- Beitritt
- 10.11.2003
- Beiträge
- 2.245
Ich habe self-conscious immer mit „sich seiner/meiner selbst bewusst (zu) sein“ übersetzt, nie mit „verlegen“ - es sei denn, die Situation war tatsächlich in diese Richtung zu deuten.
Dass in einer Sprache Begriffe fehlen, die in anderen vorhanden sind, kommt häufig vor: Vor wenigen Tagen habe ich eine Notiz gelesen, wonach es im Amazonasgebiet Einheimische gibt, die keinen Begriff für Zeit haben: Sie haben z.B. keine Wörter für morgen oder gestern – sie denken ausschließlich in der Gegenwart.
Anderes Beispiel: Die Italiener haben kein Wort, das dem unseren „heiß“ oder englischen „hot“ entsprechen würde – sie kennen nur „caldo“, was unserem „warm“ entspricht. Wollen sie sagen, dass es heiß ist, sagen sie „molto caldo“, d.h. sehr warm, in manchen Fällen auch "bollente", d.h. kochend.
Auch haben sie kein Wort für unseres „sollen“ – sie kennen nur „dovere“, das je nach Zusammenhang „müssen“ oder „sollen“ bedeutet. Gibt es Unklarheit, dann wird das Wort wiederholt, also „devi devi?“ („musst du, musst du?“) gefragt, oder das Wort „veramente“, d.h. „wirklich“, davor oder dahinter gestellt („devi veramente?“), um herauszufinden, ob es sich um ein „muss“ handelt (bei einem Ja als Antwort ist es).
Man könnte nun argumentieren: Ein Muss ist in Italien erst mal ein Soll, das erst mit weiterer Präzisierung zum Muss werden kann.