Oh, oh, oh, wie gut, dass es diesen Thread gibt... das hätte ja böse enden können.
Habe zwar noch keinen Kostenvorschlag bekommen, aber das hat sich jetzt erledigt. Der Cornelia-Goethe-Verlag meldete sich bei mir, ein Zuschussverlag, genauso wie die Weimarer Schillerpresse, Frankfurter Taschenbuchverlag, Deutsche Bibliothek der Wissenschaften, etc., die allesamt der FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE HOLDING AG August VON GOETHE angehören.
Haben nix mit Gothe/Weimar zu tun.
Von Anfang an:
Ein Gedicht wurde in der Frankfurter Bibliothek veröffentlicht.
Ich erhielt ein Schreiben vom Lektorat, man habe Interesse an weiteren Gedichten, aber auch Roman- und Kurzgeschichtenmanuskripte seien willkommen. Man würde die Marktlage prüfen, sich um den Autor bemühen, engen Kontakt pflegen, wohlwollend entscheiden und potentiell für Lesungen auf verschiedenen Buchmessen sorgen(Frankfurt, Leipzig, Basel).
Schickte also ein Manuskript ans Lektorat und bekam prompt Zuschrift von einer Dr. Anastasia Volkova. Man würde darüber in der Lektorenkonferenz beraten. Anbei war eine dicke Mappe mit Infos aller Art:
- Auf einer Liste der Literatur-und Kunstpreisträger in der Frankfurter Verlagsgruppe (1998-2001) wird mit bekannten Namen geworben: Günter Grass, Ilse Pohl, etc
- Ein Brief von Elsegret Ruge, einer Autorin der Verlagsgruppe, die die tolle Zusammenarbeit lobt und wohl auf internationalen Buchmessen gelesen hat.
- Ein Brief von Ingrid R. Donath, die ein Kinderbuch veröffentlicht hat und wohl Aufträge für zwei weitere Bücher bekommen haben soll.
- Eine Abrechnung des Autorenhonorars von Arndt Blum und seines Buches Lebenserinnerungen: Er hat wohl im Zeitraum Mai2002-Dezember2003 rund 5.500 Euro bei 3174 verkauften Exemplaren eingenommen. Unterschrieben von einem Dr. Hänsel-Hohenhausen!!!
- Eben dieser wirbt auch noch für akademische Schriftveröffentlichung: Man solle einfach Disserationen, Habilitationsschriften, Forschungsberichte, Tagungsbände, wissenschaftliche Monographien, Repertionen, Biografien, etc. an seine Adresse schicken. Auch im Internet sei er erreichbar: www.haensel-hohenhausen.de
- viele Flyer zu weiteren Projekten, Wettbewerben, etc - alle von der Frankfurter Verlagsgruppe ausgeschrieben.
- Ein Buch mit dem Titel Feuer, das ewig brennt ist beigelegt. Darin diverse Kurzgeschichten und Lyrik; Kosten: 14€, hier jedoch "geschenkt"
Das beeindruckt auf den ersten Blick schon mächtig. Man ist ja quasi überrumpelt von der Masse und der angeblichen Klasse, von Lobeshymnen und vertrauensvollen Namen. Wenn bekannte Schriftsteller dort schreiben, dann kann es ja nur seriös sein, denkt man. Und wenn von Doktoren die Rede ist, denkt man gleich an Germanisten, die wohl Ahnung haben. Das Buchgeschenk ist auch ein tolles Mittel, Vertrauen aufzubauen. Und wenn schon eine Lektorenkonferenz einberufen wird, dann suggeriert das Kompetenz. Der Hinweis auf die Prüfung der MArktlage vermittelt fundiertes Fachwissen, usw.
Die Krönung jedoch war folgendes: Ich sollte einen Fragebogen ausfüllen.
Hier ein Auszug:
- 1. Hatten Sie einen konkreten Anlass, ihr Buch zu schreiben?
- 2. Gibt es eine Botschaft ihres Werkes?
- 6. Schreiben Sie weiter?
- 7. Wie stellen Sie sich ihr Buch vor?
- 8. Wünschen sie eine Diskussion mit einem Lektor?
- 9. Welche außergewöhnlichen Erfolge wünschen Sie sich? (z.B. Verfilmung, Erhalt eines Literaturpreises, Lizenzausgabe im Amerikanischen)
- 10. Können Sie sich vorstellen, auf Internationalen Buchmessen zu lesen?
Auffällig ist, dass hier immer nur von WÜNSCHEN oder MÖGLICHEN FOLGEN gesprochen wird. Es wird knallhart auf die Fantasie oder Leichtgläubigkeit oder Eitelkeit der Autoren gesetzt. Da ist nämlich alles MÖGLICH!
In Kombination mit den seriös erscheinenden Kompetenzen grenzt das mMn schon an Irreführung, juristisch ausgedrückt: Betrug!
Habe den Fragebogen samt Exposé trotzdem abgeschickt.
Im Antwortschreiben heißt es folgendermaßen:
Das Lektorat hat in Absprache mit der Verlagsleitung eine KLARE ENTSCHEIDUNG getroffen: Die Lektoren haben die Veröffentlichung ihres Manuskripts beführwortet.
Man freut sich tierisch: endlich, denkt man, ist die Zeit reif.
Des Weiteren:
Wegen der bis auf längere Sicht hin schwierigen Marktlage und der daher unsicheren Absatzerwartung bedarf das Buchprojekt jedoch eines Beitrags zu den Publikationskosten.
Naja, so hundert Euro könnte man ja beisteuern...
Darauffolgend:
Um die Neuerscheinungsinformation möglichst umfassend an das Lesepublikum heranzutragen (über den Buchhandel und die Medien, insbesondere Zeitungen, Zeitschriften, Agenturen, Hörfunk, TV), muss bei Neuerscheinungen ein größerer Aufwand betrieben werden...
Boah ey, was für Aussichten! Freu, freu, freu...
Wird noch besser:
...ist es heute üblich, daß (MAN BEACHTE DIE ALTE RECHTSCHREIBUNG!!!) ein Sponsor Drittmittel einstiftet, wenn ein Werk zwar gut, der Autor aber noch unbekannt ist.
Klar, nur wer sponsort tausende von Euros für ein Buchprojekt?
Aber die Härte ist echt, dass die "daß" mit "ß" schreiben. Wie alt mag dieses Schreiben dann wohl schon sein?
In einer Fußnote wird dann noch auf GOETHE verwiesen, der seinen "Götz von Berlichingen" auch selber hat finanzieren müssen sowie auf "Werther", der, durch einen Sponsor finanziert, ja Weltruhm erlangt hätte.
Des Weiteren wird auch Hermann Hesse angesprochen...
Es wird zwar beim genaueren Lesen ersichtlich, dass es sich um Zuschussverlage handelt, aber der Text drumherum suggeriert doch eindeutig, dass man eine Chance hätte - Irreführung, Betrug!
Habe mir jetzt mal eine "unverbindliche und kostenlose" Verlagskalkulation machen lassen, die ich wohl in den nächsten Tagen erhalten werde.
Dann schreibe ich mal, was mich der Spaß gekostet hätte.