Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Wenn die Zeit stillsteht

    Wir essen die Nudeln immer zuerst aus der Suppe. Bis auf unser Schlürfen höre ich nur Möwengeschrei. Schrille, laute Töne. Ich sehe die Vögel waghalsige Manöver fliegen, höre sie sich ihre Warnsignale zurufen, als segelten sie über stürmischer See. Wundern würde es mich nicht, wenn sie nach mir...
  2. Oculus

    Die Maschine starrte ihn an. Das wusste Anton jetzt, er hatte es realisiert, es war eine Eingebung, ja er war erleuchtet. Das hatte alles geändert. Nun kauerte er in der hintersten Ecke seines verwahrlosten Apartments, die Hände um die Knie geschlungen, war er doch nicht vor den Blicken...
  3. L’heure verte

    Martine zog zweimal an der Leine und ließ los, sobald sich die Fracht ruckartig in Bewegung setzte. Begleitet von Luftblasen aus der Atemmaske trat der Netzbeutel mit seiner Fracht die Reise zur Oberfläche an. Flirrende Sonnenstrahlen blitzten durch die grünen Flaschen, bevor sie im Schatten des...
  4. Tomoko

    Als ich Tomoko in der Stadt wiedererkannte, war Helene nicht da. Sie habe ich erst einige Tage später in Tomokos Begleitung gesehen. Es ist auch besser so, denn bei Helenes Anblick hätte ich das flüchtige Zwitschern vermutlich überhört. Ich kam vom Supermarkt zurück zur Arbeit. Meine Frau hatte...
  5. Sue

    Sue ärgerte sich jetzt schon, dass sie sich zu diesem Blind-Date von ihrer Arbeitskollegin hatte überreden lassen. Seit geschlagenen zwanzig Minuten saß sie nun schon diesem Hirni gegenüber, der sich jedes Wort aus der Nase ziehen ließ. Wie sollten denn dabei Frühlingsgefühle entstehen? Das...
  6. Die Angolus

    Er war auf dem Weg in den großen Ratsaal. Es war wichtig, dass er dort hin ging. Das Schicksal der gesamten Welt konnte davon abhängen, was in diesem Raum geschah. Seine schweren Stiefel schlugen dumpf auf den weißen Marmor, mit dem der Boden ausgelegt war, wie um die Bedeutung dieses Momentes...
  7. Frau K.

    Und wieder habe ich Schicht mit Frau K. Einerseits freue ich mich darüber. Frau K. ist eine liebenswerte Kollegin, zurückhaltend, fast schüchtern, sehr hilfsbereit und an guten Tagen kann sie sogar witzig sein. Ihr Äußeres lässt das zunächst nicht vermuten. An ihr ist alles spitz, ihre Nase...
  8. Als sie starb...

    „Hey Taylor! Was machst du denn schon hier? Du und Ciera sollten doch noch bis nächste Woche diese Frau beschatten. Warte doch mal!“, rief ihm der komische Typ hinterher, der immer Ciera hinterher geschaut hat. Schon seit sie hier angefangen hatte. Sonst hat ihn das immer aufgeregt, aber seit...
  9. Durch den Eulenwald nach Hause

    Ich nähere mich dem Kindheitsglück auf der Landstraße. Der Riegel schiebt sich zurück, das Schloss öffnet sich, die Erinnerungen erwachen, explodieren wie Blitze in mir, richten die Härchen auf, spannen die Sinne bis zum Äußersten. Ich fahre durch Wälder, Getreidefelder rauschen, säuseln Lieder...
  10. Box

    Er wacht auf, zusammengekauert im Dunkeln. Wo ist er? Er weiß es nicht. Es macht keinen Unterschied, ob er die Augen offen oder geschlossen hat. Zögerlich hebt er seine Arme und tastet sein Gesicht ab, es ist nichts Ungewöhnliches zu spüren. Keine Binde oder Schmerzen, er findet keinen Grund für...
  11. Flattern im Dunkeln

    Beide sitzen wir im selben Raum. Er ist hell, die Wände sind schneeweiss und von Licht beschienen. Dabei gibt es keine Fenster. Ich stehe auf, gehe ein paar Schritte vor und drehe mich zu ihm. Seine Augen glänzen im Licht. Er hat meerblaue Augen, die je nach Wetter das Tor zu seiner Seele öffnen...
  12. Ein Scheißjob

    „Bitte. Das ist mein vierter Job in zwei Wochen. Wenn ich schon wieder gefeuert werde, spendiert mir Olli morgens keinen Kaffee mehr.“ Sie strahlt Energie, unglaubliche Kreativität und Wärme aus, während sie mich kalt und abwertend mustert. Schließlich rattert sie ein paar situationstypische...
  13. Der Baum und der Alte.

    Eines Tages, mitten im späten Frühling, verstarb eine alte Frau. Sie hatte schon ein erfülltes Leben hinter sich zusammen mit ihrem wundervollen Ehemann. Dieser alte Mann blieb aber jetzt zurück und wusste nicht was er alleine erreichen sollte. Er saß den ganzen Tag vor seinem alten Haus und...
  14. Rollende Füße

    „Wenn möglich: Bitte wenden“, sagte das Navigationsgerät. Eriks Wagen fuhr nicht einmal. Er stand auf einem Spargelacker. Die Sonne war bereits untergegangen. Es ist nicht leicht, nach Hause zu fahren, wenn man weiß, dass das eigene Zuhause bereits hinter einem liegt. Erik lag in seinem Wagen...
  15. Der Birnenkopf

    Vor einigen Jahren zogen meine Frau und ich in unser Einfamilienhaus, ohne die Kinder, denn diese waren bereits erwachsen und gingen ihre eigenen Wege. Das Gebäude stand inmitten einer Wohnanlage am Stadtrand, vorwiegend aus Einfamilien- und Reihenhäusern. Die meisten Häuser der Umgebung...
  16. Patricia

    »Anna Bloch, wann darf ich den nächsten Termin für Sie ausmachen?«, fragte SIARA fröhlich. Anna hasste diese künstlichen Assistenten. Jedes Mal, wenn sie mit einem zu tun hatte, wünschte sie sich, sie wäre ein Jahrhundert früher geboren worden. 1960, das wäre wunderbar gewesen. Klar, damals...
  17. Unberechenbarkeit

    Die Frau dachte, dass sie sich sehr gut kannte. Sie vertraute ihren Erfahrungen. Sie mochte es wie perfekt sie doch ihre Emotionen überspielen konnte, sodass keiner verstand, was wirklich in ihr vorging. Doch an diesem Tag wurde sie von ihrer Unberechenbarkeit verraten. Die große Liebe ihrer...
  18. Dagegen ankommen

    Ich stehe im Garten. Genau auf der Mitte des frisch gemähten Kunstrasens, den sonst niemand außer mir betreten mag. Ein Ziehen in der Lende. Unter einem Regenschauer stehen. Ein Tier unter einem Haufen von Herbstlaub vor hungrigen Hunden versteckt. Besser kann ich mein Bauchgefühl heute nicht...
  19. Zwetschge

    Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot. Das kam so: Gestern saß ich in der Kneipe, wie eigentlich jeden Tag, und natürlich kam dann irgendwann auch der Zwetschge vorbei. Ich musste gar nicht aufsehen, um das Naserümpfen zu erahnen, das da in der Luft lag, lange ist's ja...
  20. Im Moor

    Zahniges Schilf schabt an der Wange. Ich schließe die Augen und lasse es geschehen. Stillhalten und eintauchen in den Sumpf. Die Sonne nähert sich dem Untergang. Geboren mit rosiger Unschuld und hinaufgestiegen in den Himmel, nur, um mit versengten Flügeln abzustürzen. So wie ich. Die Schatten...

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