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Rauchmelder

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05.07.2020
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Rauchmelder

Das Aufstehen ist
ein Problem.
Manchmal geht es einfach nicht.
Selbst dann nicht, wenn ich auf die Toilette muss.
Hüfte, Knie – morsches Holz.
Die Frau, die zweimal die Woche klingelt, die mir die Wäsche macht, die das Geschirr aus weißem Hartplastik von der AWO rausstellt, sie würde gerne mehr helfen,
sagt sie.
Aber so viel Zeit, wie es dafür bräuchte,
hat sie nicht.
Es riecht
unangenehm.
Nein,
es stinkt.
Es stinkt nach Pisse. Der Gestank ist im Bad. Hält sich im Fernsehzimmer. Im Schlafzimmer. Ich kriege ihn nicht mehr raus.
Schämte mich,
als der Schornsteinfeger ins Haus musste, um etwas abzulesen.
Die Treppe nach unten bedeutet nichts
als Schmerzen.
Am Morgen herunter und später wieder rauf. Ein Mal am Tag mache ich das. Wenn es geht, setze ich mich und rutsche herab.
Eine Stufe,
eine Pause.
Im Erdgeschoss steht mein Rollator, oben lehnen die Stöcke. Damit komme ich zurück bis zum Sessel. Noch. Aber was,
wenn ich falle?

Irrsinn sagen die Kinder. Ich sage nichts.
Sie haben sich abgesprochen. Das merke ich
daran, wie sie mir gegenübersitzen. Wie sie sich die Bälle zuwerfen. Sie reden über mich, als wäre ich
gar nicht da.
Eine Situation nennen sie es. Eine Lösung muss gefunden werden, sagen sie. Eine, die finanziell machbar ist.
Ich sage,
dass sie sich zum Teufel scheren können, dass es mein Haus ist und ich sehe,
wie sie den Kopf schütteln.
Ein ganzes Leben. Siedlungsfeste, Kegelverein, Adler Osterfeld, Kumpels von der Zeche.
Wenn ich von hier weggehe,
komme ich nicht mehr wieder.

Ein Starren ins Nichts. Mandalas und Suppe. Sie spielen Mensch ärgere dich nicht, und wenn sie würfeln, pressen sie ihre faltigen Lippen aufeinander und dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun. Man hat uns eingesperrt. Man sagt es nicht, aber
es ist so.
Je länger man so lebt, desto mehr vergeht man.
Der Tod
ist allgegenwärtig,
wartet geduldig
und legt denen, die im Gesellschaftsraum singen wie die Bekloppten, bereits seine Hand auf die Schulter.
Ich ertrage es
nicht.

Ich existiere nur mehr in einem Zimmer von zwölf Quadratmetern.
Ich löse Kreuzworträtsel.
Ich schlafe.
Ich sehe aus dem Fenster in den Garten.
Durch die Vorhänge der Wohnungen gegenüber beobachte ich, wie fremde Familien aufstehen, die Kinder morgens frühstücken, bevor sie in die Schule gehen, die Eltern abends von der Arbeit kommen,
essen,
streiten,
fernsehen.

Mein Enkel war bei mir und hat grüne Hanteln mitgebracht. Ein Kilogramm pro Stück. Für die Arme meint er. Wie es mir geht, hat er gefragt, als wir uns gegenübersaßen. Ob das Essen in Ordnung ist? Ob ich mich langweile? Das Zimmer findet er ganz schön. Ein bisschen klein vielleicht, aber ansonsten doch in Ordnung? Sogar mit Blick auf den Garten. Und schön hell, wenn die Sonne scheint. Eine Ausbildung will er machen.
Schweigen.
Verabschiedung.
Die Hanteln habe ich seither nicht benutzt.

Ich sitze am Fenster und öffne die Augen. Musik. Gelächter, Alkohol und Zigaretten. Viele Gäste waren früher bei uns. Auch ein guter Bekannter aus dem Kegelverein. Einmal beugte er sich vornüber und sagte etwas zu meiner Frau. Sie sah ihn erschrocken an. Dann sah sie zu mir. Ich sagte nichts. Obwohl ich es gehört hatte, hielt ich den Mund, trank weiter und lachte mit den anderen bis zum nächsten Morgen.
Danach sah sie mich anders an.

Ich halte den Hörer fest in der Hand. Wenn ich könnte,
ich würde ihn zerdrücken.
Doch ich kann nicht. Stattdessen höre ich, was man mir mitzuteilen hat.
Viel
gibt es nicht zu sagen. Ich notiere Datum und Uhrzeit, bedanke mich und lege auf.
Bin der letzte, der noch da ist.

Der junge Pfarrer behauptet, das Leben sei ein Fluss im ständigen Wandel. Eine hoffnungsvolle Bewegung hin zu einem großen Ganzen, einem ewigen Meer, sagt er.
Eisernes Schweigen
schlägt ihm aus den müden Gesichtern derjenigen entgegen, die zur Beerdigung gekommen sind und von denen ich niemanden kenne.
Ich möchte aufstehen.
Möchte rufen, dass nichts so ist, wie er behauptet.
Weder Fluss noch Meer habe ich vor Augen. Ein Trotzen. Eine ständige Rückschau. Erinnern, vergessen. Wut und Scham über Dinge, die geschehen sind und die nachhallen. Vor allem aber ein Warten. Da ist keine Hoffnung, da ist nur Angst am Ende alleine zu sein. Das alles möchte ich ihm zurufen,
möchte ihn packen und schütteln.
Doch ich sage nichts und später nicke ich ihm zu, als er an mir vorübergeht.

In meinem Zimmer hängt an der Decke ein Rauchmelder. Ich weiß, dass er funktioniert, denn er blinkt regelmäßig fünfmal pro Minute. Ich habe gezählt. Habe den Rauchmelder angesehen und an meinen Fingern mitgezählt. Während sie draußen auf den Fluren singen, sitze ich auf einem Stuhl am Fenster
und zähle noch mal.

 

Hallo @Habentus!

Kleinigkeiten vorweg:

Danach noch was Studium dranhängen.
ein oder das

Die Aschenbecher sind voller zerdrückter Zigaretten und Erdnussschalen.
ausgedrückter oder Zigarettenstummel

Und er in der Ecke auf einem Stuhl sitzt, alleine mit sich und seinen GedankenKomma (glaube ich) und nach oben zur Decke sieht.

Da hab ich (fast) nichts auszusetzten – das ist sehr gut komponiert!
Liest sich prima und macht mir, als älterer Mensch, etwas Angst.
Das spricht für den Text!

Mütze runter!

Gruß, Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Habentus,

ich finde deinen Text gut geschrieben. Die einsame Situation im Altersheim kommt gut rüber, den pointierten und komprimierten Stil sowie die Länge empfinde ich ebenfalls als angenehm.

Kritisch kann man anmerken, dass das Thema Altern/Altersarmut/Lebensende/Rückblick aufs Leben nicht wirklich neu ist. Hier im Forum ist es geradezu ein Paradethema, so scheint mir. Dein Text versucht das abzufangen, indem er dem Protagonisten eine problematische Erinnerung anheftet. Ich weiß nicht, ob mir das reicht. Die Episode wird nur leicht gestreift und dieser Satz wertet sie eingangs schon ab:

Denkt an früher.
Manchmal an die Tochter.

Wenn er nur manchmal daran denkt, lebt er nicht in Reue. Man kann sagen, er verdrängt das alles, aber dafür ist die Beschreibung in der Szene dann zu konkret. Verdrängt ist verdrängt, dann kommt man nicht an die Details. Der Text ist hier also in meinen Augen unsicher: einerseits enthält er diesen "Clou", andererseits wagt er es nicht, ihn wirklich ins Zentrum zu setzen.

Dass die Erzählung in der dritten Person geschrieben ist, trägt dazu bei, dass er nicht ganz rund ist: Denn warum sollte uns ein Erzähler die Details zur wichtigsten Erinnerung vorenthalten? Noch dazu, wo der Erzähler auktorial ist, also alles über die Figur weiß?

Du könntest das alles lösen, indem du den Text etwas anders aufziehst: Zum Beispiel den Erzähler neutraler und ohne Wissen um das Innenleben der Figur(en) erzählen lassen, und die Tochter in die Szene schicken. Ein Gespräch könnte dann die problematische Vergangenheit organischer andeuten. Ein Gespräch zwischen zwei Personen, die eine lange Geschichte und Emotionen verbinden, ist per se für Zuhörer/Leser bruchstückhaft, voller Informationslücken, Anspielungen und (unterbewussten) Subtilitäten. So bräuchte der Text gar nicht unbedingt mehr vom Früher zu enthüllen, würde aber weniger so wirken, als sei über das Herzstück ein wenig drübergehuscht worden, um mehr aus dem Thema zu machen. Zugegeben, ist schwer zu schreiben, so eine verbale, subtile Szene.

Freundliche Grüße

HK

 

Hey @Habentus

Ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem Text. Die erste betrifft den Inhalt. Lasse ich den Mittelteil weg, scheint mir der Text eine eher trübe Flatline nur selten zu über- oder unterschreiten, das kommt mir alles ein bisschen monoton, linear und teilweise auch recht bekannt vor, ranzige Sessel, der Geruch nach Pisse, dann die zwölf Quadratmeter, das Leben ist kein Fluss hin zum ewigen Meer etc. Als hättest du das selbst auch so gesehen, hast du in der Mitte einen (dunklen) Farbklecks eingefügt, die Schuld, die er seiner Tochter gegenüber aufgeladen hat, diesen - so lese ich das - Übergriff eines Bekannten, gegen den er nichts unternommen hat. Das fand ich mit Abstand die interessanteste Passage. Allerdings fügt sie sich meines Erachtens nicht so richtig in die Geschichte ein, mir fehlt die Kohärenz, bzw. eine überzeugende Gewichtung. So frage ich mich, worauf der Text den Fokus legen will, denn weder der erste Teil noch der Schluss sind mit dieser Szene verbunden, die könnte man rausnehmen, ohne dass die Leser etwas merken würden, und das ist in meinen Augen kein gutes Zeichen.
Zweitens finde ich den Text an einigen Stellen etwas drüber, bzw. nicht sorgfältig genug verfasst. Das liegt zum einen am Stil. Ich weiss, das ist sehr subjektiv, aber ich mag Ellipsen nicht besonders, in der überwiegenden Anzahl der Fälle denke ich mir, ah ja, dem Autor ist kein vernünftiges Verb eingefallen. Das macht in meinen Augen schnell mal einen etwas schlampigen Eindruck. Hier kommt dazu, dass du begrifflich zuweilen recht in die Vollen gehst und die entsprechenden Passagen wirken daher noch mehr vor die Füsse geklatscht: Lieber Leser, hier hast du Vergessen, kalte Wut, heisse Scham, da die Pisse und dort das Starren ins Nichts und das Schweigen. Überspitzt gesagt, hat sich das an einigen Stellen wie eine Stichwortsammlung für die eigentliche Geschichte gelesen.
Ich habe schon den einen oder anderen Text von dir gelesen und ich finde auch diesen hier nicht schlecht. Aber ich denke, du könntest dich deinen Themen noch etwas leiser, subtiler, elaborierter nähern.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Habentus

Ich sehe das ähnlich wie meine Vorkommentatoren bezüglich diesem Geheimnis mit der Tochter und seiner Schuld. Das ist irgendwo der Kern der Geschichte, der wird aber übergangen, in dem Sinne, dass Du da zu wenig tief reingehst. Wahrscheinlich hat der Mann auf dieser Hausparty irgendeine sehr abfällige/anzügliche Bemerkung gemacht, aber der Vater hat das ignoriert. Vom Stil der Geschichte, diesem Abgehackten, Kargen, Kalt-Sterilen, davon bin ich normalerweise nicht so der Fan, hier passt es aber ziemlich gut und die Story ist jetzt auch nicht so lang, dass es mich gestört hätte. Viel mehr will ich auch gar nicht mehr sagen, sondern noch ein wenig auf einzelne Textstellen eingehen. Wie immer sind das nur Gedanken und/oder Vorschläge (hauptsächlich zu Kürzungen, Redundantem).

Er setzt sich auf die Stufen. Wenn die Schmerzen es zulassen.
Rutscht sie einzeln herunter.
Ich denke, runter ist das kleinere Übel, oder? Wie kommt er wieder hinauf? Muss ja noch viel anstrengender sein, noch der grössere Kampf, denke ich.

Das Singen greiser Kinder.
Gefällt mir sehr.

Ich habe das Gefühl, so ab hier wird der doch recht karge Text dann etwas wortreicher, das ist aber eher zu seinem Nachteil, weil es für mich oft entbehrliche Stellen sind:

Betrachtet die Wohnungen [im Haus ]gegenüber. Sieht durch die Fenster[ dort], wie die Familien aufstehen
Hier bspw.: Wohnungen befinden sich in aller Regel in einem Haus. Im zweiten Satz würde ich mindestens das 'dort' streichen, etwas mehr ginge auch: Betrachtet die Wohnungen gegenüber. Sieht wie die Familien aufstehen [...] Dass er die Nachbarn durchs Fenster beobachtet, finde ich, ist klar. Aber vielleicht ist es dann auch zu abgehackt.

[Hatten sich nicht viel zu erzählen. ]Eine Ausbildung will er machen. Danach noch was Studium dranhängen. Wie es ihm hier geht? Gut, gut. Das Essen in Ordnung? Ja, gut. Ob er sich langweilt? Spannend ist anders. Aber sonst gut. Schönes Zimmer. Bisschen klein vielleicht[KOMMA] aber er hat ja das Fenster. Blick auf den Garten. Hell.
Schweigen. Verabschiedung.
Nach draußen schauen.
Hier nimmst Du mit dem ersten Satz vorweg, was Du danach zeigst. Und in dem einen Satz da fehlt ein Komma für mein Empfinden.

Hat ihm ein paar [kleine] grüne Fitness-Hanteln mitgebracht. Ein Kilogramm pro Stück.
'kleine' könnte weg, weil im nächsten Satz die Grösse indirekt erwähnt wird, Ein-Kilo-Hanteln sind per se klein. Braucht man die Info, dass die grün sind? Wäre überdenkenswert.

Er sitzt in seinem Zimmer. [Auf zwölf Quadratmetern.]
Denkt an früher.
Manchmal an die Tochter.
Die Wiederholung mit den zwölf Quadrametern: Ich weiss nicht. Würd's streichen.

[Laute ]Musik, Gelächter, Alkohol und Zigaretten.
Oft feierten sie [früher ]wochenends bei ihnen im Wohnzimmer.
Die Beschreibung, dass es laut war, ist mMn überflüssig, weil es durch den Rest gut gezeigt wird, ich habe automatisch vor Augen (und in den Ohren), wie sich das ungefähr angefühlt und angehört haben muss, und leise kommt mir dabei nicht unbedingt in den Sinn. Durch die Vergangenheitsform wird klar, dass es 'früher' gewesen sein muss.

Aber er sagt nichts. Er hält den Mund.
Aber er sagt nichts. Hält den Mund. Wäre dem Stil zuträglicher, finde ich, bzw. würde besser reinpassen.

Die Aschenbecher sind voller zerdrückter Zigaretten und Erdnussschalen.
ausgedrückter Zigaretten, würde ich sagen. Oder einfach Die Aschenbecher sind voller Zigarettenstummel [...]

Er hört zu. Den wenigen Worten[, denn viel gibt es nicht zu sagen].
Ja, wenn's nur wenige Worte sind, ist klar, dass es nicht viel zu sagen gibt.

Er schreibt sich das Datum und die Uhrzeit auf einen [kleinen, ]karierten Block.
Auch hier: Das zieht mich etwas aus diesem knappen, kargen Stil raus und durch die übergenaue Beschreibung wird diesem Block ein zu starkes Gewicht gegeben.

Obwohl er weiß, dass er nicht hingehen wird.
Er weiß, dass er nicht hingehen wird. 'Obwohl' ist imo überflüssig und der Satz wirkt auch stärker ohne.

Der Rauchmelder in seinem Zimmer hängt [an der Decke] über dem Bett.
Dass der funktioniert, weiß er. Denn der blinkt [so] regelmäßig[, wie er wohl soll].
Auch da könntest Du wiederum ein paar Wörter einsparen, finde ich. Die im letzten Satz würde ich sicher streichen, im ersten bin ich mir nicht so sicher, aber dass sich ein Rauchmelder an der Decke befindet ist eigentlich eine überflüssige Information.

Das war's. Vielleicht sind die Kürzungsvorschläge stellenweise zu radikal, schaust Du mal. Insgesamt ganz gerne gelesen. Die Interpretation meiner Vorkommentatorin, was den Rauchmelder anbelangt, finde ich übrigens top, darauf wäre ich wohl nicht gekommen, ich struggelte nämlich ein wenig, warum der Rauchmelder da so einen starken Fokus erhält und es auch in den Titel geschafft hat (es könnte auch seine Einsamkeit untermalen, so habe ich es erst gelesen).

Beste Grüsse,
d-m

 

Hallo @Habentus

eine sehr stimmungsvolle (und traurige) Geschichte über den letzten Lebensabschnitt hast du hier geschrieben.

Ich fand vor allem deinen Beschreibungen sehr stark. Da konnte ich mich gut reinversetzen und sah das deprimierende Umfeld richtig vor mir. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beruflich viel mit diesem "dahin vegetieren" zu tun habe.


Aber so viel Zeit, wie es dafür bräuchte, hat sie nicht.
Das ist gut beobachtet. Ein Pflegedienst, oder auch Essen auf Rädern etc, hat heutzutage nur noch zeitlichen und finanziellen Druck.

dass er nicht mehr zurückkommen wird in das kleine Haus der Siedlung am Rande der Zeche, in dem er mehr als fünfzig Jahre lang gelebt hat.
Auch das: Der für viele vielleicht bitterste Moment ihres Lebens. Sie haben soviel Zeit, Geld und Mühe in den Aufbau ihres eigenen Zuhauses gesteckt. Und am Ende wird es ihnen genommen. Um die mittlerweile exorbitant teure Pflege bezahlen zu können.

Also bleibt er alleine.
In seinem Zimmer. Auf zwölf Quadratmetern.
Absolut verständlich und gut charakterisiert. Da werden Menschen mit absolut unterschiedlicher geistiger Verfassung in eine gemeinsame ,,Gesellschafts-Runde’‘ gesteckt. Es gibt keine Möglichkeit und keine Zeit, auf den einzelnen einzugehen.

Da dein Prot das alles noch gut überblicken kann, kapselt er sich natürlich ab.

Die Tochter wird es ihm nicht verzeihen.
Nie wird sie vergessen.
Das ist interessant, aber zu knapp. Was ist da passiert? Das hätte ich als Leser gerne gewusst. Ist er fremdgegangen? Hat er eine Krankheit verschwiegen? Das müsste unbedingt mit rein.

Jetzt ist er der Letzte.
Das muss dann noch besonders hart sein. Wenn man alle Freunde überlebt hat und nur noch aufs unvermeidliche Ende wartet. Ein echt harter Schlag hier.

Insgesamt hat es mir gefallen. Aber ich empfinde genau wie bei meiner eigen Flash Fiction, das hier Potential für etwas größeres erkennbar ist. Das ist ja ein universelles Thema, das viele anspricht. Darüber kann gar nicht genug nachgedacht werden.

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo an alle die meinen Text gelesen und mir dankenswerterweise einen Kommentar dagelassen haben. Ich liege derzeit leider mit einer heftigen Grippe im Bett. Sobald ich wieder einigermaßen fit und klar im Kopf bin, werde ich euch antworten! Es kann allerdings noch ein wenig dauern. Das nur als kurzes Lebenszeichen von mir, dass ich eure Anmerkungen zur Kenntnis genommen habe.

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag
Habentus

 

Hallo @Sammis und gleich vorweg eine Entschuldigung, dass du (und die anderen) so lange auf eine Reaktion meinerseits warten mussten. Ich war leider ans Bett gefesselt. Nun aber ran:

Da hab ich (fast) nichts auszusetzten – das ist sehr gut komponiert!
Liest sich prima und macht mir, als älterer Mensch, etwas Angst.
Das spricht für den Text!
Auf deinen kurzen und knappen Kommentar eine kurze und knappe Antwort. Danke :) Freut mich, dass der Text (trotz des Themas) bei dir funktioniert hat.
Wie immer danke fürs Lesen und Kommentieren!

Grüße
Habentus

Hallo @H. Kopper und erst mal willkommen zurück! Deine guten, ausführlichen und kritischen Kommentare haben gefehlt. Umso besser, dass du wieder da bist, freut mich! Und werde bestimmt bald auch mal bei deinen Texten vorbeischauen!

Zu deinen Anmerkungen:

Kritisch kann man anmerken, dass das Thema Altern/Altersarmut/Lebensende/Rückblick aufs Leben nicht wirklich neu ist. Hier im Forum ist es geradezu ein Paradethema, so scheint mir.
Mmh, findest du? Ehrlich gesagt sind mir (gut es gibt jetzt diese Challenge ...) kaum Text mit dem Schwerpunkt hier im Forum bekannt. Aber es mag auch an mir liegen, dass ich da nicht aufmerksam war/ bin. Grundsätzlich ist das für mich aber auch kein Argument. Ich suche mir die Themen nicht danach aus, was gerade angesagt ist, was andere gerade schreiben oder eben, was noch nicht textlich verarbeitet wurde, sondern danach, was für mich gerade aus ganz unterschiedlichen Gründen eine Relevanz hat. So gesehen ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, wie viele Texte es zu diesem Thema gibt oder nicht gibt.
Aber klar, es mag einen Einfluss auf das Lesen anderer haben. Und sicherlich hast du auch recht damit, wenn manche Themen zu ausgelutscht sind. Dann sollte man sich als Autor da schon was überlegen, um ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen. Versteh schon, was du meinst.
->
Dein Text versucht das abzufangen, indem er dem Protagonisten eine problematische Erinnerung anheftet.
-> Das siehst du dann bei mir hier. Aber auch hier muss ich sagen, dass ich nicht derart planerisch an meinen Text herangegangen bin. Es ging mir im Groben darum, die Gedanken eines Menschen darzustellen, der am Ende seines Lebens angekommen ist. Alleine, aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen, der sich fremd, verlassen und alleingelassen mit seinen Erfahrungen und Gedanken wiederfindet. Dass der dann eben auch an die eigenen Niederlagen und Verfehlungen denkt, war für mich hier naheliegend.

Wenn er nur manchmal daran denkt, lebt er nicht in Reue.
Verdrängt ist verdrängt, dann kommt man nicht an die Details.
Mmh, das sehe ich nicht so. Ich denke, dass es durchaus Dinge gibt, die wir getan haben, die wir bereuen, die aber nicht im Extremen behandelt werden. Will sagen: Ich bereue durchaus Dinge, Entscheidungen und Taten in meinem Leben. Mein Umgang damit ist aber weder ein völliges Leugnen, noch ein ständiges Bereuen. Nein, es gibt Momente, da brechen die Erinnerungen an diese Verfehlungen an die Oberfläche. Manchmal ist das der Fall - nicht immer - auch nicht nie.

wagt er es nicht, ihn wirklich ins Zentrum zu setzen.
Tja, auch hier widerspreche ich. Er setzt die Szene nicht ins Zentrum, weil sie für mich nicht das Zentrum des Textes ist. Das Zentrum des Textes ist (das habe ich oben beschrieben) der Versuch die verschiedenen Gedanken und Empfindungen eines Menschen am Ende seines Lebens darzustellen. Dazu gehört auch die Szene mit der Tochter, die einen gewissen Anteil des Textes einnimmt, weil es eben eine einschneidende Erinnerung des Protagonisten ist. Es gab danach einen Bruch mit seiner Tochter und der Protagonist weiß auch, dass er sich falsch verhalten hat. Aber es ist eben nicht die einzige Erinnerung oder Empfindung, mit der er sich beschäftigt.
Ob es gelungen ist, diese Erinnerung neben den anderen stehen zu lassen, darüber kann man sicherlich streiten. Das sehe ich auch selbst noch einigermaßen kritisch. Aber dem Vorwurf, der Text würde sich nicht trauen, etwas ins Zentrum zu setzen, muss ich widersprechen. Zu diskutieren wäre, da decken sich deine Anmerkungen mit anderen, ob er das nicht aber müsste. Also ob die Schwerpunktsetzung des Textes einfach eine falsche ist. Das kann sein, da bin ich selbst noch unsicher. Ich werde mir da Gedanken machen.

Denn warum sollte uns ein Erzähler die Details zur wichtigsten Erinnerung vorenthalten? Noch dazu, wo der Erzähler auktorial ist, also alles über die Figur weiß?
Da hast du einen Punkt. Ich denke darüber nach.

Du könntest das alles lösen, indem du den Text etwas anders aufziehst: Zum Beispiel den Erzähler neutraler und ohne Wissen um das Innenleben der Figur(en) erzählen lassen, und die Tochter in die Szene schicken.
Mmh, dann wäre es ein ganz anderer Text und auch entfernt von meiner Idee, wie ich das aufziehen will. Aber ich gebe dir recht, dass da noch geschraubt werden muss. Von daher danke für deine guten Anmerkungen!

Viele Grüße
Habentus

[wird fortgesetzt]

 

Hallo @Peeperkorn auch über deinen Kommentar habe ich mich gefreut und muss mich für die verspätete Antwort entschuldigen!

Nun aber direkt zu deinen Anmerkungen:

Die erste betrifft den Inhalt. Lasse ich den Mittelteil weg, scheint mir der Text eine eher trübe Flatline nur selten zu über- oder unterschreiten, das kommt mir alles ein bisschen monoton, linear und teilweise auch recht bekannt vor, ranzige Sessel, der Geruch nach Pisse, dann die zwölf Quadratmeter, das Leben ist kein Fluss hin zum ewigen Meer etc.
Das fand ich mit Abstand die interessanteste Passage.
So frage ich mich, worauf der Text den Fokus legen will, denn weder der erste Teil noch der Schluss sind mit dieser Szene verbunden, die könnte man rausnehmen, ohne dass die Leser etwas merken würden, und das ist in meinen Augen kein gutes Zeichen.
Ja, da deckt sich deine Kritik ja ein wenig mit dem, was auch andere Kommentare ankreiden. Dass Mittelteil rausfällt bzw. die anderen Teile altbekannt wirken und ich deshalb den Mittelteil eingefügt habe, um damit den Text insgesamt interessanter zu machen, ohne ihn aber organisch einzuweben. Nun, die Kritik muss ich natürlich ernst nehmen. Allerdings war meine Intention eine andere: Ich habe nicht beim Schreiben bemerkt, dass da das Interessante fehlt und habe deshalb, im Nachgang sozusagen, den Mittelteil eingefügt um den Text zu retten. Sondern das hat sich beim Schreiben, aus meiner Idee heraus, relativ organisch ergeben. Ich stimme aber zu, dass der Teil im Vergleich zu den anderen Textteilen rausfällt.
Die Gewichtung. Das ist die Frage. Ziel war nicht, hier etwas mehr oder weniger stark zu gewichten, sondern das als eine Episode eines Lebens zu erzählen, die eine Berechtigung und Wirkung hat, ebenso wie die anderen Teile, das Verlassen des eigenen Hauses, das plötzliche Leben in der Fremde eines Seniorenheimes, mit Personen, mit denen man nichts teilt, die empfundene Einsamkeit, Eintönigkeit und im Gesamten: der Rückblick auf das eigene Leben aus einer eher pessimistischen Sicht.
Ich muss mir das aber in jedem Fall noch mal anschauen, ob es mir gelingt, das besser zu verweben und ineinandergreifen zu lassen.

Zweitens finde ich den Text an einigen Stellen etwas drüber, bzw. nicht sorgfältig genug verfasst. Das liegt zum einen am Stil. Ich weiss, das ist sehr subjektiv, aber ich mag Ellipsen nicht besonders, in der überwiegenden Anzahl der Fälle denke ich mir, ah ja, dem Autor ist kein vernünftiges Verb eingefallen.
Ich habe unlängst das Buch Am laufenden Band von Joseph Ponthus gelesen. Vielleicht kennst du es? Jedenfalls hat mich die Art und Weise des Schreibens (neben dem interessanten und nachvollziehbaren Inhalt) wirklich sehr beeindruckt. Es kann sein, dass da ein wenig der Versuch war, das zu übernehmen. Auch wenn Ponthus das noch mal ganz anders auf die Spitze treibt und auch besser beherrscht.
Daneben war dieses Abgehackte aber auch im Kontext des Textes für mich passend. Denn es war auch der Versuch, dieses Gedanken kreisen lassen ein Stück weit einzufangen. Und Gedanken sind ja nicht immer mit den passenden Verben unterlegte Sätze, sondern eben oft abgehackt.
Aber auch hier trifft deine Kritik insoweit, als dass ich diesen Stil nicht immer ganz durchhalte und die Perspektive der Gedanken sich ja auch nur teilweise durch den Text zieht. Ich werde mal sehen, ob ich das verbessern kann. An der Grundart werde ich aber festhalten.

Hier kommt dazu, dass du begrifflich zuweilen recht in die Vollen gehst und die entsprechenden Passagen wirken daher noch mehr vor die Füsse geklatscht: Lieber Leser, hier hast du Vergessen, kalte Wut, heisse Scham, da die Pisse und dort das Starren ins Nichts und das Schweigen.
Tja, was soll ich sagen? Ich fände es unpassend hier von einem Uringeruch zu schreiben. Als ich die letzten Monate und Wochen meines Großvaters mitbekommen habe, war es unter anderem genau das, was mir in Erinnerung geblieben ist. Der ständige Geruch von Pisse, der in der Luft lag. Und mein Opa hat das auch genauso gesagt. Da wurde nicht umschrieben. Ich finde, dass manchmal Dinge ausgesprochen werden müssen, wie sie sind, auch wenn es vielleicht den Lesefluss beeinträchtigt.
Andere Passagen wie die heiße Scham und die kalte Wut kann ich dagegen nachvollziehen. Das ist vielleicht zu drüber, kann gut sein. Das muss ich mal sehen, ob ich da vielleicht ein bisschen den Fuß vom Gas nehme.

Ich habe schon den einen oder anderen Text von dir gelesen und ich finde auch diesen hier nicht schlecht. Aber ich denke, du könntest dich deinen Themen noch etwas leiser, subtiler, elaborierter nähern.
Na, das freut mich, dass du meine Texte immerhin nicht schlecht findest! Vielleicht ist in Zukunft ja sogar mal ein guter dabei? Ich werde jedenfalls mein Bestes geben.

Beste Grüße!
Habentus

[wird fortgesetzt]

 

Es riecht nach Pisse.

Es stinkt nach Pisse, oder?

Moin,

erstmal finde ich es gut, wie du dich ausprobierst. Ponthus habe ich auch gelesen, aber er hat einen anderen Gegenstand, den er erzählt (übrigens oft auch romantisierend und voller Klischees, er kann ja auch wieder gehen, nur die anderen müssen weiter in der Fabrik bleiben) und auch eine andere Perspektive. Ich denke, du würdest hier profitieren, bzw der Text, wenn du ihm eine andere Perspektive gönnst, ich würde für ICH plädieren. Nur wer erzählt? Der Sohn vielleicht, der das alles, was du hier personal erzählst, ein wenig aus der Distanz, direkt sieht, direkt beschreibt, dadurch wirkt das näher, denke ich, es wird persönlicher. Den Konflikt mit der Tochter ... was soll der ausdrücken, symbolisieren? Dass er nicht perfekt war, dass niemand perfekt sein kann? Aber wie hat das sein Leben verändert, welche Einsicht hat er? Das wird zwar erwähnt, aber daraus leitet sich nichts ab, es ist keine Konsequenz erkennbar; man könnte es so drehen, dass sie ihn aufgrund dessen nicht pflegen will, nichts mehr mit ihm zu tun haben will, dafür müsste aber mehr passiert sein als ein ordinärer Wortwechsel.

Jetzt ist er der Letzte.
Hier auch undeutlich: Hat sich die Tochter umgebracht oder ist sie gestorben, ist überhaupt jemand gestorben? Wenn ja, warum geht er nicht hin, wenn er sonst einsam ist? Weil er sich der Verantwortung nicht stellen will oder kann? Das müsste man noch herausarbeiten, so wirkt es wie eine Episode, die keinen Boden unter den Füßen hat.

Also, finde ich mutig. Du versuchst eine neue Art des Schreibens, arbeitest dich an Gelesenem ab, das ist immer ein guter Weg, die Möglichkeiten zu erweitern. Bei Ponthus hat man ja oft das Gefühl, es ist eine irgendwie wie ein Gedicht getaktete Prosa, aber dafür benötigt man energiegeladene Einzelteile; wenn du etwas in zehn anstatt zwanzig Worten sagen kannst, verdoppelt sich die Kraft und die Energie der einzelnen Worte, weil nichts verloren geht und jedes Wort stärker wird. Dein Text liest sich noch wie eine Skizze, wo diese Energie, die Kraft ein wenig fehlt; das muss nicht viel sein, aber ein Riß in diesem Gebilde, wo man in den Charakter sieht, dieser sich offenbart, verletzlich wird, das empfinde ich noch als zu wenig ausgeprägt.


Gruss, Jimmy

 

Hallo @deserted-monkey und auch hier eine verspätete Replik. Zunächst mal zu deinen textlichen Vorschlägen und Anmerkungen. Danke dafür! Habe soweit ich das sehe, fast alle übernommen. Die Streichungen tun dem Text in jedem Fall gut. Liest sich dann noch ein klein wenig griffiger.
Nur diese beiden hier:

Die Wiederholung mit den zwölf Quadrametern: Ich weiss nicht. Würd's streichen.
Ja, wenn's nur wenige Worte sind, ist klar, dass es nicht viel zu sagen gibt.
habe ich beibehalten. Mir war die Wiederholung der Zimmergröße schon wichtig genug, um sie zu wiederholen. Denn das ist ja auch so ein wenig einer der Kerne. Der Wechsel von einem ganzen Leben in ein Zimmer mit zwölf Quadratmetern. Ich weiß nicht, vielleicht hänge ich mich daran zu sehr auf. Aber für den Moment lasse ich es mal noch stehen.
Auch das mit den wenigen Worten: Irgendwann ist er der Letzte seiner Bekannten und Freunde. Was soll man da groß zu sagen? Manchmal gibt es keine Worte. Ist für mich relevant, das hier auch so zu benennen.
Aber ich werde den Text ja sowieso mal noch überarbeiten müssen. Dann sehe ich mir auch diese Stellen noch mal an.

Ich denke, runter ist das kleinere Übel, oder? Wie kommt er wieder hinauf? Muss ja noch viel anstrengender sein, noch der grössere Kampf, denke ich.
Glaube ich nicht unbedingt. Kommt, glaube ich auf die konkrete Knieproblematik an. Manche ältere Menschen können keine einzelne Stufe heruntergehen. Das Heraufgehen geht wegen einer anderen Belastung aber besser. Aber sehe, dass man hier beim Lesen stolpern kann.

Die Interpretation meiner Vorkommentatorin, was den Rauchmelder anbelangt, finde ich übrigens top, darauf wäre ich wohl nicht gekommen, ich struggelte nämlich ein wenig, warum der Rauchmelder da so einen starken Fokus erhält und es auch in den Titel geschafft hat (es könnte auch seine Einsamkeit untermalen, so habe ich es erst gelesen).
Du bist (ich sehe den Kommentar, auf den du dich beziehst leider nicht mehr) der erste, der darauf eingeht. Finde ich auch interessant, denn für mich ist das tatsächlich die wichtigste Stelle im Text. Auch viel wichtiger als die Episode mit der Tochter. Denn hier wollte ich die komplette Verlorenheit mit dem Restleben aufzeigen. Es gibt im Grunde nichts mehr zu tun. Die Zeit wird mit Abgeschiedenheit, aus dem Fenster schauen, Bereuen und Einsamkeit verbracht. Man hat im wahrsten Sinne nichts anderes mehr mit sich anzufangen als das Blinken des Rauchmelders zu zählen. Aber vielleicht empfinde ich das Bild auch als viel stärker, als es tatsächlich ist. Muss ich mir auch noch mal anschauen.

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar!

Hallo @Rainbow Runner
auch auf deinen Kommentar möchte ich gerne noch eingehen!

Ich fand vor allem deinen Beschreibungen sehr stark. Da konnte ich mich gut reinversetzen und sah das deprimierende Umfeld richtig vor mir. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beruflich viel mit diesem "dahin vegetieren" zu tun habe.
Auch das: Der für viele vielleicht bitterste Moment ihres Lebens. Sie haben soviel Zeit, Geld und Mühe in den Aufbau ihres eigenen Zuhauses gesteckt. Und am Ende wird es ihnen genommen. Um die mittlerweile exorbitant teure Pflege bezahlen zu können.
Es freut mich sehr, dass der Text bei dir dahingehend funktioniert zu haben scheint! Denn im Grunde ging es mir genau um die von dir aufgezählten Dinge. Ich scheine also nicht komplett am Leser vorbeigeschrieben zu haben.

Das ist interessant, aber zu knapp. Was ist da passiert? Das hätte ich als Leser gerne gewusst. Ist er fremdgegangen? Hat er eine Krankheit verschwiegen? Das müsste unbedingt mit rein.
Ja, da reihst du dich in die vorherige Kritik ein. Muss ich mir definitiv noch mal anschauen. Habe dazu aber auch in meinen anderen Antworten schon ein bisschen was geschrieben.

Danke in jedem Fall fürs Lesen und deinen Kommentar!
Viele Grüße
Habentus

[wird fortgesetzt]

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman und auch endlich eine Antwort auf deinen Kommentar. Ich komme leider nur ab und an dazu, hier zu reagieren.

Ich steige direkt ein:

Es stinkt nach Pisse, oder?
Stimmt, habe ich geändert.

Ponthus habe ich auch gelesen, aber er hat einen anderen Gegenstand, den er erzählt
Auf jeden Fall. Lässt sich auch nicht wirklich vergleichen. Allenfalls noch von der Art und Weise komprimierte und abgehackte Gedanken herüberzubringen. Bzw der Versuch, das zu tun.

übrigens oft auch romantisierend und voller Klischees, er kann ja auch wieder gehen, nur die anderen müssen weiter in der Fabrik bleiben
Da hast du vielleicht ein Stück weit recht. Andererseits bin ich mir nicht sicher, wie freiwillig er seinen Job da tatsächlich gemacht hat. Ich kenne seine Biografie nicht genug, um mir da ein Urteil zu erlauben. Ich weiß nur, dass er vorher als Sozialarbeiter gearbeitet hat, nach einem Umzug in dem Bereich keinen Job mehr gefunden hat (oder auch nicht mehr wollte) und eben in den Fabriken, die er thematisiert angefangen hat. Ob da schon der Hauptgedanke war, das vor allem als Inspiration für sein Buch zu nehmen oder ob es andersherum war und die Idee des Buchs kam, während er da schon gearbeitet hat, weiß ich nicht.
So oder so hat mir sein Buch gefallen. Ich habe selbst schon am Band in einer Wäscherei gearbeitet (ist was anderes, aber dann auch wieder nicht) und finde, dass es, aller Verspieltheit und vorhandenem Kitsch zum Trotz, stellenweise gut beobachtet ist und eine Erfahrungswelt näherbringt, die sowieso zu selten in Textform vorkommt.

Ich denke, du würdest hier profitieren, bzw der Text, wenn du ihm eine andere Perspektive gönnst, ich würde für ICH plädieren. Nur wer erzählt? Der Sohn vielleicht, der das alles, was du hier personal erzählst, ein wenig aus der Distanz, direkt sieht, direkt beschreibt, dadurch wirkt das näher, denke ich, es wird persönlicher.
Ja, du hast recht. Ich habe die Perspektive komplett verändert. Ich habe mich aber dagegen entschieden, den Sohn in den Fokus zu rücken. Das wäre mir dann wieder zu weit weg von dem, was ich hier erzählen möchte. Stattdessen habe ich aus der Sicht des Alten geschrieben.
Ich muss aber sagen, dass ich das Gefühl habe, hier noch nicht fertig zu sein. Ich glaube, dass es richtig war, die Perspektive verändert zu haben. Ich glaube aber, dass meine Umsetzung noch nicht ganz funktioniert. Ich werde mich die Tage auch hier noch mal dransetzen müssen. Für den Moment scheint noch nicht so richtig zu klingen.

Dass er nicht perfekt war, dass niemand perfekt sein kann? Aber wie hat das sein Leben verändert, welche Einsicht hat er? Das wird zwar erwähnt, aber daraus leitet sich nichts ab, es ist keine Konsequenz erkennbar
Eine echte Konsequenz soll da auch nicht raus folgen. Ich habe es weiter oben in einem Kommentar etwas ausführlicher beschrieben. Die einzige Konsequenz, die hier folgt, ist ein vages Bereuen und die Erkenntnis, dass Entscheidungen mitunter ein Leben lang nachklingen. Nicht permanent, aber eben immer wieder.
Ich habe die Stelle jetzt zudem etwas gekürzt und die Tochter herausgenommen. Auch deshalb, weil ich den straken Fokus weg von dieser einzelnen Szene nehmen wollte. Jetzt kann es natürlich sein, dass der Text insgesamt dadurch uninteressanter geworden ist, was ich natürlich nicht hoffe.

Vielen Dank für deine Anmerkungen und deine Zeit! Hat mir wie immer weitergeholfen und mich dazu gebracht, mich weiter mit dem Text zu beschäftigen!
Beste Grüße
Habentus

 

Hallo @Sammis @H. Kopper @Peeperkorn @deserted-monkey @Rainbow Runner @jimmysalaryman , ich habe den Text jetzt noch mal umgeschrieben und habe die Perspektive verändert. Ich habe versucht, einen Teil eurer Anmerkungen einzubauen. Außerdem habe ich den Fokus verändert. Ich denke, dass jetzt mehr herauskommt, um was es mir von Anfang an ging, nämlich eine Darstellung der Gedankenwelt des Protagonisten. Der Kampf mit seinem Altern, der Angst vor der Einsamkeit, dem Hadern mit Entscheidungen seines Lebens. Die Situation mit der Tochter wurde zu einer Situation mit seiner Frau und außerdem zurückgefahren, da ich umgehen wollte, dieser (für mich ja nicht zentralen Szene) zu viel Raum zu geben. Nun gab es dazu aber ja dezidierte Meinungen. Ich habe es jetzt auf meine Art "gelöst". Falls ihr Zeit und Muße findet, lasst mich doch wissen, was ihr von den Änderungen haltet und ob der Text für euch nun besser funktioniert oder ob er noch immer an der einen oder anderen Stelle krankt.

Danke in jedem Fall für die bisherigen Rückmeldungen! Dadurch hab ich den Text noch mal überarbeitet und bin jetzt zufriedener damit, als ich es vorher war.

Beste Grüße
Habentus

 

Hallo @Habentus!

Mir hat dein Text in der Urfassung schon gefallen und nun finde ich ihn noch besser, noch eindringlicher!
Zu Beginn hatte ich kurz Schwierigkeiten, mich auf die zeilenübergreifenden Sätze, die den Sprech- Lesefluß vorgeben, einzulassen. Aber bereits nach wenigen Zeilen war das vorbei und funktionierte für mich bestens.
Finde es auch gut, dass du den Rückblick abgemildert hast (war doch die Tochter, oder?) – nicht dass das weniger schlimm ist, aber irgendwie dann halt doch. Jedenfalls sticht es so nicht mehr aus dem Text, wirkt nicht länger, als wollte der Autor noch fix was Schlimmes mit reinpacken.

Auch der weite Teil im Heim fügt sich nun besser ins Ganze. Leider war mir da nicht immer klar (was dem Format der Website und den längeren Sätzen geschuldet ist) ob du einen Satz absichtlich trennen wolltest oder nicht.

Anbei noch Kleinigkeiten:

Hüfte, Knie, altes Holz wird morsch.
Hüfte, Knie – altes Holz wird morsch.

Der Geruch ist im Bad.
Gestank?

Eine Stufe,
eine Pause.
Eine, eine ist zwar schön, würde dennoch dann Pause schreibe.

Mandalas und Suppe, Basteln, Gemeinschaftsabende.
Pars pro Toto: Mandalas und Suppe. Das allein fände ich weit stärker.

Sie spielen Mensch ärgere dich nicht, und wenn sie würfeln, pressen sie ihre faltigen Lippen aufeinander und dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun.
Etwas lang. Vielleicht: Sie spielen Mensch ärgere dich nicht und pressen beim Würfeln ihre faltigen Lippen aufeinander. Dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun.

Ein Kilogramm pro Stück.
Dies pro erinnert mich an eine Gebrauchsanleitung oÄ. Vielleicht: das oder jedes Stück.

In einem Moment beugte er sich vornüber und sagte etwas zu meiner Frau. Sie sah ihn erschrocken an. Dann sah sie zu mir. Ich sagte nichts. Obwohl ich es gehört hatte, hielt ich meinen Mund, trank weiter und lachte mit den anderen bis zum nächsten Morgen.
Einmal beugte er sich ...
den Mund

Der junge Pfarrer behauptet in der Trauerrede, das Leben sei ein Fluss und im ständigen Wandel. Eine hoffnungsvolle Bewegung hin zu einem großen Ganzen, einem ewigen Meer, sagt er.
dem großen Ganzen, dem ewigen Meer?

schlägt ihm aus den müden Gesichtern derjenigen entgegen, die gekommen sind und von denen ich niemanden kenne.
Finde ich unschön. Vielleicht: schlägt ihm aus müden Gesichtern entgegen. Ich kenne niemanden (von ihnen).

Erinnern, vergessen. Wut und Scham über Dinge, die geschehen sind und die ewig nachhallen.

Da ist keine Hoffnung, nur die Angst am Ende ganz alleine zu sein.

Ich weiß, dass der funktioniert, denn der blinkt regelmäßig fünfmal pro Minute.
Dies der anstatt er gab es so bisher nicht im Text, oder?

Während sie draußen auf den Fluren singen, sitze ich auf einem Stuhl am Fenster und zähle noch mal.
Fünfmal blinkt der Rauchmelder in der Minute.
Fände ich als Schlusssatz stärker.

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Habentus,

ich habe die alte Version nicht mehr genau vor Augen (wie das ja leider immer so ist). Also habe ich die neue Version einfach gelesen und kommentiert.

Ich finde den Text sehr gelungen. Nur die Form mit den häufigen Zeilenumbrüchen empfand ich als anstrengend zu lesen und habe nicht das System dahinter erkannt. Warum hast du das so gestaltet und nach welchem Schema erfolgen die Umbrüche?

Hier sind meine Kommentare zum Text:

Hüfte, Knie, altes Holz wird morsch.

Gelenke als morsch(es Holz) – vielleicht keine Phrase, aber meiner Meinung nach sehr naheliegend und oft gehört.

Schämte mich,
als der Schornsteinfeger ins Haus musste, um etwas abzulesen.

Ich würde versuchen, hier im Präsens zu bleiben mit einer Lösung.

Die Treppe nach unten bedeutet nichts
als Schmerzen.

Ist die Treppe nur nach unten? Nicht auch nach oben? :-)

Auf den zweiten Blick finde ich das auch so nicht ganz rund. Eine Treppe bedeutet ja im Normalfall gar nichts, weil man nicht über sie nachdenkt. Das könnte man vielleicht als Gedanken aufgreifen.

Die Treppe ist längst mehr als eine Treppe. Sie ist Schmerz.

oder:

Die Treppe ist irgendwann schmerzhaft Realität geworden.

Am Morgen herunter und später wieder rauf. Ein Mal am Tag mache ich das. Wenn es geht, setze ich mich, rutsche einzeln die Stufen herab.
Eine Stufe,
eine Pause.

Ist für mich im Vordersatz schon drin, somit Streichkandidat.

Im Erdgeschoss steht mein Rollator, oben lehnen die Stöcke. Damit komme ich bis zum Sessel. Noch. Aber was,
wenn ich falle?
Die Kinder verstehen es nicht. Irrsinn, sagen sie dazu. Ich sage nichts.

Die Frage finde ich nicht geschickt. Er fragt sich selbst, was ist, wenn er fällt – aber die sich sorgenden Kinder versteht er nicht? Beide Seiten befürchten doch dann dasselbe. Darum vl. streichen? Fehlt auch nicht der Satz, finde ich.

Sie haben sich abgesprochen. Das merke ich
daran, wie sie mir gegenübersitzen. Wie sie sich die Bälle zuwerfen. Sie reden über mich, als wäre ich
gar nicht da.
Eine Situation nennen sie es. Eine Lösung muss gefunden werden, sagen sie. Eine, die finanziell machbar ist.
Ich sage,
dass sie sich zum Teufel scheren können, dass es mein Haus ist
und ich sehe, wie sie den Kopf schütteln.
Ein ganzes Leben. Siedlungsfeste, Kegelverein, Adler Osterfeld, Kumpels von der Zeche.
Wenn ich von hier weggehe,

komme ich nicht mehr wieder.

Das ist sozusagen das, was der Leser sich selbst denkt, wenn er sich fragt, warum jemand nicht ins Heim will. Kann darum raus, finde ich.

Das Starren ins Nichts. Mandalas und Suppe, Basteln, Gemeinschaftsabende. Ich will das nicht.
Sie spielen Mensch ärgere dich nicht, und wenn sie würfeln, pressen sie ihre faltigen Lippen aufeinander und dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun. Man hat uns eingesperrt. Man sagt es nicht, aber
es ist so.

Wahrscheinlich beabsichtigt, aber beim Leser etwas verwirrend. Zuerst sagt er, dass er nicht ins Heim will, dann kommen typische Heimaktivitäten und dieser Satz. Trotz des Absatzes bleibt man da hängen, weil man ja nicht weiß, dass er nun dort ist.

Ich frage mich auch, ob dieser abrupter Szeneneriewechsel angesichts des Erzählers, der ja insgesamt sehr umfassend Auskunft gibt, so stimmig ist. Vielleicht fände ich es passender, wenn er das Ausziehen zu Hause und Einziehen im Heim kommentiert. So in etwa:

Sie geben nicht nach. Aber ich. Irgendwann ist man weichgeklopft. Jetzt also Mandalas und Suppe, Basteln, Gemeinschaftsabende. Sie spielen Mensch ärgere dich nicht, und wenn sie würfeln, pressen sie ihre faltigen Lippen aufeinander und dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun. Man hat uns eingesperrt. Man sagt es nicht, aber
es ist so.

Noch ein Gedanke zum abrupten Wechsel: Das Heim kommt ja nicht plötzlich für den Mann. Im Gegenteil, es bahnt sich lange an, sodass der Text formal keine Plötzlichkeit schaffen muss.

Je länger man eingesperrt ist, desto mehr vergeht man.
Der Tod
ist allgegenwärtig,
wartet geduldig,
und legt denen, die im Gesellschaftsraum singen wie die Bekloppten, bereits seine knöcherne Hand auf die Schulter.

Klischeegefahr.

Mein Enkel war bei mir und hat grüne Hanteln mitgebracht. Ein Kilogramm pro Stück. Für die Arme meint er.

Das könnte er kommentieren, à la:

Früher hab ich mir die Zehner geschnappt.

oder:

Früher hab ich Fünfzig-Kilo-Säcke geschleppt.

Die Hanteln habe ich seither nicht benutzt.

Das klingt, als hätten sie gleich Übungen gemacht. Vielleicht besser:

nie benutzt

oder:

noch nicht benutzt


Ich sitze am Fenster und öffne die Augen. Musik. Gelächter, Alkohol und Zigaretten. Viele Gäste waren früher bei uns. Auch ein guter Bekannter aus dem Kegelverein. In einem Moment beugte er sich vornüber und sagte etwas zu meiner Frau.

Nicht ganz rund für meinen Geschmack, denn passiert nicht alles "in einem Moment"? Kann auch gestrafft werden, finde ich:

Viele Gäste waren früher bei uns. Einmal flüsterte ein guter Bekannter aus dem Kegelverein meiner Frau etwas am Tisch ins Ohr.

Sie sah ihn erschrocken an. Dann sah sie zu mir. Ich sagte nichts. Obwohl ich es gehört hatte, hielt ich meinen Mund, trank weiter und lachte mit den anderen bis zum nächsten Morgen.
Danach sah sie mich anders an.

Ist das verhältnismäßig, also nicht zu stark als Reaktion? In der jetzigen Form impliziert das schon ein sehr, sehr starkes Patriarchat und sehr empfindliches Ehrgefühl. Kaufe ich also nicht ganz. Da müsste mindestens etwas Physisches her. Und selbst dann: Ein sekundenkurzer Moment definiert die ganze Ehe um?

Ich halte den Hörer fest in der Hand. Wenn ich könnte,
ich würde ihn zerdrücken.
Doch ich kann nicht. Stattdessen höre ich, was man mir mitzuteilen hat.
Viel
gibt es nicht zu sagen. Ich notiere Datum und Uhrzeit, bedanke mich und lege auf.
Der letzte, der noch da ist. Der junge Pfarrer behauptet in der Trauerrede, das Leben sei ein Fluss und im ständigen Wandel. Eine hoffnungsvolle Bewegung hin zu einem großen Ganzen, einem ewigen Meer, sagt er.

Über die Szene bzw. den fetten Satz bin ich gestolpert. Redet er von sich selbst? Es klingt, als rede er von dem Verstorbenen, aber der ist ja eben nicht mehr da. Also besser in der Art:

Ich bin also der letzte, der noch da ist.

Eisernes Schweigen
schlägt ihm aus den müden Gesichtern derjenigen entgegen, die gekommen sind und von denen ich niemanden kenne. Ich möchte aufstehen. Möchte rufen, dass nichts so ist, wie er behauptet. Weder Fluss noch Meer habe ich vor Augen. Ein Trotzen. Eine ständige Rückschau. Erinnern, vergessen. Wut und Scham über Dinge, die geschehen sind und die ewig nachhallen. Vor allem aber ein Warten. Da ist keine Hoffnung, da ist Angst am Ende ganz alleine zu sein.

Ist er nicht schon in der Lage? Was heißt das, "am Ende ganz alleine sein"? Im Moment des Sterbens? So hart es klingt: Er weiß doch praktisch schon, dass es so sein wird. Ergo eher:

Da ist keine Hoffnung, nur das Wissen, dass man am Ende ganz alleine ist.

Das alles möchte ich ihm zurufen, möchte ihn packen und schütteln.

Phrasengefahr? Bin nicht sicher, ob das abgenutzt ist oder schon ein ganz gewöhnlicher Ausdruck, der einfach ist, wie er ist.

In meinem Zimmer hängt an der Decke ein Rauchmelder. Ich weiß, dass der funktioniert, denn der blinkt regelmäßig fünfmal pro Minute. Ich habe gezählt. Habe den Rauchmelder angesehen und an meinen Fingern mitgezählt. Während sie draußen auf den Fluren singen, sitze ich auf einem Stuhl am Fenster und zähle noch mal.
Fünfmal blinkt der Rauchmelder in der Minute.

Für meinen Geschmack noch nicht ganz rund. Liest sich etwas zu ausgeschmückt. Und warum hier plötzlich dieses auffallende "der", statt "er" (Ich weiß, dass der funktioniert)? Kommt für meinen Geschmack plötzlich und ohne stilistische Anbahnung ins Spiel und stört mich irgendwie, weil es ganz am Ende einen neuen Ton setzt.

Vielleicht so:

In meinem Zimmer hängt an der Decke ein Rauchmelder. Ich weiß, dass er funktioniert, denn er blinkt stetig. Während sie draußen auf den Fluren singen, sitze ich auf einem Stuhl am Fenster und zähle an meinen Fingern mit.
Fünfmal blinkt der Rauchmelder in der Minute.

Freundliche Grüße

HK

 
Zuletzt bearbeitet:

Zu Beginn hatte ich kurz Schwierigkeiten, mich auf die zeilenübergreifenden Sätze, die den Sprech- Lesefluß vorgeben,
Hallo @Sammis freut mich wirklich sehr, dass du erneut vorbeigeschaut hast! Ich habe auch viele deiner Vorschläge eingebaut. Ich gehe mal auf ein paar deiner Anmerkungen ein.

(was dem Format der Website und den längeren Sätzen geschuldet ist)
Das stimmt leider. Je nach Gerät/ Format werden die Absätze anders dargestellt. Da geht dann der Effekt, den ich eigentlich erzielen wollte ein wenig verloren. Aber ich glaube, dass sich das nicht anders lösen lässt. Die Hoffnung ist, dass auch aus dem Lesen heraus klar wird, wo die Absätze gemacht werden.

Eine, eine ist zwar schön, würde dennoch dann Pause schreibe.
Ich habe viele deiner Vorschläge übernommen. Diese Stelle habe ich aber beibehalten. Finde das so einfach stimmiger (trotz Wortwiederholung - oder gerade deshalb).

Etwas lang. Vielleicht: Sie spielen Mensch ärgere dich nicht und pressen beim Würfeln ihre faltigen Lippen aufeinander. Dann freuen sie sich, wie kleine Kinder es tun.
Ist tatsächlich mein Lieblingssatz. Gerade WEIL er lang und leicht verschachtelt daherkommt. Ich weiß: kill your darlings und so. Aber hinter dem Satz stehe ich. Der bleibt! Hahaha

Fände ich als Schlusssatz stärker.
Hast recht. Habe den Schluss auch noch mal verändert.

Danke fürs erneute Vorbeischauen. Wie immer helfen mir deine Anmerkungen und Vorschläge weiter :)

Beste Grüße
Habentus


Hallo @H. Kopper auch über deinen erneuten Besuch habe ich mich gefreut.

Ich finde den Text sehr gelungen.
Danke! Gibt mir als Rückmeldung sofort ein gutes Gefühl und auch die Bestätigung, dass der Text durch die Anmerkungen und Überarbeitung besser geowrden ist. Freut mich also sehr, dass du so empfindest.

Nur die Form mit den häufigen Zeilenumbrüchen empfand ich als anstrengend zu lesen und habe nicht das System dahinter erkannt. Warum hast du das so gestaltet und nach welchem Schema erfolgen die Umbrüche?
Ja, verstehe ich. Ich hatte es in einem anderen Kommentar schon mel erwähnt. Ich habe vor einigen Wochen ein Buch (am laufenden Band von Ponthus) gelesen, da war das ähnlich aufbereitet. Das hat viel mit diesen (eigentlich nicht passenden) Zeilenumbrüchen gearbeitet. Und ich habe mich da dreist bedient und versucht, das auch mal umzusetzen.
Beispiel:
Ich ertrage es nicht
wird zu:
Ich ertrage es
nicht.
und wirkt damit meiner Meinung nach anders. Denn zunächst steht da: Ich ertrage es. Das nicht kommt danach und hat damit eine doppelte Bedeutung. Es mag noch nicht perfekt umgesetzt sein, aber das war ein wenig so die Idee in dem Text. Ich selbst bin eigentlich ganz happy damit, verstehe aber, dass es (auch aufgrund des Formats - da kommen die Umbrüche teilweise vlt nicht optimal raus) verwirren kann.

Gelenke als morsch(es Holz) – vielleicht keine Phrase, aber meiner Meinung nach sehr naheliegend und oft gehört.
Das stimmt. Ich überlege mal, ob mir da noch was anderes einfällt. Generell finde ich (solange es sich in annehmbaren Bahnen bewegt), dass sowas auch mal in Ordnung ist.
Ich würde versuchen, hier im Präsens zu bleiben mit einer Lösung.
Mmh, aber es passiert ja in der Vergangenheit. Er schämt sich ja nicht durchgehend, sondern vor allem dann, wenn andere Personen diesen Zustand mitbekommen. Aber ich sehe, dass das ein kleiner Bruch im Text ist. Ich überlege. Vlt. fällt mir eine Lösung ein.

Die Treppe ist längst mehr als eine Treppe. Sie ist Schmerz.
Ich finde, dass gerade die Tatsache, dass es eben nicht mehr ist als eine bloße Treppe hier die Stärke. Die Treppe an sich ist schon das Problem. Einfach aufgrund körperlicher Einschränkungen. Die Treppe ist nicht Schmerz. Sondern der Schmerz ist, dass man Dinge nicht mehr tun kann, die man mal konnte. Das ist der Schmerz in meinen Augen.

Die Frage finde ich nicht geschickt. Er fragt sich selbst, was ist, wenn er fällt – aber die sich sorgenden Kinder versteht er nicht? Beide Seiten befürchten doch dann dasselbe. Darum vl. streichen? Fehlt auch nicht der Satz, finde ich.
Naja, das ist so ein wenig die Widersprüchlichkeit seiner Situation. Natürlich kann er gar nicht die Augen davor verrschließen, dass die Situation im Prinzip nicht tragbar ist. ABER: Das bedeutet nicht zwingend im Umkehrschluss, dass er sich dem einfach beugt und sagt: Na gut, schön wars, aber ich geh dann mal besser ins Altersheim und lasse alle meine Erinnerungen, meine vertraute Umgebung, mein Leben zurück in der Gewissheit, dass es das dann auch einfach war. Zudem geht es bei seinen Kindern auch darum, dass die ihn ja nicht für voll nehmen. Seine Frustration (schert euch zum Teufel) ist auch nur als Reaktion darauf zu sehen, dass seine Meinung, sein Standpunkt in dem Entscheidungsprozess im Grunde keine Rolle mehr spielt. Tja, das wollte ich auf diesen wenigen Zeiln im Text zumindest aussagen. Haha, ich merke, vielleicht kommt das aber auch noch nicht genug rüber?

Das ist sozusagen das, was der Leser sich selbst denkt, wenn er sich fragt, warum jemand nicht ins Heim will. Kann darum raus, finde ich.
Stimmt irgendwo. Aber ich finde, dass es nicht übererklärt, sondern eher noch mal verdeutlicht an dieser Stelle. Ich lasse es mal drin.

Wahrscheinlich beabsichtigt, aber beim Leser etwas verwirrend. Zuerst sagt er, dass er nicht ins Heim will, dann kommen typische Heimaktivitäten und dieser Satz. Trotz des Absatzes bleibt man da hängen, weil man ja nicht weiß, dass er nun dort ist.
Es sind ja auch später noch einige Sprünge drin. Muss ich mal schauen, ob ich das noch mal etwas abändere. Ich glaube aber eigentlich, dass das nicht zu sehr verwirrt.

Ich frage mich auch, ob dieser abrupter Szeneneriewechsel angesichts des Erzählers, der ja insgesamt sehr umfassend Auskunft gibt, so stimmig ist. Vielleicht fände ich es passender, wenn er das Ausziehen zu Hause und Einziehen im Heim kommentiert. So in etwa:
Da denke ich, dass das ein wenig zu erklärend wäre. Ich mach da ja nicht jeden Gedankengang des Protagonisten komplett auf und führe den für den leser aus. Das würde dann hier für mich nicht so richtig passen. Aber ich schaue in ein paar Tagen noch mal auf die Stelle.

Klischeegefahr
Ist raus.

Ist das verhältnismäßig, also nicht zu stark als Reaktion? In der jetzigen Form impliziert das schon ein sehr, sehr starkes Patriarchat und sehr empfindliches Ehrgefühl.
Wenn ich mir die Ehe meiner verstorbenen Großeltern so zum Vergleich anschaue, würde ich sagen, dass das exakt so passt. Sicher mag es solche und solche Beziehungen gegeben haben. Generell war das Patriarchale vor 50-60 Jahren noch mal ganz anders präsent als heute (wobei ich nicht sagen will, dass es da heutzutage nicht mehr gibt). Von daher finde ich auch, was diese klassische Rollenverteilung angeht, also auch die Erwartung an Partner und Partnerin, dass das gut passt an dieser Stelle.

Über die Szene bzw. den fetten Satz bin ich gestolpert. Redet er von sich selbst? Es klingt, als rede er von dem Verstorbenen, aber der ist ja eben nicht mehr da.
Habe ich geändert.

Phrasengefahr? Bin nicht sicher, ob das abgenutzt ist oder schon ein ganz gewöhnlicher Ausdruck, der einfach ist, wie er ist.
Mmh, fand das hier eigentlich ganz passend.

Und warum hier plötzlich dieses auffallende "der", statt "er"
Stimmt, habe ich verändert.

Generell muss ich dir mal sagen, dass ich es wirklich sehr schätze, wie tief und ehrlich du (das gilt für viele andere Kommentatoren hier im Forum im Übrigen genauso) dich mit anderen Texten in deinen Kommentaren beschäftigst. Auch wenn ich nicht alle Änderungen so übernehme und manches anders sehe, bringt mich das auch noch mal dazu, über die von dir aufgemachten Stellen nachzudenken und ist somit total wertvoll für mich. Vielen Dank dafür!

 

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