Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Der Kokosnusscoup

    Im Affengehege herrschte nächtliche Ruhe. Durch die Gitterstäbe verfolgte der Schimpanse Frankie die Wanderung des Sekundenzeigers der runden Uhr, aufgehängt an der gegenüberliegenden Wand. Da näherten sich Geräusche einer herrlich schief gepfiffenen Melodie. Frankie lächelte. »Achtung Jungs, es...
  2. Nomad

    Die Sonne scheint auf den Bildschirm. Abgesehen von einer Staubschicht ist im Sonnenlicht nichts darauf zu erkennen. Marcel betrachtet die Staubkörner, während seine Hände auf der Tastatur liegen. Er weiß nicht mehr, welches Zeichen als nächstes kommen müsste. Aus der Ecke des Büros dringt...
  3. Miriams Traum

    Langsam kamen sie näher. Ruhig, mit gleichmäßigen Schwanzschlägen. Das war kein Angriffsverhalten, eher ein neugieriges Annähern. Schon umkreiste ein halbes Dutzend Schwarzspitzenhaie die Schnorchlerin. Jetzt hatte sie einer erreicht, mit eleganten Bewegungen schwamm er neben ihr her. Karin...
  4. Schattenboxen

    Wir sitzen auf dem Balkon. Vierte Etage, Junior Suite. Sie trinkt Aperol Spritz, ich Bier. Seit wir im Resort angekommen sind, habe ich sie nie ohne Glas gesehen. «Schön hier», sage ich. «Ja», sagt sie, fährt mit den Fingerspitzen über den Glasrand. «So still.» In der Ferne leuchten die Lichter...
  5. Guess Who

    Wer ist es? Eine bittersüße Kindheitskonserve aus einem kantigen Karton liegt vor mir im Regal. Stich in der Brust, mein Puls rast mir davon und mein Herz rennt träge hinterher. Wer gewinnt den Marathon und wen haut es wohl auf dem Weg um? Die Silhouette schmal, sie lüftet das Konservenglas mit...
  6. Nachtigall

    Ich lebe in niedrigen Gebäuden; kein Gebäude, in dem ich jemals gelebt habe, hatte mehr als drei Stockwerke. Doch meine Tochter lebt in einem hohen Gebäude, in einem sehr hohen Gebäude, es hat mehr als dreißig Stockwerke. Ich war noch nie im obersten Stockwerk. Ich denke: Was ist, wenn...
  7. Käfer, Spinne und eine Entscheidung

    Überarbeitete Version vom 16.04.2023 Es gibt Stellen in der Wohnung, an die seltener geschaut wird. Man erwartet hier nichts Überraschendes oder gar Dramatisches, doch manchmal kommt es anders… Alle Fenster standen um diese Jahreszeit weit offen. Staub und Blütenpollen paarten sich, mutierten...
  8. Sonnenuntergang und „A Message in a Bottle“

    „Ein Sonnenuntergang ist doch wie der andere.“ Ich widersprach energisch, bemächtigte mich meiner Kamera und verließ das Zimmer. Der befestigte Weg am Hotel führte mich nach wenigen Minuten in eine zauberhafte Landschaft aus Dünen und Ozean. Ich zog meine Latschen aus, weil sie mich beim...
  9. Das Leben mit Depressionen

    Depression Ich stehe am Fenster und beobachte den Regen, der gegen die Scheibe prasselt. Die graue Wolken am Himmel passen perfekt zu meinem Gemütszustand. Es ist wie eine Schwere, die auf mir lastet, und ich kann sie nicht abschütteln. Ich weiß, dass ich schon seit Wochen in einem tiefen Loch...
  10. Verlorene Zeit

    Als ich endlich hinging, um nachzusehen, stand der Hof hinterm Haus längst voll im Licht. Das Moos, das überall klebte, am Blumentrog, in der Abflussrinne, am Regenfass, leuchtete von der Sonne. An der Mauer hing die Dartscheibe. Die Pfeile streckten ihre Schatten abwärts bis über den brüchigen...
  11. Spuren in der Welt

    Am Vormittag kühlte es ab. Auch das Donnern der Kanonen ertönte nun seltener und irgendwann verstummte es ganz. Als Regen einsetzte, spannte Van Leeven eine Plane. Zusammen kauerten sie darunter und behielten die Straße im Blick. Ein steter Strom schweigender Männer stolperte durch den Schlamm...
  12. Johnny

    Unsere Lage ist aussichtslos und wir dürfen nicht weg. Die lassen uns nicht. Weil die Straße wichtig ist, sagt Bojko. Ist ein paar Minuten her, da sah es noch besser aus. Unsere Stellung war so gut wie unbesiegbar, uneinnehmbar, an der konnten die Schweine sich die Zähne ausbeißen. Seit der...
  13. HTZ 9000

    Die Abteile im Zug waren voll belegt. Aus allen Richtungen drang Musik an sein Gehör. Neben ihm saß ein junger Mann. Er hatte sich zwei große Lautsprecher auf die Schultern geschnallt. Daraus erklang Techno-Musik. Die monoton schmatzenden Bässe ließen kleine bunte Pillen auf dem Tisch tanzen...
  14. If you're going to San Francisco

    Jill findet Jen vor der Einfahrt zum Parkhaus gleich gegenüber dem Hilton. Ein gefährlicher Ort, weil er keinen duldet, der stinkt und auf der Straße lebt. Die Portiers tragen Zylinder, coloured people. Sie rufen die Cops, wenn sie jemanden sehen, der nicht hergehört. Leute wie Jen und Jill...
  15. Danse Macabre

    Die Bässe vibrierten in ihrem Rückengrat. Eine pulsierende Wand aus Hitze und Luft, die sie zwischen den Körpern hinausschob. Hinaus auf das Kopfsteinpflaster. Gierig sog sie die frische Luft ein. Über dem donnernden Innenleben des Nachtclubs knarrte ein Hängeschild leise protestierend im Wind...
  16. Holz für den Winter

    Es begab sich im eisigkalten Januar zu einer Zeit, in der es kein fließendes Wasser gab und man seine Lebensmittel noch auf dem Markt tauschen musste, dass man in einem Dorf schon Jahre vom Haus des Schmiedes erzählte. Es spukt dort oben auf dem Hügel, sagten die Leute. Nachts hörte man bis...
  17. Der Enkel

    Enkel Auf dem Dach des weitläufigen Gebäudes stand in großen leuchtenden Buchstaben aufgereiht das Wort „Baumarkt“. Es war recht leer auf dem Parkplatz, doch es war ja auch wochentags um 15 Uhr. Um diese Zeit war verständlicherweise nicht so viel los, deshalb war es auch die perfekte Zeit, um...
  18. 40 Meter

    Sonnenstrahlen brennen durch die große Scheibe der Notausgangstür. Eine Fliege prallt immer wieder gegen das Glas. Sie bleibt im Eck hängen, die Flügel sirren. „Hast du aufgepasst? Ich rede mit dir!“ Andreas starrt mich an. Die Falten auf seiner Stirn sind mit Schweißperlen übersät. Im...
  19. Freestyle Buddhist

    Mr. John O’Brian hatte seinen Rock bereits angezogen und saß nun an seinem Schreibtisch. Er wohnte in Chapelizod und wollte sich gleich auf den Weg zur Tramstation machen, um in die Stadt zu fahren. Gewöhnlich tat er dies nur um zu seiner Arbeit zu kommen – er war Angestellter in einer privaten...
  20. Serie Nicht länger lebendig

    's geht nicht mit rechten Dingen zu, nein. Der Deibel. Er muss seine elend'gen Klauen im Spiel haben, Hölle! Eben noch der Miles, den ich zetern hör. Seinen Lakaien, den ich's Schwert erheben seh. Hatte den Tod zu empfangen, nichts and'res. Aber mein Rücken zieht wie eh und je. Ich kenn's...

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