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Genre: alltag

  1. Brief an eine Verstorbene

    alltag 
    Als du gingst hast du eine weit aufklaffende Kluft, an der Stelle, an der bei anderen Menschen das Herz gesessen hätte, hinterlassen. Deine Abwesenheit heißt für mich Fallen, heißt nie wieder glücklich sein, heißt Stück für Stück sterben ohne eine Miene zu verziehen. Alles in meiner Wohnung...
  2. Copywrite Leviathan

    alltag 
    Die Wellen waren hoch wie Omas Kirschbaum, der Wind hatte die Kraft einer Herde Elefanten und alles auf dem Schiff geriet durcheinander. Die Männer kullerten über die Planken wie Glasmurmeln und manch einem fiel etwas auf den Kopf. Der Kapitän hatte sich mit einem Tau fest ans Steuer gebunden...
  3. Der Skorpion

    Auf einem glattgeschliffenen, rötlich schimmernden Stein saß das Spinnentier und reckte die Scheren in Richtung der hochstehenden Sonne. Der umliegende Sand wurde von einem leichten aber andauerndem Wind aufgewirbelt und sank langsam wieder gen Boden, wenn die Böen nachließen. Die Hitze, die...
  4. July

    alltag 
    Da stand er nun. Sein Blick wanderte zur Wanduhr. Kurz nach Mitternacht. Sonst lag er um diese Zeit längst im Bett. Er und seine Frau hätten noch etwas ferngesehen und wären anschließend nebeneinander eingeschlafen. Wie immer. Doch dieser Abend war nicht wie immer. Er war noch nicht im Bett. Es...
  5. Volltank

    Prolog Im Hintergrund läuft „Una Mattina“ von Ludovico Einaudi. Seine Tränen kann er kaum noch zurückhalten. Er ist überwältigt. Ein Kloß im Hals. Er kann seine Emotionen nicht zurückhalten. Sie nicht einordnen. Er denkt über die nach, die von uns gegangen sind. Er denkt über die nach die noch...
  6. Matteo

    Bin ich wach gewesen, oder habe ich geschlafen, als ich sie vor mir stehen sah? Geschlafen natürlich, gab sich Matteo selbst die Antwort und streckte sich. Sein Schlaf war seit seinem Achtzigsten verlässlich. Er konnte sich in ihn fallen lassen. Und da tauchte sie dann auf, besuchte ihn. Matteo...
  7. Loslassen

    Dieser riesige Parkplatz an der Süd-Tangente der Stadt schien wie geschaffen zu sein, um endlich anzufangen. „Nun komm schon“, drängelte Paul. „Wie lange willst du dann noch damit warten?“. Er stemmte die Fäuste in die Seite. „Gestern hast du es versprochen.“ Paul war wütend auf seinen...
  8. Is schon was Feines…

    Den klapprigen Dulli hab ich oft bemerkt. Seit Beginn der Zehnten, immer mittwochs. Jedes Mal stieg er an der Haltestelle Hauptbahnhof in die Eins. Sprich, er wohnt in Nord oder mindestens in Neustadt. Weit weg von Cracau. Trägt blaue New Balance, aber irgend ne Billighose vom KIK. Die Ärmchen...
  9. Es sind die Fische

    Sie klopft ans Fenster, öffnet die Wagentür. Regen prasselt auf die Windschutzscheibe. Er stellt das Radio leiser. »Komm rein«, sagt er. Sie steigt in den Wagen, zieht sich die Kapuze ihres Pullis vom Kopf. »Ist das ein Regen, Papa«, sagt sie. Vor dem Haus hält er am Bordstein. Der Himmel...
  10. Broken Soul

    Der Regen schlug gegen das Fenster, der Wind ließ die alten Holzbalken unseres Fachwerkhauses quietschen und die Eiche in unserem Garten sah aus, als würde sie gleich entwurzelt werden. Normalerweise liebte ich dieses Wetter, fühlte mich wohl und konnte mich entspannen. Heute saß ich im...
  11. Sepia

    Vorsichtig zieht sie die Cabriobrille über die Augen, schüttelt den Kopf und betrachtet sich im Rückspiegel. „Grandios!“, sagt er und startet den Motor. „Du siehst aus wie Amelia Earhart.“ „Na dann …“ Sie lacht leise und fixiert die Frontscheibe, als wäre sie eine Kinoleinwand. Ein Roadmovie mit...
  12. Der Morgen danach

    Mit dem Erwachen werden mir schlagartig die Fehlentscheidungen des gestrigen Abends bewusst. Dies verdanke ich dem komplexen Kommunikationssystem zwischen Körper und Geist, denn der Gedanke „Oh Scheiße, was hast du wieder getan?“ entstammt nicht dunklen Erinnerungen an gesellschaftliche...
  13. Schräg einfallendes Licht

    Gelb schickte mir eine Nachricht an diesem Morgen, nur ein paar Sätze, in denen er mich bat, vorbeizukommen – es sei dringend. Wir hatten uns sowieso treffen wollen, später am Tag, deshalb dachte ich mir nicht viel dabei, und weil ich nichts zu tun hatte wie jeden Freitag, fuhr ich sofort los...
  14. Der Fahrschein

    "Die Fahrscheine bitte." Ich unterbreche das Mau-Mau-Spiel mit meiner Tochter in der Münchner U6 und stelle erschrocken fest, dass meine schwarze Mappe einschließlich Monatskarte zu Hause geblieben ist. Der Kontrolleur nimmt meine Personalien entgegen. "Ich gebe ihnen quasi einen Fahrschein...
  15. Berlin, vom Brocken gesehen

    Goslar, früher An Charlottes achtzehntem Geburtstag trank ich Wodka. Anton, ihr Bruder, schenkte mir zwei Finger breit ein. Er rief nach ihr, fragte, ob sie auch etwas wollte, aber sie tanzte. Und wenn sie tanzte, konnte sie nichts erreichen. Die Hitze des Wodkas wanderte durch meinen Körper...
  16. Monotonie und Freiheit

    Leise trommelte der Regen einen sanft Takt an die wenigen großen Fensterscheiben. Hinterließen dünne, fast unsichtbare Spuren von sich. Ein stetiges tak, tak, tak echote gegen das Trommeln des Regens. Muffige staubige Luft erfüllte den großen Raum, sowie leises Murmeln aus allen Richtungen. Der...
  17. Eine Schüssel Blaubeeren

    „Ich kann es nicht mit ansehen, dass du so traurig bist!“… Denkt er ernsthaft, dass ich es genieße? „Du hast vieles, wofür andere Menschen dich beneiden!“… Denkt er ernsthaft, dass ich mich im Vergleich mit anderen in meiner Position wohlfühle? Ein durchschnittlicher Mensch der Mittelschicht...
  18. Wenn Blicke töten könnten

    Sie sitzt am Tresen. Das schwarze Kleid, welches Ihr bis zu den Knien reicht, steht ihr gut. Die braunen High Heels betonen Ihre schlanken Füße. Die rote Lederjacke über dem Kleid wärmt Sie. Er sitzt ein paar Tische weiter und beobachtet Sie. Seine Augen schweifen kurz über die, vor ihm...
  19. Kinderkram

    alltag 
    Der Käfer irrte über den Fußboden der Drogerie, als er von einem Kinderschuh zerdrückt wurde. „Ameise weg“, kommentiert Knurris zweijähriger Sohn Freddie den Vorfall und setze seinen Weg zur Kinderecke fort. Knurri dagegen wurde mit einem vorwurfsvollen Blick einer älteren Dame abgewertet. „Wie...
  20. Die Geschichte einer Jacke und die Geschichte einer Liebe

    Im Sonnenschein eines leicht bewölkten Himmels saß der Student Ron auf einer Parkbank und glotzte auf sein Smartphone. Unbeschwert sah er in der leichten Sommerhitze die Angebote auf Ebay-Kleinanzeigen durch. Sein Daumen wischte rasch über die leuchtende Oberfläche; er dachte eigentlich kaum...

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