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Das Aquarium

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28.04.2024
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Anmerkungen zum Text

Hallo 😊

Ich habe diesen Text für einen Schreibkurs an der Uni geschrieben bzw. schreibe ich immer noch daran. Wir sollten eine Figur beschreiben und haben eigentlich keine genauen Vorgaben. Irgendwie beiße ich mir seit einer Woche die Zähne daran aus, aus irgendwelchen Textbruchstücken einen zusammenhängenden Text zu basteln. Ich kann es mittlerweile nicht mehr sehen und wäre daher unglaublich dankbar, wenn jemand einen neutralen Blick darauf werfen und mir eine Rückmeldung geben könnte.

Herzliche Grüße

Lillimarlen

Das Aquarium

Das Aquarium steht in der Mitte der Wohnung wie ein kaltes, blaues Herz und verströmt sein eisiges Licht. Seit dem Tod ihres Mannes vor einem halben Jahr schläft sie nicht mehr im Ehebett, sondern im Gästezimmer, weil sie sich vor der leeren Hälfte des Doppelbettes gruselt und sie sich im Dunkeln fühlt, als würde sie neben einem Toten liegen. Von Anfang an war das, was sein Tod in ihr auslöste, weniger eine Traurigkeit als vielmehr ein unfassbarer Ekel, wie sie ihn seit jeher für alles Tote empfand.

Er starb im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt, als er das Aquarium geputzt hat. Damals arbeitete sie noch. Sie war Lehrerin für Griechisch und Latein an einer Hochschule in der Stadt und verbrachte jeden Tag zwei Stunden im Zug, um in die Arbeit und wieder nach Hause zu gelangen. Sie fand ihn abends am Boden liegend mit algigen Fingern und offenen Augen, die an die Decke starrten. Die Fische erinnern sie daran, durch ihre Augen sieht der Tote sie an und beobachtet sie, bei allem, was sie tut.

Sie weiß nicht, ob sie ihn geliebt hat oder ob sie ihn nur geheiratet hat, weil sie jemanden brauchte, der ihre Entscheidungen für sie traf. Als sie jung waren, war er es, der beschloss, dass sie ihn heiraten und bei ihm einziehen würde in diese alte Wohnung, die er von seinen Großeltern geerbt hatte. Er hat nichts an der Einrichtung verändert, nicht einmal diese unheimlichen Porzellanfiguren hat er aus den Glasschränken entfernt. Nur ein Aquarium hat er sich gekauft, auf dessen Sauberkeit er mehr Wert legte als auf die Sauberkeit der übrigen Wohnung. Sie konnte seine Leidenschaft für die Aquaristik nicht nachvollziehen.

Die Fische passten nicht zu ihm, weil er große, warme Hände hatte und laut lachte, die Fische hingegen sind kalt, gläsern und stumm. Ein Hund hätte besser zu ihm gepasst, weil ein Hund ihn zurückgeliebt hätte. Die Fische schauen durch die Scheibe und steigen an die Oberfläche, in der Hoffnung, gefüttert zu werden, aber sie lieben einen nicht zurück. Sie glaubt, dass er sie auf die gleiche Weise geliebt hat wie die Fische, ohne die Erwartung, zurückgeliebt zu werden.

Sie verbringt zu viel Zeit damit, vor dem Aquarium zu stehen. Seit sie in Rente ist, raucht sie wieder. Diese Angewohnheit schadet ihr weniger als das stundenlange Hineinstarren zu den Fischen. Vom Balkon aus sieht sie auf den Spielplatz hinter dem Mehrfamilienhaus. Als sie noch Lehrerin war, konnte sie das Geschrei der Kinder nicht leiden, jetzt beruhigt es sie. Sie lässt alle Fenster offen, aber es dringt nie bis ins Innere der Wohnung vor, dort plätschert weiterhin das Aquarium. Es klingt manchmal fröhlich, dann wieder unheimlich, als wären Stimmen darin, die vom Wasser durcheinandergewirbelt werden.

Kalte Wellen gleiten über ihre Haut, wenn sie durch das Glas schaut. Jeden Tag bangt sie, einen weißen Punkt auf einem der Fische zu entdecken. Der weiße Punkt markiert die Totgeweihten und sie weiß, was sie dann tun muss, um den Fisch nicht leiden zu lassen. Aber sie könnte es nicht. Es gibt ein Messer, das eigens für diesen Zweck bestimmt ist. Es liegt in der Schublade unter dem Aquarium, gemeinsam mit dem Schneidbrett. Wenn ihr Mann einen kranken Fisch herausholte mit dem Netz und ihn auf das Schneidbrett legte, sah sie weg und hielt sich die Ohren zu, um den Schnitt nicht zu hören. Sie könnte keinen Fisch töten und würde zusehen müssen, wie er am Boden vor sich hinsiecht und immer blasser wird, bis die anderen Fische ihn zerfetzen.

Sie erschrickt, wenn ihr Spiegelbild im Aquarium erscheint, mit großen, dummen Fischaugen schwimmt es ganz nah an die Scheibe und starrt sie an. Sie ist gealtert in letzter Zeit, die roten Haare sind ergraut und ihre Haut ist gläsern wie die Haut der Fische, wenn sie krank sind und zu Boden sinken. Ein Schrecken sitzt in ihrem Gesicht, der sich nicht mehr auflösen will. Sie weiß jetzt, dass es falsch war, hier her zu ziehen. Vielleicht war es auch falsch, zu heiraten. Im Nachhinein würde sie zu allem, von dem sie früher nicht wusste, ob sie es wollte oder nicht, „Eher Nein“ sagen. Dann wäre sie jetzt irgendwo anders und es wäre wahrscheinlich besser, als hier zu sein, aber vielleicht auch nicht.

Jeden Tag geht sie durch die Wohnung und wischt den Staub von den Möbeln. Manchmal nimmt sie beim Putzen auch das Porzellan aus den Glasschränken und hält es in der Hand, bis es warm ist und ihr Puls darin schlägt wie ein nervöses, kleines Herz. Aber der Staub kehrt jeden Tag wieder und das Porzellan ist schon nach wenigen Sekunden wieder kalt und das Herz erstarrt wieder in den leblosen Dingen. Nichts hier drin gehört ihr, sie verwaltet die Wohnung nur. Alles schläft unter einer dünnen Schicht Eis und wartet geduldig auf die Rückkehr seines Besitzers, während sie sich wie ein Gespenst durch die Wohnung bewegt und unfähig ist, sie mit ihrem Leben und ihrer Wärme zu füllen. Die feuchten Augen und das Zittern sind ihr Gespenstergewandt, sie kann es nicht mehr ablegen, auch wenn das Zittern mittlerweile nicht mehr sichtbar ist. Es hat sich von der Haut ins Innere zurückgezogen und sich wie ein kaltes, nasses Tuch auf ihr Herz gelegt.

Nachts, wenn sie das Aquarium durch die geschlossene Tür hindurch plätschern hört, füllt sich die Stille mit Wasser und der Geist schlägt panisch um sich, bis die Schlaftablette wirkt und ihn fesselt. Dann kann er sich nicht mehr wehren und sinkt bleischwer in den tiefen, schwarzen Schlaf.

Während sie einschläft, spürt sie, wie die Luft kälter wird. Jede Nacht wird es kälter. Einmal wird es so kalt sein, dass sich Eis auf dem Aquarium bildet und die Fische Winterstarre halten. Und auch auf ihrem Schlaf wird sich Eis bilden, unter dem sie treiben und warten wird, wie die Gegenstände in der Wohnung geduldig warten wird, bis eine warme Hand sie aus dem Eis herauszieht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lillimarlen ,

ganz herzlich willkommen im Forum! :gelb:

Du hast ein bisschen das Pech, dass sich grad einige neue Mitglieder anmeldeten, die auf konstruktive, teils ausführliche Kritiken gar nicht oder nur mit einem Halbzeiler antworteten und das nimmt einem einfach total den Elan, Neumitglieder zu kommentieren. Ganz vor allem, wenn sie mit eigenen Texten und nicht Kritiken zu Fremdtexten einsteigen. Das Forum kann nur funktionieren, wenn Leute nicht nur Texte einstellen, sondern sich auch konstruktiv engagieren (und ja, das kostet Zeit).

In diesem Sinne hoffe ich stark auf weitere Mitarbeit, denn für einen Einstieg finde ich das durchaus vielversprechend.

Ins Blaue hinein: Die 'Schuld' an deinem Problem liegt imA weniger bei dir als bei den Dozenten, wenn sie nach ihrer Aufgabenstellung "Charakterisierung einer Figur" als Ergebnis eine Kurzgeschichte erwarten - die ist ja eben viel mehr als das; Stichwort Plot und / vs Handlung.

Ansatz eines Plots ist erkennbar, aber fast alles ist stark symbolisch und findet zudem im Inneren bzw. in Erinnerungen statt. Hier sagte mal jemand so richtig: "Innere Vorgänge der Protagonisten sind meist für die Autoren interessanter zu schreiben, als sie für die Leser zu lesen sind." (Ausnahmen bestätigen die Regel, selbstverständlich!)
That said: Du hast hier ein Einpersonenstück und ich rate davon ab, künstlich Dialoge oder Interaktionen reinzubringen.

Symbolik und Handlung schließen sich nicht gegenseitig aus, du hast das auch stellenweise gut gelöst: Die Frau schaut ins Aquarium, ob die Fische weiße Flecken bekommen haben - eine auf den ersten Blick simple, aber in der Konsequenz spannende, packende und emotional mitreissende Handlung; zudem etwas wirklich Individuelles. Auf solche Passagen hin würde ich raten, den Text noch mal zu editieren.

Gespenstergewandt
Ich wandte mich um vs das Gewand
Ist auch zu drüber, klingt bemüht literarisch. Ich denke, du hast tolle Ansätze im Text, wüsstest durchaus, Dinge knapper zu sagen und dann eben solche Assoziationen eher auszulösen als sie dem Leser einfach so hinzusetzen.

das Herz erstarrt wieder in den leblosen Dingen
Semantik total verquast.

ihr Puls darin schlägt wie ein nervöses, kleines Herz.
Schlechter Vergleich, weil ja der Puls faktisch durch den Herzschlag entsteht.
Aber der Staub kehrt jeden Tag wieder
Ja naja, das klingt nach persönlichem Drama, ist aber bei jedem so. Wird dadurch ironisch, humorig.

Nachts, wenn sie das Aquarium durch die geschlossene Tür hindurch plätschern hört, füllt sich die Stille mit Wasser
Logikfehler: Wenn das Aquarium plätschert, herrscht keine Stille. (Das 'Wasser füllt die Stille' ist ja ein sehr schönes Bild, dann lieber den Anfang kicken, es gibt sicher auch leise Aquarien.)
der Geist schlägt panisch um sich, bis die Schlaftablette wirkt und ihn fesselt.
Zu dick aufgetragen. Von den Sprachebenen beisst sich auch 'panisch' (Alltagssprache) mit 'Geist fesseln' (gehobener, antiqiuerter Stil), solche Diskrepanzen lassen Humor entstehen.
Sie weiß jetzt, dass es falsch war, hier her zu ziehen. Vielleicht war es auch falsch, zu heiraten. Im Nachhinein würde sie zu allem, von dem sie früher nicht wusste, ob sie es wollte oder nicht, „Eher Nein“ sagen. Dann wäre sie jetzt irgendwo anders und es wäre wahrscheinlich besser, als hier zu sein, aber vielleicht auch nicht.
Ich finde das Verhältnis Jetztzeit vs Rückblicke / Infodump / Retrospektiven extrem ungünstig. Ich erfahre etwas über den Mann, nebenbei über die Frau früher, bevor ich weiß, was im Jetzt ist. Eigentlich ist mir Latte, ob sie mal Lehrerin war und wie sie Kinderlachen nun findet. Das sind imA völlig austauschbare Infos, die für mich keine Relevanz für den Plot oder die Figur haben, sie wirken wie 'man muss ja der Figur eine Backstory geben, weil der Leser sonst meckert, er wär verloren' und so.

Würde raten, da selbstbewusster an deinen Entwurf zu gehen und stärker in der Situation (auch, wenn sich die über einige Jahre strecken sollte) bleiben, nicht sofort rausschwenken.

Wichtig finde ich: Die Sache mit dem Mann und dem Aquarium, die Fische und das Euthanasie-Messer (extrem gut, haptisch, das mit dem Geräusch des Schneidens!), dann dieses langsame Verschwimmen der Zeit, das schon bissl slipstreamig wirkt, weil ich zumindest den Eindruck gewinne, die Frau ginge gar nicht mehr einkaufen etc. Ich verliere da bisschen die Bodenhaftung und das hab ich beim Lesen sehr gern (solange ich in etwa noch weiß, was los ist, und das hast du ja klar).

Völlig unwichtig finde ich: ihren Beruf, ihre unrealisierten Scheidungswünsche damals, ihr Rauchen (auch, weil das impliziert, dass sie regelmässig raus geht), ihr Staubwischen etc.

Ein Schrecken sitzt in ihrem Gesicht, der sich nicht mehr auflösen will.
Syntax zerschossen. Vorschlag: In ihrem Gesicht sitzt ein Schrecken, der sich nicht mehr auflösen will.
Ich finds an sich auch viel zu drüber, künstliches Drama bzw. künstlich auf literarisch gebürstet, das hat der Text nicht nötig (er ist am stärksten dort, wo du ganz klar etwas sagst, ganz hart und präzise, dann sehe ich das ja alles schon selbst und das wirkt viel stärker).
Kalte Wellen gleiten über ihre Haut, wenn sie durch das Glas schaut.
Das ist gut gemacht, ein frisches / nicht abgelutschtes Bild. Guck noch mal, ob du das nicht auch ohne so stark leitende Adjektive (oder sonst auch Adverben) sagen kannst. Kalte Wellen = kalte Schauer = gothic tale Phrase.
Seit sie in Rente ist, raucht sie wieder. Diese Angewohnheit schadet ihr weniger als das stundenlange Hineinstarren zu den Fischen.
Klar gibt es auktoriale Erzähler, die in der Geschichte übergeordnet, nicht anwesend sind und sich dabei wertend einmischen. Das gibt dem Text dann aber eine Meta-Ebene und die eignet sich nicht für alles. Bislang hab ich den Erzähler nicht groß als Instanz wahrgenommen, bis auf die krampfhaft literarischen Stellen und Retropsektiven alles direkt vor mir gesehen und war quasi vor Ort live dabei.
Kommt plötzlich so eine direkte Ansage, eine Wertung oder Interpretation dieses auktorialen Erzählers, höre ich eher die Autorin, die das unbedingt reinwürgen will. Sowas kickt aus dem Text. Das ganze Ding mit dem Rauchen führt imA auch zu stark aus dem Flow / Situation raus.

Vom Balkon aus sieht sie auf den Spielplatz hinter dem Mehrfamilienhaus. Als sie noch Lehrerin war, konnte sie das Geschrei der Kinder nicht leiden, jetzt beruhigt es sie. Sie lässt alle Fenster offen, aber es dringt nie bis ins Innere der Wohnung vor, dort plätschert weiterhin das Aquarium. Es klingt manchmal fröhlich, dann wieder unheimlich, als wären Stimmen darin, die vom Wasser durcheinandergewirbelt werden.
Das mit dem Wasser besser nicht überstrapazieren, der Text ist kurz und das kann schnell nerven, dabei brauchst du es aber am Ende noch als frischen Eindruck.
Könnte imA ersatzlos gestrichen werden. Klingt auch bissl geschwätzig.

Zudem: Wenn du eine Ebene in der Vergangenheitsform erzählst, muss das, was chronologisch davor lag, im Plusquamperfekt stehen.

Die Fische passten nicht zu ihm, weil er große, warme Hände hatte und laut lachte, die Fische hingegen sind kalt, gläsern und stumm. Ein Hund hätte besser zu ihm gepasst, weil ein Hund ihn zurückgeliebt hätte. Die Fische schauen durch die Scheibe und steigen an die Oberfläche, in der Hoffnung, gefüttert zu werden, aber sie lieben einen nicht zurück. Sie glaubt, dass er sie auf die gleiche Weise geliebt hat wie die Fische, ohne die Erwartung, zurückgeliebt zu werden.
Guck mal wie das mit weniger Adjektiven klingt. Zudem: Übererklärt. Kau dem Leser nicht alles vor, deute auch mal an, das hier sind ja nicht so sehr komplexe Sachverhalte.
An sich aber interessante Gedanken, das ist mal ein wirklich frisches Thema. Ich sehe hier durchaus großes Potenzial und hoffe, dass du dir hier nicht nur den Text für die Uni bearbeiten lässt, sondern auch weiter hier im Forum mitmachst.
Er starb im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt, als er das Aquarium geputzt hat. Damals arbeitete sie noch. Sie war Lehrerin für Griechisch und Latein an einer Hochschule in der Stadt und verbrachte jeden Tag zwei Stunden im Zug, um in die Arbeit und wieder nach Hause zu gelangen. Sie fand ihn abends am Boden liegend mit algigen Fingern und offenen Augen, die an die Decke starrten. Die Fische erinnern sie daran, durch ihre Augen sieht der Tote sie an und beobachtet sie, bei allem, was sie tut.
Ich empfinde das meiste hier als irrelevant und der letzte Satz gibt auch stark vor, um was es dir geht. Damit nimmst du dem Text die Spannung. Das Verhältnis Fische / Frau ist ja recht komplex, da ist der Mann zu Lebzeiten, ihre implizierte Haltung zu ihm, die Fische und der Tod, das Wasser und die Kälte, Geräusche vs Stille usw. Vielleicht mal schauen, dass du nicht zu viele Motive und Assoziationen bzw. auch konkrete Backstories mit deinem Titelmotiv und der Prota verknüpfst. Das zerfasert sich stellenweise stark, wirkt arbiträr, das nimmt den einzelen Bildern die Kraft, weil es in KGs um Konsequenzen geht und die Konsequenzen all dieser Verknüpfungen sind jeweils etwas oder stark anders.

Dass der Tote sie - spekulativ oder nur in ihrer Vorstellung - durch die Augen der Fische beobachtet, wäre Stoff für eine andere Geschichte.

kaltes, blaues Herz und verströmt sein eisiges Licht.
Phrase (Andersens Schneekönigin und so), Adjektivitis, Kitsch ... zu viel #Herz, zu viel #kalt.
Seit dem Tod ihres Mannes vor einem halben Jahr schläft sie nicht mehr im Ehebett, sondern im Gästezimmer, weil sie sich vor der leeren Hälfte des Doppelbettes gruselt und sie sich im Dunkeln fühlt, als würde sie neben einem Toten liegen.
No shit, Sherlock, wie man so schön sagt. ;)

Das ist an sich ja ein schönes Detail, aber halte den Leser nicht für doof, sondern lass ihn selbst auf die Idee kommen, warum sie wo schläft, das liegt ja auf der Hand. (Wenn sie im Gästezimmer schläft, sagt es schon, dass es nicht im Ehebett ist etc.).

Von Anfang an war das, was sein Tod in ihr auslöste, weniger eine Traurigkeit als vielmehr ein unfassbarer Ekel, wie sie ihn seit jeher für alles Tote empfand.
Das ist mal eine neue, interessante Sicht. Schaffst du es, das noch implizierter zu machen, nicht so plump-direkt als Ansage Autorin / Erzähler -> Leser?

Während sie einschläft, spürt sie, wie die Luft kälter wird. Jede Nacht wird es kälter. Einmal wird es so kalt sein, dass sich Eis auf dem Aquarium bildet und die Fische Winterstarre halten.
Ich rate mit Nachdruck, hiermit aufzuhören. Alles andere zerredet die Sache, sagt Dinge, die sich der Leser selbst denken soll (und denken kann), danach kommt auch esoterischer Kitsch rein, mit der Hand. Das kann natürlich auch ganz banal die Hand eines Rettungshelfers sein, der die Wohnung aufbrach, nachdem die Dame länger nicht gesehen wurde, aber irgendeine paranormal-religiöse Heilsgestalt - oder ihr verstorbener, plötzlich liebevoller Mann? - könnte ebenso naheliegen und das ist für den dezenten Rest des Textes imA way too much. Nimm vor allem auch die Härte und Konsequenz des gesamten Textes davor.

Hoffe sehr, mehr von dir zu lesen (Texte, Kommentare), ich finde deinen Einstieg sehr viel interessanter und vielversprechender als die meisten anderen hier. Bissl Arbeit steckt noch drin, aber ich hab den Eindruck, das ist bei dir momentan noch eine Frage des Austarierens und der Wald/Bäume-Sache.

Ganz herzliche Grüße,
Katla

 

Liebe Katla,

Ich bedanke mich vielmals für die Zeit, die du dir für den Text genommen hast! Tatsächlich würde ich so einen Text nicht schreiben, wenn ich ihn nicht schreiben müsste. Du hast recht, Figurenbeschreibung und Plot sind etwas schwierig, zu vereinen. Daher sind jetzt einige für die Handlung irrelevante Informationen über die Frau drin, aber irgendwie muss ich sie halt auch beschreiben, um die Aufgabenstellung nicht zu verfehlen.

Was die Metaphern/Vergleiche betrifft, glaube ich aber auch, dass einiges Geschmackssache ist und dass wir als Leser sehr unterschiedliche Geschmäcker haben. Ich weiß, das klingt komisch, aber mich langweilen Texte, die nur aus Handlung bestehen. Ich freue mich immer darüber, „neue Bilder“ zu finden, ob als Autor oder als Leser. :-)

Aber der Text wirkt einfach überladen, da stimme ich dir vollkommen zu. Ich glaube, darum bin ich auch schon so genervt davon. Auf jeden Fall werde ich über deine Rückmeldung nachdenken und den Text noch einmal überarbeiten.

Vielen Dank nochmal und einen schönen Sonntag!

LG lillimarlen

 

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