufgehört?“
„Bin letztens betrogen worden, hatte vorweg bezahlt und dann hat man mir die Ware nicht geschickt. Und der Anwalt hat gemeint, das sei ein Fakeverkauf gewesen. Er kann da nichts machen.“

Hier ist es eindeutig, glaube ich: Fake-Verkauf – oder ist Fake jetzt auch schon völlig eingedeutscht? Persönlich trenne ich eigentlich immer, wenn sich in einem Wort englische und deutsche Aussprache mischen. "Internet", kann ja deutsch ausgesprochen werden, da liest man glatt durch: Interneteinkauf. Aber "Fahkeverkauf" vs. "Feykverkauf" ist was anderes, da erleichtert man mit dem Bindestrich ganz klar das Lesen.

„Komm mal mit in den Keller“, forderte die Mutter sie auf, „ich muss dir was zeigen.“

Hier m. M. n. korrekt so, weil der Satz zweifelsfrei mit Komma funktioniert: "Komm mal mit in den Keller, ich muss dir was zeigen."

Mit Unbehagen folgte sie ihr die Kellertreppe hinunter, wo sich bis an die Decke Gebinde an Gemüse-, Würstchen- und Keksdosen, Kirschgläsern, Nudelpaketen, Unmengen von H-Milch-Tüten, Wasser- und Saftflaschen stapelten.

Etwas unschön, darum besser Gebinde von/aus ...

„Das ist ja ein ganzes Warenlager. Seid ihr unter die Prepper gegangen?“
„Keine Ahnung, was das ist, aber nun kauft er Sonderangebote wie ein Besengter. Und immer in großen Mengen. Hier ist schon kein Platz mehr.“

"Guten Tag, mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein!" :-)

„Der? Der ist wie von der Leine gelassen. Der wird damit nie aufhören. Immer, wenn [Leerschlag weg] die Prospekte von den Supermärkten kommen, wird mir schon ganz anders.“

„Ich brauche deine Hilfe“, sagte ihr Vater, „hab im Internet entdeckt,

S. o.

dass grad Glühwein im Angebot ist für 1,99 Euro.

Einen Euro neunundneunzig.

„Hat ein bisschen länger gedauert, die mussten erst noch mit dem Gabelstapler eine Palette aus dem Lager holen. Ach, und wenn der Platz im Kofferraum nicht reicht, packen wir die Flaschen auf die Sitze und falls wir den Beifahrersitz brauchen, gehst du einfach zu Fuß nach Hause.

Zwei getrennte Sätze:

Ach, und wenn der Platz im Kofferraum nicht reicht, packen wir die Flaschen auf die Sitze. Und falls wir den Beifahrersitz brauchen, gehst du einfach zu Fuß nach Hause.

„Na und?“, trotzig zog er die Achseln hoch, „das Autofahren verlernt man nicht.“

S. o.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @H. Kopper ,

lieben Dank für dein intensives Korrekturlesen und deine ganze Mühe.

Ich habe viel übernommen, manches, insbesondere deine Wünsche, bei der wörtlichen Rede immer zwei Sätze draus zu machen nicht, ansonsten hier der Reihe nach nachverfolgbar, was und was nicht übernommen wurde:

Kohlenmonoxid und -dioxid
Geändert.
Zehnjährige
Nicht geändert.
Und besser zwei Sätze draus machen:
Nicht geändert.
Siebenundachtzigjähriger
Nicht geändert. Ich finde Zahlen oftmals viel übersichtlicher als das Ausgeschriebene.
Würde ich umstellen, sodass es zu einer chronologischen Kette wird: erst aufräumen, dann wegwerfen. Außerdem Redundanz raus und in der Abstraktion steigern: Er war längst in dem Alter, in dem man aufräumte, verschenkte, wegwarf, kurz: in dem man begriff, wie überflüssig vieles war.
Nein, so hab ich es nicht angelegt. Es soll nicht chronologisch sein, sondern ich wiederhole oder intensiviere meine erste Unterstellung nur. Weil sonst müsste man auch konsequenterweise vor dem Aufräumen begreifen, wie viel überflüssig ist. Und das ist mir zu brav, es in diese Reihenfolge zu stellen.
Parterrefenster und Interneteinweisung
Bis auf Fake-Verkauf habe ich es immer zusammengeschrieben.
Mit Blick auf oben, dann vielleicht auch hier: "Halb-Edelsteinen", denn man könnte ja leicht erst mal lesen: "Hal-Bedel-Steinen" :-)

Schöner: "Umrüst-Teilen" (du hast es aber auch mit den Substantiv(-)komposita ;-)

im ersten Stock
Nee. Ich finde 1. Stock einfach passender.
Ein Gemälde ist ein Bild, insofern redundant. "Gemälde" kann gestrichen werden oder "Bild" zu "gerahmtes Foto" / " gerahmtes Poster" machen, dann ist es auf derselben Kategorieebene (bzw. Kategorie-Ebene ;-)
Ja und nein. Dein Gedankengang ist nicht von der Hand zu weisen. Bleibe dennoch vorerst bei diesen beiden Begriffen.
Was denkt jemand, der so eine Verpackung sieht? Die Person denkt, dass das ein Bild sein könnte. Garantiert wird jetzt nicht im Detail weiterspekuliert, welche Bildvariante es sein könnte, wie gerahmtes Poster, gerahmtes Foto, sondern als nächstes ist der Gedanke, dass es etwas mit Rahmen sein könnte und dann ist der zweite Gedanke Gemälde.


Das ist aktuell widersprüchlich: Er kann nicht stehen und runterkommen gleichzeitig – "und" bezeichnet ja eine Gleichrangigkeit. Da fehlt also ein "dann".
Geändert.
Ich denke, hier muss man fragen: "Als wen oder was installiert?" – Als (einen) kleinen, an die Hauswand geklebten Knopf.
Geändert.
"Schriftzeichen" scheint mir in diesem Fall gängiger, zumal die Zeichen zumindest mir eben nicht wie ein "Zug" erscheinen, sondern strikt voneinander getrennt stehen.
Geändert.
Fünfhundert.
Geändert.
Ich glaube, die Küche bleibt "geräumig". Dass sie so vollgestellt werden kann, beweist das ja gerade. Du brauchst den Satz auch gar nicht, denn "Wohnküche" impliziert schon viel Platz. Einfach:
Geändert.
Extra so? Eigentlich ja: "Ich gucke/sehe/schaue fern."
Ausser, dass ich es auf "gucke" geändert habe, bleibe ich bei dieser verqueren Redewendung; ich gucke Fernsehen. So redet er eben.
Es hielt kein Paketwagen mehr vor dem Haus, doch zuerst erkannte sie nicht, was los war. Erst Tage später fiel ihr auf, dass etwas anders war als sonst.
Geändert.
Fake-Verkauf –
s. o.
Etwas unschön, darum besser Gebinde von/aus ...
Geändert.
Einen Euro neunundneunzig.
Nee, so sieht kein Sonderangebot aus. Das muss schon in Zahlen bleiben.
Zwei getrennte Sätze: Ach, und wenn der Platz im Kofferraum nicht reicht, packen wir die Flaschen auf die Sitze. Und falls wir den Beifahrersitz brauchen, gehst du einfach zu Fuß nach Hause.
Geändert.

Nochmals danke fürs Drüberlesen und die Fehlersuche.

Lieben Gruß


lakita

 

Hallo @lakita

Wenn Opa im Internet aktiv wird, kann das böse enden, das illustriert deine Geschichte eindrücklich. Gab es keine Seniorensicherung? Ich hätte den Computer des Alten mit einem Virus verseucht oder das W-LAN neu konfiguriert. Die Darstellung der absurden Situationen hat großen Unterhaltungswert und ich war immer schon gespannt auf die nächste Stufe der Eskalation.

Ich lese die Geschichte gar nicht so sehr als Satire, sondern eher als skurrile Darstellung der Hilflosigkeit einer Familie gegenüber einem schrulligen alten Mann, der seine Bestimmerrolle bis ins Alter konserviert hat und sich deshalb seinen Kaufrausch nicht ausreden lässt.

Aber wie ist die Ersteigerungswut zu erklären? Die kommt so aus dem Nichts. Beginnende Demenz? Warum lässt sich die Tochter von dem Vater auf der Nase rumtanzen – Beispiel Glühwein. Wäre es nicht auch normal gewesen, wenn sie schon sehr früh mal in der elterlichen Wohnung nach dem Rechten gesehen hätte?

Das sind so die Fragen, die mir durch den Kopf gegangen sind.

Und wenn du es als Satire siehst – ich habe gerade nochmal in den Kommentaren nachgesehen, du warst dir ja selbst nicht sicher – was genau wird hier eigentlich mit den Mitteln der Satire kritisiert? Kaufsucht? Die Schrulligkeit eines alten Patriarchen? Die Hilflosigkeit der Angehörigen? Alles zusammen? Da fehlt meiner Meinung nach ein klares und auch geeignetes Ziel.

Hier noch Kleinigkeiten:

Wie damals, wenn sie erst vom Esstisch wieder fortkam, nachdem sie auf seine Fragen zur Fotosynthese der Pflanzen korrekt geantwortet hatte oder als 10-Jährige den Unterschied zwischen Kohlenmonoxid und -dioxid erklären musste.
Sind das gute Beispiele für die Hartnäckigkeit des Vaters? Wohl eher für seinen autoritären Erziehungsstil. Die Schrulligkeit des Alten wird schön vorbereitet durch den kurzen Blick zurück in die Kindheit.
Obendrein wird er sowieso nichts ersteigern.
Hier ein „dachte sie“ anhängen?
Sie betrat die elterliche Wohnung mit mulmigem Gefühl.
Wann war sie denn das letzte Mal in der elterlichen Wohnung? Wenn man im selben Haus wohnt, ist es da nicht normal, ab und zu vorbeizuschauen?
Da mussten deutlich mehr Pakete angeliefert worden sein, als sie im Laufe der letzten Monate mitbekommen hatte.
Na ja, schon die Aufzählung weiter oben dürfte doch schon reichen. Eigentlich hätte die Tochter schon viel eher misstrauisch werden und nach dem Rechten sehen müssen.
Kartontürme brachen krachend hinter ihr zusammen, die Gänge wurden immer enger und sie musste die Wände mit aller Kraft auseinanderdrücken, um durchzukommen. Ihre Atemnot steigerte sich in Panik. Sie erwachte mit Pappegeschmack im Mund.
Finde ich eine sehr schöne Stelle.
„Na und?“, trotzig zog er die Achseln hoch, „das Autofahren verlernt man nicht.“
„Na und?“ Trotzig zog er die Achseln hoch. „Das Autofahren verlernt man nicht.


Grüße
Sturek

 

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