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Genre: alltag

  1. Die Elefanten wirken fröhlich

    alltag 
    Ich bin also stehen geblieben und lunger vor diesem blöden Schaufenster herum, aus dem mich die debilen, toten Augen nackter Schaufensterpuppen anschauen. Puppen, die weder Geschlechtsorgane noch Brustwarzen besitzen. Die haben sie nicht nötig. Ich zünde mir eine Zigarette an und blicke in...
  2. Wie ich Schriftsteller wurde oder auch nicht!

    Ein Hauch von Nichts. Ein Nichts in einem Volkswagen Passat Kombi, das auf dem hintersten Parkplatz eines Discounters weit weg von der üblichen Kundschaft parkt und durch die mit Fliegendreck verschmutzte Frontscheibe glotzt, als würde es gleich seine .57er aus dem Handschuhfach nehmen und sie...
  3. Rafflesia

    Er ließ oft ein Stück Honigbrot auf dem Teller zurück. »Für die Bienen«, sagte er dann. Nur er tat so etwas. Ich öffne den schwarzen Müllbeutel und lasse Brotreste und Hühnchenknochen von den Tellern gleiten. Der eingetrocknete Honig glänzt wie Lack. Danach folgen Olivenkerne aus Tonschalen...
  4. Lenes Rauschen

    Es rauscht schon wieder. Darum stellt sie den Fernseher aus, obwohl gerade ihre Lieblingssendung läuft. Alle Stimmen sind wieder so bösartig und laut. Das passiert oft, wenn Lene alleine ist. Plötzlich rauscht es im Ohr und jeder Ton ist anders. So als ob er weit weg ist. Trotzdem viel...
  5. Michi

    "Es ist ein Mädchen!" Doktor Lehmann hatte mich und meinen Freund angestrahlt, als hätten wir gerade im Lotto gewonnen, während sie uns das Ultraschallbild genauer erläuterte. Tobias hatte meine Hand gedrückt und ich hatte gespürt dass er nervös war. Wir waren beide so nervös gewesen. "19 ist...
  6. Winter

    Die Arbeit war eine gewöhnliche Forderung des Alltags. Er setzte erneut an und stach mit der Kante seiner Schaufel in des Schnees Tiefe. Was war ein Mensch schon, der nicht arbeitete? Er nahm einen Atemzug, so tief und frostig und hob Schaufel samt Ladung, um die Fuhr auf die weiße Festung...
  7. Serie Silvester im Blutrausch

    Neu-Rentner Benno Bommel fingert ächzend an seinen Hosenknöpfen, angelt unter dem Esstisch nach den Filzpantoffeln, schlurft humpelnd zum Fenster und murmelt was von Arthrose, Polizei und von Rollladen dichtmachen. Die kleinste Berührung am Gurt der Jalousie genügt und die Lamellen krachen...
  8. Unerwartet

    Tief ein- und ausatmen. Immer wieder. Emily hasste es zu warten. Aber manchmal musste man da durch. Heute war einer dieser Tage, an denen man einfach warten musste, auch wenn es zum Haare rausreißen war. Sechs Minuten standen auf ihrem Timer, den sie sich gestellt hatte. Ohne den Kopf zu...
  9. Mom ist in Bad Heilbrunn

    Vergesslich war Klaus schon immer, doch das er sogar vergaß, was am Vortag geschehen war, ist selbst ihm noch nie passiert. Es begann damit, das er in einem kleinen, fremden Zimmer aufwachte. Blasse Sonnenstrahlen fielen durch einen pastellgrünen Vorhang und tauchten das Zimmer in ein mattes...
  10. Der Traum vom Krieg

    Ich riss meine Augen auf. Es drückte und piepte auf dem rechten Ohr. Meine Beine fühlten sich taub an. Ich spürte wie eine Träne meine linke Wange herunter kullerte. Wieder derselbe Traum ... Alles fühlte sich so weich an. Mein Kissen, meine warme Decke. Das Vogelgezwitscher und die Morgensonne...
  11. Eine bittere Erkenntnis

    Steffi´s Zwillingsschwester hieß Daniela. Wie es damals so üblich war, wurden die beiden nicht voneinander getrennt, sondern wurden in dieselbe Grundschule eingeschult und waren sogar in derselben Klasse. Das war für Steffi aber auch kein Problem, die beiden verstanden sich gut. Außerdem kannte...
  12. Schöne Bescherung

    oder „Wer anderen eine Grube gräbt, muss im schlimmsten Fall auf Weihnachtsgeschenke verzichten" Das Haustelefon ruft Luca zum Schreibsekretär. „Luca, bist du's?“ Mamas Stimme klingt blechern, nicht wie gewohnt. Die Nummer auf dem Display kennt Luca gar nicht. „Hallo, Mama! Wo bist du?“ „Der...
  13. Frühling und Winter

    "Und? Können wir?" Maya blickte verträumt in den roten Himmel, weit über ihren Köpfen. "Mh", machte Eris, während er auf den Fluss starrte, weit unter ihren baumelnden Füßen. In seinen Augenwinkeln verzog Maya das Gesicht, schnell sagte er noch: "Aber vielleicht werden wir ja noch gebraucht?"...
  14. Die Alberthöhe

    Die Alberthöhe Februar 1983 Als Heinz den Teich in den ersten Strahlen der Frühlingssonne glitzern sah, wusste er, dass es Zeit war, die Erlebnisse der Jugendtage niederzuschreiben. Gleich heute Abend würde er beginnen. Nur dafür hatte er im Gasthof seiner ehemaligen Heimat ein Zimmer gebucht...
  15. Von Afrikanerinnen und anderen Kuriositäten

    Facebook ist doch ein schöner Ort. Ein Ort voller hipper Prankster, Fake-News-Journalisten, Sozio- und Psychopathen, Katzenliebhabern, Pädophilen, „Politikexperten“ und verzweifelten Heranwachsenden. Ich gehöre übrigens zur letzten Kategorie. Jahrelang hab ich versucht, der Anziehungskraft des...
  16. Ein Uhrzeiger nicht im Kreis

    Samuel läuft durch die einsamen Straßen einer kleinen Hafenstadt Norddeutschlands. Leichter Regen bedeckt die ganze Stadt. Die nassen Straßen reflektieren leicht die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung. Er beobachtet das nieseln des Regens unter dem Leuchten der Straßenlaternen. Er schlendert...
  17. Nenn mich bei meinem Namen

    Aufm Teller `n Rest Omelett. Das hat sie mir so beigebracht – drei große Eier, halbe Zwiebel, `ne zerdrückte Knoblauchzehe, alles in die Pfanne und `n Spritzer Chilisauce dazu. Sie kauft immer die richtig scharfe. Keine halben Sachen, sagt sie. Ich seh aus dem Küchenfenster. Unten vor der...
  18. Die letzte Boje

    Es ist Nacht, der Wind fegt schreiend über die zugefrorene Brücke. Die Luft ist salzig und frisch. In der Ferne leuchtet eine kleine Boje grün auf; An. Aus. An. Aus. Sie schwankt bei den starken Wellen hin und her. Die Autos sehen ihn nicht. Die Menschen fahren an ihm vorbei wie Marionetten. Sie...
  19. Rückwärts fahren

    Der Zug rattert durch eine verregnete Hügellandschaft, die sich wie ein Haufen verfärbter Wäsche am Fenster entlang zieht. In Hannover ist eine Gruppe älterer Frauen zugestiegen. Ihr Lachen klingelt schmerzhaft in meinen Ohren, als sie sich mit Prosecco in Plastikbechern zuprosten. Ein...
  20. Die leere Leinwand

    Nach der Diplomfeier ging Louise zielstrebig ins Arbeitszimmer und schredderte dort ihr Masterzeugnis im Aktenvernichter: Die logische Fortsetzung von fünf Jahren Kunststudium. Sie büschelte die Papierstreifen zu einer Wulst und fixierte diese mit Sprühleim auf einer Holzplatte. Danach zog...

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