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Genre: alltag

  1. Schweigen ist Gold

    alltag 
    Während das Flugzeug abstürzt, frage ich mich, ob die Stewardess auf mich steht. Vorhin, als sie mir die knisternde Erdnusstüte in die Hand drückte, ganz sanft, mit niedergeschlagenem Blick, war mir, als tue sich ein alternatives Universum zwischen uns auf. Könnten wir eine Fernbeziehung führen...
  2. Motorrad

    Motorrad Wieder bastelte er dran. Sie sah ihn aus dem Fester in der Küche. Während sie Geschirr spülte. Die Sonne schien. Er lag auf einer Matte unter der Maschine, zog mit einem Werkzeug Schrauben fest, Fluchte von Zeit zu Zeit, war dreckig. Sie spülte immer zuerst die Gläser. Das war klar...
  3. Kleine Rippchensonate

    Mathilda hatte so grazile Finger. Jeder Musiklehrer, jeder Dirigent, selbst jeder an der Musik verzweifelte Kritiker hätte ihr unweigerlich die Tasten eines Klaviers untergeschoben. Mathilda. Das Alphabet fing für mich mit M an und hörte mit M auch wieder auf. Mathilda war mein wohliger Fluch...
  4. Einen Tag noch

    alltag 
    Wieso? Warum nur? Die Fragen drehen sich im Kreis. Ich weiß keine Antworten. Der Regen trommelt auf das schräge Fenster. Der Himmel ist genauso grau, wie es in meinem Inneren aussieht. Nur sieht es in mir noch viel düsterer aus. Aus dem Nebenzimmer ertönt ein leises Stöhnen. Dann Stille. Ein...
  5. Petit Papillon

    Giampiero Toto Calogero Rizzo. Seine Eltern in Taormina hielten es für einen guten, einen wohlklingenden Namen. Ihn selbst störte daran das Schwülstige, die Anmutung von Pathos, wenn er ihn aussprach. Dennoch war es sein Name und er mochte es, wenn jemand anderes ihn vollständig aufsagte –...
  6. Wo warst Du?

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    Die Bushaltestelle lag außerhalb des Ortes. Sechs lackierte Eisenpfähle hielten ein winziges Kunststoffdach. Am linken Pfahl war eine Bodenplatte gesprungen. Dort lugte ein Löwenzahn hervor und streckte seine gelbe Blüte der Sonne entgegen. Erika steuerte wie immer in den letzten Tagen auf die...
  7. Der Fluch der alten Dame

    alltag 
    Ein Blick aus dem Fenster offenbarte, es musste warm sein da draußen. Die füllige Kastanie spendete einen üppigen Schatten, doch vereinzelnde Sonnenstrahlen fanden immer wieder den Weg auf ihre Bettdecke. Die Klimaanlage surrte verträumt vor sich hin und sie fror. Ihr war nicht wirklich kalt...
  8. Der Trauergottesdienst

    Es war noch nicht ganz Abend, und ich schlenderte gemütlich durch die Gassen dieser romantischen Kleinstadt, mit ihren malerisch schönen Fachwerkhäusern, deren blumengeschmückten Fassaden mir freundlich entgegenblickten. Um die letzten Sonnenstrahlen dieses wunderschönen Spätsommertages noch ein...
  9. Käsesandwich in Lewisham

    Graham wollte es erneut mit Vernunft und positivem Zuspruch versuchen, obwohl er im Gegenzug nichts als Trotz erwartete. Dabei war er nicht weniger zornig als sein Freund. „Sollen sie doch kommen! Schlimmer als damals, '77, kann es nicht werden“, hatte Andrew gesagt, dieser sture Hund, und sich...
  10. Nur ein Stein

    Die Berührung glich einem Windhauch, doch ich war sicher, es war kein Zufall. Der Hospitalero stand viel zu dicht neben mir und ich spürte den Blick der dunklen Augen wie Nadelstiche auf meiner Haut. Mit ausgestrecktem Arm beschrieb er einen Bogen durch den leeren Schlafraum, als wolle er mir...
  11. Der Besuch

    Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und bauten sich auf wie ein schützendes Haus, bis aus ihnen schlechte wurden, nur noch Ruinen, in denen sie hauste. Als sie die Stellung im Büro antrat, hätte sie nie gedacht, an jedem freien Sonntagnachmittag im Park Enten zu füttern. Vera konnte Enten...
  12. Kein Chor

    alltag 
    Mein allerliebster Freund, es birgt eine gewisse Tragik, dass ich Dir meist nur in Momenten tiefen Unmuts schreibe. Doch ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es schwer ist, zu schreiben, wenn man glückerfüllt ist. Denn wirklich Nennenswertes geschieht dann nur selten. Heute möchte ich Dir von...
  13. Bullshit

    Heer kommt mit diesem Neuen auf den Weihnachtsmarkt gelaufen, zu den Treppenstufen vor Nordsee, auf denen wir sitzen. Er ist erst dreizehn, sagt Heer, und gerade frisch aus dem Heim getürmt; und als ich dem Typen ins Gesicht blicke, habe ich für eine Sekunde das Gefühl, ihn schon mal irgendwo...
  14. Sahara

    Black ist scheiße. Muss ich vllt erklären, wie ich drauf komme. Heute Abend ist Party und ich will dahin, weil logisch Mädels und Alkohol. Nur die Musik ist Abfuck. Alle gehen ab auf dieses Black-Zeugs. Darum chill' ich. Das wird wahrscheinlich noch anstrengend genug heute. Erstmal 'ne Runde...
  15. Alles schon gesagt

    alltag 
    Urs fährt den PC hoch und öffnet die Datei „Menschen wie du und ich“. Es ist die Liste aller Texte, die er bisher für diese Kolumne bei der SSZ geschrieben hat. Heute ist die Deadline, da muss er wieder liefern. „Was Originelles, bitteschön, und diesmal nicht auf den letzten Drücker“, hat der...
  16. The Secret Life Of Alpha7E

    Alpha7E erfuhr durch seine Systemsensorik, dass der Energievorrat in der Hauptblase auf fünfzehn Prozent abgefallen war. Er verglich die Daten der Langstreckensensoren mit dem galaktischen Kartenmaterial und schloss, dass er ein nahe gelegenes Sternensystem der G-Klasse ansteuern musste, um...
  17. Den Preis, den man zahlt

    Der Zug hielt auf offener Strecke am Rande der Sierra Nevada. Keiner wusste, was passiert war. John fragte den Schaffner, der ein wenig Englisch verstand. Etwas sei mit den Oberleitungen. Wir warteten. Männer knöpften ihr Hemden auf. Frauen wedelten sich mit Fächern und Magazinen Luft zu...
  18. Möge das Chi mit dir sein

    Vor sechs Wochen, an einem Mittwoch nach der Tagesschau, kam Frau Bruse eine folgenschwere Idee. Am Abend zuvor sah sie eine dieser Pseudodokumentationen in denen sich irgendwelche Menschen mit viel Zeit aber wenig Talent als Laiendarstelleranfänger versuchen. Eine sehr dicke, kettenrauchende...
  19. Ich halte dich für mein Gegenüber

    Schwerfällig schleppe ich mich die letzten Meter nach oben. Dafür, dass ich zum ersten Mal seit Jahren richtig Urlaub mache, schone ich meinen Körper viel zu wenig. Ich weiß ja selber nicht, was mich dazu gebracht hat, ausgerechnet nach Südtirol zu fahren. Urlaubsparadies. Bald brauche ich eine...
  20. Grübchen

    alltag 
    Dann sollen sie mich am Arsch lecken, auch wenn es die Herren des „Gundel“ sind. Lassen mich nach Budapest kommen, nur um mir zu sagen, dass sie mich in diesem Jahr nicht mehr gebrauchen können. Haben es aber eleganter ausgedrückt und mir für nächstes Jahr Hoffnung gemacht. Ja, ich will ins...

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