Was ist neu
  • Die Deadline für die aktuelle Challenge Schmeiß die Oma vom Balkon naht. Veröffentlicht eure Geschichten bis Mittwoch Mitternacht!

Die Äußerung des Innersten

Seniors
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18.04.2002
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Die Äußerung des Innersten

„Hallo Lena, ich komm gleich runter!“

„Is gut! Paula, halt! Bringste meinen Schirm mit?“

„Hier, dein Schirm.“

„Da isser ja, der verlorene Sohn – gehen wir ins Café Schubert?“

Die siebzig Jahre alte Frau hakt sich bei ihrer Gefährtin ein. Diese ist älter, wirkt jedoch viel resoluter, als ihre dünne Freundin. Offensichtlich genießen die beiden die gemeinsame Unternehmung.

„Ahh, das war ein schöner Ausflug. Soll ich dich zur Bahn bringen?““

„Nee, is schon gut. Bis bald, ich ruf dich an. Tschüss, Paula!“

Der Hausflur riecht streng nach Katze. Zielstrebig geht die Witwe hoch in den zweiten Stock. Dort ist ihre Wohnung, die im ersten steht schon lange leer, das Haus, überhaupt das ganze Viertel ist ziemlich heruntergekommen – die Möbelfabrik wurde vor einigen Jahren aufgegeben, auch der Supermarkt. Viel Vertrautes ist verschwunden, das Neue, die düsteren Lagerhallen und das zwielichtige Fitnessstudio sind nicht unbedingt ein Gewinn. Das Treppensteigen fällt Paula ziemlich schwer, sie ist müde …

… erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon. Dabei bin ich sowieso am Abhauen.

Ein Windstoß – die Balkontür fällt hinter ihr ins Schloss. Einbruchsicher. Pech.

So ein bockiges, dämliches Weib, schreit rum. Widerlich, diese Kittelschürze und der elende Zwiebeldunst der sie umgibt. Ich zerre sie an ihren Haaren, sie soll sich hinsetzen.

Sie zittert, schwitzt, in Endlosschleife Gedankenblitze … ‚nein, nicht … nein, nicht … nein‘, beklemmendes Entsetzen zerreißt ihre Brust, ein aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen.

Natürlich schlage ich zu, muss ihr das Maul stopfen.

Er triumphiert über dieses zerstörte Wesen in seiner Gewalt. Es ist nutzlos: Der Mann realisiert, dass unten im bizarren Schattengespinst der verrosteten Laterne Leute stehen geblieben sind. Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Menschen.

Sie wimmert vor sich hin, hilflos. Und ich stehe vor verschlossener Tür. Scheiße, in was hat die mich reingezogen? Wie komme ich da weg mit dem Geld?

Eine kräftige, raue Stimme: „Du, Bubi – was machst du da?“ „Wirst du mit der Oma nicht fertig?“

„Ihr Pisser – verzieht euch …“

„Sonst was?“ „Ja, was?“

Es wird unangenehm heiß unter seiner Maske. Sie ist verrutscht, er schnauft atembehindert. Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.

„Verzieht euch, sonst werfe ich die Alte runter!“

„Ach ja?“ „Jetzt gleich?“

„Ich machs, ihr Idioten, haut ab!“

„Angeber!“ „Feigling, Feigling – Großmaul!“ „Blödmann, bist du übergeschnappt?" „Hey, Penner, haste die Hosen voll?“

Eine feige Provokation: gewissenloses Wohlbefinden.

„Ihr Arschlöcher, kommt doch rauf! Dann schmeiß ich euch samt der Alten auf die Straße!“

Für einen Moment scheint die Umgebung verzerrt um die Frau zu tanzen: von Angst gepeitschte Sinneseindrücke, verwaschene Formen und Farben. Ihr Magen krampft etwas Klebriges in ihre Speiseröhre; ein Pfeifton durchdringt ihren Schädel, das linke Ohr hämmert Schmerzen in ihr Bewusstsein. Ein Röcheln, das armselige Bruchstück eines Hilferufs, der Beginn wütender Verzweiflung.

Jetzt schlägt sie wild um sich, stößt mich ans Geländer. Das lasse ich mir nicht bieten! Sie ringt mit mir, ich prügle den letzten Rest Widerstand aus ihr raus. Sie kratzt, reißt mir die Maske runter und erkennt mich. Da staunst du Oma: Ich bins – der ‚nette junge Mann von der Tankstelle‘. Nix wie weg, die Fassade hoch, brauche weder eine Zeugin, noch das Geschrei von den Idioten da unten. Ich zerre an der Alten, schon wieder Zwiebelgestank …

„… hallo Schwächling! Versager!“ „Loser, die Bullen kommen!“

Ein dumpfer, eigentlich harmloser Ton; unnatürlich greifbares Erstaunen, vereinzelte Schreie. Verlegenheit, keine Scham – eher rechtfertigender Trotz im Gemurmel.

Er blickt über das Geländer nach unten: Vor ihm uneinsehbare Tiefe – es ist sein selbst gewählter, innerer Abgrund. Es gibt keine Ausreden. –

„Ihre Verteidigung behauptet, dass sie erst aufgrund der Rufe von der Straße dazu verleitet wurden, Frau Ottmann vom Balkon zu stoßen. Man führt ihre besondere Vulnerabilität infolge Ihrer problematischen psychischen Konstitution an. Aber es ist doch so – Sie haben die Leute erst durch Ihre Äußerung, ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die Alte runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht. Herr Magwarth, was sagen Sie dazu? Sie haben den Tod der Rentnerin billigend in Kauf genommen!“

Der Mann steht auf, provozierend langsam, streckt sich. Er hebt die rechte Faust, dreht sich nach links zur Wand – sein Mittelfinger schnellt empor.

 

Tach Lena, wie lieb, dass du mich abholst! Pünktlich wie immer.“ „Na klar, Paula. Es wird früh dunkel. Wenn wir bis zum Friedhof laufen wollen müssen wir los. Ich hab auch Lust auf eine Tasse Kaffee.“

„Das war ein schöner Nachmittag mit dir! Tschüss, Lena, geh du mal zur Bahn.“ „Tschüss, Paula!“

Sorry, so sehr mir dein Text auch gefallen hat, aber diese Eröffnung ist ein Ärgernis. Diese Dialogszenen wirken wie aus einem Konversationslehrbuch. Diese formelhaften Wendungen lassen keinerlei lebendige Atmosphäre entstehen. Das Ganze wirkt einfach nur leblos.

Dabei hätte gerade der Kontrast zwischen einer authentischen Alltagsszene und der darauffolgenden Gewalttat die Wirkung des Textes noch erheblich verstärken können.

Ab der Gewaltszene gewinnt die Erzählung erheblich an Kraft. Der geschickte Perspektivwechsel, die eindringliche Darstellung der Eskalation sowie die beklemmende Rolle der anonymen Zuschauermasse erzeugen eine durchaus verstörende Intensität. Auch die psychologische Verfasstheit des Täters wurde für mich in ihrer Komplexität greifbar.

Auch die Gerichtsszene hat mir gefallen, weil dieses "Wer ist zuerst auf die Idee gekommen", für mich nur umso mehr die kollektive Mitverantwortung unterstrichen hat.

Sehr gerne gelesen

Gruß, Morgoth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Woltochinon -- hier nun mein Gegenbesuch in der Challenge.

Einen beinharten Text hast du verfasst; ich muss dazu sagen, dass sich in meinem Berufsleben tatsächlich mal so was abgespielt hat, da wollten zwei Jugendliche, eine war Klientin von mir (und ihre Freund), "eine Alte abzocken", wobei die Situation schnell eskalierte und sie die Frau aus Panik erstach. Daran erinnerte mich das und daher finde ich deine Beschreibung uneingeschränkt realistisch .. so muss man sich das vorstellen.

Die Geschichte packt richtig zu. Ich bin sehr nah dran am Geschehen. Ich empfinde deinen Stil als sehr passend und gleichzeitig kunstvoll. Die Kommentare aus dem Off wirken anfangs seltsam vage, was rätselhaft wirkt. Sehr gelungen sind in meinen Augen die fragmentarischen Teile aus dem Innenleben der Beteiligten, ohne Distanz, ohne korrekte Form, deshalb passt das ebenso zum Inhalt wie die Fetzen, die mir als Lesendem um die Ohren fliegen.

Es gibt nur wenige Stellen, wo ich nachfragen will und / oder Anmerkungen habe ...


Die Äußerung des Innersten
Beim ersten Lesen hakte ich mich fest; das ist nicht zu verstehen; macht aber nichts, denn es passt, wenn man die Geschichte dann durch hat, haargenau.

ter, als i
Komma weg?

… erst pennt die Oma wie tot
Es ist klar, dass er über den Balkon abhaut. (Unklar bleibt, woher er wusste, dass sie überhaupt schläft und wodurch sie aufwacht. Daher irritierte mich dieser Satz so unvermittelt. Auch hier: Erst, wenn man dann die Konstruktion im Ganzen kennt, erschließt sich die Darstellung. Beim ersten Mal Lesen ist das Gegen die Wand-Laufen.)

und der elende Zwiebeldunst in ihrer Nähe
Eine der wenigen Formulierungen aus deiner Feder, die mir nicht gefällt, 'in ihrer Nähe'. Vielleicht ist es das, was das Wort 'Nähe' impliziert, was mir nicht gefällt. Aber auch die Formulierung an sich (denn wir sind ja in seinem Inneren) .. "Es ist Zwiebeldunst in ihrer Nähe" heißt vermutlich "Sie stinkt nach Zwiebeln"? Das kauf ich dem jetzt nicht ab, dass er hier Zwiebeldunst in der Nähe denkt.

beklemmendes Entsetzen zernagt ihre Brust, ein aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen.
Ja, das kommt an über das Gefühl. Genial. Das Stakkato hier im Rhythmus zeichnet das Geschehen jenseits des Inhalts der Worte. Aber dennoch steht natürlich auch jedes einzelne Wort für sich, erzeugt Bilder, deshalb: ist mir zernagen zu langsam, so viel Zeit ist da nicht. Das sollte schneller gehen. Vielleicht zerbeißen?

Für einen Moment scheint die Umgebung verzerrt um die Frau zu tanzen: von Angst gepeitschte Sinneseindrücke, verwaschene Formen und Farben. Ihr Magen krampft etwas Klebriges in ihre Speiseröhre; ein Pfeifton durchdringt ihren Schädel, das linke Ohr hämmert Schmerzen in ihr Bewusstsein. Ein Röcheln, das armselige Bruchstück eines Hilferufs, der Beginn wütender Verzweiflung.
Das ist hammerartig stark!

Ich triumphiere über dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt
Noch eine Stelle, wo du dich entfernst, in diesem Absatz bist du sehr dicht an ihm dran, quasi in ihm, daher erscheint mir diese Sicht, das 'zerstörte Wesen in meiner Gewalt' nicht als passend. Wegen des elaborierten Denkduktus. Anders als im Rest des Absatzes.
Schau hierhin:
Jetzt schlägt sie wild um sich, stößt mich ans Geländer. Das lasse ich mir nicht bieten! Sie ringt mit mir, ich prügle ihr den letzten Rest Widerstand aus dem Körper. Ihre Hand kratzt über mein Gesicht. Meine Maske fällt – sie erkennt mich. Da staunst du Oma: Ich bins – der sonst so ‚nette junge Mann von der Tankstelle‘. Nix wie weg, die Fassade hoch, brauche weder eine Zeugin, noch das hämische Geschrei von den Idioten da unten. Ich zerre an dieser unförmigen Gestalt, schon wieder Zwiebelgestank …
Das ist bärenstark, da ist man drin. Einzig eine Stelle, die noch ein klein wenig rausragt: dass die Maske fällt. Solltest du auf die Doppelbedeutung verzichten können, wäre stimmender: -- 'die Maske ist weg, sie erkennt mich' -- oder: 'sie reißt mir die Maske runter, erkennt mich' -- zwischen den Teilen ist ja nicht einmal die Zeit für ein 'und', kein einziges, da ist die gefallene Maske in der 2. Bedeutung, meine ich, nicht drin.

Es wird unangenehm heiß unter seiner Maske. Sie ist verrutscht, er schnauft atembehindert. Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.
Was ein Stakkato, Einklang von Rhythmus, Klang, Tempo, gefällt mir ausgezeichnet.

„Sonst was?“ „Ja, was?“
Ja, unter normalen Umständen würde ich auch sagen, die Einstieg ist mau. Hier aber nicht, denn gerade dieser belanglose, banale Anfang stellt die Fallhöhe richtig her. Das ist der Kontrasthintergrund für die schnelle, harte Geschichte.

„Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter!“
'blöde Kuh' ragt wieder raus. Ich höre ihn eigentlich nur 'die Alte' rufen oder so ähnlich ...

Ihr Arschlöcher, kommt doch rauf! Dann schmeiß ich euch samt der Alten auf die Straße!“
So wie hier. Ich meine, es wär kein Fehler des Autors, wenn der Typ sie permanent 'die Alte' nennt ... da braucht es keine Variation, nach meinem Geschmack ...

Ein dumpfer, eigentlich harmloser Ton; unnatürlich greifbares Erstaunen, vereinzelte Schreie. Verlegenheit, keine Scham – eher rechtfertigender Trotz im Gemurmel.
Hier ist es etwas anderes, weil wir sind wieder beim Sprecher aus dem Off. Da klingt das passend.

Der Mann steht auf, provozierend langsam, streckt sich. Er hebt die rechte Faust, dreht sich nach links zur Wand – sein Mittelfinger schnellt empor.
Auch das kenne ich; da dringt nichts mehr durch. So ist es fertig.


Ich hoffe, du kannst mit dem ein oder anderen was anfangen. Weiter gutes Gelingen und viel Glück in der Challenge!

Gruß von Flac

 

Hallo @Woltochinon

Brutal und brutal gut. Als Leser stehe ich fassungslos vor der Eskalation der dumpfen Gewalt, die mit einem dumpfen Ton ihren Tiefpunkt erreicht. Das finde ich auch deswegen so wirkungsvoll, weil es diesen Kontrast zu der sehr poetischen, kommentierenden Stimme aus dem Off gibt.

Nein, in dieser Geschichte kann ich mich nicht wohlfühlen, aber ich finde es gut, dass es sie hier in der Challenge gibt.

Hier noch Kleinigkeiten:

Wenn wir bis zum Friedhof laufen wollen[ ] müssen wir los.
Komma
Das Treppensteigen fällt Paula ziemlich schwer, sie ist müde … … erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon.
Beim ersten Lesen bin ich über diese Stelle gestolpert. Neben dem Wechsel der Perspektive gibt es im Gegensatz zu den anderen Wechseln einen größeren Zeitsprung. Aber beim zweiten Lesen war es dann klar.
Ich triumphiere über dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt,
Hier finde ich wie @FlicFlac , dass die Wortwahl mehr zu der Stimme aus dem Off passen würde. „Dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt“? Nein, das traue ich dem Täter nicht zu.
Sie ist verrutscht, er schnauft atembehindert.
Wenn die Maske verrutscht, müsste das Atmen doch leichter fallen.
„Was bildet sich der Blödmann in seinem lächerlichen Ninja-Outfit bloß ein?“
Solche laaangen Sätze kann der Mob doch gar nicht. Das höre ich da nicht. "Lächerliches Ninja-Outfit" könnte auch drastischer formuliert werden. „Ninja für Arme“ „Möchtegern-Ninja“ „Ninja-Bubi“?
Ein Röcheln, das armselige Bruchstück eines Hilferufs, der Beginn wütender Verzweiflung.
Tolle Wortwahl
Meine Maske fällt
Meine Assoziation ging sofort in Richtung "Die Maske des roten Todes"
Gefällt mir aber nicht so. Zu gehoben für den Burschen. „Erwischt meine Maske“ vielleicht.


Grüße
Sturek

 
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„Tach Lena, wie lieb, dass du mich abholst! Pünktlich wie immer.“ „Na klar, Paula. Es wird früh dunkel. Wenn wir bis zum Friedhof laufen wollen müssen wir los. Ich hab auch Lust auf eine Tasse Kaffee.“ Die etwa siebzig Jahre alte Frau hakt sich bei ihrer Gefährtin ein. Diese ist älter, wirkt jedoch viel resoluter, als ihre dünne Freundin. Offensichtlich genießen die beiden die gemeinsame Unternehmung.

Moin,

der Einstieg ist etwas beschwerlich. Der Dialog auch irgendwie unglauwürdig, so redet ja niemand. Dialoge müssen natürlich nicht eins zu eins realistisch klingen, aber wenn ich das laut lese, klingt da auch direkt der Autor durch, die Inzsenierung.

Wer ist die Erzählstimme. Das klingt wie bei Aktenzeichen XY ungelöst- "Es war ein scheinbar normaler Tag in einer kleinen Stadt in Westdeutschland." Das ist für mich auch schwierig, auch die Art wie die Protgonisten eingeführt werden: sie ist etwa 70 Jahre alt. 69, 71, 68? Das ist mir zu unscharf, auch, was hier in diesem Kontext resolut bedeutet. Wie wirkt das denn? Geht sie schneller, aufrechter, mit mehr Kraft, wirkt ihr Körper noch dynamischer, ihre Bewegungen? Und nur weil man dünn ist, ist man doch nicht gleich weniger resolut, oder? Dünn könnte auch drahtig sein, oder besser; dünn UND drahtig. Das ist also kein Indikator für Unfitness, vielleicht ausgemergelt oder so eher. Vielleicht ist dieses Drübererzählen über die Situation aber auch von dir gewollt, für mich liest sich das aber so, als würdest du hier eine Menge Charakter verschenken.

Zielstrebig geht die Witwe hoch in den zweiten Stock. Dort ist ihre Wohnung, die im ersten steht schon lange leer, das Haus, überhaupt das ganze Viertel ist ziemlich heruntergekommen – die Möbelfabrik wurde vor einigen Jahren aufgegeben, auch der Supermarkt. Viel Vertrautes ist verschwunden, das Neue nicht unbedingt ein Gewinn.
Achtung, Klischeealarm. Das heruntergekommene Viertel. Eine leerstehende Wohnung in Westdeutschland? Wo gibt es die? Fehlen doch überall Wohnungen, es wird doch alles vermietet, oder nicht? Im Rheinland gefühlt jedes Katzenklo. Und auch der letzte Satz: das Neue nicht unbedingt ein Gewinn. Was ist das Neue? Was eröffnet oder passiert denn in einem heruntergekommenen Viertel? Alt eingesessene Geschäfte werden aufgegebene, mangels Nachfolger oder Umsatz, dann macht was stattdessen auf? Shisha-Bars, Matratzenläden, Barbiere? Das Setting wirkt ein wenig konstruiert, denke ich, es wirkt zu offensichtlich.
So ein bockiges, dämliches Weib, schreit rum. Widerlich, diese Kittelschürze und der elende Zwiebeldunst in ihrer Nähe. Ich zerre sie an ihren Haaren, sie soll sich hinsetzen.
Er zerrt ihr an den Haaren, bemerkt aber gleichzeitig, also simultan, denn das sind ja die Gedanken DABEI, währenddessen, die Kittelschürze und den Zwielebdunst. Das ist ja ein Grundproblem dieser Innerlichkeit, das ist ja so ein Halbding zwischen innerem Monolog und Rollenprosa, also fingierte Gedanken, aber ich glaube ja, man denkt nichts wirklich im Moment, das sind vielleicht kurze Blitze aus dem Bewußtsein, die aber unmöglich vollumfänglich formuliert werden können. Letztens las ich ein Buch, von der Literaturkritik hochgelobt, es ging um eine junge Boxerin, ein Amateurturnier, und das Buch bestand aus den Gedanken während des Boxens; DAS wurde hochgelobt, dieser Sachverhalt, was Boxer beim Kampf denken. Ich boxe schon lange, und ich könnte nicht sagen, dass ich jemals während des Sparrings oder so an meinen Wocheneinkauf oder meine Eltern oder den Nahostkonflikt oder sonstiges nachgedacht habe; das ist purer Instinkt. Der Effekt der vermeintlichen Nähe, des intimen Gedankens, der ja hier simuliert werden soll, der verpufft in meinen Augen, weil die Perspektive durchsichtig wird, es wird klar: so stellt der Autor sich das vor. Ich plädiere hier für einen Wechsel auf personal, dadurch, durch die narrative Distanz, denke ich, könnte das Ganze drastischer wirken, kühler.

Ich triumphiere über dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt, stehe aber vor verschlossener Tür.
Auch hier: 100% Autor, oder? Wer denkt das? Ein Literaturprofessor vielleicht, das klingt schon sehr, sehr schön formuliert, wirkt dadurch recht unglaubwürdig.

Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Gesichter.
Die Gesichter sind ja nicht sensationsgierig, sondern die Menschen an sich, nicht nur ihre Gesichter, oder? Ich kann mir das auch nicht vorstellen, schauen die während dieses ungleichen Kampfes einfach alle vollkommen geil auf Gewalt zu? Sind die nicht wenn eher entsetzt? Ansonsten müssten die aber schon sehr abgebrüht sein.
Eine kräftige, raue Stimme: „Du, Bubi – was machst du da?“ „Wirst du mit der Oma nicht fertig?“
Auch hier: NOCH halte ich eine solche Verrohung für nicht plausibel und unglaubwürdig.
„Angeber!“ „Feigling, Feigling – Großmaul!“ „Was bildet sich der Blödmann in seinem lächerlichen Ninja-Outfit bloß ein?“ „Hey, Penner, haste die Hosen voll?“
Hier musstest du irgendwie reinbringen, dass er ein Ninja-Kostüm trägt. Das merkt man, weil du dich nicht auf die Narrative verlassen kannst oder willst, du musst es erwähnen. Ich habe sehr viele Fragen. Die Erzählung wirkt auch mich dissonant und zerfetzt, aber nicht in dem Sinne, dass mir einzelnen Fetzen ein Mehr an Information, Tiefe und/oder Möglichkeiten eines erzählerischen Potentials liefern, sondern es lässt alles auseinanderdivergieren, es franst immer weiter aus, die Fransen ergeben kein zusammenhängendes Motiv. Das kommt mir alles wie Scherben vor, die nicht zueinander passen wollen.
Aber es ist doch so – Sie haben die Leute erst durch Ihre Äußerung, ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Mir kommt das auch wie eine seltsame Argumentation vor: er bringt die Leute auf diese Idee, die nehmen das dann auf, feuern ihn an, bringen ihn quasi dazu, es wirklich zu tun, dann tut er es, und danach ... will er das als mildernden Umstand gewusst wissen, oder wie? Oder das soll die Erklärung sein? Von dem Geld und warum er das klauen wollte, wird gar nicht mehr gesprochen? War es ein Affekt? Das verstehe ich einfach nicht. Spielt das im Strafrecht eine Rolle, ich kenne mich da nicht aus.

Ich fasse zusammen: Junger Typ in Ninja-Kostüm und offensichtlich psychischen Problemen überfällt eine alte Oma, wegen Geld, sie erwischt ihn auf dem Balkon, dann verdrischt er sie, es kommen Leute dazu, eine Schar, die ihn wiederum provozieren, am Ende schubst er die Oma vom Balkon, es endet mit der Gerichtsverhandlung, wo er sich desinteressiert gibt bzw die Öffentlichkeit provoziert. Warum braucht er das Geld, warum braucht er das Ninja-Köstum, warum flieht er nicht sofort und lässt die Oma einfach bleiben, springt oder klettert vom Balkon und flüchtet? Warum die Menschenschar? Warum feuert die ihn an, beleidigt und provoziert ihn und tut dann nichts dagegen? Sehen die alle zu, wie er die Oma verdroschen wird, warum tut da keiner was, wenn nicht, warum nicht? Mir wird auch nicht klar, was die Form der Funktion tut, warum dieses Zerfetzte, um auf die psychische Verfassung des Prots hinzuweisen, diese zu verstärken? Ich glaube nicht, dass man darauf im Text selbst immer die ganzen, vollumfänglichen Antworten braucht, aber doch eine Art Substanz.

Sind so meine Gedanken.

Gruss, Jimmy

 

Warum braucht er das Geld, warum braucht er das Ninja-Köstum

@Woltochinon

Also @jimmysalaryman,

diese Frage enttäuscht mich jetzt aber. Du als alter Musiker müsstest doch direkt die Intertextualität sehen. Hier wird ganz klar an den großartigen Song von Die Ärzte - wird ja nicht gebeugt! - "Mit dem Schwert nach Polen, warum René" angeknüpft :D Setting und Motiv sind demnach klar. Wenn ich daraus zitieren darf:

Du bist 20 und dir wächst kein Bart
Deine Eltern sind bei der Post
Wohnst in Marzahn, das ist ziemlich hart
Hast dein Leben lang gelosed
Keine Freunde, keine Mädchen (keinen Job)
Du wärst gern bei der Polizei
Schon mit 13 bist du asthmakrank
Einsames Röcheln auf einem Baum
Skinheads verprügeln dich, denken du wärst ein Punk
Und Kanada ist dein Traum
Wie viel kannst du noch ertragen (wie viel mehr)?
Selbst dein Moped haben sie dir geklaut
Du besorgst dir zwei Gaspistolen
Ninja-Wurfstern von 'nem Freund
Du machst Kampfsport wie Jean-Claude van Damme
Keine Angst mehr vor dem Feind
Einen Ninja-Dress aus dem Kaufhaus (100 Mark)
Von 'nem Freund leihst du dir ein Schwert

Deine Familie sieht dich noch mal im vollen Ninja-Dress
Du gehst ins Bett und denkst:
„Morgen ist mein großer Tag.“
Handschellen, Seil, Munition (Funkgerät)
Schwert, Pistolen und Kompassuhr
[...]

Offensichtlich schreibt Wolto hier ein alternatives Ende zum Song:

Schon 200 Meter hinter der Grenze wird René von einer polnischen Streife aufgegriffen. Ein Schöffengericht verurteilt ihn zu einer Strafe von 15.000 Zloty, zirka 35 Mark . Er bekommt seine Waffen zurück und will nach Tokyo, um vom Ninja-Meister eine Lektion zu erhalten. In gebrochenem Deutsch grüßt er seine Eltern: „Macht euch keine Sorgen“

Punkige Grüße

HK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Morgoth,

danke, dass du so schnell auf meinen Text reagiert hast!

Sorry, so sehr mir dein Text auch gefallen hat, aber diese Eröffnung ist ein Ärgernis. Diese Dialogszenen wirken wie aus einem Konversationslehrbuch. Diese formelhaften Wendungen lassen keinerlei lebendige Atmosphäre entstehen. Das Ganze wirkt einfach nur leblos.

Du machst mir das Leben schwer!;)
Tatsächlich habe ich lange überlegt, ob ich diesen Abschnitt schreiben soll. Jetzt habe ich mich entschieden ... und dann ist er ein "Ärgernis"!
Der Text ist als Geschichte mit Deflationsfokus angelegt, der erste Abschnitt ist hierfür nicht unbedingt nötig. Eigentlich soll er dem Leser 1. die Möglichkeit geben sich die Oma besser vorzustellen und 2. einen Kontrast zur Gewaltszene bieten.

Dabei hätte gerade der Kontrast zwischen einer authentischen Alltagsszene und der darauffolgenden Gewalttat die Wirkung des Textes noch erheblich verstärken können.
Der genannte Ansatz hat für dich nicht funktioniert, ich hatte gehofft, dass dieser Dialog, gerade weil er so belanglos ist, die simplen Dinge des Rentnerlebens aufgreift, authentisch ist.
Da wartet doch noch mal einige Textarbeit auf mich, im Moment habe ich noch keine Lösung.

Ab der Gewaltszene gewinnt die Erzählung erheblich an Kraft.
Ich danke dir für das Lob und das Eintauchen in den Text!

Wer ist zuerst auf die Idee gekommen", für mich nur umso mehr die kollektive Mitverantwortung unterstrichen hat.
Genau, da gibt es so ein aufschaukelndes Wechselspiel ... aber letztlich entscheidet er sich für den Stoß.

Sehr gerne gelesen
Freut mich riesig!

LG,

Woltochinon


Hallo @FlicFlac,

hier nun mein Gegenbesuch in der Challenge.
Vielen Dank!

ich muss dazu sagen, dass sich in meinem Berufsleben tatsächlich mal so was abgespielt hat
Ich würde zwar nur sehr ungern in der Haut einer Person stecken, die so etwas miterlebt, aber es beruhigt mich, wenn du bestätigen kannst, dass das beschriebene Verhalten realistisch ist. Ich habe kein reales Vorbild für den Text, habe das menschliche Agressionspotential mal mit dem Challenge-Thema in Beziehung gesetzt (in New York gab es den Fall, dass Passanten einen Suizidwilligen 'angefeuert' haben, er solle springen).

ch empfinde deinen Stil als sehr passend und gleichzeitig kunstvoll.
Oh, danke! Wenn mir das gelungen ist - besser kanns kaum werden :bounce:
Die Kommentare aus dem Off wirken anfangs seltsam vage, was rätselhaft wirkt
Ja, irgendeine kühle, nicht wertende Instanz beobachtet das Geschehen - bis ins Innere der Protagonisten. Soll ein Gegengewicht zum Leser bilden, der sich (hoffentlich) moralisch wertend oder empathisch engagiert.


ter, als i
Komma weg?
Welche Stelle meinst du?

(Unklar bleibt, woher er wusste, dass sie überhaupt schläft und wodurch sie aufwacht. Daher irritierte mich dieser Satz so unvermittelt. Auch hier: Erst, wenn man dann die Konstruktion im Ganzen kennt, erschließt sich die Darstellung. Beim ersten Mal Lesen ist das Gegen die Wand-Laufen.)
Er wusste nicht, ob sie schläft. Es hat ihm natürlich in die Hände gespielt. Ja, es ist unklar, ob sie wegen ihm aufwacht oder einfach so. Mal sehen, wie ich da nachbessern kann. Eigentlich ist es egal, aber ich weiß – das ist ein prinzipielles Problem von mir: Ich schreibe recht knapp. Da kann sich der Leser leicht uninformiert fühlen.

Eine der wenigen Formulierungen aus deiner Feder, die mir nicht gefällt, 'in ihrer Nähe'. Vielleicht ist es das, was das Wort 'Nähe' impliziert, was mir nicht gefällt. Aber auch die Formulierung an sich (denn wir sind ja in seinem Inneren) .. "Es ist Zwiebeldunst in ihrer Nähe" heißt vermutlich "Sie stinkt nach Zwiebeln"? Das kauf ich dem jetzt nicht ab, dass er hier Zwiebeldunst in der Nähe denkt.
Die Erwähnung der Kittelschürze und es Geruchs zeigt, wie wenig er sie als Person wahrnimmt. Wenn ich das richtig verstehe, stört dich die "Nähe", weil dieser Begriff etwas Intimes hat. Ein Guter Hinweis! Das werde ich ändern.

Ja, das kommt an über das Gefühl. Genial. Das Stakkato hier im Rhythmus zeichnet das Geschehen jenseits des Inhalts der Worte. Aber dennoch steht natürlich auch jedes einzelne Wort für sich, erzeugt Bilder, deshalb: ist mir zernagen zu langsam, so viel Zeit ist da nicht. Das sollte schneller gehen. Vielleicht zerbeißen?
Das stimmt, "zernagen" passt nicht (gute Begründung). Gut, dass du das entdeckt hast.

Einzig eine Stelle, die noch ein klein wenig rausragt: dass die Maske fällt. Solltest du auf die Doppelbedeutung verzichten können
Lieber Flac – nimm mir alles: Meine geliebten Links-Rechts-Socken, meine Oma – aber nicht meine Doppeldeutigkeiten! Toll, dass du sie bemerkt hast!
(Fand ich nett: "Solltest du ...").

'blöde Kuh' ragt wieder raus. Ich höre ihn eigentlich nur 'die Alte' rufen oder so ähnlich ...
So wie hier. Ich meine, es wär kein Fehler des Autors, wenn der Typ sie permanent 'die Alte' nennt ... da braucht es keine Variation, nach meinem Geschmack ...
Du vermutest richtig: Diese Variationen sind der Abwechslung geschuldet, zumindest zum Teil. "Blöde Kuh" ist auch abfälliger, als nur "Alte". Da er ein reiches Vokabular an Schimpfwörtern hat, ist es dem Kerl doch zuzutrauen, dass er es benutzt?

Auch das kenne ich; da dringt nichts mehr durch. So ist es fertig.
Für mich in Bezug auf die Geschichte ist diese Bestätigung super, für dich als den Erlebenden wars wahrscheinlich nicht so angenehm ...

Ich hoffe, du kannst mit dem ein oder anderen was anfangen.

Oh, ja – muss das alles in Ruhe überdenken, besonders deinen Hinweis das
'zerstörte Wesen in meiner Gewalt'
mal, sehen, wie ich das bearbeiten kann.

Danke für deine Zeit und Ideen, wünsche dir viel Erfolg und Freude beim Schreiben.

LG,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Woltochinon,

jetzt noch einmal etwas ernsthafter, auch wenn meine Parallele gar nicht so uninteressant ist, wie ich glaube :-)

Ich finde den Plot deiner Geschichte sehr gut. Das ist mal was anderes, edgy und ohne Sentimentalität oder Verniedlichung des Alters. Es ist ja leider eine Realität, dass alte Leute aufgrund ihrer physischen Schwäche nicht selten Opfer körperlicher Gewalt oder auch von sexuellem Missbrauch werden. Und das läuft sicherlich nicht weniger drastisch ab, als in deiner Story.

Das Szenario mit den sensationsgeilen, sadistischen Zuschauern finde ich auch gut. Das zeigt die Verrohung der Gesellschaft (oder vl war es auch immer so?). Tatsächlich ist mir sogar mal etwas ähnliches selbst passiert. Von daher denke ich, so was ist möglich (man denke hier auch an Rostock Lichtenhagen in den 90ern).

Allerdings sind mir die Leute zu unspezifisch. Ich denke, du könntest der Story Glaubwürdigkeit verleihen, wenn die Meute aus Teenager-Jungs bzw. jungen Männern (so zw. 14 und 24) bestehen würde. Da gab es zuletzt so viele Fälle in den Medien (U-Bahn-Treter, Quälereien etc), dass du hier ohne weitere Erklärungen auskommen kannst. Es spielt ja schon in einem Problemviertel. (Will hier nicht mit Klischees um mich werfen, sondern gehe nach größter Plausibilität bzw. häufigen Korrelationen.)

So weit, so gut. Nicht wirklich anfreunden kann ich mich mit der Form der Story. Oder besser: den Formen. Ich muss da @jimmysalaryman Recht geben. Es zeigt sich auch für mich nicht der Gewinn dieser experimentellen und vor allem gemixten Herangehensweise. Irgendwie ist das nichts Halbes und nichts Ganzes: Es ist weder ekstatisch-chaotische Innensicht, noch kühl-sezierende Beobachtung.

Das Genre Gewaltexzess ist ja nicht neu (vor allem im Film) und es hat sich gezeigt, dass oft ein Kontrast zwischen der rohen und brutalen Gewalt und der Form bzw. dem Stil der Darstellung geschaffen wird.

In Clockwork Orange zum Beispiel wird ja flamboyant inszeniert und dauernd Beethoven, also Hochkultur zitiert, wenn ich mich recht erinnere. In American Psycho sorgen der Luxus und die manirierten Gepflogenheiten für den Kontrast. (Ergänzung: Natural Born Killers - Gewalt als Videoclip auf MTV)

Dann gibt es noch die ganz kühlen Stile wie bei A History of Violence (Noch mal nachgelesen: gehört wohl doch eher in den Absatz davor, weil comichaft übersteigert, was mich dann wiederum Sin City und 300 ergänzen lässt), den Filmen von Winding Refn oder Haneke (und in gewisser Weise auch Seidl). Hier wird im Grunde gar kein Deutungsmuster mitgegeben, der Zuschauer bleibt dem Geschehen alleine ausgesetzt. (Nachtrag: Ich glaube hier passt auch noch: Der freie Wille mit Jürgen Vogel rein - und ganz klar: Irreversible)

Für die manisch-sadistische Innensicht fällt mir grade gar kein Beispiel ein. Vielleicht passen hier Splatterfilme am besten, wenn man sie allegorisch liest. (Oder auch Fight Club?) (Nachtrag: Wie soeben erfahren wird auch A History of Violence gerne psychologisch gedeutet.)

Worauf ich hinaus will: Du hast diese kühlen, fast sterilen Passagen ...

Die etwa siebzig Jahre alte Frau hakt sich bei ihrer Gefährtin ein. Diese ist älter, wirkt jedoch viel resoluter, als ihre dünne Freundin. Offensichtlich genießen die beiden die gemeinsame Unternehmung.

... aber auch artistisch-vermittelnde, fast poetische Anklänge ...

Für einen Moment scheint die Umgebung verzerrt um die Frau zu tanzen: von Angst gepeitschte Sinneseindrücke, verwaschene Formen und Farben.

... und auch noch diese reine Innensicht ...

So ein bockiges, dämliches Weib, schreit rum. Widerlich, diese Kittelschürze und der elende Zwiebeldunst in ihrer Nähe. Ich zerre sie an ihren Haaren, sie soll sich hinsetzen

Das hebelt sich gegenseitig aus, meiner Meinung nach. Du solltest dich für einen Zugang entscheiden und den so scharf wie möglich machen.

--- Nachtrag: Dass du selbst ein wenig mit den ganzen Formen ins Straucheln kommst, sieht man übrigens daran, dass du kursive und nicht-kursive Markierung nicht klar nutzt:

Eigentlich ist das Kursive ja der innere Monolog, aber stellenweise rutscht es in die äußere Beschreibung ab, wie hier:

Es ist nutzlos: Der Mann realisiert, dass unten im bizarren Schattengespinst der verrosteten Laterne Leute stehen geblieben sind. Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Gesichter.

Oder hier:

Eine feige Provokation: gewissenloses Wohlbefinden. - - -

Ich glaube, ich persönlich fände einen reinen Bewusstseinstrom am stärksten für die Story, aber das ist auch die literarische Königsdisziplin, die übel am Ziel vorbeischießen kann.

Freundliche Grüsse

HK

 

Hi @Woltochinon --

noch einmal kurz zu drei Punkten:

Eine der wenigen Formulierungen aus deiner Feder, die mir nicht gefällt, 'in ihrer Nähe'. Vielleicht ist es das, was das Wort 'Nähe' impliziert, was mir nicht gefällt. Aber auch die Formulierung an sich (denn wir sind ja in seinem Inneren) .. "Es ist Zwiebeldunst in ihrer Nähe" heißt vermutlich "Sie stinkt nach Zwiebeln"? Das kauf ich dem jetzt nicht ab, dass er hier Zwiebeldunst in der Nähe denkt.
Die Erwähnung der Kittelschürze und es Geruchs zeigt, wie wenig er sie als Person wahrnimmt. Wenn ich das richtig verstehe, stört dich die "Nähe", weil dieser Begriff etwas intimes hat. Ein Guter Hinweis! Das werde ich ändern.
Nein, nicht nur; ich wollte die Wörter 'authentisch' und 'glaubwürdig' nicht benutzen, aber das ist an den Stellen der springende Punkt. Du bist in dieser Szene ganz nah beim Protagonisten, sogar 'drin' in seinem Kopf, und dann passt 'Zwiebeldunst in ihrer Nähe' erstens nicht, weil er für solche Formulierungen keine Zeit hat, und zweitens passen sie, meine ich, auch nicht zu seinem Duktus (Denk-Duktus) -- wie du ihn auch dargestellt hast ; daher fällt es raus und mit dem zusammen falle ich als Leser auch kurz raus. Eben weil der Rest passend dargestellt ist.
Einzig eine Stelle, die noch ein klein wenig rausragt: dass die Maske fällt. Solltest du auf die Doppelbedeutung verzichten können
Lieber Flac – nimm mir alles: Meine geliebten Links-Rechts-Socken, meine Oma – aber nicht meine Doppeldeutigkeiten! Toll, dass du sie bemerkt hast!
Hier ist es ähnlich ... Duktus; die ganze Sequenz ist ja von / in ihm, ohne Distanz und Reflexion geschrieben; nun, nicht nur, dass er sich gewiss dieser Doppelbedeutung nicht bewusst ist, fällt es auch raus, weil es nicht passt (so schön die Doppelbedeutung für dich als Autor oder den Leser auch sein mag, es ist die falsche Stelle dafür; wenn das ein distanzierter Mensch später anmerkt, 'Dann fiel seine Maske und sie konnte sein Gesicht sehen', wäre das anders.)
(In den anderen Teilen stimmt es für mich).
'blöde Kuh' ragt wieder raus. Ich höre ihn eigentlich nur 'die Alte' rufen oder so ähnlich ...
So wie hier. Ich meine, es wär kein Fehler des Autors, wenn der Typ sie permanent 'die Alte' nennt ... da braucht es keine Variation, nach meinem Geschmack ...
Du vermutest richtig: Diese Variationen sind der Abwechslung geschuldet, zumindest zum Teil. "Blöde Kuh" ist auch abfälliger, als nur "Alte". Da er ein reiches Vokabular an Schimpfwörtern hat, ist es dem Kerl doch zuzutrauen, dass er es benutzt?
Eher nicht. Er würde die gängigen, einfachsten, 'modernsten' Bezeichnungen, vor allem in einer Stresssituation, einfach wiederholen ...
'Da hat die Alte geschrien, da hab ich der aber eine aufs Maul gegeben, was glaubst du, wie sie da geschaut hat, die Alte?"
Blöde Kuh passt nicht und ist zu lang, für das, wie ich das kenne.
Die elaborierten Beschreibungen passen zu deinem Off-Kommentator.
So eine Sequenz wie die unten könntest du sogar noch mehr verknappen:

Jetzt schlägt sie wild um sich, stößt mich ans Geländer. Das lasse ich mir nicht bieten! Sie ringt mit mir, ich prügle ihr den letzten Rest Widerstand aus dem Körper raus. Ihre Hand Sie kratzt über mein Gesicht mich. Meine Maske fällt – sie erkennt mich.Reißt mir di eMaske runter und erkennt mich. Da staunst du Oma: Ich bins – der sonst so ‚nette junge Mann von der Tankstelle‘. Nix wie weg, die Fassade hoch, brauche weder eine Zeugin, noch das hämische Geschrei von den Idioten da unten. Ich zerre an dieser unförmigen Gestalt der Altern, schon wieder Zwiebelgestank …
Nur in etwa: schnell, hektisch, ohne Adjektive und 'lange' Beschreibung.

Gruß von Flac

 

Hallo @Sturek,

super, dass du meine kleine Geschichte gelesen hat und überwiegend damit zufrieden warst.

Nein, in dieser Geschichte kann ich mich nicht wohlfühlen, aber ich finde es gut, dass es sie hier in der Challenge gibt.
Bin erleichtert, dass du eine 'Daseinsberechtigung' für diese Geschichte siehst. Es ist halt problematisch, solch einen negativen Protagonisten darzustellen, man kann sich nicht mit ihm identifizieren (aber hoffentlich wird eine Art moralischer/empathischer Anteilnahme ausgelöst).

Hier noch Kleinigkeiten:
Wenn wir bis zum Friedhof laufen wollen[ ] müssen wir los.
Komma
Ist geändert.

Hier finde ich wie @FlicFlac , dass die Wortwahl mehr zu der Stimme aus dem Off passen würde. „Dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt“? Nein, das traue ich dem Täter nicht zu.
Gute Idee! Ich habe es geändert.

Beim ersten Lesen bin ich über diese Stelle gestolpert. Neben dem Wechsel der Perspektive gibt es im Gegensatz zu den anderen Wechseln einen größeren Zeitsprung. Aber beim zweiten Lesen war es dann klar.
Im Moment wüßte ich nicht, wie ich den Zeitsprung (ohne an Dynamik zu verlieren) deutlicher machen könnte. Aber du gibst zum Glück Entwarnung, danke fürs zweite Lesen.

Wenn die Maske verrutscht, müsste das Atmen doch leichter fallen.
Nicht unbedingt. Ich dachte, durch das Verrutschen ist die Mundöffnung nicht mehr über dem Mund, das Atmen wird behindert. Ist das okay?

Solche laaangen Sätze kann der Mob doch gar nicht. Das höre ich da nicht. "Lächerliches Ninja-Outfit" könnte auch drastischer formuliert werden. „Ninja für Arme“ „Möchtegern-Ninja“ „Ninja-Bubi“?
Hast du noch nie vom Literaturkreis-Mob gehört? :D
'Ninja-Bubi' ist gut, das sagt der, der ihn vorher schon "Bubi" genannt hat. Nachtrag: Der Begriff "Ninja" kann wohl unpassende Assoziationen hervorrufen, habe ihn rausgenommen.

Meine Assoziation ging sofort in Richtung "Die Maske des roten Todes"
Gefällt mir aber nicht so. Zu gehoben für den Burschen. „Erwischt meine Maske“ vielleicht.
Wie zu FlicFlac gesagt, mir ist die Doppeldeutigkeit von "Meine Maske fällt" wichtig, auch wenn diese nicht dem Täter, aber (hoffentlich) dem Leser bewusst ist.


Danke für die nützlichen Hinweise, habe entsprechende Änderungen vorgenommen.

LG,

Woltochinon

Hallo @jimmysalaryman ,

über manches, was du erwähnst muss ich noch nachdenken. Ich hoffe einiges aufgeklärt, einiges auch, aufgrund deiner Anregungen, verbessert zu haben.

der Einstieg ist etwas beschwerlich. Der Dialog auch irgendwie unglauwürdig, so redet ja niemand. Dialoge müssen natürlich nicht eins zu eins realistisch klingen, aber wenn ich das laut lese, klingt da auch direkt der Autor durch, die Inzsenierung.
Ein guter Hinweis! Inhaltlich bildet der Dialog die Erlebniswelt der Alten ab, aber es wirkt steif. Bis jetzt habe ich keine Lösung, aber es ist in Arbeit.

Wer ist die Erzählstimme. Das klingt wie bei Aktenzeichen XY ungelöst- "Es war ein scheinbar normaler Tag in einer kleinen Stadt in Westdeutschland." Das ist für mich auch schwierig, auch die Art wie die Protgonisten eingeführt werden: sie ist etwa 70 Jahre alt. 69, 71, 68? Das ist mir zu unscharf, auch, was hier in diesem Kontext resolut bedeutet.
Die Erzählstimme ist einfach eine über dem Geschehen stehende, neutrale, beobachtende Instanz (ist halt mal eine unübliche Art der Schilderung).
Das Alter habe ich konkret gemacht, passt besser zu der genannten Instanz, danke!
Der Beobachter stellt fest: Sie ist resoluter. Das ist seine Ansicht. Es ist unwahrscheinlich, dass er falsch liegt, da er auch sonst vieles richtig erfasst.

Und nur weil man dünn ist, ist man doch nicht gleich weniger resolut, oder?
Das stimmt, wird aber auch nicht behauptet. Die eine ist dünn, die andere resolut.

für mich liest sich das aber so, als würdest du hier eine Menge Charakter verschenken.
Das stimmt. Ich möchte nur das Allernötigste über die beiden Frauen (eigentlich die Paula) vermitteln, damit der Leser eine Vorstellungshilfe hat (außerdem einen Kontrast zum Nachfolgenden). Eigentlich könnte die Geschichte direkt mit der Auseinandersetzung anfangen.
Dachte, dieser Einstieg rundet das Bild ab.

Achtung, Klischeealarm. Das heruntergekommene Viertel. Eine leerstehende Wohnung in Westdeutschland? Wo gibt es die?
Nun, von Westdeutschland ist nicht die Rede. Aber im ländlichen Raum ist das nicht ungewöhnlich. Es gibt hier z.B. Orte mit etlichen (durch Tod) leerstehenden Sandsteinhäusern. Die will keiner, verständlich – die sind ein Geldgrab, feucht, wie sie sind.

Und auch der letzte Satz: das Neue nicht unbedingt ein Gewinn. Was ist das Neue?
Das habe ich ergänzt, war wirklich zu unspezifisch.

Er zerrt ihr an den Haaren, bemerkt aber gleichzeitig, also simultan, denn das sind ja die Gedanken DABEI, währenddessen, die Kittelschürze und den Zwielebdunst. Das ist ja ein Grundproblem dieser Innerlichkeit,
Ich habe mir das nicht gleichzeitig vorgestellt, sondern als Abfolge.

Ich triumphiere über dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt, stehe aber vor verschlossener Tür.
Auch hier: 100% Autor, oder? Wer denkt das? Ein Literaturprofessor vielleicht, das klingt schon sehr, sehr schön formuliert, wirkt dadurch recht unglaubwürdig.
Das habe ich auch geändert. Danke für den 'Literaturprofessor' – wär auch mal interessant als brutaler Täter.;)
Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Gesichter.
Die Gesichter sind ja nicht sensationsgierig, sondern die Menschen an sich, nicht nur ihre Gesichter, oder? Ich kann mir das auch nicht vorstellen, schauen die während dieses ungleichen Kampfes einfach alle vollkommen geil auf Gewalt zu? Sind die nicht wenn eher entsetzt? Ansonsten müssten die aber schon sehr abgebrüht sein.

Man sagt auch 'fröhliche Gesichter', obwohl die Leute fröhlich sind. Aber trotzdem ist dein Einwand berechtigt, habe "Gesichter" durch 'Menschen' ersetzt. Ist deutlicher.

Hier musstest du irgendwie reinbringen, dass er ein Ninja-Kostüm trägt. Das merkt man, weil du dich nicht auf die Narrative verlassen kannst oder willst, du musst es erwähnen. Ich habe sehr viele Fragen. Die Erzählung wirkt auch mich dissonant und zerfetzt, aber nicht in dem Sinne, dass mir einzelnen Fetzen ein Mehr an Information, Tiefe und/oder Möglichkeiten eines erzählerischen Potentials liefern, sondern es lässt alles auseinanderdivergieren, es franst immer weiter aus, die Fransen ergeben kein zusammenhängendes Motiv. Das kommt mir alles wie Scherben vor, die nicht zueinander passen wollen.
Das Ninja-Outfit habe ich rausgeschmissen, es führt den Leser auf Abwege. Es sollte verdeutlichen, dass es nicht um eine spontane Tat geht, er sich extra schwarz angezogen hat.

"Das kommt mir alles wie Scherben vor, die nicht zueinander passen wollen."
Das sehe ich naturgemäß nicht so. Die einzelnen Erzähl-Stränge ergänzen sich gegenseitig. Meiner Meinung nach ergibt sich dadurch ein (für die Kürze) deutliches Bild der Beziehung Gruppe - Täter - Opfer.

Wenn ich das Kursive auf das Opfer und den Täter vom Inhalt her aufgeteilt hätte, wären meine erzählerischen Möglichkeiten beschränter gewesen (und der Text mehr in Richtung 'übliches Erzählen' gegangen.

Aber es ist doch so – Sie haben die Leute erst durch Ihre Äußerung, ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Mir kommt das auch wie eine seltsame Argumentation vor: er bringt die Leute auf diese Idee, die nehmen das dann auf, feuern ihn an, bringen ihn quasi dazu, es wirklich zu tun, dann tut er es, und danach ... will er das als mildernden Umstand gewusst wissen, oder wie? Oder das soll die Erklärung sein? Von dem Geld und warum er das klauen wollte, wird gar nicht mehr gesprochen? War es ein Affekt? Das verstehe ich einfach nicht. Spielt das im Strafrecht eine Rolle, ich kenne mich da nicht aus.
"will er das als mildernden Umstand gewusst wissen" – nein, die Verteidigung hat dies konstruiert. Es ist schließlich ihre Pflicht, dem Mandanten zu helfen. Wie man am Schluss sieht, geht ihm selbst das am A- vorbei.

"Oder das soll die Erklärung sein?" Eine gute Frage. Gerade darum geht es mir: Es wird eben keine Erklärung für die Tat im Sinne 'ungünstige äußere Umstände' angeboten, weil es eine Illusion ist, dass solche Gründe immer vorliegen müssen. Führt man den Gedanken weiter, kommt man zu der Frage, ob es 'das Böse an sich' im Menschen gibt (damit meine ich keine 'Macht' die ihn manipuliert, nur ihn selbst).

"Von dem Geld und warum er das klauen wollte, wird gar nicht mehr gesprochen? War es ein Affekt?"

Ich beschreibe nur den für meinen Kontext wichtigen Abschnitt der Verhandlung. Die Staatsanwaltschaft wird das Geld sicher anführen.
Ob es ein Affekt war? Das wäre interessant, warum man diese Ansicht vertritt oder nicht. Der Text lässt das offen. Er sagt aber: Letztlich hat der Mann sich entschieden zu tun, was er tat.

Warum braucht er das Geld, warum braucht er das Ninja-Köstum, warum flieht er nicht sofort und lässt die Oma einfach bleiben, springt oder klettert vom Balkon und flüchtet? Warum die Menschenschar? Warum feuert die ihn an, beleidigt und provoziert ihn und tut dann nichts dagegen? Sehen die alle zu, wie er die Oma verdroschen wird, warum tut da keiner was, wenn nicht, warum nicht?
Nun warum braucht man Geld, wenn man einen Tankstellenjob hat? Das Ninja-Tarnkostüm habe ich gestrichen, die Maske verrät schließlich die Planung der Tat.

Die Oma schreit. Sein erster Impuls: Das muss gestoppt werden. Das ist ersmal das Naheliegenste. Dann schalten sich schon die Leute ein. Wie oben schon erwähnt (bei FlicFlac) gibt es die absurdesten Reaktionen von Gruppen.

Mir wird auch nicht klar, was die Form der Funktion tut, warum dieses Zerfetzte, um auf die psychische Verfassung des Prots hinzuweisen, diese zu verstärken?
Die Form gibt mir erzählerische Freiräume (s. o.):

"Sie zittert, schwitzt, in Endlosschleife Gedankenblitze … ‚nein, nicht … nein, nicht … nein‘, beklemmendes Entsetzen zerreißt ihre Brust, ein aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen."

Das kann ich in einer anderen Form nicht so begriff-ausreizend formulieren.

Ich danke dir für deine Anmerkungen, deine Zeit und die Anregungen! Ich musste wirklich alles noch einal auf den Prüfstand stellen, interessant.

L G,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @H. Kopper,

danke für das Liedtext-Zitat und auch für die Filmhinweise; außerdem für deine ausgewogene Kritik! Ich bin immer wieder erstaunt, mit was die User des Forums sich auskennen, was man alles kennenlernen kann.

Keine Angst mehr vor dem Feind
Einen Ninja-Dress aus dem Kaufhaus (100 Mark)

jetzt noch einmal etwas ernsthafter, auch wenn meine Parallele gar nicht so uninteressant ist, wie ich glaube :-)
Deine Parallele ist durchaus interessant. Das (inzwischen eliminierte) Ninja-Outfit überschneidet sich zwar mit dem Täter, ansonsten würde ich den im Lied beschriebenen 'Werdegang' eher den Hetzern zuschreiben. Die Gewaltaffinität des Einbrechers wird bewusst nicht durch irgendwelche 'Erklärungen' relativiert.

Es ist ja leider eine Realität, dass alte Leute aufgrund ihrer physischen Schwäche nicht selten Opfer körperlicher Gewalt oder auch von sexuellem Missbrauch werden.
Ähnliches gilt für Obdachlose. Es gab mal ein Buch, da haben Jugendliche einen Obdachlosen angezündet. Wie kann man so etwas schreiben?, hieß es. Jahre später geschah dies in Deutschland (das Buch spielt in Holland).
Eine Frau wurde mit 80 vergewaltigt, eine andere im Wald an einen Baum gefesselt und zurückgelassen ...

Allerdings sind mir die Leute zu unspezifisch. Ich denke, du könntest der Story Glaubwürdigkeit verleihen, wenn die Meute aus Teenager-Jungs bzw. jungen Männern (so zw. 14 und 24) bestehen würde.
Ja, das ist ein Weg. Kannst du damit leben, wenn ich 1. das Geschehen nicht so sehr vom der körperlichen Aktion entfernen und 2. eine anonyme Gruppe agieren lassen wollte?
Sie sind kaum zu sehen, dadurch entpersonalisiert, großmäulig aus der Anonymität heraus.

Es zeigt sich auch für mich nicht der Gewinn dieser experimentellen und vor allem gemixten Herangehensweise. Irgendwie ist das nichts Halbes und nichts Ganzes: Es ist weder ekstatisch-chaotische Innensicht, noch kühl-sezierende Beobachtung.
Das stimmt, er ist halt nicht entweder oder, sondern bewusst beides. Offensichtlich erreiche ich dich damit nicht, danke, dass du trotzdem den Text gelesen hast!

... aber auch artistisch-vermittelnde, fast poetische Anklänge ...
Das freut mich!

Das hebelt sich gegenseitig aus, meiner Meinung nach. Du solltest dich für einen Zugang entscheiden und den so scharf wie möglich machen.
Da werden wir uns wohl nicht einig werden: Für mich ist es eher eine Ergänzung, auch mehr Freiheit Dinge auszudrücken. Ich schreibe auch immer wieder Texte, die stilistisch durchlaufend erzählt sind, aber dann will ich doch mal ausgetretene Wege verlassen (hey, das Ganze war ursprünglich total experimentell ausgelegt - du glaubst nicht, was dir erspart geblieben ist, weil ich diesen immer komplexer werdenden Weg nicht weiter verfolgt habe!):Pfeif:


Eigentlich ist das Kursive ja der innere Monolog, aber stellenweise rutscht es in die äußere Beschreibung ab
Das ist ein Missverständnis. Das Kursive ist eine Betrachtung von aussen, eine nicht wertende, beobachtende Instanz. Sie ermöglicht mir Geschehen ohne Umschweife zu beschreiben, eine ergänzende Sichtweise.

Ich glaube, ich persönlich fände einen reinen Bewusstseinstrom am stärksten für die Story, aber das ist auch die literarische Königsdisziplin, die übel am Ziel vorbeischießen kann.

Bewusstseinsstrom klingt interessant, ich werde das mal ausprobieren.

Wünsche dir viel Freude beim Schreiben, danke für deine Zeit,

Woltochinon

 

Hallo @FlicFlac,

verrückt, was man an so einem kurzen Text alles von verschiedenen Seiten betrachten kann!

dann passt 'Zwiebeldunst in ihrer Nähe' erstens nicht, weil er für solche Formulierungen keine Zeit hat, und zweitens passen sie, meine ich, auch nicht zu seinem Duktus (Denk-Duktus) -- wie du ihn auch dargestellt hast
Vermutlich werden wir hier weiterhin verschiede Sichtweisen haben (falls mir nicht noch
ein :idee:

Wahrscheinlich habe ich den Kern deines Einwands nicht verstanden. Deshalb schildere ich mal, wie ich mir das vorgestellt habe:

Er bemerkt das Zufallen der Tür.

- Sie schreit, seine Aufmerksamkeit ist auf sie fokussiert.
- Er blickt zu ihr und denkt: „Widerlich, diese Kittelschürze“.
- Er kommt ihr näher, um sie zum Schweigen zu bringen, riecht den Dunst
- zieht sie an den Haaren, sie soll sich setzen.

Ist es nicht normal eine Mischung verschiedener Sinnes-Eindrücke zu haben? Die können doch in schneller Abfolge auf ihn einstürmen (besonders Geruchseindrücke sind mit Gefühlen verbunden, verschlimmern für ihn die Situation).

Blöde Kuh passt nicht und ist zu lang, für das, wie ich das kenne.
Da hast du mich überzeugt.

Nur in etwa: schnell, hektisch, ohne Adjektive und 'lange' Beschreibung.
Danke auch für diesen Vorschlag, habe ihn, leicht abgeändert, übernommen.

Nett, dass du noch einmal vorbei geschaut hast!

LG,

Woltochinon

 

Moin @Woltochinon,

ich schildere dir meinen Leseeindruck: Ich hatte am Anfang kurz das Gefühl in einem Theaterstück zu sitzen, weil die kursive Schrift mich an eine Stimme aus dem Off erinnert hat. Das hat sich dann aber schnell gelegt und die Geschichte entfaltet ihre Wirkung. Gelungen finde ich den eskalierenden Konflikt, der sich stufenweise aufbaut und immer schlimmer wird. Das ist schon gut gemacht.

Spannend fand ich auch deinen Ansatz die Challenge sowohl wörtlich "Schmeiß die Oma vom Balkon" zu nehmen und gleichzeitig auch das Thema aus diesem Satz, Gewalt, zu nutzen. Das finde ich ausgesprochen gelungen.

Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte "gefallen" hat, was ich aber sagen kann, ist, dass sie mich gepackt hat. Gerade in dieser Kürze und Dichte steckt so viel drin, dazu die Interpretation des Challengethemas sowohl wörtlich als auch thematisch. Gute Arbeit.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @Woltochinon

Der Text geht mir nicht unter die Haut. Das liegt in erster Linie an der Konstruktion, die ich ein Stück weit als schmatisch und wenig organisch empfinde, zu sehr arrangiert für meinen Geschmack, sodass ich stets den orchestrierenden Autor vor mir sehe und nicht eintauchen kann in das Geschehen. Damit verbunden empfinde ich die Innenschau oftmals als unplausibel und zu offensichtlich dazu dienend, dem Leser zu erklären, was geschieht:

erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon. Dabei bin ich sowieso am Abhauen
Sie wimmert vor sich hin, hilflos. Und ich stehe vor verschlossener Tür. Scheiße, in was hat die mich reingezogen? Wie komme ich da weg mit dem Geld?
"Was soll ich nur tun, jetzt, da die Bullen hinter mir her sind, weil ich eine Bank überfallen habe, um die Operation meiner Tochter bezahlen zu können, die doch erst sieben Jahre alt ist?"

Einige Formulierungen machen das Eintauchen zusätzlich schwierig, ich empfinde sie als drüber und unfreiwillig komisch, z.B:

beklemmendes Entsetzen zerreißt ihre Brust
aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen
er schnauft atembehindert
panikgetriebenes Überlegen
von Angst gepeitschte Sinneseindrücke

Ich denke, um dem Thema gerecht zu werden, müsstest du direkter, härter und mit einheitlicher Perspektive an die Sache herangehen, dabei die Sprache dezenter einsetzen, weniger auf Effekt setzen. So meine Sicht der Dinge.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hi @Woltochinon !

dann passt 'Zwiebeldunst in ihrer Nähe' erstens nicht, weil er für solche Formulierungen keine Zeit hat, und zweitens passen sie, meine ich, auch nicht zu seinem Duktus (Denk-Duktus) -- wie du ihn auch dargestellt hast
Vermutlich werden wir hier weiterhin verschiede Sichtweisen haben (falls mir nicht noch
ein :idee:
Ja, wir unterhalten uns nur ...
Tür. - Sie schreit, seine Aufmerksamkeit ist auf sie fokussiert.
- Er blickt zu ihr und denkt: „Widerlich, diese Kittelschürze“.
- Er kommt ihr näher, um sie zum Schweigen zu bringen, riecht den Dunst
- zieht sie an den Haaren, sie soll sich setzen. Ist es nicht normal eine Mischung verschiedener Sinnes-Eindrücke zu haben?
Den Ablauf habe ich auch so erfasst. Ich verstehe jetzt, du denkst, ich hätte ein Problem damit, dass er den Geruch wahrnimmt. Das wäre ein Missverständnis, ich meinte allein die Formulierung: 'Zwiebeldunst in ihrer Nähe'.

Scheiße, in was hat die mich reingezogen?
War das schon drin? Finde ich stark. Sie hat ihn in was reingezogen.
Jetzt schlägt sie wild um sich, stößt mich ans Geländer. Das lasse ich mir nicht bieten! Sie ringt mit mir, ich prügle den letzten Rest Widerstand aus ihr raus. Sie kratzt, reißt mir die Maske runter und erkennt mich. Da staunst du Oma: Ich bins – der ‚nette junge Mann von der Tankstelle‘. Nix wie weg, die Fassade hoch, brauche weder eine Zeugin, noch das Geschrei von den Idioten da unten. Ich zerre an der Alten, schon wieder Zwiebelgestank …
Die Sequenz ist jetzt viel besser, meine ich.
ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Da hast du noch die Kuh stehen lassen, die oben schon ersetzt ist.

Gruß von Flac

 

Hallo @Woltochinon ,
Überfälle auf ältere Leute. Davon liest man in letzter Zeit sehr oft. Die Täter suchen sich die Schwächsten aus. Mein Nachbar, über Achtzig, wurde letztens auf der Rolltreppe beklaut. Das Portemonnaie wurde ihm aus der Hosentasche gezogen. Zum Glück ist weiter nichts passiert. Eine bejahrte Dame, mit der ich ins Gespräch kam, wurde dagegen vor ihrer Wohnungstür niedergeschlagen. Hatte leichtsinnigerweise geöffnet, ohne durch den Spion zu sehen.
Der Text liest sich sehr flüssig. Geschrieben super. Vielleicht noch mehr über die Beweggründe des Täters, alte Frauen so zu hassen.
Gruß Frieda

 

Moin @Woltochinon,

der Text hat mich nicht gecatcht, weil ich dem Geschehen nicht nahekomme. Das liegt zum einen an der Kürze des Textes und an den vielen Erklärungen, die aus dem Text und den inneren Monologen sickern. Der Prota erklärt sich quasi den Ablauf und sein Verhalten selbst. Beispiele:

… erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon. Dabei bin ich sowieso am Abhauen.
Natürlich schlage ich zu, muss ihr das Maul stopfen.
Jetzt schlägt sie wild um sich, stößt mich ans Geländer. Das lasse ich mir nicht bieten! Sie ringt mit mir, ich prügle den letzten Rest Widerstand aus ihr raus.
Da kommt für mich das Innerste nicht nach außen, weil das mehr erklärende Gedankengänge und Behauptungen sind als Emotionen. Was passiert in einem Menschen, wenn er aus einem anderen Menschen den letzten Rest Widerstand herausprügelt? Um über diese Schwelle zu gehen, muss im Leben davor viel sehr Negatives passiert sein. Was?

Und auch im Kursivtext wird viel erklärt. Beispiele:

Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.
Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Menschen.
Verlegenheit, keine Scham – eher rechtfertigender Trotz im Gemurmel
Das sind Einschätzungen, die der allwissende Erzähler aus dem off trifft. Er kann in sämtliche Köpfe blicken, ist jederzeit auf der Höhe und kann alles bewerten. Schwierig.
Mich würde vielmehr interessieren: Woran lässt sich das alles im Text ablesen?
Die Äußerung des Innersten Die Äußerung des Innersten
Der erste Satz ist eine Dopplung des Titels.
Ein Windstoß – die Balkontür fällt hinter ihr ins Schloss. Einbruchsicher. Pech
Sorry, aber das müsste ein selbstverriegelndes Panikschloss sein (teuer!) und wie passt das zu einer Mietwohnung in einer heruntergekommenen Wohngegend mit Leerstand und Niedergang? 99,9% der Balkontüren haben normale Kantenriegel mit Drehgriff.
Natürlich schlage ich zu, muss ihr das Maul stopfen. Er triumphiert über dieses zerstörte Wesen in seiner Gewalt.
Gewalt muss für mich dem Charakter folgen, muss in einen nachvollziehbaren Kontext eingebettet sein, damit ich das als Leser hinnehme. Habe ein ähnliches Problem bei Serien, wo ich sofort aussteige, wenn unmotivierte Gewalt als reiner Effekt eingesetzt und bis ins kleinste Detail gezeigt wird. Ich finde Gewaltexzess einfach nicht geil.
Wie kommt der nette junge Mann von der Tankstelle dazu? Ich habe keine Ahnung, möchte es verstehen und der Text gibt keine Antwort.
Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.
Nix wie weg, die Fassade hoch
Das ist ein Widerspruch, ist er in einer ausweglosen Situation oder kann er kletternd entkommen?
„Du, Bubi – was machst du da?“ „Wirst du mit der Oma nicht fertig?“
Diese Provokation kann ich persönlich nur schwer kaufen. Das typische Gaffertum zielt ja darauf ab, etwas zu sehen und zu filmen, was aus der Norm fällt und nicht diesen Vorfall selbst zu provozieren. Und dass absolut niemand versucht zu deeskalieren, ist auch unvorstellbar.
ich prügle den letzten Rest Widerstand aus ihr raus.
Völlig kranke Denke, ein Respekt gegenüber erheblich älteren Menschen ist angeboren und den nicht zu haben lässt für mich nur einen Schluss zu: der Typ ist ein Psychopath.
Der Mann steht auf, provozierend langsam, streckt sich. Er hebt die rechte Faust, dreht sich nach links zur Wand – sein Mittelfinger schnellt empor.
Weiß nicht, ob es das braucht, ob diese Geste der Geschichte etwas mitgibt.

Peace, l2f

 

Hallo @MRG,

du schreibst:

Ich hatte am Anfang kurz das Gefühl in einem Theaterstück zu sitzen, weil die kursive Schrift mich an eine Stimme aus dem Off erinnert hat. Das hat sich dann aber schnell gelegt und die Geschichte entfaltet ihre Wirkung.
Ich danke dir für diese 'Entwarnung'. Es ist schwer, beim Schreiben einzuschätzen, wie so eine Konstruktion wie diese 'Instanz' auf den Leser wirkt. Man selbst ist schließlich vertraut mit dieser Input-Variante. Bin froh, wenn es für dich dann doch akzeptabel war.

Das ist schon gut gemacht.
Oh, vielen Dank!
Spannend fand ich auch deinen Ansatz die Challenge sowohl wörtlich "Schmeiß die Oma vom Balkon" zu nehmen und gleichzeitig auch das Thema aus diesem Satz, Gewalt, zu nutzen. Das finde ich ausgesprochen gelungen.
Da habe ich lange überlegt, ob man das Challenge-Thema nicht besser uminterpretiert. Aber wenn man schon mal so eine Herausforderung bekommt ...
"gelungen" freut mich sehr!

Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte "gefallen" hat, was ich aber sagen kann, ist, dass sie mich gepackt hat.
Gefällig ist der Text sicher nicht. Umso mehr schätze ich, dass du fertig gelesen und mir eine so aufbauende Kritik geschrieben hast!

Liebe Grüße,

Woltochinon


Hallo @Peeperkorn,

schön, dass du bei meiner Geschichte vorbei geschaut hast!
Wie bei der letzten Challenge scheint mein Text (obwohl das nicht die Absicht war) wieder zu polarisieren.

zu sehr arrangiert für meinen Geschmack
Ja, arrangiert ist es schon – dies ergibt sich aus der gewählten Erzählweise. Jede Geschichte ist natürlich arrangiert, schade, wenn es für dich zu viel war!

Damit verbunden empfinde ich die Innenschau oftmals als unplausibel und zu offensichtlich dazu dienend, dem Leser zu erklären, was geschieht
Anstelle der Innenschau hätte ich z.B. einen Dialog mit der Oma schreiben können, um dem Leser das gleiche Wissen zu präsentieren. Nur – das hätte ich als unplausibel empfunden. Zwischen Stress, Gewalt und Angst war das (für mich) die direkteste und eindringlichste Art die Situation darzustellen. Ein kleiner Versuch, die Gründe für meine Wahl dazustellen :)

erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon. Dabei bin ich sowieso am Abhauen
Sie wimmert vor sich hin, hilflos. Und ich stehe vor verschlossener Tür. Scheiße, in was hat die mich reingezogen? Wie komme ich da weg mit dem Geld?
Was soll der Protagonist in einer solchen Situation sonst denken, was ist für ihn das Naheliegenste?

Einige Formulierungen machen das Eintauchen zusätzlich schwierig, ich empfinde sie als drüber und unfreiwillig komisch, z.B:

beklemmendes Entsetzen zerreißt ihre Brust
aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen
er schnauft atembehindert
panikgetriebenes Überlegen
von Angst gepeitschte Sinneseindrücke
Klar, kann man mögen oder nicht. "Aussichtslosen Kreischen" sagt doch mehr, als 'sie wehrt sich ohne Erfolg'.
Mir macht es zwar Arbeit, aber auch Spaß, solche Formulierungen zu erschaffen. Vielleicht irgendwann mal mit anderen Ausdrücken bei dir punkten!

Ich denke, um dem Thema gerecht zu werden, müsstest du direkter, härter und mit einheitlicher Perspektive an die Sache herangehen, dabei die Sprache dezenter einsetzen, weniger auf Effekt setzen. So meine Sicht der Dinge.

Und ich dachte "härter" darfs nicht mehr werden ...
Mit den Perspektivwechseln scheint es wirklich ein Problem zu geben. Überrascht mich zwar, aber gut, wenn ich es weiß!

Peeperkorn, danke für deine Sichtweise,

wünsche dir eine gute Zeit!

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon

Hier nun endlich mein Gegenbesuch, ich hinke leider etwas hinterher, Real life und so.
Ich habe die Vorkritiken nur kurz überflogen, somit sorry für allfällige Überschneidungen/Wiederholungen.

Wenn ich die aktuellen Teilnahme-Geschichten richig in Erinnerung habe, bist du einer der wenigen, die den Challenge-Titel wortwörtlich umgesetzt haben: Hier wird tatsächlich eine Oma vom Balkon in die Tiefe gestossen. Skrupellos und mit einer unmenschlichen Niedertracht, aber der Reihe nach

Woltochinon schrieb:
„Hallo Lena, ich komm gleich runter!“

„Is gut! Paula, halt! Bringste meinen Schirm mit?“

„Hier, dein Schirm.“

„Da isser ja, der verlorene Sohn – gehen wir ins Café Schubert?“

Hm, als Einstiegsdialog recht holprig. Weil das mir vom zeitlichen Ablauf völlig gegen den Strich geht.

Paula soll Lenas Schirm mitbringen, steht dann aber wie runtergebeamt neben Lena.
Du möchtest doch die beiden Gefährtinnen als harmonisch und unternehmungslustig einführen, da würde ich nicht gar so reduziert beginnen.
Gut, du willst als Stilmittel ohne sagte sie/meinte er/ usw. auskommen, aber vielleicht eine kleine Pause andeuten zwischen Paula oben und unten?
Ist vielleicht Geschmacksache, aber trotzdem hier als Illustration, was ich meine:
„Hallo Lena, ich komm gleich runter!“
„Is gut! – Ach, Paula?"
"– Ja?"
"Bringste bitte meinen Schirm mit?“
"Mach ich."

„So, hier ist er, dein verlorener Sohn.“
„Danke dir. Heute mal Café Schubert?“
„Au ja, waren wir ewig nicht mehr.“

Woltochinon schrieb:
Die siebzig Jahre alte Frau hakt sich bei ihrer Gefährtin ein. Diese ist älter, wirkt jedoch viel resoluter, als ihre dünne Freundin. Offensichtlich genießen die beiden die gemeinsame Unternehmung.
robuster statt resoluter
Irgendwie beisst sich der letzte Satz mit der vorherigen Beschreibung der beiden Frauen, denn dadurch wird es doch nicht offensichtlich, dass sie ihre Unternehmung geniessen.
Idee: Eng aneinandergeschmiegt geniessen die beiden offensichtlich die gemeinsame Unternehmung.


Woltochinon schrieb:
Ahh, das war ein schöner Ausflug. Soll ich dich zur Bahn bringen?““

„Nee, is schon gut. Bis bald, ich ruf dich an. Tschüss, Paula!“

Der Hausflur riecht streng nach Katze.

„Hach, das war ein schöner ...“
Wieder diese streng gesetzten Zwischenzeilen. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, du möchtest damit etwas ausdrücken, oder andeuten? Aber mich verwirrt hier zu Anfang dieses künstliche Auseinanderhalten der einzelnen Dialogsätze.
Weiter unten, während der Balkonszene, da passt es dann ganz gut. Weil da auch so Pausen stattfinden.

Woltochinon schrieb:
Der Hausflur riecht streng nach Katze. Zielstrebig geht die Witwe hoch in den zweiten Stock. Dort ist ihre Wohnung, die im ersten steht schon lange leer, das Haus, überhaupt das ganze Viertel ist ziemlich heruntergekommen – die Möbelfabrik wurde vor einigen Jahren aufgegeben, auch der Supermarkt. Viel Vertrautes ist verschwunden, das Neue, die düsteren Lagerhallen und das zwielichtige Fitnessstudio sind nicht unbedingt ein Gewinn. Das Treppensteigen fällt Paula ziemlich schwer, sie ist müde …
Diesen Abschnitt empfinde ich stark gemacht. Beiläufige Charakterisierung von Paula, der Lauf der Zeit mit dem bekannten Ladensterben, Verödung der Gegend, sie ist müde – in mehrfacher Hinsicht.

Woltochinon schrieb:
… erst pennt die Oma wie tot, dann überrascht sie mich doch noch auf dem Balkon. Dabei bin ich sowieso am Abhauen.
Aha, mit Stream of consciousness geht's weiter.

Woltochinon schrieb:
Ein Windstoß – die Balkontür fällt hinter ihr ins Schloss. Einbruchsicher. Pech.
Unglaubwürdig, denn Balkontüren haben mMn keine Schnappschlösser.

Woltochinon schrieb:
So ein bockiges, dämliches Weib, schreit rum. Widerlich, diese Kittelschürze und der elende Zwiebeldunst[Komma] der sie umgibt. Ich zerre sie an ihren Haaren, sie soll sich hinsetzen.
Interessant, Paula hat einen kursiven Erzähler zur Seite, der Einbrecher agiert per SOC. Gefällt mir eigentlich, doch dann wechselst du die Perspektive und mein Ansatz verpufft:

Woltochinon schrieb:
Er triumphiert über dieses zerstörte Wesen in seiner Gewalt. Es ist nutzlos: Der Mann realisiert, dass unten im bizarren Schattengespinst der verrosteten Laterne Leute stehen geblieben sind. Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Menschen.
Schade. Hier könnte man durchaus in Paulas Perspektive kursiv die Leute unten wahrnehmen lassen und dann wieder zum SOC von Magwarth wechseln, wie er realisiert, dass er plötzlich noch weitere Zeugen um sich hat. Aber dazu müsste man da noch etwas umstellen.

Woltochinon schrieb:
Sie wimmert vor sich hin, hilflos. Und ich stehe vor verschlossener Tür. Scheiße, in was hat die mich reingezogen? Wie komme ich da weg mit dem Geld?
Im Nachsatz erklärt der Autor.

Woltochinon schrieb:
Eine kräftige, raue Stimme: „Du, Bubi – was machst du da?“ „Wirst du mit der Oma nicht fertig?“
Hier traut der Autor wohl dem Leser nicht.:D
Damit durchbrichst du die Prämisse der nackten Dialoge.

Und nun zu den Sensationsgaffern. Schon krass, dass da herbeigelaufene Leute sich zu Mittäter/innen aufspielen und die offensichtliche Gewalttat als Unterhaltungsprogramm zwischen zwei Wodkaflaschen betrachten

Woltochinon schrieb:
„Ihr Pisser – verzieht euch …“

„Sonst was?“ „Ja, was?“

Hier passen die Leerzeilen gut. Das gibt so einen Ping-Pong-Effekt der hin- und hergeworfenen Gehässigkeiten.

Woltochinon schrieb:
Es wird unangenehm heiß unter seiner Maske. Sie ist verrutscht, er schnauft atembehindert. Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.
Kursiv heisst, der Erzähler spricht. Aber ich lese hier eindeutig SOC von Magwarth, also eher nicht Kursiv und erste Person.

Woltochinon schrieb:
„Verzieht euch, sonst werfe ich die Alte runter!“
Und damit hab ich leider ein Problem, fühlt sich konstruiert an, muss er hier sagen, da es ihm am Ende um die Ohren fliegt. So verkommt das Ganze mit dieser ungewöhnlichen Drohung zur Satire, was ich eigentlich schade finde. Klar, dadurch eskaliert das ganze auf den nächsten Level, die Reaktion des nach Action gierenden Fussvolks fällt dementsprechend fordernd aus, in der Meinung, soweit wird der Pisser da oben schon nicht gehen. Fatale Fehleinschätzung der durch künstliche Substanzen vernebelten Erbsenhirne.

Aber was wäre, wenn in Wahrheit die verschworene Gemeinschaft unten tatsächlich so was wie "wirfste dann die Alte runter, oder was?" rufen würde, sie aber die einzigen Zeugen sind, die später steif und fest behaupten, Magwarth habe das gerufen. Das würde mir gefallen, das Gericht glaubt eher den unbescholtenen Bürgern, die zufällig Zeugen waren und natürlich einhellig behaupten, genau das gehört zu haben.

Woltochinon schrieb:
Eine feige Provokation: gewissenloses Wohlbefinden.

„Ihr Arschlöcher, kommt doch rauf! Dann schmeiß ich euch samt der Alten auf die Straße!“

Auch hier. Nicht die Reaktion, die ich von Magwarth erwarten würde. Eher so:
„Ihr Arschlöcher, euch werd' ichs zeigen!“

Woltochinon schrieb:
Für einen Moment scheint die Umgebung verzerrt um die Frau zu tanzen: von Angst gepeitschte Sinneseindrücke, verwaschene Formen und Farben. Ihr Magen krampft etwas Klebriges in ihre Speiseröhre; ein Pfeifton durchdringt ihren Schädel, das linke Ohr hämmert Schmerzen in ihr Bewusstsein. Ein Röcheln, das armselige Bruchstück eines Hilferufs, der Beginn wütender Verzweiflung.
Top! Dieser Absatz passt wieder perfekt – im Stil und zur Person der Paula.

Woltochinon schrieb:
Nix wie weg, die Fassade hoch, brauche weder eine Zeugin, noch das Geschrei von den Idioten da unten. Ich zerre an der Alten, schon wieder Zwiebelgestank …
Abfolge des SOC: Erst die Fassade hoch, dann die Alte packen. Irgendwie andersrum, oder?

Woltochinon schrieb:
Ein dumpfer, eigentlich harmloser Ton; unnatürlich greifbares Erstaunen, vereinzelte Schreie. Verlegenheit, keine Scham – eher rechtfertigender Trotz im Gemurmel.
Ich hab schon nur Mühe, mir greifbares Erstaunen vorzustellen.
Stummes Entsetzten, vereinzeltes Aufstöhnen, o.ä.

Woltochinon schrieb:
Er blickt über das Geländer nach unten: Vor ihm uneinsehbare Tiefe – es ist sein selbst gewählter, innerer Abgrund. Es gibt keine Ausreden. –
Warum hier nicht den Magwarth im SOC reden lassen, ohne Kursivschrift?
Und besagen die Gedankenstriche, dass er ob seiner Tat kurz erstarrt ist? Ich schätze ihn anders ein. Der wird doch nicht lange über die Brüstung schauen wollen, ohne Maske schon gar nicht.

Woltochinon schrieb:
„Ihre Verteidigung behauptet, dass sie erst aufgrund der Rufe von der Straße dazu verleitet wurden, Frau Ottmann vom Balkon zu stoßen. Man führt ihre besondere Vulnerabilität infolge Ihrer problematischen psychischen Konstitution an. Aber es ist doch so – Sie haben die Leute erst durch Ihre Äußerung, ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die Alte runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Finde ich geschickt gemacht, den Schnitt direkt in die vortgeschrittene Verhandlung im Gerichtssaal. Und hier offenbart sich auch, dass der fatale Satz von vorhin erneut seinen grossen Auftritt hat. Allerdings, wie ich schon vorher anmerkte, würde mir das Verdrehen der Wahrheit besser gefallen. Dann käme dem Schlussakkord feat. Magwarth, der so schön zum Juristendeutsch kontrastiert, viel mehr Bedeutung bei.
So in etwa 'Fickt euch. Hier glaubt mir ja doch keiner'

Auch wenn jetzt viel Gemecker dabei war, ich hab's trotzdem gerne gelesen. Gerne im Sinne der Auseinandersetzung, wie das niederträchtige Innere sich beim Zerbröseln der anerzogenen Schutzhülle ungebremst nach aussen drängt und sich durch Wohlbefinden in der Gruppe hemmungslos austobt.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.
Liebe Grüsse, dot

 

Lieber @FlicFlac,

wenn ich deinen Nick lese, tut mir immer der Rücken weh ...:lol:

Scheiße, in was hat die mich reingezogen?
War das schon drin? Finde ich stark. Sie hat ihn in was reingezogen.
Respekt, dass du diese Neuerung bemerkt hast - und ich noch nicht einmal:

ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Da hast du noch die Kuh stehen lassen, die oben schon ersetzt ist.

Flac, du hast mich (wieder mal) gerettet!

Die Sequenz ist jetzt viel besser, meine ich.

Ja, dank deines Vorschlags.

Danke fürs erneute Vorbeischauen,

viel Erfolg wünscht dir

Woltochinon


Hallo @Frieda Kreuz,

danke für deinen Besuch bei dieser total unautobiographischen Geschichte!:D

Eine bejahrte Dame, mit der ich ins Gespräch kam, wurde dagegen vor ihrer Wohnungstür niedergeschlagen.
Es ist grausam, was alles passiert: Direkte Gewalt, Mobbing usw. Trotzdem leben wir in einem der sichersten Länder der Welt. Nur - wie sieht der Alltag dann in den 'weniger sicheren Ländern' aus?

Geschrieben super. Vielleicht noch mehr über die Beweggründe des Täters, alte Frauen so zu hassen.
Freut mich! Mit den Beweggründen kann ich nicht dienen. Ich wollte von dem Schema weg, das jemand wegen seiner Kindheitserfahrungen (oder sonstwas) Böse ist (auch wenn es oft solche 'externen' Gründe gibt). Dem Opfer sind sie egal.

LG,

Woltochinon


Hallo @linktofink,

danke für deinen Gegenbesuch!


der Text hat mich nicht gecatcht, weil ich dem Geschehen nicht nahekomme. Das liegt zum einen an der Kürze des Textes und an den vielen Erklärungen, die aus dem Text und den inneren Monologen sickern.
Die Kürze meiner Texte ... klar, ist auch immer eine Frage der Vorlieben. Mir geht es eher umgekehrt: Bei (für mich) endlosen detailreichen Beschreibungen denke ich 'muss ich das wissen?' Früher gab es immer mal den Kritikpunkt 'bringt das die Handlung voran?'

Der Prota erklärt sich quasi den Ablauf und sein Verhalten selbst.
In gewisser Weise, ja. Er rechtfertigt sich vor sich selbst.

Da kommt für mich das Innerste nicht nach außen, weil das mehr erklärende Gedankengänge und Behauptungen sind als Emotionen. Was passiert in einem Menschen, wenn er aus einem anderen Menschen den letzten Rest Widerstand herausprügelt? Um über diese Schwelle zu gehen, muss im Leben davor viel sehr Negatives passiert sein. Was?
"Da kommt für mich das Innerste nicht nach außen" - schön formuliert!
Was ist, wenn er (in der fiktiven Realität der Geschichte) keine Emotionen hat? Beziehungsweise nur auf sich selbst bezogene?

"Um über diese Schwelle zu gehen, muss im Leben davor viel sehr Negatives passiert sein. Was?"
In der Regel schon, aber (leider) nicht zwingend. Ich vermute, dass in dem allgemeinen Wunsch, einen Verhaltensgrund benennen zu können, das Bedürfnis nach einer potentiellen Möglichkeit zur Lösung der Bedrohung verborgen ist.

Das sind Einschätzungen, die der allwissende Erzähler aus dem off trifft. Er kann in sämtliche Köpfe blicken, ist jederzeit auf der Höhe und kann alles bewerten. Schwierig.
Mich würde vielmehr interessieren: Woran lässt sich das alles im Text ablesen?
Bewerten tut er nix. Er stellt nur fest, wie es ist. Das stimmt: Man könnte so schreiben, dass "sich das alles im Text ablesen" läßt. Dann wäre es eine längere Geschichte (was ich nicht so mag) aber auch eine im stilistisch 'normalen' Rahmen.

Sorry, aber das müsste ein selbstverriegelndes Panikschloss sein (teuer!) und wie passt das zu einer Mietwohnung in einer heruntergekommenen Wohngegend mit Leerstand und Niedergang? 99,9% der Balkontüren haben normale Kantenriegel mit Drehgriff.
Guter Punkt. Die Wohngegend hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Oma auch. Bevor sie für viel Geld umzieht (was Alte Leute meiden), kann sie auch in ein Schloss investieren (es kann auch schon zwanzig Jahre installiert sein). "Einbruchsicher" musste ich wählen, weil es sonst nicht plausibel wäre, dass er nicht einfach in die Wohnung abhaut (sonst hätte ich es gestrichen).

Gewalt muss für mich dem Charakter folgen
Hier folgt der Charakter der Gewalt ... ;)
Wie kommt der nette junge Mann von der Tankstelle dazu? Ich habe keine Ahnung, möchte es verstehen und der Text gibt keine Antwort.
Doch, wenn auch nur kurz: Die beiden kennen sich von der Tankstelle (sie hat vielleicht sogar ein Auto). Dort war er für sie der nette junge Mann ... den er den Leuten bewusst vorgespielt hat.

stehen und der Text gibt keine Antwort.
Gehetztes Denken, panikgetriebenes Überlegen, Ausweglosigkeit.
Nix wie weg, die Fassade hoch
Das ist ein Widerspruch, ist er in einer ausweglosen Situation oder kann er kletternd entkommen?
Zwischen der Feststellung der "Auswegslosigkeit" und dem Gedanken an der Fassade hochzuklettern vergeht einige Zeit (Dialog). Die Auswegslosigkeit ist der erste Eindruck in der Stresssituation 'Tür zu', 'Maske verrutscht'. Aus dieser Situation heraus droht er auch die Oma vom Balkon zu werfen. Vielleicht hätte er es gelassen, wenn die Leute ihn nicht noch provoziert hätten?

Diese Provokation kann ich persönlich nur schwer kaufen. Das typische Gaffertum zielt ja darauf ab, etwas zu sehen und zu filmen, was aus der Norm fällt und nicht diesen Vorfall selbst zu provozieren. Und dass absolut niemand versucht zu deeskalieren, ist auch unvorstellbar.
Du hast recht: "Das typische Gaffertum". Aber das beschreibe ich nicht. Zum Glück haben die meisten von uns keine Erfahrungen, die auch nur in die Nähe eines solchen Verhaltens kommt. Aber es gibt dieses Verhalten. Es gibt Hooligans die treffen sich, um sich gegenseitig krankenhausreif zu prügeln. In meiner heilen Kleinstadtwelt einfach unvorstellbar. (Wie ich bei meinen Repliken schon einmal erwähnte: Mir ist der Fall bekannt, dass 'Gaffer' einen Suizid-Bereiten aufhetzten, zu springen).


Völlig kranke Denke, ein Respekt gegenüber erheblich älteren Menschen ist angeboren und den nicht zu haben lässt für mich nur einen Schluss zu: der Typ ist ein Psychopath.
Auf alle Fälle, ein Unrettbarer.

Weiß nicht, ob es das braucht, ob diese Geste der Geschichte etwas mitgibt.
Meine Intension war, damit darzustellen, wie abgebrüht, unerreichbar er ist.

Tja, linktofink - soweit meine Versuche zu beschreiben, warum der Text so ist, wie er ist. Ich glaube nicht, dass er dir deshalb besser gefällt. Muss er auch nicht, die Welt der Schreiberei ist bunt! Jedenfalls hast du mir einiges zu Bedenken gegeben, danke, für deine Zeit!

Mein nächster Text wird wieder ganz friedlich ... versprochen ... jedenfalls fast ...

L G,

Woltochinon

 

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