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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Zeit zu sterben

    Als ich daheim ankam, sah ich Tante Gerdas Wagen vor der Tür. Ich betrat leise das Haus und wollte in mein Zimmer schleichen, aber im Wohnzimmer hörte man ein schluchzen. Ich blickte durch die Tür und sah meine Mutter weinen. Tante Gerda blickte ernsthaft, wie immer, jedoch konnte man Trauer in...
  2. Käfer auf dem Stein

    Ich sehe sie, als ich um die Ecke biege. Im Wohnzimmer ist es dunkel, nur fahles Licht kriecht durch die Ritzen der Jalousien. In meine Nase rauscht der Geruch von Essig Essenz, die immer so scharf in der Nase zieht, dass man sich fragt, wer das aushält und isst. Sie liegt bäuchlings auf dem...
  3. Richtfest

    Nach dem Richtfest kamen sie vor das Haus; auf dem Rasen blieben sie stehen. Eine lange Metalltreppe führte hoch in den Neubau, der als weiteres Stockwerk auf das bestehende Haus gesetzt worden war. Von draußen sahen sie die bunten Lichter einer Diskokugel an den Wänden kreisen. „Ich will da...
  4. Die Zukunft liegt in der Vergangenheit

    "Die Zukunft liegt in der Vergangenheit". Dieser Satz wird die Menschheit retten. Ich stehe hier vor einer Wand. Genau genommen stehe ich vor einer einstigen Hauswand. Das Grundstück, mittlerweile abgerissen, besteht nur aus dieser einen Wand. Wir schreiben das Jahr 2178, die Menschheit führt...
  5. Appell der Affen

    „Monk, was sollen wir machen?“ Flavia, die Blauaugenmaki, blickte Monk, den Bartaffen aus besorgten Augen an. Die beiden saßen hoch oben in der Baumkrone eines Urwaldriesen, um sich ihre Affenhorde, Berberaffen, Bambuslemuren und Löwenäffchen und ihnen allen stand die gleiche ängstliche...
  6. Nur fünf Stunden

    Erste Stunde Sie setzte sich auf die Rückbank und zog die Autotür zu. Im Wageninneren war es warm. Es roch nach Leder und einem Hauch von Wunderbaum, grüner Apfel. „Hallo“, sagte sie. Der Fahrer schaute über die Schulter und lächelte. „Juten Tach. Einmal nach Prag?“ Sie erwiderte das Lächeln...
  7. Wandern im Herbst

    Die Autolichter blinken kurz auf, als ich das Auto zusperre. Vor mir schlängelt sich ein steiniger und mit braunroten Blättern befallener Pfad den Berg hinauf. Die Sonne scheint mich hinter dem Baumwipfeln vom anderen Ende des Berges aus zu begrüßen und lädt mich ein sie zu besuchen. Der Wind...
  8. Kassandras Ende - Ein Versuch der literarischen Mensch-Maschine-Interaktion

    1.11.23 Staatsexamen, ein Wort, fünf Stunden, zwei mal vier Klausuren. Kassandra lernte und verzweifelte. Oder waren es doch nur fünf Klausuren gewesen? Mysteriöse Lungenkrankheit in China ausgebrochen Ein wilder Rausch an Silvester und Kassandra lernte, dass ihr Jahr der Prüfung endlich...
  9. Er grillt - sie kocht

    Er grillt Er geht Freitag feierabends ins Fitnessstudio Bringt zur Einstimmung den Ergo-Trainer zum Anschlag Sieht seine neue Kollegin neben sich radeln - lächelnd Lächelt zurück - wird verlegen Geht an die Hantelstange Kollegin folgt ihm & holt 2 kleine Hanteln fürs Body-Shaping Zufall ...
  10. Der Behördengang

    Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang bald nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Die Halme schnitt er direkt über dem Boden ab und entfernte am oberen Ende das zuckerlose Laub. Er ackerte unermüdlich bis zur...
  11. Ich hoffe, du kannst mich hören

    Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber. Im Aschenbecher glühten zwei Zigaretten. Möchten Sie noch Kaffee? Der Mann schüttelte den Kopf. Nein, nein danke. Sie blickte aus dem Fenster, dann auf die Digitaluhr am Herd. Der kommt nicht mehr, oder was meinen Sie? Sie schüttelte den Kopf. Ich weiß es...
  12. Fernsehen bei Gewitter

    Immer am Nachmittag lädt sich die Luft statisch auf. Wer mich dann betrachtet, sieht ein ängstliches Tier, das auf ein Gewitter wartet. Ganz ruhig, zumindest nach außen. Kein Ton, nur das Rauschen der Blätter, keine Bewegung, bis die Straße sich blau färbt, bis die Laternen anspringen und mit...
  13. Die Freude meines Bruders

    Sie kam raus. Ein Pullover, rot wie Leber, dazu eine Jeans, die hellblau und teilweise zerrissen von Mode war. „Ah Kreuzberg, hier sehen sogar die Ärztinnen wie Punks aus“, sagte ich mir. Während sie erzählte, versuchte ich erfolglos, meine Gähnkette zu unterbrechen. Dieses Spiel mache ich mit...
  14. Viel Harmonie

    Den Krach in der Nacht hat die komplette Nachbarschaft gehört: erst den Knall, dann das Dröhnen der geborstenen Saiten, und jetzt ruft die Nachbarschaft komplett im Revier an. Eben habe ich aufgelegt, klingelt das Telefon schon wieder. Die Einen wollen den Schlag um acht, die Anderen um neun...
  15. Jim und Joe

    Am Silvesterabend, nachdem Jim und Joe ein paar Biere in Joes Küche geleert hatten, beschlossen sie, zum Fluss zu gehen und in das eiskalte Wasser der Regnitz zu steigen. Jim und Joe waren Freunde, seitdem sie neun Jahre alt waren. Jims Vater war Maschinenführer bei BOSCH und zog Jim alleine...
  16. Chrissy (9): Mein schwarzes Herz

    „Hey, du Zwerg! Hat wohl nichts genützt, die Erholung!“ Robert stand breitbeinig vor mir und grinste mich an. „Idiot! So dumm kannst auch nur du sein und glauben, dass man in sechs Wochen viel größer wird!“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Warum nur konnte ich den Mund nicht halten? „Blöde Kuh!“...
  17. Wozu denn Zeit verlieren?

    Piep. Klopapier für drei Euro Neunundfünfzig. Piep. Bananen für einen Euro Neunundzwanzig. Piep. Meine Hände gleiten von links nach rechts, während sie den Utensilien des Alltags verhelfen vom Barcodescanner erfasst zu werden. Piep. Über mir müde Augen, herunter gesunkene Mundwinkel, und Hände...
  18. Stagehands

    Sergej steht vor dem Sprinter, mit der Zigarette im Mundwinkel, im Adidas-Trainingsanzug, Kapuze über dem Kopf, und verteilt ʼne Runde Kippen. König nennen wir ihn. Es ist halb fünf, ich kann meinen eigenen Atem sehen. Faxe sitzt auf dem Fahrersitz, ein Bein aus der geöffneten Tür hängend, in...
  19. Eindringling

    Fensterlose Fassaden erstrecken sich hinter dem Bauzaun. Ein hässliches Gitter vor hässlichen Gebäuden. Zumindest ist es mal eine andere Umgebung und nicht immer nur mein Heimweg. So gut kenne ich die Gegend hier nicht, doch das Restaurant finde ich schon. Mein Werkzeugkoffer wird von einem...
  20. Geh schlafen Anastasia

    Ich saß am Fenster meines Hotelzimmers mit Blick auf die unendliche Weite des Ozeans, als ich beschloss, nicht mehr zu leben. Anders als die meisten wohl glauben würden, war dies kein bereits lang bestehender Gedanke, dessen Ausführung ich in diesem Moment beschloss oder der sich da auch nur...

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