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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Volodjas Träumerei

    Präludium Der Applaus erstirbt, als der alte Mann wieder und wieder in der Garderobe verschwindet, in Lackschuhen über das Parkett schlurft, eine gebeugte Zittergestalt, hohlwangig, altersbefleckt, an der die Bogennase wie ein Fremdkörper klebt. Auf seinem Gesicht breitet sich ein...
  2. Biotope

    Hefner beginnt seinen Tag wie immer: eine kalte Dusche, danach eine Tasse Kaffee. Bevor er sein Haus verlässt, setzt er sich wie gewohnt auf die Couch, um sein Aquarium zu betrachten. Dieser Handlungsablauf gehört seit Jahren zu Henfers morgendlichem Ritual. Er beobachtet die Fische, die in dem...
  3. Der Heiligenschein

    „Ach, wie einfach wäre die Welt, wenn eine leuchtende Aura anzeigte, ob dieser oder jener Mensch zu den Guten gehörte!“ – Frei nach Friedrich Nietzsche I „Schon wieder Sonntag!“, stellte der Pfarrer mit einem Schnaufen fest, das wie ein Stein auf seiner Brust lag. Mit Müh und Not erhob sich...
  4. Der Übergriff

    Der letzte Restaurantbesuch hält sich noch lebendig im Gedächtnis. Die Speisenfolge erfüllte meine Erwartungen, die Spannung blieb bis zum Dessert erhalten. Vergleichbar mit einem musikalischen Crescendo, beginnend mit dem Gruß aus der Küche, sich langsam erhebend mit aufeinander abgestimmten...
  5. Im Café

    Das Klingeln der Tür lässt mich meinen Kopf heben. Mein Puls beschleunigt sich und mein Herz fängt an zu rasen. Er kommt jeden Tag um dieselbe Uhrzeit und setzt sich an den Tisch direkt am linken Fenster. Dort bestellt es seinen Kaffee schwarz, ein Stück Erdbeertorte und schreibt in ein kleines...
  6. Zeugniskonferenz

    „Kann ich Sie mal kurz unter vier Augen sprechen?“ Sylvia Sträter schaute vom Tisch hoch. Vor ihr stand Gregor Wendland, ein großer, kräftiger Physiklehrer mit grauem Vollbart. Er war der Mittelstufenkoordinator und zeichnete verantwortlich für die Zeugniskonferenzen, die in einer knappen...
  7. Scharfstein

    Scharfstein kniete vor der Felsplatte. Er schob die dünne Schneedecke beiseite und legte die Ascheschicht darunter frei. Direkt daneben schichtete er Stücke weißer Rinde. So wie er es von Finsterblick gelernt hatte, als dieser noch aufrecht gehen und große Steine heben konnte. Aus der frisch...
  8. Der König der Knöpfe

    Meine Finger streichen über die Härchen an seinem Unterarm, fahren sanft die Venen nach, verweilen schließlich auf der Innenseite seines Handgelenkes. Sein Puls schlägt ruhig und gleichmäßig. Meine Nase liegt in der Kuhle zwischen Hals und Schultern. Er riecht nach Whiskey und Seife. „My friend...
  9. Das letzte Gefecht

    Die Nacht ist da. Jetzt wird es Zeit. Wieder einmal Training, dieses elende Training – sowie in all den Nächten zuvor. Ich kann kaum noch schlafen, solange schon nicht mehr. Seit diesem einen Tag – als also die Sonne schien, und mich ein paar Wichser überfielen. An euch Wichser: X, Y, Z – an...
  10. Zuhören

    Mit gesenktem Kopf schreitet er die letzten paar Meter zu der Haustür gegen das böige Schneetreiben an. So ein Sauwetter, denkt er, und schließt mit klammen Fingern die Haustüre auf. Vom kalten Wetter nicht mehr abgelenkt, sind seine Gedanken nun wieder auf das Abendessen fokussiert. Was mach...
  11. Kuppelkuchen

    „Her mit dem Pax, du Mistkerl!“ Unsanft zerrte Miller den Rucksack vom Rücken des Diebes, während er seinen Stiefel fest in den Hintern seines Gegners stemmte, um ihn im roten Schlamm der menschenleeren Seitengasse zu fixieren. Nachdem er die Medikamente gesichert hatte, tippte er noch etwas...
  12. Stilles Gleis

    Ihren Blick wandte Malou von ihm ab, sah zunächst auf den Boden, dann an ihm vorbei aus dem Fenster in eine unbestimmte Ferne. Die Ärmel ihres übergroßen Pullovers mit dem Zopfmuster hielt sie mit den Fingerspitzen umklammert, die Arme vor der Brust verschränkt. In den letzten Tagen hatten sie...
  13. Die Zeit der Ratten

    „Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?“, fragt Papa. Jedes Mal wenn wir zusammen Essen gehen wieder das selbe Thema. „Der Klimawandel bringt uns alle noch ins Grab. Das Wetter wird immer extremer und ein großer Sturm kann im ganzen Land den Strom ausfallen lassen“, erwidert Mama...
  14. Herzensgut

    Er betrat ihre Wohnung. Wie immer setzte er sich zu Tisch um mit ihr zu sprechen. Heute war jedoch etwas anders. Er spürte es schon die letzten Tage. Ein komisches Gefühl, welches er aber ignorierte. Doch eben an diesem Abend war es besonders stark. Er versuchte es zu unterdrücken, aber es...
  15. Russisches Roulette

    18-01-2006 Sturmtief Kyrill …In ganz Europa wurden vielfältige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Um sowohl das Bahnpersonal als auch die Fahrgäste nicht zu gefährden, wurde gegen 21:00 Uhr der Fernverkehr zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Bahn auf dem gesamten Streckennetz...
  16. Lena lebt wie sie lebt

    Es ist 7 Uhr. Sie geht wie jeden morgen aus dem Haus, als der frisch eingezogene Nachbar ihr einen "guten Morgen" wünscht. Lena jedoch zeigt nicht den Ansatz einer Regung und geht zielstrebig Richtung Haustür. Der Nachbar ist verwundert, denkt sich: "vielleicht ist sie in Eile". Doch sie geht...
  17. Kleine Leben

    Ein Wohnprojekt, in idyllischer Lage, Wohnraum gerade für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, hieß es beim Bau der Anlage, hochmodern, trotzdem zeitlos, wobei die Lage am Standpunkt des Betrachters hängt, von der Anlage aus gesehen ist die Lage idyllisch, von der Idylle aus gesehen nicht...
  18. Der Farbige

    Ich laufe durch die Stadt. Die Stadt ist schön. Gleich bin ich an meinem Ziel angekommen. Gleich. Mein Ziel? Weiß ich nicht so genau. Ich schau an mir herunter. Ich sehe eine braune Hose, ein braunes Hemd. Die Schuhe sind, wie sollte es auch anders sein, braun. An einem Schaufenster bleibe ich...
  19. Vor Sonnenuntergang

    Die Prognose, die Dr. med. Gebhard Robert vor drei Monaten ihm mitgeteilt hatte, war niederschmetternd für ihn. Prostatakrebs. Die Hormon- und Chemotherapie war die einzige Chance die ihm noch blieb. Zu seinem Freund Thomas gewandt sagte er: >>Wir schaffen das zusammen. Wir geben den Kampf gegen...
  20. Mascha

    Ich blicke Mascha an. Sie liegt neben mir. Ich glaube, sie bereut den Sex. "Mascha? Bereust du den Sex?" "Nein, wieso sollte ich?" "Ich glaube, du bereust den Sex." "Wieso?" "Bereust du ihn?" "Nein. Wieso?" "Ich glaube, du bereust es." "Jakob, wenn ich es bereuen würde, dann würde ich es nicht...

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