Hallo @Sturek,
super, dass du meine kleine Geschichte gelesen hat und überwiegend damit zufrieden warst.
Nein, in dieser Geschichte kann ich mich nicht wohlfühlen, aber ich finde es gut, dass es sie hier in der Challenge gibt.
Bin erleichtert, dass du eine 'Daseinsberechtigung' für diese Geschichte siehst. Es ist halt problematisch, solch einen negativen Protagonisten darzustellen, man kann sich nicht mit ihm identifizieren (aber hoffentlich wird eine Art moralischer/empathischer Anteilnahme ausgelöst).
Hier noch Kleinigkeiten:
Wenn wir bis zum Friedhof laufen wollen[ ] müssen wir los.
Komma
Ist geändert.
Hier finde ich wie @FlicFlac , dass die Wortwahl mehr zu der Stimme aus dem Off passen würde. „Dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt“? Nein, das traue ich dem Täter nicht zu.
Gute Idee! Ich habe es geändert.
Beim ersten Lesen bin ich über diese Stelle gestolpert. Neben dem Wechsel der Perspektive gibt es im Gegensatz zu den anderen Wechseln einen größeren Zeitsprung. Aber beim zweiten Lesen war es dann klar.
Im Moment wüßte ich nicht, wie ich den Zeitsprung (ohne an Dynamik zu verlieren) deutlicher machen könnte. Aber du gibst zum Glück Entwarnung, danke fürs zweite Lesen.
Wenn die Maske verrutscht, müsste das Atmen doch leichter fallen.
Nicht unbedingt. Ich dachte, durch das Verrutschen ist die Mundöffnung nicht mehr über dem Mund, das Atmen wird behindert. Ist das okay?
Solche laaangen Sätze kann der Mob doch gar nicht. Das höre ich da nicht. "Lächerliches Ninja-Outfit" könnte auch drastischer formuliert werden. „Ninja für Arme“ „Möchtegern-Ninja“ „Ninja-Bubi“?
Hast du noch nie vom Literaturkreis-Mob gehört?
'Ninja-Bubi' ist gut, das sagt der, der ihn vorher schon "Bubi" genannt hat. Nachtrag: Der Begriff "Ninja" kann wohl unpassende Assoziationen hervorrufen, habe ihn rausgenommen.
Meine Assoziation ging sofort in Richtung "Die Maske des roten Todes"
Gefällt mir aber nicht so. Zu gehoben für den Burschen. „Erwischt meine Maske“ vielleicht.
Wie zu FlicFlac gesagt, mir ist die Doppeldeutigkeit von "Meine Maske fällt" wichtig, auch wenn diese nicht dem Täter, aber (hoffentlich) dem Leser bewusst ist.
Danke für die nützlichen Hinweise, habe entsprechende Änderungen vorgenommen.
LG,
Woltochinon
Hallo @jimmysalaryman ,
über manches, was du erwähnst muss ich noch nachdenken. Ich hoffe einiges aufgeklärt, einiges auch, aufgrund deiner Anregungen, verbessert zu haben.
der Einstieg ist etwas beschwerlich. Der Dialog auch irgendwie unglauwürdig, so redet ja niemand. Dialoge müssen natürlich nicht eins zu eins realistisch klingen, aber wenn ich das laut lese, klingt da auch direkt der Autor durch, die Inzsenierung.
Ein guter Hinweis! Inhaltlich bildet der Dialog die Erlebniswelt der Alten ab, aber es wirkt steif. Bis jetzt habe ich keine Lösung, aber es ist in Arbeit.
Wer ist die Erzählstimme. Das klingt wie bei Aktenzeichen XY ungelöst- "Es war ein scheinbar normaler Tag in einer kleinen Stadt in Westdeutschland." Das ist für mich auch schwierig, auch die Art wie die Protgonisten eingeführt werden: sie ist etwa 70 Jahre alt. 69, 71, 68? Das ist mir zu unscharf, auch, was hier in diesem Kontext resolut bedeutet.
Die Erzählstimme ist einfach eine über dem Geschehen stehende, neutrale, beobachtende Instanz (ist halt mal eine unübliche Art der Schilderung).
Das Alter habe ich konkret gemacht, passt besser zu der genannten Instanz, danke!
Der Beobachter stellt fest: Sie ist resoluter. Das ist seine Ansicht. Es ist unwahrscheinlich, dass er falsch liegt, da er auch sonst vieles richtig erfasst.
Und nur weil man dünn ist, ist man doch nicht gleich weniger resolut, oder?
Das stimmt, wird aber auch nicht behauptet. Die eine ist dünn, die andere resolut.
für mich liest sich das aber so, als würdest du hier eine Menge Charakter verschenken.
Das stimmt. Ich möchte nur das Allernötigste über die beiden Frauen (eigentlich die Paula) vermitteln, damit der Leser eine Vorstellungshilfe hat (außerdem einen Kontrast zum Nachfolgenden). Eigentlich könnte die Geschichte direkt mit der Auseinandersetzung anfangen.
Dachte, dieser Einstieg rundet das Bild ab.
Achtung, Klischeealarm. Das heruntergekommene Viertel. Eine leerstehende Wohnung in Westdeutschland? Wo gibt es die?
Nun, von Westdeutschland ist nicht die Rede. Aber im ländlichen Raum ist das nicht ungewöhnlich. Es gibt hier z.B. Orte mit etlichen (durch Tod) leerstehenden Sandsteinhäusern. Die will keiner, verständlich – die sind ein Geldgrab, feucht, wie sie sind.
Und auch der letzte Satz: das Neue nicht unbedingt ein Gewinn. Was ist das Neue?
Das habe ich ergänzt, war wirklich zu unspezifisch.
Er zerrt ihr an den Haaren, bemerkt aber gleichzeitig, also simultan, denn das sind ja die Gedanken DABEI, währenddessen, die Kittelschürze und den Zwielebdunst. Das ist ja ein Grundproblem dieser Innerlichkeit,
Ich habe mir das nicht gleichzeitig vorgestellt, sondern als Abfolge.
Ich triumphiere über dieses zerstörte Wesen in meiner Gewalt, stehe aber vor verschlossener Tür.
Auch hier: 100% Autor, oder? Wer denkt das? Ein Literaturprofessor vielleicht, das klingt schon sehr, sehr schön formuliert, wirkt dadurch recht unglaubwürdig.
Das habe ich auch geändert. Danke für den 'Literaturprofessor' – wär auch mal interessant als brutaler Täter.
Weiße Flecken, das Abbild sensationsgieriger Gesichter.
Die Gesichter sind ja nicht sensationsgierig, sondern die Menschen an sich, nicht nur ihre Gesichter, oder? Ich kann mir das auch nicht vorstellen, schauen die während dieses ungleichen Kampfes einfach alle vollkommen geil auf Gewalt zu? Sind die nicht wenn eher entsetzt? Ansonsten müssten die aber schon sehr abgebrüht sein.
Man sagt auch 'fröhliche Gesichter', obwohl die Leute fröhlich sind. Aber trotzdem ist dein Einwand berechtigt, habe "Gesichter" durch 'Menschen' ersetzt. Ist deutlicher.
Hier musstest du irgendwie reinbringen, dass er ein Ninja-Kostüm trägt. Das merkt man, weil du dich nicht auf die Narrative verlassen kannst oder willst, du musst es erwähnen. Ich habe sehr viele Fragen. Die Erzählung wirkt auch mich dissonant und zerfetzt, aber nicht in dem Sinne, dass mir einzelnen Fetzen ein Mehr an Information, Tiefe und/oder Möglichkeiten eines erzählerischen Potentials liefern, sondern es lässt alles auseinanderdivergieren, es franst immer weiter aus, die Fransen ergeben kein zusammenhängendes Motiv. Das kommt mir alles wie Scherben vor, die nicht zueinander passen wollen.
Das Ninja-Outfit habe ich rausgeschmissen, es führt den Leser auf Abwege. Es sollte verdeutlichen, dass es nicht um eine spontane Tat geht, er sich extra schwarz angezogen hat.
"Das kommt mir alles wie Scherben vor, die nicht zueinander passen wollen."
Das sehe ich naturgemäß nicht so. Die einzelnen Erzähl-Stränge ergänzen sich gegenseitig. Meiner Meinung nach ergibt sich dadurch ein (für die Kürze) deutliches Bild der Beziehung Gruppe - Täter - Opfer.
Wenn ich das Kursive auf das Opfer und den Täter vom Inhalt her aufgeteilt hätte, wären meine erzählerischen Möglichkeiten beschränter gewesen (und der Text mehr in Richtung 'übliches Erzählen' gegangen.
Aber es ist doch so – Sie haben die Leute erst durch Ihre Äußerung, ich zitiere: ‚Verzieht euch, sonst werfe ich die blöde Kuh runter‘ auf die Idee des Stoßens gebracht.
Mir kommt das auch wie eine seltsame Argumentation vor: er bringt die Leute auf diese Idee, die nehmen das dann auf, feuern ihn an, bringen ihn quasi dazu, es wirklich zu tun, dann tut er es, und danach ... will er das als mildernden Umstand gewusst wissen, oder wie? Oder das soll die Erklärung sein? Von dem Geld und warum er das klauen wollte, wird gar nicht mehr gesprochen? War es ein Affekt? Das verstehe ich einfach nicht. Spielt das im Strafrecht eine Rolle, ich kenne mich da nicht aus.
"will er das als mildernden Umstand gewusst wissen" – nein, die Verteidigung hat dies konstruiert. Es ist schließlich ihre Pflicht, dem Mandanten zu helfen. Wie man am Schluss sieht, geht ihm selbst das am A- vorbei.
"Oder das soll die Erklärung sein?" Eine gute Frage. Gerade darum geht es mir: Es wird eben keine Erklärung für die Tat im Sinne 'ungünstige äußere Umstände' angeboten, weil es eine Illusion ist, dass solche Gründe immer vorliegen müssen. Führt man den Gedanken weiter, kommt man zu der Frage, ob es 'das Böse an sich' im Menschen gibt (damit meine ich keine 'Macht' die ihn manipuliert, nur ihn selbst).
"Von dem Geld und warum er das klauen wollte, wird gar nicht mehr gesprochen? War es ein Affekt?"
Ich beschreibe nur den für meinen Kontext wichtigen Abschnitt der Verhandlung. Die Staatsanwaltschaft wird das Geld sicher anführen.
Ob es ein Affekt war? Das wäre interessant, warum man diese Ansicht vertritt oder nicht. Der Text lässt das offen. Er sagt aber: Letztlich hat der Mann sich entschieden zu tun, was er tat.
Warum braucht er das Geld, warum braucht er das Ninja-Köstum, warum flieht er nicht sofort und lässt die Oma einfach bleiben, springt oder klettert vom Balkon und flüchtet? Warum die Menschenschar? Warum feuert die ihn an, beleidigt und provoziert ihn und tut dann nichts dagegen? Sehen die alle zu, wie er die Oma verdroschen wird, warum tut da keiner was, wenn nicht, warum nicht?
Nun warum braucht man Geld, wenn man einen Tankstellenjob hat? Das Ninja-Tarnkostüm habe ich gestrichen, die Maske verrät schließlich die Planung der Tat.
Die Oma schreit. Sein erster Impuls: Das muss gestoppt werden. Das ist ersmal das Naheliegenste. Dann schalten sich schon die Leute ein. Wie oben schon erwähnt (bei FlicFlac) gibt es die absurdesten Reaktionen von Gruppen.
Mir wird auch nicht klar, was die Form der Funktion tut, warum dieses Zerfetzte, um auf die psychische Verfassung des Prots hinzuweisen, diese zu verstärken?
Die Form gibt mir erzählerische Freiräume (s. o.):
"Sie zittert, schwitzt, in Endlosschleife Gedankenblitze … ‚nein, nicht … nein, nicht … nein‘, beklemmendes Entsetzen zerreißt ihre Brust, ein aussichtsloses Kreischen schleudert sie ihrem Peiniger entgegen."
Das kann ich in einer anderen Form nicht so begriff-ausreizend formulieren.
Ich danke dir für deine Anmerkungen, deine Zeit und die Anregungen! Ich musste wirklich alles noch einal auf den Prüfstand stellen, interessant.
L G,
Woltochinon