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alltag

Genre: alltag

  1. Frau K.

    Und wieder habe ich Schicht mit Frau K. Einerseits freue ich mich darüber. Frau K. ist eine liebenswerte Kollegin, zurückhaltend, fast schüchtern, sehr hilfsbereit und an guten Tagen kann sie sogar witzig sein. Ihr Äußeres lässt das zunächst nicht vermuten. An ihr ist alles spitz, ihre Nase...
  2. Ohrotik

    Schauen Sie mich an, nicht in meine Augen, sondern tiefer, nein, nicht so tief! Sehen Sie es denn nicht? Ich habe einen Satz heiße Ohren. Früher versuchte ich, diese schamhaft zu verbergen, fand ich doch ihren Hang zu Apostasis otum, also zum Abstehen, eher anstößig. Zwar schmiegen sich meine...
  3. Hals über Kopf

    alltag 
    "Hals über Kopf", sagt Yunus. "Das ergibt doch gar kein Sinn". "Hm?", frage ich, mit dem Gedanken bei der Aufgabe, die wir bearbeiten sollen. "Stell dir das mal vor", redet Yunus weiter und fängt an auf dem Arbeitsblatt zu kritzeln, "das hat doch überhaupt nichts mit der Bedeutung zu tun. Wie...
  4. Halb so wild

    Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt an ausgelassene Kinder. Windböen peitschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen. Vom Fenster aus sieht sie, wie der Hagel vom Regen abgelöst wird und auf den Granitsteinen Blasen schlägt...
  5. Durch den Eulenwald nach Hause

    Ich nähere mich dem Kindheitsglück auf der Landstraße. Der Riegel schiebt sich zurück, das Schloss öffnet sich, die Erinnerungen erwachen, explodieren wie Blitze in mir, richten die Härchen auf, spannen die Sinne bis zum Äußersten. Ich fahre durch Wälder, Getreidefelder rauschen, säuseln Lieder...
  6. Die Pferde und die Bauruine

    alltag 
    Wieder einmal spaziere ich an der Bauruine vorbei. In der letzten Zeit weiden hier Pferde. Da trifft mich die Idee, mit meinem Notizbuch vorbei zu kommen und ein Stimmungsbild dieser Pferde vor der Bauruine zu schreiben. Wie ein Foto, das die Stimmung festhält, nur mit Worten. Da bin ich nun...
  7. Der Zuhörer

    Die alte Dame stieg aus der U-Bahn, drehte sich in meine Richtung und winkte mir mit geröteten Wangen zu. Ich grüßte zurück und schaute ihr hinterher, bis sie an der Rolltreppe verschwand. Letzten Freitag hielt sich die Frau zum ersten Mal vor meinem Glashäuschen auf. Sie starrte hinein, während...
  8. Die verheißende Erlösung

    Sie sitzen sich gegenüber. Sie analysiert seine Körperhaltung und beobachtet jede Regung in seinem Gesicht, welche ihn freisprechen oder aber verraten könnte. Er sitzt leicht gekrümmt auf dem klapprigen Holzstuhl, der zweifellos nicht für ein unvergesslich komfortables Sitzerlebnis gemacht...
  9. In fremden Gärten

    Vor einiger Zeit befand ich mich in einem Garten, aus dessen verwildertem Teil furchtbare Schreie zu mir vordrangen. Weit abseits der gepflegten Rosenstöcke, noch hinter den Buchsbaumkugeln und der trockenen Vogeltränke, standen Reihen aus verkümmerten Fichten. Dort schienen die Laute ihren...
  10. Der Birnenkopf

    Vor einigen Jahren zogen meine Frau und ich in unser Einfamilienhaus, ohne die Kinder, denn diese waren bereits erwachsen und gingen ihre eigenen Wege. Das Gebäude stand inmitten einer Wohnanlage am Stadtrand, vorwiegend aus Einfamilien- und Reihenhäusern. Die meisten Häuser der Umgebung...
  11. Unberechenbarkeit

    Die Frau dachte, dass sie sich sehr gut kannte. Sie vertraute ihren Erfahrungen. Sie mochte es wie perfekt sie doch ihre Emotionen überspielen konnte, sodass keiner verstand, was wirklich in ihr vorging. Doch an diesem Tag wurde sie von ihrer Unberechenbarkeit verraten. Die große Liebe ihrer...
  12. Dagegen ankommen

    Ich stehe im Garten. Genau auf der Mitte des frisch gemähten Kunstrasens, den sonst niemand außer mir betreten mag. Ein Ziehen in der Lende. Unter einem Regenschauer stehen. Ein Tier unter einem Haufen von Herbstlaub vor hungrigen Hunden versteckt. Besser kann ich mein Bauchgefühl heute nicht...
  13. Gezeichnet

    Ihre Absätze klapperten über den geölten Holzfußboden, als sie zum Lehrerpult ging. Seit Fräulein Meyer Deutsch und Zeichnen in unserer Klasse gab, machte der Unterricht irgendwie viel mehr Spaß. „Guten Morgen! Setzt euch!“ Unsere Stühle scharrten. Peter, der neben mir saß, stieß mich in die...
  14. Eine Lektion

    alltag 
    Gertie betrachtet ihre Fußabdrücke auf der staubigen Treppe, die zum Speicher führt. Nur wenige benutzen ihn noch zum Wäscheaufhängen, seitdem Waschmaschinen und Wäschespinnen in Haus und Garten eingezogen sind. Sie sitzt auf der obersten Stufe, die Wohnungstür mit dem Namensschild Robert Wagner...
  15. Oh, Theodor!

    Im Grunde war ihr Aussehen nicht außergewöhnlich, aber für ihn war sie von herausragender Schönheit. Mit ihrem langen Hals, den schwarzen Augen und den bräunlichen Schatten darunter sah sie aus, wie ein kränkelnder Schwan. Erst wenn sie tanzte wurde deutlich, wie sehr ihr Körper vor Kraft...
  16. Schwerelos

    alltag 
    Wir laufen der Sonne entgegen. Sie hat den Höhepunkt längst überschritten, nähert sich Stück für Stück dem Horizont und schickt ihre weichen Strahlen über die Strandpromenade. Ein leichter Wind streicht über die Haut, kühlt unsere glühenden Gesichter, verfängt sich in den Haaren. Er riecht nach...
  17. Du kannst nicht nach Hause gehen

    Remi ist Neunzehn und darf das Auto seiner Eltern benutzen. Wir treffen uns auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte. Meistens fahren wir zu einem Maisfeld oberhalb der Kirche. Von hier aus kann man die Flughafenlichter sehen. Bevor wir es machen, legt er eine Bundeswehrdecke auf die Sitzpolster...
  18. Von Angst und von Mut

    Anfang Januar endete mein Weg an einer Klippe. Das war seltsam, weil ich gar nicht auf dem Weg zu dieser Klippe gewesen bin oder zu irgendeiner anderen. Es war aber auch nicht seltsam, weil mein Orientierungssinn, beziehungsweise dessen Abwesenheit mich selten an erwartete oder gar gewünschte...
  19. Solange es eben dauert ...

    Es war nicht allzu voll in dem kleinen Café am Dom. Ich setzte mich in einen der eleganten Loungesessel, warf die vielen Tüten auf den Platz neben mir und hob die Hand, um der Bedienung ein Zeichen zu geben. Meine Füße taten höllisch weh. Was hatte ich mich auch überreden lassen, diese Schuhe...
  20. Wie du mir, so ich dir

    Wie du mir, so ich dir Ein Kunde lief durch die Gänge eines Baumarkts auf der Suche nach einem Verkäufer. Diese glich dem Versuch, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Nach geraumer Zeit hatte der Kunde jedoch Glück und fand einen raren Verkäufer. „Entschuldigung, ich brauche ein...

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