Was ist neu

Was ich schon immer fragen/wissen wollte...

Und back to basic.

Yupp, schlimm genug, was passiert ist. Eine losgetretene Lawine?
Ich finde es vollkommen schwachsinnig, (aber absolut schwachsinnig) eine Diskussion über "ach so böse" und gewaltverherrlichende Videos und PC-Spiele vom Zaun zu brechen. Das ist einfach lächerlich.
Ja, aber der liebe Mensch braucht ja wieder einen Schuldigen, personifiziert in bösen maskierten Counter Stríke-Spielern. Einfach lächerlich!
Schon mal was von Maslows-Hierarchie gehört, lieber erschütterter und besorgter Mensch? Schon mal etwas von grundlegende Gut-Böse-Strategien gehört? Futterneid?

Vielleicht haben diese Spiele bestimmte graue Zellen bei Herrn Rober S. stimmuliert, wer weiß es? Aber sie waren niemals der Auslöser! Da bin ich fest von überzeugt. Vielleicht eine Art "Brandbeschleuniger", um es bildhaft darzustellen.

Mensch kommt nicht klar mit sich, findet seinen Platz in der Gesellschaft nicht (ob sichtbar oder nicht, sei mal dahingestellt), ist neidisch auf alle, denen es (scheinbar) besser geht, als ihm. Was tuen? Genau, weg damit, auffallen, der ganzen Welt den eigenen Namen zusammen mit Nutella-aufs-Brot-schmieren und unter die Nase reiben.
Ich bins. Wie toll bin. Bin ich jetzt nicht ein Held. Habe ich nicht Sachen gemacht, die sich keiner traut. Und keiner kann mich dafür scheiße finden. Denn ich bin nicht mehr da!

Einfach krank!!! Nur krank!

Wesentlich wichtiger finde ich die Frage danach, wie kann ein Mensch an Waffen kommen?
Wieso wird es einem Menschen so einfach gemacht?
Was will ein Mensch mit einer Waffe (ausgenommen Polizei und Sicherheitsdienste, etc?)
Schießsport, na ja, nicht gerade mein Hobby, aber ok.
Wieso darf man sie verkaufen?
Wieso nicht in dieser Schießsportanlage einschließen und bei den Ausübung des Sportes (für mich ist Schießen genauso wenig ein Sport wie Schach) entnehmen?

Weiter gilt mein Mitleid denen, die es mit erleben mußten, wie ein Lehrkörper verstarb.
Die Schüler, die sich bedroht fühlten.
Das Urvertrauen zerstört.

Maya

 

@falk

Auch wenn ich ebenfalls dazu tendiere, die Ursache für erhöhte Gewaltbereitschaft auf Fehler in der Erziehung zurückzuführen, denke ich, daß Deine Argumentation hinkt.

ich gehe davon aus, daß kein Mensch einen angeborenen Charakter hat, sondern das sich dieser Charakter in den ersten lebensjahren bildet.
Du hast wohl noch nicht viel mit kleinen Kindern zu tun gehabt, oder? Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, daß jedes Kind eine gehörige Potion Charakter mitbringt, niemand kommt als "ungeschriebenes Blatt" zur Welt, das wird Dir jeder bestätigen, der Kinder hat. Wie sonst erklärst Du z.B. den teilweise sehr unterschiedlichen Charakter von Geschwisterkindern oder gar Zwillingen?

Trotzdem bin ich der Meinung - da könnt Ihr mich auf den Kopf stellen - daß jemand, der so extrem gewaltbereit ist, praktisch immer auch eine entsprechende Vorgeschichte hat. Was von außen wie eine "normale, intakte Familie wirkt, kann hinter geschlossenen Türen völlig anders aussehen. Das heißt nicht, daß jeder Gewalttäter brutal mißbraucht worden sein muß. Ich würde aber jede Wette eingehen, daß der allergrößte Teil tatsächlich außergewöhnliche Gewalterfahrungen in irgendeiner Form gemacht hat.

@Kritiker

Und dass die Erziehung schuld sein soll, ist leicht daher gesagt, ändert aber nichts an der fehlenden Faktengrundlage für diesen doch ziemlich schwerwiegenden Vorwurf.
Eine Faktengrundlage gibt es tatsächlich: Bereits in den 70ern wurde nachgewiesen, daß wiederholte Erfahrung von Gewalt ein Ansteigen der Ausschüttung derjenigen Hormone zur Folge hat, die für Aggression zuständig sind und gleichzeitig ein Absinken der Hormone, die erstere regulieren und zwar nicht nur für eine gewisse Zeit, sondern dauerhaft. Ich muß nochmal recherchieren, wo genau ich das gelesen hab, dann kann ich auch näher darauf eingehen.
Jemand, der in der Kindheit mißhandelt wurde, wird seine eigenen Kinder wahrscheinlich auch mihandeln, wenn er sich nicht damit auseinandersetzt und sich bewußt für einen anderen Weg entscheidet. Ebenso wie ein Mann, der als Kind erleben mußte, wie die Mutter vom Vater mißhandelt wurde, dazu neigt, später selbst seine Partnerin zu mißhandeln. Ich meine, daß kein Mensch solchen Dingen unabänderlich ausgeliefert ist und deswegen keine Verantwortung für das trägt, was er tut. Jeder Mensch kann entscheiden, ob er seinen Impulsen nachgibt oder sich um einen anderen "Katalysator" bemüht.

Aber allgemein tut es ja der eigenen Seele bekanntermaßen richtig gut, mit dem Finger auf andere zu zeigen, stolz darauf zu sein, dass dieses Schicksal seinem eigenen Kind erspart worden war, und sich selbst dafür in den Himmel zu loben.
Ich denke, daß es sehr wichtig ist, sich mit den Folgen einer gewaltgeprägten Erziehung auseinanderzusetzen. Eltern, denen bewußt ist, was für Folgen daraus entwachsen können, entscheiden sich wahrscheinlich für einen bewußteren Umgang mit ihren Kindern.

@stephy

Nicht jeder, der eine scheiß Kindheit hatte, wird zum Mörder! Und nicht jeder, der eine gute Kindheit hatte, bleibt ein Leben lang ein guter Mensch!
Das kann man doch nicht so pauschalisieren.
Selbstverständlich nicht, aber Tatsache ist, daß Gewalt in der Kindheit die Gewaltbereitschaft fördert. Jeder, der mit Kindern zu tun hat, wird bestätigen, daß Kinder, die zu Hause geschlagen werden, fast immer dadurch auffallen, daß sie entweder selbst aggressiv oder aber sehr in sich gekehrt sind. Natürlich werden viele sich im Erwachsenenalter damit auseinandersetzen und diese Erfahrungen verarbeiten, ohne daß deswegen von außen sichtbare "Schäden" zurückbleiben. Aber das ist harte Arbeit und setzt mE einen entsprechenden Grundcharakter und auch eine gewisse Intelligenz voraus.

Es stinkt mir, daß hier teilweise so getan wird, als hätte die Erziehung kaum Enfluß auf die spätere Entwicklung. Wieso mach ich mir dann überhaupt so viele Gedanken über den Umgang mit meinem Kind, bemühe mich, eine liebevolle Umgebung zu schaffen und meiner Tochter mit Respekt und Verständnis zu begegnen? Wenn das, was ich tu, nicht dazu beiträgt, ob mein Kind sich zu einem verantwortungsbewußten Menschen entwickelt, der seine Probleme mit dem Kopf, anstatt mit den Fäusten oder einer Knarre löst, dann kann ich auch den einfachen Weg gehen, meinen (z.T sehr drängenden) Impulsen nachgeben und Konflikten mit einer Ohrfeige, Zwang und einer "ich bin die Mutter, also hab ich automatisch Recht"-Einstellung aus dem Weg gehen.

 

Liebe Sav!

Was Du nicht siehst, ist, daß ich jetzt aufstehe. Und was Du nicht hörst, ist mein Applaus, der Deinem Beitrag gilt. :thumbsup:

Alles liebe
Susi

 

@ raven

Keiner von uns hat behauptet, die Kindheit prägt ein Menschenleben nicht. Niemand hat das gesagt. Es ging darum, alles auf seine Umwelt abzuwälzen, die ganze Schuld überall zu suchen, nur nicht bei sich selbst. Und das wird wahrlich oft getan.

Du sagst:

Ebenso wie ein Mann, der als Kind erleben mußte, wie die Mutter vom Vater mißhandelt wurde, dazu neigt, später selbst seine Partnerin zu mißhandeln.
Das glaube ich nicht. Könnte man auch hergehen und sagen: "Ebenso, wie unsere Großeltern den Krieg erlebt haben (und damit eine beschissene Kindheit hatten), neigen sie später selbst dazu, Krieg spielen zu wollen."
Ein Beispiel:
Meine Eltern rauchen schon, seit ich sie kenne (sprich; seit ich auf der Welt bin). Ich habe eine Schwester. Obwohl meine Eltern rauchen, habe ich nie damit angefangen, es noch nicht mal ausprobiert. Meine Schwester raucht jetzt auch. Wir haben beide die gleiche Erziehung genossen. Wer ist Schuld dran, daß sie wie meine Eltern raucht und ich nicht?

Du sagst weiter unten, daß das von der eigenen Intelligenz abhängt - da gebe ich Dir recht. Ich gehe nur einen Schritt weiter; die Entscheidung, Gewalt "zu tun", trägt man selbst. Ich kann ein Leben lang ein gutes Leben geführt haben - und plötzlich um mich ballern. Ist gar kein Problem. Aber da müssen nicht meine Eltern daran schuld sein - verstehst Du? Da kann auch ich ganz allein dran schuld sein...

Und das ist meiner Meinung nach auch das Problem in unserer Gesellschaft; man sucht die Schuld immer bei anderen nie bei sich selbst. Vielleicht die Angst, Verantwortung fürs eigene Leben zu übernehmen?
Ich weiß es nicht.

Gruß,
stephy

[ 30.04.2002, 06:11: Beitrag editiert von: stephy ]

 

So, wenn man den Thread genauer liest, sieht man, dass hier ständig an einander vorbei geredet wurde. Das einzige auf das man sich so einigermassen geeinigt hat, ist, das Metalmusik, Horrorfilme und Pc-Spiele nicht schuld an einem Amoklauf sind.
Aber dann die Fragen:
Wie weit sind die Eltern und ihre Erziehung an dem Amoklauf schuld?
Wie kann es passieren, dass ein 19jähriger ohne Probleme einen Waffenschein bekommt?
Wie kann jemand zwei Monate von der Schule suspendiert sein, ohne das es die Umwelt erfährt?
Wieso haben die Lehrer, Freunde, Verwandte usw, die Gewaltbereitschaft des Jungen nicht bemerkt?
Und jetzt die wichtigste Frage:
Was muss geschehen, dass ein Mensch so die Achtung vor dem Leben verliert?
Dazu gibt es natürlich wieder Unterfragen die ich nicht aufzählen will.
Wenn wir diese Fragen gelöst haben, können wir dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr geschieht.
Ich sage jetzt absichtlich wir.
Denn m.E. ist auch die Umwelt eines Amokläufers (da gehört m.E. auch ein Kind dazu, das ohne Grund auf Andere einprügelt) an dessen Verhalten schuld.

 

Raven, was soll das?

Natürlich hat die Erziehung Einfluss auf den Menschen, ich würde nicht im Traum denken, daran zu zweifeln.
Wir reden, scheint´s, aneinander vorbei.

Ich sprach davon, dass es bisher KEINE Beweise, aber wirklich ÜBERHAUPT KEINE BEWEISE dafür gibt, dass in diesem Fall der Grund für das Massaker in der Erziehungsmethode lag.

Mir stinkt es nämlich wirklich gewaltig, dass hier so ziemlich alle sofort auf die Eltern einprügeln, ohne auch nur den Schimmer einer Ahnung zu haben, ob die Eltern Schuld haben oder nicht.
Und wenn man solch schwerwiegende Vorwürfe in den Raum wirft, ohne sie auch nur im Geringsten belegen zu können, so ist das mM nach ein Armutszeugnis und es liegt einem weniger daran, die wahren Gründe für dieses tragische Ereignis herauszufinden, sondern man versucht vielmehr sich selbst auf eine höher Ebene zu stellen als andere( deshalb sprach ich vom Fingerzeig ).

Alpha bemerkt richtig, dass wir uns im Kreise drehen. Das liegt aber bestimmt nicht daran, dass ich mir die letzten Seiten nicht durchgelesen haben( was ich getan habe ).

Es liegt daran, dass es Mode geworden ist, Behauptungen aufzustellen, ohne sie belegen zu können. Alpha´s merkwürdige Gedankenkonstrukte überzeugen mich genausowenig wie vorgestern um Mitternacht gehörte Radiosendungen auf ORF.

Mir wäre es zweifellos lieber gewesen( auch wenn zweifellos weniger Menschen sich dazu hingeben, von wegen allwissend und so ), dass wir im Moment wirklich noch keine Erklärungen abgeben können( wenn denn wirklich eine existiert ).

Aber pauschale Verunglimpfungen, Beschuldigungen, Verteufelung helfen nicht. Sie erschweren vielmehr die Aufklärungsarbeit und tragen zur Mythenbildung bei, en passant schaffen sie die Grundlage für die wirklich abstraksten Weltanschauungen( siehe Stephy: die Gesellschaft hat Schuld, immer ).

Alpha sprach davon,

Das brauche ich nicht zu belegen, das belegen die vergleichbaren Fälle der letzten 3 Jahre.
Wie will er das wissen? Vergleichbar sind die Fälle, in der Tat, aber ob sie wirklich belegen, dass Erfurt kein Einzelfall war? Ich glaube es nicht. Und zu diesem Zeitpunkt ist es sowieso nicht zu sagen,

Aber für Alpha steht es fest, er braucht nur eine kurze Meldung im TV zu sehen, schon hat er sich seine Meinung gebildet.

Allzu einfach sollten wir es uns nicht machen.

Alle reden vom Medienzeitalter. Ich meine, die Medien habe nur deshalb soviel Einfluss, weil wir uns allein auf selbige verlassen und das kritische Hinterfragen bzw. Selbst-denken ausschalten.

 

die Entscheidung, Gewalt "zu tun", trägt man selbst. Ich kann ein Leben lang ein gutes Leben geführt haben - und plötzlich um mich ballern. Ist gar kein Problem. Aber da müssen nicht meine Eltern daran schuld sein - verstehst Du? Da kann auch ich ganz allein dran schuld sein...
Genau das sagte ich:
Ich meine, daß kein Mensch solchen Dingen unabänderlich ausgeliefert ist und deswegen keine Verantwortung für das trägt, was er tut. Jeder Mensch kann entscheiden, ob er seinen Impulsen nachgibt oder sich um einen anderen "Katalysator" bemüht.
Natürlich ist es meine Entscheidung, wie ich mit meinen aggressiven Impulsen umgehe. Ich behaupte lediglich, daß eine gewaltgeprägte Erziehung die Gewaltbereitschaft fördert.
Wenn mein Kind durch mein Vorbild gelernt und verinnerlicht hat, daß man Probleme am besten mit Gewalt löst und der Stärkere immer Recht hat, dann erhöhe ich dadurch dramatisch die Wahrscheinlichkeit, daß es selbst so mit seinen Konflikten umgeht. Was aber nicht bedeutet, daß es sich nicht anders entscheiden kann. Zumindest als Erwachsener.

Gewalt hat Ursachen, immer. Diese Ursachen müssen nicht in einer furchtbaren Kindheit begründet sein, aber hier werden nunmal die Grundsteine gelegt, das menschliche Miteinander gelernt und soziales Verhalten geprägt.
Wer beispielsweise wer gelernt hat, daß es völlig normal ist, geschlagen zu werden oder zu schlagen, der wird dazu neigen, diese Dinge im Erwachsenenalter selbst genauso zu tun. Kinder verinnerlichen solche Dinge, für sie ist das, was sie täglich erleben, normal und es ist verdammt schwer, sich später von diesen dingen zu lösen. Das entbindet aber niemanden der Verantwortung! Ich bin verantwortlich für das, was ich tu, ich entscheide, wie ich mich meinen Kindern, meiner Frau und meinen Mitmenschen gegenüber verhalte. Trotzdem hab ich es ungleich schwerer, wenn das, was ich gelernt habe dem entgegensteht, was richtig ist.

Ich hab viele kaputte Familien kennengelernt, hab Dinge erlebt, gesehen und gehört, die so grausam waren, daß sie mich völlig fassungslos und hilflos zurückgelassen haben. Die Mechanismen waren ausnahmslos dieselben. Ich habe Mütter kennengelernt, die dreijährige Kinder mit Kochlöffeln verprügelt haben, Väter, die ihre Kinder mit der Faust halbtot geschlagen, aus dem Fenster gehängt, mit einem Schraubenzieher geqält, den Arm gebrochen, ihnen Aschenbecher und Bierflaschen auf den Kopf geschlagen haben, Frauen, denen die Rippen gebrochen, die Zähne ausgeschlagen, die Haare mitsamt der Kopfhaut ausgerissen wurden, die vergewaltigt, bespuckt, Treppen hinuntergestoßen, auf jede erdenkliche Art mißhandelt wurden.
Und alle, ausnahmslos alle hatten sie eine entsprechende Vorgeschichte. Die Mütter der Frauen und der gewalttätigen Männer wurden alle ebenfalls mißhandelt, die Eltern derjenigen, die ihre Kinder brutal geschlagen haben, wurden ohne Ausnahme selbst verprügelt.

Ich kenne auch viele, die als Kinder grausam mißhandelt wurden und liebevolle Eltern sind, die jede Gewalt ablehnen. Sie sind der Beweis dafür, daß man seiner Vergangenheit nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern selbst entscheidet, welchen Weg man geht.

Aber ich bezweifle, daß es viele Gewaltverbrecher gibt, die nicht am eigenen Leib Gewalt erlebt haben oder die gelernt haben, wie man anders mit Konflikten umgeht.

Um nun auf das eigentliche Thema zurückzukommen, nämlich das furchtbare Massaker: Was die Ursachen und letztendlich die Auslöser für diese Bluttat waren, kann man nur spekulieren.
Ich denke, daß so jemand geistig nicht gesund sein kann, und da wirklich gravierende psychische Störungen am Werk sein müssen. Wo diese ihre Ursachen haben, ist wirklich nur Mutmaßung, aber ich bin immer noch der festen Überzeugung, daß niemand aus heiterem Himmel einfach um sich schießt. Ich stehe weiterhin hinter meiner Aussage:

Das heißt nicht, daß jeder Gewalttäter brutal mißbraucht worden sein muß. Ich würde aber jede Wette eingehen, daß der allergrößte Teil tatsächlich außergewöhnliche Gewalterfahrungen in irgendeiner Form gemacht hat.

 

Ich denke nicht, dass Filme, Musik oder die Erziehung durch das Elternhaus Schuld an gesteigerter Gewaltbereitschaft haben. Jedenfalls nicht allein.

Ich denke, es ist eine Krankheit der Zeit. Und eine Folge der Umstände.

Wir treiben immer mehr auf eine wirtschaftliche Katastrophe zu. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Ständig wird uns von den diversen Machthabern mehr Geld aus den Taschen gezogen, das Rentenalter wird erhöht, die Rente selbst betragsmäßig immer weiter gesenkt, Feiertage werden gestrichen, gewerkschaftliche Errungenschaften abgebaut, kassenärztliche Leistungen reduziert und gleichzeitig die Beträge immer weiter angehoben. Jeden Tag werden mehr Menschen arbeitslos, während die Industriebosse ihre Profite fleißig dadurch erhöhen, dass sie im Ausland invenstieren und weitere Arbeitslose produzieren. Alles mit Einverständnis der Diener unseres Volkes, die sich aus lauter "Solidarität" immer noch fleißig die Diäten erhöhen, so als sei gar kein Sparkurs angesagt, und - wenn es immer noch nicht genug ist - auch noch fleißig unterschlagen und veruntreuen. Ohne Konsequenzen. Und wenn die Benzinpreise so weitersteigen, wird auch der Betrieb eines Autos bald wieder ein Privileg für die Reichen sein. Mittlerweile gibt es in Düsseldorf eine Stelle, in der ein Kilo Kirschen für € 99,- verkauft wird (kein Witz, Tatsache)! Und es wurde schon bemerkt, dass sich die kinderreichen und sozial schwachen Familien bald nicht mal mehr frisches Gemüse leisten können.

Die Ansprüche werden immer höher, die Forderungen, was wir noch alles tun und leisten sollen, wofür wir uns noch alles verantwortlich erklären sollen, werden immer wilder, die Gegenleistungen immer weniger. Korruption und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung, werden nicht einmal mehr diskret versteckt.

Auf der anderen Seite werden im Fernsehen Reden über Menschenwürde, Menschlichkeit, menschliche Werte und Gott weiß nicht noch was geschwungen. Es klingt wie reiner Hohn.

Solche Zustände gab es schon einmal. Kurz danach kam die Nationalsozialistische Partei Deutschlands erstmalig an die Macht. Und was die an Gewalt im Gefolge hatte, kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen.

Damals gab es weder harte Musik, noch Splatter-Videos. Aber viele, viele Menschen, die unzufrieden - weil zu lange Opfer - waren, dass es ihnen ein Vergnügen bereitete, den ersten, der sich nicht wehren konnte, mit Zins und Zinseszins alles entgelten zu lassen.

Da kommt meiner Meinung nach angestaute Agression und Gewaltbereitschaft her: Mangel an Perspektive.
Es fehlt dann nur noch ein Funke, und der ganze Schlamassel fliegt in die Luft.

Meiner Meinung nach sind die Endlosdiskussionen um Heraufsetzung des Alters für Waffenbesitz und den Einfluss von Videospielen nur Augenwischerei. Es soll uns davon abhalten zu erkennen, dass wir genau da sind, wo wir schon einmal waren. Und uns davon abhalten danach zu forschen, wo die wirklichen Wurzeln für die Unzufriedenheit der jungen Menschen wirklich liegt.

 

Alpha sprach davon,

Zitat:
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Das brauche ich nicht zu belegen, das belegen die vergleichbaren Fälle der letzten 3 Jahre.
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Wie will er das wissen? Vergleichbar sind die Fälle, in der Tat, aber ob sie wirklich belegen, dass Erfurt kein Einzelfall war? Ich glaube es nicht. Und zu diesem Zeitpunkt ist es sowieso nicht zu sagen,

Aber für Alpha steht es fest, er braucht nur eine kurze Meldung im TV zu sehen, schon hat er sich seine Meinung gebildet.

Ich weiß echt nicht, worauf Du hinaus willst, Kritiker. Du sagtest, Erfurt sei ein Einzelfall, ich behauptete das Gegenteil. Jetzt sagst Du, die Fälle seien vergleichbar, aber es sei zu diesem Zeitpunkt nicht zu entscheiden, ob das ein Einzelfall sei (warum hast Du das dann erst behauptet???). Willst Du etwa darauf hinaus, dass jeder Mensch ein einzigartiges Wesen ist? Dann können wir die Diskussion beenden, denn dann existieren NUR unvergleichbarwe Einzelfälle und wir müssen Soziologie und Psychologie abschaffen, weil sie nichts Aussagefähiges beitragen...

Und Deine Unterstellung (meine Meinungsbildung betreffend) zeigt nur, dass Du gerne mal von der sachlichen auf die emotionale Schiene wechselst, wenn jemand gegen Dich argumentiert. Glaubst Du wirklich, dass ich so einfach gestrickt bin? :eek:

Egal, lass uns beim Thema bleiben! Was macht Erfurt für Dich einzigartig - verglichen mit den anderen Amokläufen an Schulen der letzten 3 Jahre? Ob Jagdgewehr, Messer, Pumpgun oder Vaters Knarre, ist für mich unerheblich.

 

@Pipilangstrumpf

Solche Zustände gab es schon einmal. Kurz danach kam die Nationalsozialistische Partei Deutschlands erstmalig an die Macht.
Naja, die Zustände kannst Du aber nicht vergleichen. Den Menschen ging es damals ungleich schlechter und ihr nationales Selbstwertgefühl war zudem durch den Versailler Frieden unter Null gebracht. Obwohl ich Dir sonst in fast allem Recht gebe, glaube ich nicht, dass die Deutschen sich nach "einem starken Mann" sehnen, der unser Land zur Weltmacht macht. Politische Extreme und auch Revolutionen - egal ob links oder rechts - werden nur dann von der Masse getragen, wenn der Leidensdruck hoch genug ist. Dass ist er nicht. Die Leute haben genug zu essen, Wohnungen, Fernseher und gute Kleidung. Die große Masse der Herde blökt zwar, ist aber im Prinzip relativ zufrieden.

 

Jetzt sagst Du, die Fälle seien vergleichbar, aber es sei zu diesem Zeitpunkt nicht zu entscheiden, ob das ein Einzelfall sei (warum hast Du das dann erst behauptet???).
Vergleichbar im Sinne von: Man kann die Fälle vergleichen, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie nicht gleich sind( mühselige Wortklauberei, ich weiß ).

Willst Du etwa darauf hinaus, dass jeder Mensch ein einzigartiges Wesen ist?
Willst du etwa das Gegenteil behaupten?

Glaubst Du wirklich, dass ich so einfach gestrickt bin?
Nein.

 

Ich will nicht das Gegenteil behaupten, aber wenn man über Mechanismen spricht, muss man Individuen nun mal unter bestimmten allgemein gültigen Aspekten betrachten dürfen. Nimm Vergewaltiger, Kinderschänder oder Pyromanen! Da hat bestimmt auch jeder sein ganz persönliches einzigartiges Trauma. Trotzdem existieren Mechanismen, die sie einen - Ausnahmen gibbet natürlich immer. Daher besteht für mich kein Widerspruch zwischen Individualität und Täterprofil.

 

Da noch kein vollständiges Täterprofil erstellt worden ist, kann man noch keine Parallelen zu früheren Ereignissen ziehen.
Auf N24 kam dazu heute eine aktuelle Sondersendung. Ergebnis: keine neuen Erkenntnisse.

Das Fazit des Kommentators lautete sinngemäß:

Bei aller Trauer: Den wahren Grund für dieses Massaker wird man wohl nicht herausfinden.

 

Ok, aber man kann doch dennoch über eine gewisse Symptomatik diskutieren, Parallelen zu ähnlichen Fällen ziehen, oder?

Naja, ich glaube es ist fast alles gesagt.

 

Naja, ich glaube es ist fast alles gesagt.
Vermutlich.
Mir persönlich stinkt einfach nur die fehlende Verantwortung des Einzelnen.
Immer ist irgend jemand anders an allem Unglück schuld: Die Eltern sind schuld, die Schule ist schuld, Rambo ist schuld, Doom ist schuld, Heavy Metal ist schuld, blablabla! Und dann gibt´s auch noch die tollen Psycho-Hoschis, die diesen Scheißdreck auch noch unterstützen.

Keinesfalls streite ich ab, dass ein Mensch, der nur Gewalt erfährt, eher zu Gewalt tendieren wird als ein bei den Waltons aufgewachsener Mensch.
Aber dieses verdammte Suchen nach Ausreden dafür, warum man andere Menschen schädigt, das ist es, was mir stinkt!
Die armen Gewalttäter hatten in ihrer Kindheit nie Liebe erfahren, schluchz! :mad:

Meine Einstellung ist die, dass ich, wenn ich scheiße baue, dazu stehe, und zwar voll und ganz und ohne Ausreden.

 

Meine Einstellung ist die, dass ich, wenn ich scheiße baue, dazu stehe, und zwar voll und ganz und ohne Ausreden.
In dem Punkt hat sich Robert S. natürlich aus der Affäre gezogen.

Aber er hat erreicht, was er wollte (vermute ich mal): Seine Fresse ist auf dem Cover der Times, auf den Titelseiten der meisten überregionalen westlichen Zeitungen, in allen Zeitschriften, auf allen Sendern.

Der Prozentsatz von Selbstmördern unter Jugendlichen ist natürlich sehr viel höher, als der Anteil jugendlicher Amokläufer. Aber Selbstmörder geraten schnell in Vergessenheit, nur die Verwandtschaft, Freunde und vielleicht Gemeinde denken noch länger daran.
Es bietet sich aber den Selbstmordkandidaten mit Zugang zu Waffen, die die notwenige Skrupellosigkeit mitbringen, die perfide Möglichkeit, wenn sie sich schon umbringen, im gleichen Atemzug berühmt zu werden und ihre Spuren in der Geschichte zu hinterlassen. Etwas, was sie auf anderem Wege nie geschafft hätten. Jeder, der nicht die letzten Jahre in einer Höhle gelebt und die Berichterstattung nach dem Littleton-Massaker mitgekriegt hat, weiß das.
Deshalb ist es gut möglich und sogar wahrscheinlich, dass dies nicht der letzte Amoklauf gewesen ist: Der nächste wird sicher kommen, wird vermutlich noch schlimmer.
Lösung? Keine Ahnung. Die Berichterstattung zu unterbinden verbietet sich wohl von selbst.
Für manche Sachverhalte gibt es keine einfachen Lösungen.

 

@Rainer,

Aber dieses verdammte Suchen nach Ausreden dafür, warum man andere Menschen schädigt, das ist es, was mir stinkt!
- Es geht nicht darum, für Geschehenes eine Ausrede zu suchen, sondern darum, welche Fehler man in Zukunft vermeiden könnte, damit das irgendwann auch wieder aufhört.
Ursachensuche hat immer nur einen Sinn, wenn man es im Hinblick auf die Zukunft macht...

Gegen die nächsten Amokläufer wird vermutlich niemand mehr etwas tun können. Aber wenn wir versuchen, unseren Kindern eine Welt zu bieten, in der man gerne lebt*, dann kann man vielleicht in ferner Zukunft mit einem Rückgang dieser traurigen Ereignisse rechnen.

* Das meine ich natürlich in allen Belangen, politisch wie privat.

 

Aber wenn wir versuchen, unseren Kindern eine Welt zu bieten, in der man gerne lebt*, dann kann man vielleicht in ferner Zukunft mit einem Rückgang dieser traurigen Ereignisse rechnen.
Is natürlich ein Wunschtraum, der sich vermutlich nie erfüllen wird. Alles, was wir im Moment tun können ist, unseren Kindern den Rücken zu stärken, ihre sozialen Fähigkeiten zu fördern und ihnen viel Kraft mit auf den Weg geben, damit sie mit der Welt, so, wie sie nunmal ist, zurechtkommen.
Meine Einstellung ist die, dass ich, wenn ich scheiße baue, dazu stehe, und zwar voll und ganz und ohne Ausreden.
Wie gut, daß sich in dem Punkt hier alle einig sind.

 

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