Hallo Forum!
Geschrieben von Rainer
Und ich werde nachfolgend jedem „Neuen“ oder „Unerfahrenen“ Mut zusprechen.
Nichts wird so gesucht, wie der "Unerfahrene". Jemand, dem "Mut zugesprochen" werden muss, hat eventuell als Karikatur eines Autors "eine Chance". Nach dem Motto: Ich kann nichts, ich will nichts (außer Frührente), ich bin nichts. Darf ich in eurer Werkstatt die Sportwagen reparieren?
Geschrieben von Rainer
Ich habe auf dieser Seite viele Autoren erlebt, in deren Geschichten gute Ansätze waren oder die gleich mit ihrer Debütgeschichte einen tollen Einstand feierten.
Das sind aber ziemlich unreflektierte Phrasen. Du formulierst da so eine Übervater Ideologie. Es gibt den, der weiss, wo es lang geht. Einen tollen Einstand feiern die, die sich dümmlichen Konventionen lakaienhaft fügen: Sie ging in den Raum und holte das Fleisch. Wow, damit kann man Literaturpreise abstauben.
Geschrieben von Rainer
Und dennoch ernten die meisten meiner Geschichten vorwiegend durchwachsene, tw. vernichtende Kritiken.
Da trieft immer irgendwie eine Engwelt raus. Wer die (ver-)öffentliche Meinung so stark beeinflussen will, sollte dann raffinierter formulieren und mehr Geduld haben.
Geschrieben von Rainer
In diesem Punkt ist zähe Ausdauer gefragt. Wenn man nach zwanzig Geschichten hundert vernichtende Kritiken und nur eine Handvoll positive bekommen hat kann man sich durchaus fragen, ob Schreiben wirklich das Richtige für einen ist.
Ich achte immer sehr darauf, was nicht gesagt wird: Du erwähnst nicht die Möglichkeiten, die von Buchmessen geboten werden. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind zu reflektieren. Wo gibt es Öffnungen?
Geschrieben von Rainer
Aber doch um Himmels willen nicht nach ein paar schlechten Kritiken gleich heulend die Flinte ins Korn werfen!
Das sagen meistens dann die härtesten Schlechtkritiker. Wobei "schlechte Kritik" auch so eine Phrase wäre. Wenn eine sachliche, differenzierte, sehr begründete Kritik zu dem Schluss kommt, dass ein Text daneben ist, dann wäre ein Dialog darüber möglich. Die Hälfte aller Kritik ist einfach nur Schreierei von trunkenen Leuten.
Geschrieben von Rainer
Macht euch klar, ob es euch ernst ist mit dem Schreiben.
Wieder der Übervater. Wer da nicht lachend gröhlt, hat als Autor in einer pluralistischen Gesellschaft nichts verloren.
Geschrieben von Rainer
Ich meine damit nicht, dass man 90% seiner Freizeit nur noch schreibend verbringen soll.
Die Leute haben noch Freizeit? Geerbt?
Geschrieben von Rainer
Doch eine gewisse Ernsthaftigkeit muss sein, um das Handwerk zu erlernen, wie auch elementare Grundlagen wie Charakterisierung oder Erzeugen von Spannungsbögen.
Die meisten Leute sind in der deutschsprachigen Region zur Schule und eventuell zur Uni gegangen, d.h. es sollte eine gute handwerkliche Grundlage bereits vorhanden sein. Worum es wirklich geht, ist das Denken, die gedankliche Durchdringung des menschlichen Seins und so.
Geschrieben von Rainer
Und trotzdem nehmen an Wettbewerben oft nur ein paar Dutzend Autoren teil?
Bevor man an Wettbewerben teilnimmt, sollte man die prämierten Geschichten lesen, ich wiederhole mich: Sie küsste ihn auf die Stirn und er trank seinen Kakao. Wettbewerbe sind gut für Leute, die sehr konventionell und skrupellos schreiben, d.h., was wollen die tonangebenden Machtgruppen hören. Für kreative unbekümmerte Schreiber sind Wettbewerbe Zeitverschwendung.
Geschrieben von Rainer
Vielleicht kann mir mal jemand verraten, wieso dennoch viele Autoren anscheinend Angst haben, ihre Geschichten bei Wettbewerben einzusenden?
Geschichten werden unter einem ziemlichen Zeitaufwand geschrieben, wenn sie qualitativ hochwertig sein sollen. Warum schreibt jemand, z.B. weil er etwas mitteilen oder sich zum professionellen Autor fortbilden will. Schreibwettbewerbe, die nur 3 Stories auswählen und veröffentlichen, haben die Wirkung eines Textblattwurfes in den Ascheimer. Besser wäre hier, alle Stories, die eine Mindestqualität haben, zumindest in einem Sammelband zu veröffentlichen.
Geschrieben von Rainer
Natürlich ist es frustrierend, dass Leute wie Bohlen mühelos Verlage finden und selbst der größte Schrott publiziert wird, nur, weil der Autor Amerikaner ist und einen guten Namen hat.
Jeder, der "In" ist, meint bestimmte Personen des öffentlichen Lebens beliebig diffamieren zu können. Statt jetzt hier den Dieter Bohlen als Beispiel und Idol zu präsentieren, wird natürlich nur negiert. Wer als Autor eine Mark machen will, muss strahlend auf die Bühne der Öffentlichkeit springen "Hello, I love you and you love me" Also, nicht versteckte unöffentliche Wettbewerbe, sondern ständige Präsentation der eigenen Person auf allen möglichen Lesebühnen.
MfG Gerhard Kemme