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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Ein Uhrzeiger nicht im Kreis

    Samuel läuft durch die einsamen Straßen einer kleinen Hafenstadt Norddeutschlands. Leichter Regen bedeckt die ganze Stadt. Die nassen Straßen reflektieren leicht die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung. Er beobachtet das nieseln des Regens unter dem Leuchten der Straßenlaternen. Er schlendert...
  2. Nenn mich bei meinem Namen

    Aufm Teller `n Rest Omelett. Das hat sie mir so beigebracht – drei große Eier, halbe Zwiebel, `ne zerdrückte Knoblauchzehe, alles in die Pfanne und `n Spritzer Chilisauce dazu. Sie kauft immer die richtig scharfe. Keine halben Sachen, sagt sie. Ich seh aus dem Küchenfenster. Unten vor der...
  3. Träumerle, ach Träumerle

    Verträumt schaute Träumerle aus dem Wohnzimmerfenster. »Träumerle, ach Träumerle«, sagte Marlies. Daraufhin drehte er sich um, blickte sie an und lächelte, wie bei einem Reflex, der auf diesen Satz folgen musste. Im Esszimmer saßen sie sich gegenüber und musterten einander schüchternen Blickes...
  4. Die letzte Boje

    Es ist Nacht, der Wind fegt schreiend über die zugefrorene Brücke. Die Luft ist salzig und frisch. In der Ferne leuchtet eine kleine Boje grün auf; An. Aus. An. Aus. Sie schwankt bei den starken Wellen hin und her. Die Autos sehen ihn nicht. Die Menschen fahren an ihm vorbei wie Marionetten. Sie...
  5. Nicht immer hilft Farbe

    Wir stehen vor dem Spalt in der Hainbuchenhecke der Gärtnerei und mir zittern die Beine. Der eisige Wind treibt uns die Tränen in die Augen, das Rascheln der Blätter an der Hecke übertönt jedes Geräusch und Julia legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Komm schon, Florian! Diesmal wird...
  6. Monotonie

    Ich schreibe über Rene Descartes, seinen Lebensanfang, wo er wohnte, seine Lebenswerke und schlussendlich dessen Tod. Links neben mir sitzt eine graue, schimmernde Gestalt, den Kopf nach unten gesenkt und sie probiert verzweifelt den Stift zu halten, zu schreiben. Ich schreibe über Friedrich...
  7. Alaska

    Alaskas Haus steht in einer Ortschaft, die zum Großstadtspeckgürtel gehört, zur Behaglichkeitszone im Schatten von Lichtern und Lärm. Die Menschen, die dort wohnen, fahren morgens zur Arbeit in die Metropole, kehren abends zurück, pflegen Wochenendgemütlichkeit, engagieren sich in Vereinen...
  8. Narr Em

    Es war ein Tag im September, einer dieser Tage, an denen unklar ist, ob noch Sommer ist oder doch schon Herbst. Ich verließ das Haus bei strahlendem Sonnenschein, um ein paar Einkäufe zu erledigen, und schwitzte bereits nach ein paar Metern, da ich mich zu warm angezogen hatte. Ich trug ein...
  9. Der magische Ring

    Es war einmal vor vielen Jahren, da wurde ein Junge eines Tages zum Vollwaisen. Aber nicht plötzlich, denn es war abzusehen, dass es leider irgendwann so kommen musste. Der Junge, der übrigens schon siebzehn Jahre alt war, lebte mit seinen Eltern in einem Land, das hatte einen Herrscher, der...
  10. Segel setzen

    Er stand in der Tür zu seinem Büro und sog mit geschlossenen Augen den Geruch ein. Bohnerwachs, altes Papier und die unverwechselbare Würze von kaltem Zigarrenrauch. Natürlich durfte man hier schon lange nicht mehr rauchen, aber der Geruch war noch da. So viele Jahre hatte ihn dieses Aroma...
  11. Spring!

    Paul stand zögernd auf dem Fünfmeterturm. Das weiß getünchte Dach des Hallenbades erschien ihn so nah wie eine Kellerdecke. Er lunzte in die Tiefe und tastete sich langsam weiter. Der körnige Belag kratzte an den Fußsohlen, er merkte es kaum. „Papa, spring endlich!”, rief Linus. Fröhlich winkte...
  12. Gedankenwirbelsturm

    Beim dünnen geteerten Weg auf dem keinen Hügel bleib ich stehen. Ein Kaktus befand sich in meiner Brust und ein eiskalter Wind wehte mir zu. Meine übergrosse Kapuze verdecke mein Gesicht fast vollständig. Nebelschwaden machten die Dunkelheit weniger dunkel. Ich drehte mich. Niemand. Ich wusste...
  13. Der moderne Romeo

    Der moderne Romeo O. wachte in seinem Bett auf. An diesem Morgen war jenes Gefuehl, mit dem er schon lange gekämpft hatte, wieder stärker denn je zu spüren, und er wusste, dass es passieren würde, unbedingt passieren müsse, heute noch. Wann auch immer etwas Unabänderliches bevorstand, so...
  14. So nah

    Bald werden die grauen Schallschutzwände kommen und mit ihnen die Graffitis, die nach Heimat und Freiheit zugleich schreien. Sie sieht aus dem Fenster, sieht die Landschaften, die neben den Gleisen vorbei huschen. Austauschbar und oft gesehen. Und mit ihnen erscheinen bald Stationen, deren...
  15. Von Wassermenschen und Seerosen

    Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mir das mit den Wassermenschen ausgedacht habe, aber ich glaube, es war im Juni. Ich erinnere mich noch daran, dass die Seerosen auf der Wasseroberfläche leuchteten wie weiße und pinke Sterne. „Hier gibt es Wassermenschen, wusstest du das?“, sagte ich. Mia...
  16. Wollmilch

    Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen! Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Im Kindergarten schimpfen sie immer, wenn er diese Wörter benutzt, aber die verdammten Berge sind auf jeden Fall...
  17. Mondschlaf

    Vivien lauscht den Äpfeln, die vom Baum fallen. Sie streifen trockenes Laub und Äste. Und während sie tagsüber diesen Vorgang kaum wahrnimmt, hört es sich nachts an, als lösen sie sich vom Zweig, um hinabzustürzen. Sie hört, wie sie im Hof auf den Boden treffen. Manche springen einmal auf, wie...
  18. Unterhaltung

    Schon wieder ertappte ich mich dabei. Wobei von Ertappen wohl kaum die Rede sein kann, denn ich stellte mich absichtlich vor die geöffnete Tür. Ich wollte ihn beobachten, einfach beobachten. Ich wollte sehen was er macht, wie er es macht. Ich wollte sehen, wie seine Hand über das nackte Papier...
  19. Das andere Leben

    Die erste Zigarette, noch im Bett sitzend, war kein Genuss auf der pelzigen Zunge, das war sie noch nie gewesen, und das Kopfkissen war von den Rotweinrändern an seinen Mundwinkeln verfärbt. Den Bezug hätte seine Frau längst gewechselt, hätte sie im letzten Winter nicht den Mann gewechselt. Sie...
  20. Alexanderplatz

    Über diverse Leichen, die wie Konfetti auf dem Boden verstreut liegen, steigen wir hinweg. Leben, die so verschieden aussahen, sich hassten, sich liebten, sich verabscheuten, verehrten oder auch alles auf einmal. Nun liegen sie hier, alle vermischt. Und letztendlich alle gleich. Wir gehen...

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