Was ist neu

sonstige

Genre: sonstige

  1. Ein Sommermorgen

    Sie schlägt die Augen auf. Albin ist nicht mehr da. Sie ist allein. Er hat ihn aus ihren Armen genommen, seinen letzten Atemzug aus ihm herausgepresst und den leeren Körper ihr überlassen. Sie ist ihm so nah gewesen, dass er im Vorbeistreifen auch einen Teil von ihr mitgenommen hatte. Aber sie...
  2. Tagebuch eines Toten

    I: Ich halte es nicht mehr aus. Ich bin leer und in mir ist nichts mehr. Was habe ich mit meiner Zeit angefangen? Ich habe alle verloren, die mir je wichtig waren. Ich habe auf niemanden anderen geachtet und mich nur um mich selbst gekümmert, bis sie sich einer nach dem anderen von mir...
  3. Bleib hier, bleib doch hier.

    Auf der grauen Leinwand des Nebels zeichnet sich sein Bild ab. Der Bart und das noch volle Haar weiß, in den Geheimratsecken nistet das Grau. Die Augenhöhlen schwarz und mitten darin das leuchtende Blau seiner Augen. Während er ihr sanft zulächelt, verschwindet sein Bild in einem mächtigen...
  4. Die Schnecke, der Wolf und die Ziege

    Der Wolf döste in der Hängematte unter der Eiche. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Nun ja, zumindest das Aufhängen der Hängematte war in Arbeit ausgeartet. Er hatte doch tatsächlich eines der Seile über die Astgabel legen müssen, die er vom Boden aus nicht erreichen konnte. Was für eine...
  5. Ticken

    Die Uhr war stehen geblieben. Ihr Ticken war verstummt. Kurt musste keinen Blick auf das schlichte Ziffernblatt der Uhr werfen, um sich dieser Tatsache zu vergewissern. Vierzig Jahre lang hatte ihr Ticken seinen Arbeitsalltag begleitet, seinen Rhythmus diktiert und seine guten wie schlechten...
  6. Kinderwunsch

    „Ein drittes Kind! - dieser Gedanke schlummerte schon seit einiger Zeit in mir. Bereits bei der Geburt unserer zweiten Tochter wusste ich, dass das nicht die letzte Schwangerschaft sein sollte. Bisher war es allerdings nur ein kleines Pflänzchen einer Idee. Es war in meinem Kopf, doch ich hatte...
  7. Verlust

    Langsam schlurfte Travis in das Wohnzimmer, setzte sich in sein abgewetztes aber bequemes Sofa und schenkte sich einen Brandy ein, den er in einem Zug hinunterspülte. An seinem aufgedunsenen Gesicht erkannte man bereits die Folgen des Alkoholmissbrauchs, seine Hände zitterten und beinahe wäre...
  8. Phoenix

    Die Schreie rissen ihn aus dem Schlaf. Chris Engen schlug die Augen auf. Es war eine Frau, direkt vor seinem Haus. Schüsse hallten durch die Straßen und es kehrte sofort wieder Ruhe ein. Chris ließ sich wieder ins Kissen fallen. „Jedes Mal dasselbe“ dachte er. „Aber wieso müssen die immer vor...
  9. Erinnerungen der leeren Stadt

    Leichter, kühler Regen prasselte auf mein Gesicht nieder, durchnässte meine Kleidung und meine Haare. Mein Körper fing unweigerlich an, langsam zu zittern und kurze Momente der Wachsamkeit unterbrachen meinen tiefen und traumlosen Schlaf. Ich wachte endlich ganz auf und meine Augenlieder fühlten...
  10. Die langen Zeiten

    Stell dir vor Die Sonne würde nie unter gehen. Es wäre immer nur Tag. 24 Stunden. 7 Tage die Woche. 365 tage im Jahr. Jahr für Jahr Würden wir das Licht genießen und uns in seinem Glanze sonnen? Würden wir uns nur beschweren, dass es zu hell ist? Würden wir mehr von unserer Zeit draußen...
  11. Cranberries

    Es ist Sommer, weit in Kanadas Westen, hoch im Norden. Am Morgen dampft die Erde, das weißliche Sonnenlicht durchdringt mühsam die Wolkenfelder. Stromschnellen glitzern; auf der anderen Flussseite stehen Bisons wie Felsbrocken. Dunkel und unbeweglich, nichts kann sie beeindrucken. Ein offener...
  12. RE;

    Tom schlug die Augen auf. Er lag in seinem Bett, draußen prasselte der Novemberregen an die Fenster. Er warf die Decke beiseite und schaute auf die andere Hälfte des Doppelbettes. Gähnende Leere. Marie war nicht da. Arbeiten, schoss ihm durch den Kopf. Doch der Blick auf den Wecker dementierte...
  13. Ungesehen

    Es war früh morgens, als mein Tag begann. Ich stand eigentlich stets zeitlich auf, doch diesen Morgen, der ein Sonntagmorgen war, beschloss ich, auszuschlafen, was eine Tätigkeit darstellte, an der ich mich selten verging. Ich war noch nicht ganz aufgewacht, als ich hörte, wie sich meine...
  14. Die Suche der weißen Frau

    Durch einen schmalen Eingang zwängten wir uns eine Treppe hinab ins Souterrain. In dem gewölbeartigen Saal stampfte, in einem mintgrünen Strampler, das wütende Geburtstagskind. Wild gestikulierend und mit hochrotem Kopf beschwerte es sich, dass die Technik nicht funktionierte. Im Vorbeigehen...
  15. Ich bin der Käferkönig

    Erst war es nur die Zeichnung auf der Sprühflasche, die mir auffiel: Ein gigantischer, roter Totenkopf fraß ein Käferchen. Ich fand das ungerecht. Und meine Mutter natürlich, die war eine Schau, wenn sie nach der Flasche griff. Sie verwandelte sich in eine Walze, ja, eine echt gefährliche...
  16. Ein Geschenk von Shiva

    Lilli kramte einen fünfzig Rupien-Schein aus ihrem Geldbeutel und drehte sich von ihrem Rucksack zu Ganga Ji um. „Ganga Jiii? Holst du mir was zu trinken?“ Sie stülpte die Unterlippe vor. Ganga Ji nickte knapp, nahm wie beiläufig das Geld und schlängelte sich an den klapprigen Bussen vorbei...
  17. Eine kurze Kürzestgeschichte in Wildberg

    Hoch oben auf einem Berg gab es einmal ein schönes, rotes und saftiges Blatt, das auf einem noch schöneren und prächtigen Ahorn thronte. Doch, als die Winde immer kälter wurden, fürchtete es, dass seine Zeit langsam gekommen war und ließ sich einfach fallen. Es glitt langsam und gemächlich, von...
  18. Die Geburt eines Engels

    Als ich nun gerade über meine Studien für ein neues Werk zur geistigen Natur des Menschen nachsann, hörte ich, obgleich die Stunde spät und das Wetter unwirsch war, die Stimme eines Mannes an meiner Pforte. Verwundert von dieser, an meinem Gehör und meiner psychischen Gesundheit zweifelnd...
  19. Heuchlermosaik

    Ich will kein Heuchler sein Heute stieß ich auf diese Stelle in einem Buch: „Der Geist scheitert nicht so schnell, die Liebe jedoch geht leicht in Trümmer. Die schönsten Schätze lassen sich jedoch in Trümmern finden.“ Dieser Text berührte einen tiefen Teil von meinem Herzen. Ich legte das Buch...
  20. Der Lauf

    Obwohl ein paar ihrer roten Haarsträhnen an der Stirn klebten und die Schweißtropfen in den Augen brannten, fehlte Merle kaum etwas zum Abheben. Sie fühlte sich fit, der Waldboden flog unter ihren weißen Joggingschuhen dahin. Es war Ende Mai, der Wald roch nach Sommer, nach warmer Erde und schon...

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