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seltsam

Genre: seltsam

  1. Ein Mann und sein Quietscheentchen

    Ausgezehrt sitzt Arnold in der Badewanne, die gleichermaßen Sarg und Arche für ihn sein könnte. Das Badfenster ist gekippt und das Mondlicht erhellt die wenigen Schaumreste. „Hast schon lang nicht mehr so geguckt, Prinzessin.“, sagt er zu dem Quietscheentchen, mit dem er sich das beinah kalte...
  2. Die Uhr

    Er bummelte unschlüssig an diesem Stand mit all dem Gerümpel aus längst vergangenen Tagen herum. Die Menschen bahnten sich ihren Weg durch die engen Gassen des Flohmarktes. Wie Ameisen bahnten sie sich einen Weg. Man wühlte sich durch, hie und da bekam er einen unbeabsichtigten Rempler. Und er...
  3. Von Träumen und Drachen

    Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen Aussicht auf die zerklüftete Landschaft und den Felssäulen, die sich mehrere hundert Meter in die Höhe streckten. Hinter dieser Landschaft färbten zwei untergehende Sonnen den Himmel in ein feuriges Rot. Hin und...
  4. Die Hoffnung ist nicht grün

    Der Kürbis vibriert, schaukelt und rollt behäbig vom Kompost hinunter. Noch eine Böe. Die Stangenbohnen schwanken, ihr Rankgestell neigt sich, sinkt gegen den Strommast und bleibt dort zitternd hängen. Der ganze Garten wird aufgepeitscht, durcheinandergewirbelt und erwartet, sich ängstlich...
  5. Die immer weint

    Andere hätten vielleicht geglaubt, sie sähe nicht nach draußen, weil keiner gern den Regen betrachtete, der in unablässigen Abständen die Scheibe mit seiner Verschwommenheit bespuckte. Susie jedoch wandte sich vom Fenster ab, um das Unvermeidliche hinauszuzögern, denn das einzige, was sie...
  6. Durst

    »Die Köpfe runter, niemand bewegt sich! Wer uns ansieht, kriegt ’ne Kugel verpasst!« Onkel Buraks Bariton klingt gedämpft durch die Wollmaske, noch tiefer als sonst. Ich zwinge mich, ruhig zu atmen; der Herzschlag fühlt sich an, als wolle die Pumpe durch den Brustkorb ausbrechen wie das Monster...
  7. Serie Der Freimann

    Immerzu hör ich se flüstern. Meist schon, bevor ich um die Ecke biege. „Der Freimann kommt“, raunen se, während ihre Kinder mit großen Augen hinter Rockzipfeln und Hosenbeinen hervorlugen. Sie machen mir Platz. Stehen eng beieinander, die Hände in den Taschen vergraben. Nem Haufen Schafe gleich...
  8. Der Realitätsschwund

    Das dunkle und stille Kinderzimmer wird von sich immer wiederholenden Stimmen erleuchtet. Doch woher kommen diese? Es scheint alles völlig normal zu sein, ich liege in meinem Bett und sehe das Flimmern des Fernsehers durch den Türschlitz. Immer wieder versuche ich mich zu bewegen... vergeblich...
  9. Das Hotel

    Wie aus einem grausamen Alptraum entrissen, wuchte ich mich mit einem tiefen Röcheln nach vorne. Eisiges Wasser umgibt meinen nackten, zitternden Körper. Mit aller Kraft zerre ich mich aus der Wanne und stürze zu Boden, meine Beine geben einfach nach. Mein Gesicht verzieht sich vor Schmerz, als...
  10. Dunkelheit

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  11. Der Exerzierplatz

    Ich gehe gerne hier spazieren, ein kleines Naturschutzgebiet mitten in der Stadt. Ein 1890 angelegtes deutsches Armeegelände, dann nach dem Krieg besetzt von Amerikanern, schließlich vor einigen Jahren von der Stadt zurückgekauft. Es hat etwas Urzeitliches, eine sandige, niedrig bewachsene...
  12. Sie bleibt über Nacht

    "Guten Abend Magda." "Hallo Nadja, da bist du ja. Ich habe leider nicht so gute Nachrichten, aber setz dich erstmal." sagte die kleine Blondine und drehte sich wieder mit dem Rücken zu Nadja. Diese setzte sich auf den anderen Bürostuhl im Raum und seufzte "Gut, dann schieß mal los." "Also…...
  13. Gemeinsam

    Als David Lesitzki das Licht der Welt erblickte, regnete es. Die Regentropfen kullerten am Fenster des Marienhospitals herunter. Um den kleinen Schreihals standen alle nahen Angehörigen gespannt und fröhlich herum. Das waren Peter, Monika und deren erstgeborene Tochter Ilse. Seine bereits drei...
  14. Der gute Vitri

    An einem Sommermorgen verschwand mein kleiner linker Zeh. Es war nicht so, dass er sich infolge einer Verletzung oder eines anderen schmerzhaften Prozesses verabschiedet hätte. Vielmehr bemerkte ich sein Fehlen zufällig beim Duschen. Ich sah das schrumpelige graue Ding noch im Strudel über dem...
  15. 24/7

    Ich wünschte, ich könnte mich öfter auf eine der oberen Etagen zurückziehen. Einfach nur ausruhen. Zwischen der dreißigsten und fünfunddreißigsten, wo sie seit Ewigkeiten herumwerken, wo viele Räume leer stehen. Kaum ein Mensch kommt dorthin, ein paar Monteure vielleicht. Am liebsten würde ich...
  16. Wach und fertig

    Warum lassen die meisten Leute einen Kugelschreiber mitgehen, wenn er gerade unbeaufsichtigt herumliegt? Weil sie glauben, damit etwas anfangen zu können. Eine feine kleine Geschichte zum Beispiel, die über einen simplen Schüttelreim hinwegspringt wie ein Dressurpferd. Dieser Text handelt von...
  17. Der Seelensammler

    Die Sonne flammt in die Gasse und
  18. Der Tod macht mal Pause

    Michi rieb sich die Augen und gähnte. Seit zwei Stunden versuchte er zu schlafen, aber heute fiel es ihm besonders schwer. Diesmal lag es nicht an den Braunülen in den Armbeugen oder dem Beatmungsschlauch in der Nase, diesmal brummte die kleine Neonröhre über der Tür ganz unerträglich. Michi...
  19. Nur Erde und Gras

    »Lass endlich die Feuerleiter hochsteigen!«, rufst du und schüttelst mich, dass ich zu dir hochschauen muss. Du machst übertrieben große Augen. Wir liegen faul im Gras herum, zwei Halbstarke. Gerade war ich noch damit beschäftigt einzelne Halme aus dem Boden zu rupfen, nach Leben zu suchen...
  20. Erwachen

    Es riecht nach Holz. Ich mag den Geruch von Holz. Ich finde ihn irgendwie beruhigend. Langsam fülle ich meine Lungen mit der wohlriechenden Luft. Das Geräusch, das dabei entsteht, ist das einzige in der vorherrschenden Stille. Mein Kopf fühlt sich seltsam an, doch das dumpfe Gefühl scheint aus...

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