Was ist neu

alltag

Genre: alltag

  1. Is schon was Feines…

    Den klapprigen Dulli hab ich oft bemerkt. Seit Beginn der Zehnten, immer mittwochs. Jedes Mal stieg er an der Haltestelle Hauptbahnhof in die Eins. Sprich, er wohnt in Nord oder mindestens in Neustadt. Weit weg von Cracau. Trägt blaue New Balance, aber irgend ne Billighose vom KIK. Die Ärmchen...
  2. Es sind die Fische

    Sie klopft ans Fenster, öffnet die Wagentür. Regen prasselt auf die Windschutzscheibe. Er stellt das Radio leiser. »Komm rein«, sagt er. Sie steigt in den Wagen, zieht sich die Kapuze ihres Pullis vom Kopf. »Ist das ein Regen, Papa«, sagt sie. Vor dem Haus hält er am Bordstein. Der Himmel...
  3. Broken Soul

    Der Regen schlug gegen das Fenster, der Wind ließ die alten Holzbalken unseres Fachwerkhauses quietschen und die Eiche in unserem Garten sah aus, als würde sie gleich entwurzelt werden. Normalerweise liebte ich dieses Wetter, fühlte mich wohl und konnte mich entspannen. Heute saß ich im...
  4. Sepia

    Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel. „Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“ „Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit...
  5. Der Morgen danach

    Mit dem Erwachen werden mir schlagartig die Fehlentscheidungen des gestrigen Abends bewusst. Dies verdanke ich dem komplexen Kommunikationssystem zwischen Körper und Geist, denn der Gedanke „Oh Scheiße, was hast du wieder getan?“ entstammt nicht dunklen Erinnerungen an gesellschaftliche...
  6. Schräg einfallendes Licht

    Gelb schickte mir eine Nachricht an diesem Morgen, nur ein paar Sätze, in denen er mich bat, vorbeizukommen – es sei dringend. Wir hatten uns sowieso treffen wollen, später am Tag, deshalb dachte ich mir nicht viel dabei, und weil ich nichts zu tun hatte wie jeden Freitag, fuhr ich sofort los...
  7. Der Fahrschein

    "Die Fahrscheine bitte." Ich unterbreche das Mau-Mau-Spiel mit meiner Tochter in der Münchner U6 und stelle erschrocken fest, dass meine schwarze Mappe einschließlich Monatskarte zu Hause geblieben ist. Der Kontrolleur nimmt meine Personalien entgegen. "Ich gebe ihnen quasi einen Fahrschein...
  8. Berlin, vom Brocken gesehen

    Goslar, früher An Charlottes achtzehntem Geburtstag trank ich Wodka. Anton, ihr Bruder, schenkte mir zwei Finger breit ein. Er rief nach ihr, fragte, ob sie auch etwas wollte, aber sie tanzte. Und wenn sie tanzte, konnte sie nichts erreichen. Die Hitze des Wodkas wanderte durch meinen Körper...
  9. Monotonie und Freiheit

    Leise trommelte der Regen einen sanft Takt an die wenigen großen Fensterscheiben. Hinterließen dünne, fast unsichtbare Spuren von sich. Ein stetiges tak, tak, tak echote gegen das Trommeln des Regens. Muffige staubige Luft erfüllte den großen Raum, sowie leises Murmeln aus allen Richtungen. Der...
  10. Eine Schüssel Blaubeeren

    „Ich kann es nicht mit ansehen, dass du so traurig bist!“… Denkt er ernsthaft, dass ich es genieße? „Du hast vieles, wofür andere Menschen dich beneiden!“… Denkt er ernsthaft, dass ich mich im Vergleich mit anderen in meiner Position wohlfühle? Ein durchschnittlicher Mensch der Mittelschicht...
  11. Wenn Blicke töten könnten

    Sie sitzt am Tresen. Das schwarze Kleid, welches Ihr bis zu den Knien reicht, steht ihr gut. Die braunen High Heels betonen Ihre schlanken Füße. Die rote Lederjacke über dem Kleid wärmt Sie. Er sitzt ein paar Tische weiter und beobachtet Sie. Seine Augen schweifen kurz über die, vor ihm...
  12. Kinderkram

    alltag 
    Der Käfer irrte über den Fußboden der Drogerie, als er von einem Kinderschuh zerdrückt wurde. „Ameise weg“, kommentiert Knurris zweijähriger Sohn Freddie den Vorfall und setze seinen Weg zur Kinderecke fort. Knurri dagegen wurde mit einem vorwurfsvollen Blick einer älteren Dame abgewertet. „Wie...
  13. Die Geschichte einer Jacke und die Geschichte einer Liebe

    Im Sonnenschein eines leicht bewölkten Himmels saß der Student Ron auf einer Parkbank und glotzte auf sein Smartphone. Unbeschwert sah er in der leichten Sommerhitze die Angebote auf Ebay-Kleinanzeigen durch. Sein Daumen wischte rasch über die leuchtende Oberfläche; er dachte eigentlich kaum...
  14. Ghost

    »Ich dachte, das würde für immer halten.« Chantals Stimme klang tränenerstickt. Es tat gut, wieder einmal mit ihr zu telefonieren. Das geschah viel zu selten. »Jedenfalls wissen wir jetzt, dass Bella nichts zugestoßen ist«, antwortete ich. Anna, Bella und Chantal. Die Power-Mädchen, wir gehörten...
  15. Abschied

    alltag 
    „Natürlich habe ich Imre geliebt, ganz klar. Aber ich hätte ihn doch nie geheiratet.“ Sie rührt ihren Kaffee um und hebt die Mokkatasse – Herend, wenn ich das Drachenmuster richtig erkenne. Sie führt die Tasse an die zinnoberroten Lippen und nimmt einen kleinen Schluck. „Ach, so muss ein Kaffee...
  16. Fallen Angel

    alltag 
    Ich war nicht auf der Suche, hatte keine Ambitionen, wollte keine Nähe, keine Gefühle, wollte kein Mensch sein. Rückschläge, Trauer und Verzweiflung hatten mich abgestumpft, wie eine Glasscherbe, die man achtlos in einen Ozean geschmissen hatte. Genauso trüb mussten meine Augen aussehen und die...
  17. Ihre schillernden Regenbogenflanken

    Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch zu erkennen. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen. Vater trug...
  18. Ein Jahr in einer Höhle

    Es gab ein Jahr, da lebte ich in einer Höhle. Verwende ich den Begriff Höhle, denken die meisten an einen Kaninchenbau oder an einen von Steinzeitmenschen behausten Felsen, aber eigentlich war es mehr eine kleine, in den Erdboden gehauene Wohnung, als eine solche Höhle. Sie war groß und geräumig...
  19. Serie Regengeschichten - Flügel aus Papier

    alltag 
    Flügel aus Papier: Liz sitzt am Schreibtisch vor dem Fenster. Obwohl es erst kurz nach sechs Uhr ist, ist es dank der grauen Wolken, die den gesamten Himmel bedecken, schon ziemlich finster im Zimmer und sie hat die Schreibtischlampe eingeschaltet, um besser sehen zu können. Es ist ziemlich...
  20. Leben, ohne zu leben

    alltag 
    Jeden Morgen die gleiche Routine. Mein Wecker klingelt um 6.00 Uhr. Ich schalte ihn aus und bleibe noch ein paar Minuten liegen und philosophiere über meinen Alltag. Ich male mir im Geiste Situationen aus, die heute auf mich zukommen können und überlege mir Maßnahmen, um allem einen Runden...

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