Tut mir leid, wenn ich diese schöne Diskussion unterbreche und auf die Hauptfrage antworte. Aber ich hatte gerade Lust, mich in meinem eigenen erbrochenen Selbstwertefühl zu baden, und das klingt so:
Ich denke, es macht keinen Sinn, überhaupt zu schreiben, wenn man nicht das höchste anstrebt.
Für mich bedeutet "das höchste", unter den allerbesten mitzumischen. Natürlich ist mir klar, dass ich so weit noch nicht bin, und dass die Chancen, dabei auf die Nase zu fallen, riesig sind - was ich damit sagen will, ist, dass man gar keine gute Geschichte schreiben kann, wenn man sich nicht mit dem Gefühl an die Tastatur setzt, die beste Geschichte aller Zeiten zu schreiben.
Wenn man nicht die beste Geschichte aller Zeiten schreiben will, woher nimmt man die Energie, sie zehn mal umzuschreiben? Woher die Inspiration, etwas Berührendes zu erzählen? Den Mut, Kritiken zu ertragen? Die Energie, wieder und wieder an der Stimmung zu arbeiten? Die Überwindung, einen Absatz, an dem man lange gearbeitet hat, dann doch wieder zu löschen?
So gesehen finde ich den Gedanken furchtbar, "nur so" zu schreiben, wer schreibt und nicht beachtet und gelesen werden will, hat das Schreiben nicht verstanden.
Aber um konkreter auf die Thread-Frage einzugehen: Ja, ich möchte schon gerne mal ein Buch kommerziell veröffentlichen, aber ich weiß, wie viel Arbeit da noch vor mir liegt. Ich bin noch jung und habe mit dem Hobby gerade erst angefangen, und ich brauche noch eine halbe Ewigkeit, um wirklich gut zu werden - aber das will ich.
Selbst wenn ich es nicht schaffe, es zehn Jahre lang zu versuchen ist tausend mal besser, als zehn Jahre für sich selbst zu schreiben.
Außerdem weiß ich, wie viele Fischklöppe da draußen tatsächlich mit Schreiben Geld verdienen. Und zwar mit dem Schreiben von Schrott. Ich kenne einen Autor, der völlig ausserstande ist, einen Gedanken zu formulieren, und dessen erstes veröffentlichtes Buch mit einem unleserlichen Schachtelsatz anfing. Außerdem ist der Bedarf an Autoren riesig. Filme, Kolumnen, Romane, Satiren - seht Euch doch nur mal an, wie viele Bücher bei Thalia herumstehen, es muß doch möglich sein, eines davon zu schreiben!
Das wirkliche Problem ist, dass man verdammt viel Zeit und Energie braucht. Für eine dreiseitige Kurzgeschichte braucht man mindestens eine Woche, gute Romane werden in ein oder zwei Jahren geschrieben. Außerdem muss man für einen Roman nicht nur schreiben und durchhalten können, sondern hat einen viel komplexeren Plot aufrechtzuerhalten und muss seinen Kram verdammt gut organisieren.
Viele Köche, die zuhause geiles Essen machen, scheitern daran, eine Großküche zu organisieren - was nicht an ihrer mangelnden Frittierfähigkeit liegt.
Gernot