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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Stille

    ...Stille... Der Hafen lag eingetaucht in die Dunkelheit der hellen Nacht einfach so da. Hell, weil Schnee lag, es war kalt. Nicht so kalt, dass die bewegte Wasseroberfläche des Hafenbeckens hätte zufrieren können, aber so kalt, dass Johann ab und an zitterte... Er konnte nichts dagegen tun. Und...
  2. Von Tränen, Trauer und Neuanfang

    Die Junisonne spielte traurig, mit dem bunt blühendem Kirschbaum vor der Terrasse. Durch die glasigen Augen wirkten sie verschwommen, surreal, wie aus einer anderen Welt. Gestern noch bot dieser Baum einen wunderschönen Anblick, mit seinen tief grünen Blättern und den rosafarbenen Blüten. Ich...
  3. Liegen bleiben

    Ich ziehe meine Vorhänge auf und kalter Mondschein nimmt mir die Sicht. Er erfüllt die Zwei-Zimmer-Wohnung, die ich von meiner Mutter geerbt hatte und verfängt sich im Biedermeier Spiegel, auf dessen Geleit hin das Licht durch den stark verwinkelten Raum trabt. Mit viel Optimismus und Phantasie...
  4. Hinter Angeln

    Ich wohne hier schon seit 23 Jahren und in dieser Zeit habe ich Dinge gesehen. Dinge erfreulicher Natur, verliebte Paare, vom Tag ausgezehrte Geschäftsleute, die erleichtert in die Federn sinken, abschließen, alles andere wegschließen. Musiker, die euphorisch ihr Instrument streicheln, zumal...
  5. Die perfekte Welle

    Mein rechter Zeigefinder wischt durch die Bildergalerien der einzelnen Profile. Hans, einunddreißig Jahre, nackter, schmächtiger Oberkörper, Kinnbärtchen. Warum ausgerechnet die Männer, die es sich nicht erlauben können, halbnackte Bilder veröffentlichen, ist mir ein Rätsel. Man denkt sich doch...
  6. Große, große Kulleraugen

    B-b-b-bbeatt. Das Licht ist gedimmt. Die Bar ist brechend(voll). B-b-b-bbeatt. Menschen lachen, tanzen, trinken, reden, oder stehen einfach dumm neben ihrer Gruppe rum und versuchen ihr Unwohlsein zu verbergen. B-b-b-bbeatt. Die Pinguine hinter der Bar wirken subtil gehetzt. In ihren Flossen...
  7. Crime Prevention

    2034 – München: Es war bereits halb zwei, als Erik sich auf den Heimweg machte. „Kommst du nächstes Wochenende wieder mit zum Fischen?“, fragte Til, der sich mit einem Bier in der Hand gegen den Türrahmen lehnte. Eigentlich war Fischen illegal, aber wenn man weit genug in die Alpen fuhr, fand...
  8. Der Puppenspieler

    Zu dieser frühen Stunde ist die Stille so allgegenwärtig, ich spüre, wie sie sich an mich schmiegt, mich streichelt. Ich habe mich in meinem Leben verlaufen und fühle in den stillen Momenten, dass ich den Weg wieder finden kann. Keine Sekunde länger konnte ich neben Chris liegen bleiben. Seine...
  9. Der Fremde

    Ich steige ein, ohne wirklich zu wissen wohin ich eigentlich fahre. Der Zug gefällt mir. Ich habe nicht viel Gepäck dabei, schließlich weiß ich nicht wie lange die Reise gehen wird. Vielleicht 2 Tage, zwei Wochen oder zwei Jahre? Ein zu großer Koffer würde mich belasten, in meinem Gehen...
  10. Mama

    Dampfend fließt das heiße Wasser in meine Tasse, umspült den Teebeutel, den ich schon hineingehängt habe. Gedankenverloren setze ich mich an den Küchentisch. Schließe die Hände um das heiße Gefäß. Ich denke, ich müsste mich verbrennen. Doch ich spüre nur eine dumpfe Wärme. Überhaupt ist alles...
  11. Konsumenten

    Der Bahnhof war voll. Voll mit Menschen; Pendler auf dem Weg zu ihrem Gleis, Schüler die laut und aufgedreht, in kleinen Gruppen, aus der Vorhalle strömten. Abseits des Trubels, unbeachtet, wenn dann mit einem Anflug von Ekel oder Verachtung, rappelten sich die untersten der Gesellschaft auf...
  12. Adam und Eva

    Adam kam aus einer, man kann sagen, heiligen Familie. Er hatte gute Manieren, hatte keine bösen Gedanken oder überhaupt Gedanken, die seinen Angehörigen missfallen könnten; er kannte seine Stärken, war überzeugt von ihnen, dachte jedoch nicht viel an sich oder daran, wie die Welt ihn sieht; er...
  13. Pay-Day

    Als ich wach wurde, war alles still. Zu still. Was war passiert? Ich erinnere mich noch daran, letzte Nacht feiern gewesen zu sein. Ein Blick auf die Uhr bestätigte meinen Verdacht. Ich habe die Schule verschlafen. Aber wieso weckt mich niemand? Meine Mum saugt doch schon morgens immer Staub...
  14. Bankomat

    „Das war schön.“ Sara blickte ihm in die Augen. Es war ein Satz gänzlich ohne Aussage, der allein durch das Funkeln ihrer Augen Bedeutung erlangte. Sehen konnte er sie nur im Augenwinkel, konzentriert hatte er den Blick auf die dunkle Straße gerichtet. Das monotone Brummen des Autos auf der...
  15. Im Regen

    Im Regen Es war später Abend. Regen fiel vom grauschwarzen Himmel herab und durchnässte die Stadt mit Traurigkeit. Windböen trieben den Regen wie einen wehenden Mantel durch die Gassen, Laternen zeichneten verwaschene Gestalten an die matt reflektierenden Häuserwände. Ich ging langsam...
  16. Nebeneinander

    Du schaust auf die saubere, weiße Wand vor dir. Sie ist deutlich abgetrennt von dem zehn Zentimeter breiten, gepflegten Grasstreifen. Dein Blick wandert aufwärts zu den blank geputzten Fenstern. Vor ihnen stehen Blumen, die ganz exakt die richtige Farbe und Größe haben. Alles stimmt genauestens...
  17. Darf ich bitten?

    Darf ich bitten? Schon wieder einmal hat die Bahn Verspätung. Mein Gesicht spiegelt sich in den Scheiben, draußen ist es bereits dunkel. Ich sehe die Menschen auf der anderen Seite des Ganges. Einige lesen, Andere schlafen. Ein Pärchen küsst sich hingebungsvoll. Der Zug fährt in die Haltestelle...
  18. Rafflesia

    Er ließ oft ein Stück Honigbrot auf dem Teller zurück. »Für die Bienen«, sagte er dann. Nur er tat so etwas. Ich öffne den schwarzen Müllbeutel und lasse Brotreste und Hühnchenknochen von den Tellern gleiten. Der eingetrocknete Honig glänzt wie Lack. Danach folgen Olivenkerne aus Tonschalen...
  19. Lenes Rauschen

    Es rauscht schon wieder. Darum stellt sie den Fernseher aus, obwohl gerade ihre Lieblingssendung läuft. Alle Stimmen sind wieder so bösartig und laut. Das passiert oft, wenn Lene alleine ist. Plötzlich rauscht es im Ohr und jeder Ton ist anders. So als ob er weit weg ist. Trotzdem viel...
  20. Michi

    "Es ist ein Mädchen!" Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen, während sie uns das Ultraschallbild genauer erläuterte. Tobias hatte meine Hand gedrückt und ich hatte gespürt dass er nervös war. Wir waren beide so nervös gewesen. "19 ist...

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