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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Das Zeichen

    „Weißt du, was ich manchmal denke?“, Uhu rückte seinen Karton zurecht. „Nein, weiß ich nicht“, antwortete Schlauch, leicht genervt und zog an seiner Kippe. „Ich hab schon oft daran gedacht, weißt du. Manchmal, wenn ich zu viel darüber nachdenke, schlaf ich schlecht und träum so komisches Zeugs.“...
  2. Hohl

    Sie sieht sich an. Tausendfaches Ebenbild. Ihr Finger wischt über das iPad (natürlich die neueste Version). Super-nice denkt sie bei einigen Bildern – doch bei den meisten denkt sie: Wie scheiße sehe ich denn aus? Die Beine – zu kurz. Der Arsch – zu fett. Die Titten – zu klein. Das Gesicht – zu...
  3. Am Kanal

    Am zwölften oder dreizehnten Tag - wer zählt so etwas schon genau - konnte man den Eindruck gewinnen, die Stadt habe sich an die Hitze gewöhnt. Meine Hunde krochen morgens schon sehr früh unter die hintere Veranda und erst, wenn die Schatten sich mittags auflösten, kamen sie hervor und...
  4. Gesenkte Köpfe

    Eine Familie steht vor ihrem geparkten Auto. Im Hintergrund erstreckt sich die traumhafte Kulisse des weißen Sandstrandes und des türkisblauen Meeres, das sich heute in schäumenden weißen Wellen ans Ufer schlägt. Die drei jugendlichen Mädchen stehen, in ihre Handtücher gewickelt, da und warten...
  5. Abhängig

    Das Klingeln der Schulglocke ertönt. Schulschluss. Endlich. Ich nehme mein Handy aus der Jackentasche und sehe auf die Uhr. Die mögliche Existenz einer Armbanduhr ist mir völlig entgangen. Ich lasse das Handy wieder zurück in die Tasche sinken, packe schnell meine Sachen ein und erhebe mich...
  6. Harmlos

    „Du Idiot!“, hörte ich noch, begleitet vom Nachhall meiner zugeworfenen Wohnungstür und dem Klappern von Marions hohen Absätzen im Treppenhaus. Ich zog die Gärtnerhandschuhe aus, betrachtete kurz die Erdkrumen auf dem Dielenboden im Eingangsbereich und stieg über ein paar Bewässerungsschläuche...
  7. Wenn die Zeit stillsteht

    Wir essen die Nudeln immer zuerst aus der Suppe. Bis auf unser Schlürfen höre ich nur Möwengeschrei. Schrille, laute Töne. Ich sehe die Vögel waghalsige Manöver fliegen, höre sie sich ihre Warnsignale zurufen, als segelten sie über stürmischer See. Wundern würde es mich nicht, wenn sie nach mir...
  8. Be Yourself

    Dicke Tropfen krachen auf das Dachfenster, durch welches ich in den grauen, wolkendurchzogenen Himmel starre. Währenddessen hämmert in den Boxen neben meinem Bett, auf dem ich liege, Ambient Black Metal und vermischt sich mit der Musik des Regens zu einem melancholischen Orchester, welches mich...
  9. Saya

    I. Der Ring Im Traum trage ich das Hochzeitskleid meiner Mutter. Der rosafarbene Stoff ist kühl und glatt unter den Fingerspitzen, als ich den Rock raffe und losrenne. Ich werfe einen Blick über die Schulter. Meinen Verfolger kann ich nicht sehen, aber ich höre das Knirschen von Schritten im...
  10. Der letzte Buchstabe

    Wie zufällig schlendere ich durch die Arkaden, betrachte das Kleid in der Auslage. Der mit violetten Blüten bedruckte Stoff fließt in eleganten Bahnen, umschmeichelt das Becken der Schaufensterpuppe, die mit hohlen Wangen durch Glas lächelt. Vladislava – meine Lippen formen stumm das Wort...
  11. Das Richtige tun

    Die Matte war mal beige, jetzt war sie schmutzig braun, „vermutlich seit 30 Jahren dieselbe“, dachte ich und steckte den großen Schlüssel in das untere Schloss. Darüber war nachträglich noch ein zweites, kleines Sicherheitsschloss angebracht, hier passte der andere Schlüssel. Auf die Matte hatte...
  12. Himmelbeeren

    “Mama, wie ist es wenn ich tot bin?” “Ich weiß es nicht, Mäusekind.” antwortet die Mutter, die am Bett sitzt. “Wirst du und Papa bei mir sein, wenn ich tot bin?” Sanft streicht sie ihrem Kind über die blonden Haare. “Ja, Mäuselchen, wir werden bei dir sein” - was sollte sie ihrem Kind auch...
  13. L’heure verte

    Martine zog zweimal an der Leine und ließ los, sobald sich die Fracht ruckartig in Bewegung setzte. Begleitet von Luftblasen aus der Atemmaske trat der Netzbeutel mit seiner Fracht die Reise zur Oberfläche an. Flirrende Sonnenstrahlen blitzten durch die grünen Flaschen, bevor sie im Schatten des...
  14. Kajaltränen

    „Shit. Das war’s. Mein Leben ist vorbei!“, schrie Lynn nervös, während sie wie ein wildes Tier in Gefangenschaft in ihrem kleinen Zimmer auf und ab ging und zu weinen begann. Bis auf zwei Fingernägel hatte sie ihre French Glitter Nails komplett abgekaut, der Kajal und ihr Make-up vermengten...
  15. Ohrotik

    Schauen Sie mich an, nicht in meine Augen, sondern tiefer, nein, nicht so tief! Sehen Sie es denn nicht? Ich habe einen Satz heiße Ohren. Früher versuchte ich, diese schamhaft zu verbergen, fand ich doch ihren Hang zu Apostasis otum, also zum Abstehen, eher anstößig. Zwar schmiegen sich meine...
  16. Halb so wild

    Taubeneigroße Hagelkörner springen auf dem Rasen umher und sie denkt an ausgelassene Kinder. Windböen peitschen durch die Stauden, drücken sie auseinander, als wäre jemand hineingefallen. Vom Fenster aus sieht sie, wie der Hagel vom Regen abgelöst wird und auf den Granitsteinen Blasen schlägt...
  17. Früher Schnee

    Wann endet ein Leben, wenn das Herz nicht mehr schlägt oder es sinnlos erscheint, dass es noch schlägt? (Bodo Kirchhoff, Verlangen und Melancholie) Den Kopf muss ich einziehen, um hinaustreten zu können. Vor meiner Hütte ist ein kleiner, in den vielen Jahren festgetretener Bereich, beinahe eine...
  18. Der Zuhörer

    Die alte Dame stieg aus der U-Bahn, drehte sich in meine Richtung und winkte mir mit geröteten Wangen zu. Ich grüßte zurück und schaute ihr hinterher, bis sie an der Rolltreppe verschwand. Letzten Freitag hielt sich die Frau zum ersten Mal vor meinem Glashäuschen auf. Sie starrte hinein, während...
  19. Die verheißende Erlösung

    Sie sitzen sich gegenüber. Sie analysiert seine Körperhaltung und beobachtet jede Regung in seinem Gesicht, welche ihn freisprechen oder aber verraten könnte. Er sitzt leicht gekrümmt auf dem klapprigen Holzstuhl, der zweifellos nicht für ein unvergesslich komfortables Sitzerlebnis gemacht...
  20. Das Lachen der Sterne

    * Und dafür bin ich jetzt extra früher von der Arbeit weg gefahren, nur um jetzt, wenige Stunden später, wieder im Auto zu sitzen? Bei strömendem Regen und verstopften Straßen fahre, oder besser gesagt schleiche ich jetzt bis spät in die Nacht hinunter in eines der letzten Hinterweltlerdörfer...

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