Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Diese Welt ist leer

    Diese Welt ist leer. Aber ich glaube, das war sie nicht immer. Es kommt mir komisch vor, durch diese desolate Stadt zu laufen, völlig Menschenleer und doch wirkt es so, als gäbe es hier noch Leben. Es ist kein postapokalyptisches Szenario der Zerstörung, vielmehr so, als ob jeder Mensch von...
  2. Sommer, Sonne und ein bisschen Weihnachten...

    Die Sonne wärmte Lotta’s Rücken und auf ihrer Stirn zeigte sich langsam ein leicht glänzender Schweißfilm. Der Sand rutschte und rieselte ständig unter ihren bloßen Füßen weg, so dass das Fortkommen recht anstrengend war, doch das kam ihrer gereizten Stimmung entgegen und so stapfte Lotta...
  3. Die Meißnern

    Seit fünfzehn Jahren lebe ich in dieser Mietwohnung, die sich in einer – wie haben die damals so schön gesagt? - modernisierten Wohnanlage befindet. Anfangs noch mit Frau, ist aber nicht so gut gelaufen, und seit zehn Jahren allein. Kann‘s ihr nicht mal verübeln, ganz ehrlich. Nachdem sie...
  4. Bürokratenehre

    „Für sie sind wir bloß verfluchte Geister. Unglaubhafte Erscheinungen eines mysteriösen, aber niemals zuvor fassbar Bösen. Sie halten uns für gewissenlose Knechte, gebückt von roher Gewalt, getrieben von nichts anderem als der Antithese ihrer Existenz. Doch wissen sie nichts von dem ehrenvollen...
  5. Zwischenstufe Erholung

    Licht fällt nur von Samui-Deckenlampen in die Halle. Janos Augen jucken und sein Schlafrhythmus ist gestört. Das Surren der Drucker verhindert die Unterhaltung mit anderen Menschen in der Fabrik. Aus den Auffangbehältern entnimmt Jano Formen aus Kunststoff, Stäbe, Scheiben, Bögen oder bizarre...
  6. Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen

    Ich bin verliebt, aber weiß nicht, wie man liebt. Ich weiß, wie man trinkt, das hat mir meine Mutter beigebracht. Also trinke ich. Scheiß Hausparty. Die Musik ist scheiße und viel zu laut, ich verstehe kein Wort von dem, was Jenny mir erzählt. Ich kann nicht stillsitzen, Benjamins Blicke...
  7. Die Anstellung

    Ich war in Eile, um pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt in der Arbeitsagentur bei meiner Betreuerin zu sein. So heißt das heute. Vor ein paar Jahren wären es noch ein Amt und eine Sachbearbeiterin gewesen. Aber sei´s drum, eine Effizienzoffensive besteht eben zu nicht unwesentlichen Teilen aus...
  8. Pizza wunderbar!

    Ob ich das je so hinkriege wie der Ramirez? Ich will mich mit dem Weltmeister messen, nehme restlichen Teig mit nach Hause und trainiere verbissen. Will ebenfalls Künstler sein, Meister in der Kunst des Pizzabackens. Erst sollen die Leute staunen, wie elegant und schwerelos eine Pizza fliegen...
  9. Fünf Männer quatschen

    Fünf Menschen saßen in einem Raum. Sie saßen auf dem Boden, im Schneidersitz, wie Cowboys um ein Lagerfeuer, und beäugten sich gelangweilt. „Also, wer war das?“ fragte Peter und deutete mit dem Finger auf seine am Boden liegende Frau. Die Antworten ertönten im Uhrzeigersinn. „Ich nicht.“ „Ich...
  10. Der Haken am Fenster

    Nigg Sorgenreit pustete Rauch aus seinem Fenster und sah erschrocken einen Angelhaken vor seinem Gesicht hängen. Er baumelte frech von seinem Dachsims herunter und hing Nigg auf Augenhöhe. Weißes Mondlicht funkelte im Widerhaken der gewölbten Spitze. In der Annahme, dass dies wohl ein schlecht...
  11. Herr Findeisen und Herr Grieskötz

    Herr Findeisen und Herr Grieskötz Lügenmärchen Erste Geschichte Herr Findeisen und Herr Grieskötz wanderten frohgemut auf der Landstraße dahin. Die Wolken schwammen im blauen Himmelssee, die Krähen hatten ihre schwarzen Turnleibchen angelegt und balgten sich auf den Wellen des Windes, auf den...
  12. Scheherazades Vermächtnis

    Von aller Hoffnung verlassen, schreibe ich in stiller, resignierender Erwartung des unausweichlichen Todes diese letzten Zeilen, in meinem düsteren, unmenschlichen Kerker, in der Spitze dieser grotesken und absurden Stadt nieder, von der ich nie glaubte, sie wirklich finden zu können. Ich bin...
  13. Die Speisekarte

    Ich küsste ihren kleinen Blitz auf dem Handgelenk drei mal, während ich sie durch die Straßen von Wismar führte. Sie ließ es sich gefallen und wendete kühn den Blick in den Himmel, als wäre ich eine männliche Zimmerzofe und sie Katharina die Große. Zügigen Schrittes tippelte Sonja an mir vorbei...
  14. Nachtspaziergang

    Die Straßen sind leer, aber keine Sorge, dies ist eine gute Gegend. Sie scheinen zu zweifeln, doch Sie können mir vertrauen. Ich mag zwar ein einfacher Mann sein, mit diesen Dingen jedoch bin ich vertraut. Das Viertel dort hinten sollten Sie meiden. Keine Nachtspaziergänge dort. Die Straßen dort...
  15. Die Lüge der Bücher

    Er sass immer am gleichen Ort und las. Die Menschen gingen vorüber, aber er sah nicht auf. Ich würde nicht auffallen, mitten in der Gruppe der Geschäftsleute, der Paare und Touristen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte zu sehen, was für ein Buch er las, aber er hatte die Hand...
  16. Translucent

    »Am Anfang ist es echt tschüsch, Tata«, sagt Bea. Hinter meiner Stirn das erste Fragezeichen des Tages. Ich habe zwar gehört, dass man die Knochen danach sehen kann, doch glauben kann ich es erst, als ihre bläulich schimmernde Hand in meiner liegt. Wächsern. Unnatürlich. Obwohl die Temperatur...
  17. Herr Dragomir

    Die waren anscheinend schon gekommen. Die letzten Stunden im Leben Herrn Dragomirs. Er sitzt vor dem Bahnhof auf der Bürgersteigkante und beobachtet die Passanten, solange es seine Kraft ihm noch erlaubt. Es ist wieder einmal einer dieser warmen Frühlingstage, an denen jeder entweder in...
  18. Mrs. Hate

    Blitze zerteilten die Wolken, erhellten für einen Augenblick die schwarze Nacht. Der Regen flutete das Grab der Mrs. Hate. Max bemühte sich, ein gleichmäßiges Grab für sie zu schaufeln. Spatenstich um Spatenstich. Es roch nach Sommerregen, feuchter Erde. Sie hatte ihre ersten Schritte in der...
  19. Ein furchtbarer Tag

    Er hatte das unerträgliche Gefühl, dass er erfrieren müsse. Bisweilen pflegte ihn dies’ quälende Unbehagen zu plagen (unter normalen Umständen ergriff es ihn am frühen Vormittag). Doch nun war es schon Abend und die Kälte machte keinerlei Anstalten, aus dem Körper, der ihn durch den Tag trug...
  20. Mindfuck

    Auf einmal war da dieser satte Duft. Ich brauchte den Bruchteil einer Sekunde, dann hatte ich es. Unglaublich, es roch nach Gras. Nein, nicht ganz, es stank nach Gras. Nicht normales Gras, sondern Pot, Marihuana, Ganja. Ich folgte der Duftfahne und nur eine Biegung und drei Pappeln weiter gab...

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