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Genre: alltag

  1. Taucher

    Taucher Am Freitagabend sitzen Ennio und sein Sohn Alessio vor dem Fernseher. Es hat Streit um dieses Thema gegeben, sowie über das meiste andere auch. Aber hier haben sie wenigstens einen Kompromiss gefunden, Ennio und seine Ex. Unter der Woche darf Alessio keine Medien konsumieren, wie sie es...
  2. In der Halle des Berglöwen

    Eine leere Flasche Jack Daniels klirrte, als sie von meinem Bett auf den Boden fiel und dort mit meinem fast komplett aufgebrauchtem Parfüm zusammenstieß. Es war meine dritte Flasche Whiskey in den vergangenen zwei Wochen. Ich schwitzte, die Sonne schien durch meine Dachfenster auf mein Bett, wo...
  3. Alltagsbegegnungen und Ihre Bedeutung - "Final Destination", "Pi" und was hat das mit der Taubenfrau aus "Kevin, allein in New York" zu tun

    „Ciao Sisi, viel Spaß auf der Arbeit“. Ich verabschiede mich von meiner Schwester. Ihr volles, dickes, wehendes Pferdehaar ist aufgeplustert durch die Luftfeuchtigkeit. Vom Volumen her, könnte es eine auftoupierte Langhaarperücke sein. So eine die Beyoncé tragen würde, während sie auf der Bühne...
  4. Copywrite Das Häuschen im Grünen

    alltag 
    Die Schatten in der Küche werden länger, der Aschenbecher vor mir quillt über. Ich warte. Wie man wartet, musste ich in den letzten Jahren lernen. Sie ist nicht Kurts erste. Auch nicht die zweite oder dritte. Es gab einmal eine Frau, die er auf der Toilette im Rhein Energie Stadion gevögelt...
  5. Copywrite Die Backsteinmauer

    alltag 
    Es ist Sonntagnachmittag. Luise deckt den Tisch mit dem friesischen Teeservice. Sie sortiert sorgfältig die angeschlagenen Teile aus und stellt sie in das unterste Fach der Vitrine aus Kirschbaum, ihrem liebsten Hochzeitsgeschenk. Ihr geht viel durch den Kopf. Zu ihrem fünfundachtzigsten...
  6. Brief an eine Verstorbene

    alltag 
    Als du gingst hast du eine weit aufklaffende Kluft, an der Stelle, an der bei anderen Menschen das Herz gesessen hätte, hinterlassen. Deine Abwesenheit heißt für mich Fallen, heißt nie wieder glücklich sein, heißt Stück für Stück sterben ohne eine Miene zu verziehen. Alles in meiner Wohnung...
  7. Copywrite Leviathan

    alltag 
    Die Wellen waren hoch wie Omas Kirschbaum, der Wind hatte die Kraft einer Herde Elefanten und alles auf dem Schiff geriet durcheinander. Die Männer kullerten über die Planken wie Glasmurmeln und manch einem fiel etwas auf den Kopf. Der Kapitän hatte sich mit einem Tau fest ans Steuer gebunden...
  8. Der Skorpion

    Auf einem glattgeschliffenen, rötlich schimmernden Stein saß das Spinnentier und reckte die Scheren in Richtung der hochstehenden Sonne. Der umliegende Sand wurde von einem leichten aber andauerndem Wind aufgewirbelt und sank langsam wieder gen Boden, wenn die Böen nachließen. Die Hitze, die...
  9. July

    alltag 
    Da stand er nun. Sein Blick wanderte zur Wanduhr. Kurz nach Mitternacht. Sonst lag er um diese Zeit längst im Bett. Er und seine Frau hätten noch etwas ferngesehen und wären anschließend nebeneinander eingeschlafen. Wie immer. Doch dieser Abend war nicht wie immer. Er war noch nicht im Bett. Es...
  10. Volltank

    Prolog Im Hintergrund läuft „Una Mattina“ von Ludovico Einaudi. Seine Tränen kann er kaum noch zurückhalten. Er ist überwältigt. Ein Kloß im Hals. Er kann seine Emotionen nicht zurückhalten. Sie nicht einordnen. Er denkt über die nach, die von uns gegangen sind. Er denkt über die nach die noch...
  11. Matteo

    Bin ich wach gewesen, oder habe ich geschlafen, als ich sie vor mir stehen sah? Geschlafen natürlich, gab sich Matteo selbst die Antwort und streckte sich. Sein Schlaf war seit seinem Achtzigsten verlässlich. Er konnte sich in ihn fallen lassen. Und da tauchte sie dann auf, besuchte ihn. Matteo...
  12. Loslassen

    Dieser riesige Parkplatz an der Süd-Tangente der Stadt schien wie geschaffen zu sein, um endlich anzufangen. „Nun komm schon“, drängelte Paul. „Wie lange willst du dann noch damit warten?“. Er stemmte die Fäuste in die Seite. „Gestern hast du es versprochen.“ Paul war wütend auf seinen...
  13. Is schon was Feines…

    Den klapprigen Dulli hab ich oft bemerkt. Seit Beginn der Zehnten, immer mittwochs. Jedes Mal stieg er an der Haltestelle Hauptbahnhof in die Eins. Sprich, er wohnt in Nord oder mindestens in Neustadt. Weit weg von Cracau. Trägt blaue New Balance, aber irgend ne Billighose vom KIK. Die Ärmchen...
  14. Es sind die Fische

    Sie klopft ans Fenster, öffnet die Wagentür. Regen prasselt auf die Windschutzscheibe. Er stellt das Radio leiser. »Komm rein«, sagt er. Sie steigt in den Wagen, zieht sich die Kapuze ihres Pullis vom Kopf. »Ist das ein Regen, Papa«, sagt sie. Vor dem Haus hält er am Bordstein. Der Himmel...
  15. Broken Soul

    Der Regen schlug gegen das Fenster, der Wind ließ die alten Holzbalken unseres Fachwerkhauses quietschen und die Eiche in unserem Garten sah aus, als würde sie gleich entwurzelt werden. Normalerweise liebte ich dieses Wetter, fühlte mich wohl und konnte mich entspannen. Heute saß ich im...
  16. Sepia

    Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel. „Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“ „Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit...
  17. Der Morgen danach

    Mit dem Erwachen werden mir schlagartig die Fehlentscheidungen des gestrigen Abends bewusst. Dies verdanke ich dem komplexen Kommunikationssystem zwischen Körper und Geist, denn der Gedanke „Oh Scheiße, was hast du wieder getan?“ entstammt nicht dunklen Erinnerungen an gesellschaftliche...
  18. Schräg einfallendes Licht

    Gelb schickte mir eine Nachricht an diesem Morgen, nur ein paar Sätze, in denen er mich bat, vorbeizukommen – es sei dringend. Wir hatten uns sowieso treffen wollen, später am Tag, deshalb dachte ich mir nicht viel dabei, und weil ich nichts zu tun hatte wie jeden Freitag, fuhr ich sofort los...
  19. Der Fahrschein

    "Die Fahrscheine bitte." Ich unterbreche das Mau-Mau-Spiel mit meiner Tochter in der Münchner U6 und stelle erschrocken fest, dass meine schwarze Mappe einschließlich Monatskarte zu Hause geblieben ist. Der Kontrolleur nimmt meine Personalien entgegen. "Ich gebe ihnen quasi einen Fahrschein...
  20. Berlin, vom Brocken gesehen

    Goslar, früher An Charlottes achtzehntem Geburtstag trank ich Wodka. Anton, ihr Bruder, schenkte mir zwei Finger breit ein. Er rief nach ihr, fragte, ob sie auch etwas wollte, aber sie tanzte. Und wenn sie tanzte, konnte sie nichts erreichen. Die Hitze des Wodkas wanderte durch meinen Körper...

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