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seltsam

Genre: seltsam

  1. Woodstock am dritten Tag

    Der Bass von Jack Casady buddelte sich durch den Boden in meine Hände. Mein Körper wummerte. Sie taten gut, die Schallwellen von innen. Als würden Jefferson Airplane ihre Musik direkt durch meine Arme leiten und meinen Bauch als zusätzlichen Lautsprecher nutzen. Ein Werdegang, den ich mir...
  2. Die phantastische Apparatur

    Zwielicht. …. Erst waberte eine formlose Wolke umher, dann knisterte es in ihrem Inneren mit einer unheimlichen Energie, die Materialisierung begann und eine Wesenheit entstand. Erst wurde sie zu Feuer, dann zu Wasser und danach zur Luft. Nach Stein, Metall und Holz, formte sich Fleisch...
  3. Krabbengott

    Mitten in einem großen Krabbenschwarm tat sich eine Krabbe durch besondere Eigenschaften hervor. Sie hatte einen übergroßen Überlebenswillen und trainierte jeden Tag viele Stunden, um den vielfältigen Gefahren des Meeres widerstehen zu können. Die anderen Krabben nannten sie nach einiger Zeit“...
  4. Wattenmeer

    Regen fällt in dünnen Schnüren vom Himmel und ist wie ein Vorhang vor der Welt. Ich rühre meinen Cappuccino um und greife nach der Kartei, lasse die Kärtchen Daumenkino spielen. Welchen Namen mir der Zufall wohl diesmal zuspielen wird? All diese seltsamen Menschen mit ihren merkwürdigen...
  5. Die Lücke

    Von einem Tag an war die Lücke. Sie war im Anfang vermutlich so winzig, sogar verschwindend gering, dass Becker sie nicht sah, als sie sich bei ihm einnistete. Sie hätte ein kleines Loch in der Wand, Staub unterm Bett sein können, sie kam, ohne dass er sie bemerkte. Dafür begann er sie bald...
  6. Hochzeit der Zikaden

    Die Sonne verteilt zaghaft späten Frühling über dem Park. Spaziergänger flanieren: eine Knochengestalt, die sich über den Rollator beugt, den Kopf schüttelt, ein Pärchen, das einander an den Händen hält, während die Hüften sich beim Wiegen ihrer Schritte berühren. Auf der Bank unter der Esche...
  7. Liebe

    „ Wer nach Beweisen einer Liebe verlangt, hat sie im selben Augenblick getötet.“ Es stank diesen Sommer nun schon seit Wochen erbärmlich im gesamten Treppenhaus eines gesichtslosen und anonymen Hochhauses inmitten einer austauschbaren Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Hier waren nun seit...
  8. "Tagezählendurchstricheanderwand" - Szenario

    Mein Name ist unwichtig. Wissen tu ich ihn sowieso nicht mehr. Vermutlich wäre er mittlerweile befremdlich oder er ist ohnehin schon vergessen und niemand heißt heute mehr so. Natürlich habe ich über einen neuen Namen nachgedacht, aber ständig fällt mir ein Weiterer ein, den ich besser finde als...
  9. Bericht aus einer sieben Meter langen Einraumwohnung

    Berichtaus einer sieben Meter langen Einraumwohnung Klau-stro-pho-bie- ach, wissen Sie, ich habe solche schwer verständlichen Fremdwörter noch nie geliebt, ich bemühe mich erst gar nicht, dahinter zukommen. Mein Wirt verwendet bei passender Gelegenheit ein ähnliches Wort, er lässt verlauten...
  10. Vier Minuten

    Ich zog mein Handy aus der Tasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. Noch fünf Minuten, bis der Bus kommen würde. Ich steckte mir eine Kippe an. Raucher sterben früher, warnte mich die Zigarettenschachtel. Nicht das Schlechteste, dachte ich. Scheiß Tag. Scheiß Woche. Scheiß Leben! Der Nieselregen...
  11. Ihr Raum

    Ich starre ins Endlose. Es ist ein kalter stürmischer Wintertag. Vor mir eine weite Landschaft, zugedeckt von einer meterhohen Eisschicht. Neben mir ein schwarzer Kater, der sich an meinen Beinen warm streicht. Und hinter mir, hinter mir höre ich ein fröhliches Kinderlachen. Ich sitze vor dem...
  12. Am Ende der Viehtrift

    Er saß vor dem Fernseher, Sportschau. Eine Flasche Bier in der Hand. Er hatte die Füße auf den Tisch gelegt, hielt die Flasche mit beiden Händen, ein Kissen im Nacken. Der Ton des Fernsehers war stumm gestellt. Seine Frau stand in der Küche vor dem Herd. Wenn er die Diele entlang blickte...
  13. Alienum

    Am Anfang war das Alienum. Am Ende war das Alienum immer noch. Und was dazwischen geschah, soll hier geschildert werden. Nicht plausibel, denn das Alienum hatte wenig mit Vernunft zu tun. Auch nicht aufregend, denn das Alienum tat nichts außer zu sein. Erst recht nicht komisch, denn das Thema...
  14. Enten und andere Mörder

    Rüdiger liegt im Bett und starrt seit zwei Stunden an die Decke. Seine eigentliche Schlafenszeit ist längst vorbei. Jetzt ärgert sich Rüdiger, denn er muss morgen früh raus. Schließlich gibt er es auf. Rüdiger beschließt, einen Waldspaziergang zu machen, um seine Gedanken zu ordnen. Zum Glück...
  15. Mein Herz, es ist auf ewig dein!

    Wenn das Herz eines Menschen kaputt geht, weil sich Plaques in den Arterien abgelagert haben, wenn es durch Stress aus dem Rhythmus gerät, oder wenn es zu oft gebrochen wurde, stirbt er normalerweise. Die Fortschritte der modernen Medizin bieten jedoch verschiedene Möglichkeiten, unter enormem...
  16. Seidenmutter

    Die Blätter der Ulmen glühten in der Abendsonne und über den orangenen Gräsern schwebte Blütenstaub. Cédric dachte daran, wie er zum ersten Mal mit seiner Schwester zur Lichtung gegangen war. Der Schrebergarten seines Elternhauses glich heute einer Brache, weil Gian Carlo nicht mehr die Kraft...
  17. Ketten

    Wie angekettet lag ich in meinem Bett. Ich versuchte rauszukommen, aber die Fesseln hielten mich unten. Diese habe ich mir zugegebenermaßen selbst angelegt. Angekettet an meinem Bett, um der schmerzhaften Welt da draußen zu entfliehen, stach mir das Eisen der massiv schweren Ketten in die Nase...
  18. Wunden

    Ich saß auf dem Klettergerüst der Grundschule. Um mich herum wurde gefeiert, doch viele waren schon gegangen, da es spät geworden war. Zwei Feuerstellen und bunte Lichterketten erhellten den Spielplatz. Die Leute aus dem Dorf standen in Gruppen, redeten, grölten und lachten laut über dumme...
  19. Unten

    Es hatte gedauert, jemanden zu finden, der etwas wusste. Er war schon älter, vielleicht so um die Fünfzig, und ich traf ihn in einer Kneipe. „Kann dir keiner sagen, was dich Unten erwartet“, sagte er. „Es heißt, es ist irgendwas Organisches, das dich liest wie ein Buch. In der Luft solls...
  20. Der Boxer

    Heute kennen nur mehr wenige Insider den Namen des australischen Profiboxers Sammy Foster, der zu seiner Zeit genauso gefürchtet war wie vor ihm Muhammad Ali und Mike Tyson. An den Tagen vor den Kämpfen bangte Sammys Team immer, ob er die erforderlichen 90,72 kg auf die Waage brachte. Prüfende...

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