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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Russisches Roulette

    18-01-2006 Sturmtief Kyrill …In ganz Europa wurden vielfältige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Um sowohl das Bahnpersonal als auch die Fahrgäste nicht zu gefährden, wurde gegen 21:00 Uhr der Fernverkehr zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Bahn auf dem gesamten Streckennetz...
  2. Lena lebt wie sie lebt

    Es ist 7 Uhr. Sie geht wie jeden morgen aus dem Haus, als der frisch eingezogene Nachbar ihr einen "guten Morgen" wünscht. Lena jedoch zeigt nicht den Ansatz einer Regung und geht zielstrebig Richtung Haustür. Der Nachbar ist verwundert, denkt sich: "vielleicht ist sie in Eile". Doch sie geht...
  3. Kleine Leben

    Ein Wohnprojekt, in idyllischer Lage, Wohnraum gerade für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, hieß es beim Bau der Anlage, hochmodern, trotzdem zeitlos, wobei die Lage am Standpunkt des Betrachters hängt, von der Anlage aus gesehen ist die Lage idyllisch, von der Idylle aus gesehen nicht...
  4. Der Farbige

    Ich laufe durch die Stadt. Die Stadt ist schön. Gleich bin ich an meinem Ziel angekommen. Gleich. Mein Ziel? Weiß ich nicht so genau. Ich schau an mir herunter. Ich sehe eine braune Hose, ein braunes Hemd. Die Schuhe sind, wie sollte es auch anders sein, braun. An einem Schaufenster bleibe ich...
  5. Vor Sonnenuntergang

    Die Prognose, die Dr. med. Gebhard Robert vor drei Monaten ihm mitgeteilt hatte, war niederschmetternd für ihn. Prostatakrebs. Die Hormon- und Chemotherapie war die einzige Chance die ihm noch blieb. Zu seinem Freund Thomas gewandt sagte er: >>Wir schaffen das zusammen. Wir geben den Kampf gegen...
  6. Mascha

    Ich blicke Mascha an. Sie liegt neben mir. Ich glaube, sie bereut den Sex. "Mascha? Bereust du den Sex?" "Nein, wieso sollte ich?" "Ich glaube, du bereust den Sex." "Wieso?" "Bereust du ihn?" "Nein. Wieso?" "Ich glaube, du bereust es." "Jakob, wenn ich es bereuen würde, dann würde ich es nicht...
  7. Freiheit ist auch nur ein Wort

    Er konnte es den ganzen Tag sehen. Es war immer da und wartete auf ihn bei Tag und bei Nacht, am Morgen wie am Abend. Sein Sehnsuchtsort war es über die Zeit geworden. Er konnte nicht verstehen, warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig...
  8. Serie Stöckelschuhe

    Stöckelschuhe Frau Schuhmacher stand in der Küche und tunkte den Beutel ihres Anis-Kümmeltees dreimal ein, ließ ihn für fünf Sekunden ziehen, und wiederholte die Prozedur gewissenhaft. Der Arzt hatte ihr letzte Woche Omeprazol und Antibiotika gegen ihre Magenschleimhautentzündung verschrieben...
  9. Serie Semmeln

    Semmeln Da war sie, die Frau Semmelmayer, Kind auf dem Arm, noch keine sechs Monate alt und doch sollte es heute zum ersten Mal in den Kindergarten. Was für eine Rabenmutter. Und wie der Kleine schrie, als sie ihn in den Kindersitz zwängte. So ein ungezogener kleiner Bengel, aber was kann man...
  10. Gute Zeiten, schlechte Zeiten

    April 2017 „Kann hier endlich mal ein scheiß' Arzt kommen!“ Obwohl sie schreit, höre ich ihre Stimme wie durch einen Luftschutzbunker. Ihre Hand liegt auf meiner. „Lilli“, flüstere ich. Alles wird schwarz. Ich werde wach, sehe Umrisse, wie durch einen Schleier; doch sie ist da und redet...
  11. Ein Vater (mit "Show - don´t tell")

    Ein Vater Düster blickt Erich auf seine Uhr, noch immer zwei Stunden bis er endlich mit seinen Kumpels in die Kneipe ziehen kann. Dann fährt er sich mit den Fingerkuppen über die Augenbrauen und versucht die Müdigkeit wegzudrücken. Er schaltet das Band wieder ein, nimmt das nächste Stück Metall...
  12. Ein Vater

    Mit verquollenen Augen sitzt er an dem klapprigen Esstisch, die Tasse Kaffee steht unberührt und kalt vor ihm und der Aschenbecher ist halb voll. Was war nur passiert? Mit seinen Kumpels und Bier und Schnaps ist alles immer so leicht und er liebt ja seine Familie. Er liebt seine Frau und...
  13. Abschalten

    Es war stickig. Er öffnete das Fenster einen Spalt, um frische Luft in den Raum zu lassen. Durch die Scheiben sah er einen großen Parkplatz, Autodächer, eine vielbefahrene Straße, Feierabendverkehr, nichts Schönes. Das Zimmer war in der zwölften Etage. Der Blick aus dem Fenster hatte sich...
  14. Die Mechanismen des Geschäfts

    Ludger Baginski lag in der Dunkelheit und hörte dem Regen zu. Er machte das oft. Still daliegen. Den Kopf leer werden lassen. Manchmal fuhr ein Auto schneller als sonst durch die Pfützen draußen auf der Straße. Das Geräusch der Reifenprofile, wie sie das Regenwasser verdrängten. Auch das mochte...
  15. Ich lese sonst nie

    Vor Wochen haben sie darüber gesprochen. Sie haben mir beschrieben, wie es ist, auf Ketamin zu vergessen, wie man heißt, wo man herkommt, wer man ist. Ob sie Angst hatten? Nein, auf Keta hast du keine Angst, du weißt, dass alles gut wird. Wie beängstigend es mir vorkam, das zu verlieren, was man...
  16. Traumwächter

    Die Sonne schien durch von Osten durch die große Fensterfront des modern eingerichteten Büros. Die vor ihm sitzende Person konnte Lars wegen des Gegenlichts nur als Schattenriss sehen, erkannte aber an der Form der Silhouette, dass er eine Frau vor sich hatte. „Es freut mich sehr, dass Sie...
  17. Der Jürgen

    Keine Sau im Betrieb, bin der Erste, wie immer. Hab noch Schnee aufn Schultern vom Weg übern Hof. Drinnen isses scheißkalt. Um die Uhrzeit läuft die Heizung noch nich. Ich drück den Schalter, es is stockdunkel, auch von draußen kommt nix rein. Die Lampe knackt, ich hör den Starter, aber das Ding...
  18. The man burns

    „Warst du schon mal beim Burning Man?“, fragte er mich. „Nein, noch nie gehört. Was soll das sein?“ Sechs Monate später zerrte ich mitten in der Wüste von Nevada das erste Zelt meines Lebens aus einem geliehenen SUV. Seitdem wir das Festivalgelände betreten hatten atmete ich – so platt es...
  19. Weihnachten das ganze Jahr

    Starr sitzt Alfred auf der Bank vorm Kaufhaus. Unsere Lebkuchen lässt er unberührt. Den Plastikbecher voll Weihnachtspunsch hält er in der Hand, ohne zu trinken. Ein Glimmen stiehlt sich in seine, die Umgebung scannenden Augen, und seine Wangen röten sich, während er Susi und mir von sich...
  20. Ein perfekter Auftritt

    Tausende Augen schauen mich an, tausende Münder lächeln mir zu. Ich stehe auf der Bühne und bewege mich nicht, betrachte die Menschen in der ersten Reihe. Ergraute Männer tragen Anzüge und Fliegen; ihre Frauen teure Kleider und Ohrringe, die im Licht glitzern. Sie alle sind gekommen, um mich...

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