Was ist neu

gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Bullshit

    Heer kommt mit diesem Neuen auf den Weihnachtsmarkt gelaufen, zu den Treppenstufen vor Nordsee, auf denen wir sitzen. Er ist erst dreizehn, sagt Heer, und gerade frisch aus dem Heim getürmt; und als ich dem Typen ins Gesicht blicke, habe ich für eine Sekunde das Gefühl, ihn schon mal irgendwo...
  2. Opas Albtraum

    „Grete, bist du da?“ Die zittrige Altmännerstimme riss mich aus dem Schlaf. „Grete? Grete, wo bist du?“ Ich knipste die Nachttischlampe an. In der Tür meines Zimmers stand Großvater im langen Nachthemd. Furcht flackerte in seinen haselnussbraunen Augen und Verwirrung. Opa suchte Oma, doch Oma...
  3. The life of Donald

    Erschöpft schloss Donald die Tür. Noch drei Schritte bis zum Sofa. Seinen Job würde er für dieses weiche, herrliche Sofa fast eintauschen. Zwar hatte er den wahrscheinlich kürzesten Arbeitsweg der Welt, aber auch das war ihm egal. Er war mächtig. Mit einem Ruck sprang seine Enkelin auf seine...
  4. Sahara

    Black ist scheiße. Muss ich vllt erklären, wie ich drauf komme. Heute Abend ist Party und ich will dahin, weil logisch Mädels und Alkohol. Nur die Musik ist Abfuck. Alle gehen ab auf dieses Black-Zeugs. Darum chill' ich. Das wird wahrscheinlich noch anstrengend genug heute. Erstmal 'ne Runde...
  5. Streu Glitzer drüber

    Langsam senkt sich die Abenddämmerung über das Friedhofsgelände. Ich sitze unter einer Trauerweide, betrachte den Schein der vielen roten Lichter durch die tiefhängenden Zweige. Fühle die Stille, vertraut, wie ein alter Bekannter. "Warum fürchten die Leute sich bei Dunkelheit auf dem...
  6. Den Preis, den man zahlt

    Der Zug hielt auf offener Strecke am Rande der Sierra Nevada. Keiner wusste, was passiert war. John fragte den Schaffner, der ein wenig Englisch verstand. Etwas sei mit den Oberleitungen. Wir warteten. Männer knöpften ihr Hemden auf. Frauen wedelten sich mit Fächern und Magazinen Luft zu...
  7. Der stille Tod

    Ypern, 22. April 1915 Heute ist es also so weit. Schon nach dem Aufstehen hatte ich dieses ungute Gefühl, dass es ernst werden könnte. Kaum aus dem spärlichen Unterstand getreten, spürte ich den leichten Wind, der aus Nordosten durch den Graben wehte. Obwohl der Generalstab sich die größte Mühe...
  8. Das Zeichen

    „Weißt du, was ich manchmal denke?“, Uhu rückte seinen Karton zurecht. „Nein, weiß ich nicht“, antwortete Schlauch, leicht genervt und zog an seiner Kippe. „Ich hab schon oft daran gedacht, weißt du. Manchmal, wenn ich zu viel darüber nachdenke, schlaf ich schlecht und träum so komisches Zeugs.“...
  9. Hohl

    Sie sieht sich an. Tausendfaches Ebenbild. Ihr Finger wischt über das iPad (natürlich die neueste Version). Super-nice denkt sie bei einigen Bildern – doch bei den meisten denkt sie: Wie scheiße sehe ich denn aus? Die Beine – zu kurz. Der Arsch – zu fett. Die Titten – zu klein. Das Gesicht – zu...
  10. Am Kanal

    Am zwölften oder dreizehnten Tag - wer zählt so etwas schon genau - konnte man den Eindruck gewinnen, die Stadt habe sich an die Hitze gewöhnt. Meine Hunde krochen morgens schon sehr früh unter die hintere Veranda und erst, wenn die Schatten sich mittags auflösten, kamen sie hervor und...
  11. Gesenkte Köpfe

    Eine Familie steht vor ihrem geparkten Auto. Im Hintergrund erstreckt sich die traumhafte Kulisse des weißen Sandstrandes und des türkisblauen Meeres, das sich heute in schäumenden weißen Wellen ans Ufer schlägt. Die drei jugendlichen Mädchen stehen, in ihre Handtücher gewickelt, da und warten...
  12. Abhängig

    Das Klingeln der Schulglocke ertönt. Schulschluss. Endlich. Ich nehme mein Handy aus der Jackentasche und sehe auf die Uhr. Die mögliche Existenz einer Armbanduhr ist mir völlig entgangen. Ich lasse das Handy wieder zurück in die Tasche sinken, packe schnell meine Sachen ein und erhebe mich...
  13. Harmlos

    „Du Idiot!“, hörte ich noch, begleitet vom Nachhall meiner zugeworfenen Wohnungstür und dem Klappern von Marions hohen Absätzen im Treppenhaus. Ich zog die Gärtnerhandschuhe aus, betrachtete kurz die Erdkrumen auf dem Dielenboden im Eingangsbereich und stieg über ein paar Bewässerungsschläuche...
  14. Wenn die Zeit stillsteht

    Wir essen die Nudeln immer zuerst aus der Suppe. Bis auf unser Schlürfen höre ich nur Möwengeschrei. Schrille, laute Töne. Ich sehe die Vögel waghalsige Manöver fliegen, höre sie sich ihre Warnsignale zurufen, als segelten sie über stürmischer See. Wundern würde es mich nicht, wenn sie nach mir...
  15. Be Yourself

    Dicke Tropfen krachen auf das Dachfenster, durch welches ich in den grauen, wolkendurchzogenen Himmel starre. Währenddessen hämmert in den Boxen neben meinem Bett, auf dem ich liege, Ambient Black Metal und vermischt sich mit der Musik des Regens zu einem melancholischen Orchester, welches mich...
  16. Saya

    I. Der Ring Im Traum trage ich das Hochzeitskleid meiner Mutter. Der rosafarbene Stoff ist kühl und glatt unter den Fingerspitzen, als ich den Rock raffe und losrenne. Ich werfe einen Blick über die Schulter. Meinen Verfolger kann ich nicht sehen, aber ich höre das Knirschen von Schritten im...
  17. Der letzte Buchstabe

    Wie zufällig schlendere ich durch die Arkaden, betrachte das Kleid in der Auslage. Der mit violetten Blüten bedruckte Stoff fließt in eleganten Bahnen, umschmeichelt das Becken der Schaufensterpuppe, die mit hohlen Wangen durch Glas lächelt. Vladislava – meine Lippen formen stumm das Wort...
  18. Das Richtige tun

    Die Matte war mal beige, jetzt war sie schmutzig braun, „vermutlich seit 30 Jahren dieselbe“, dachte ich und steckte den großen Schlüssel in das untere Schloss. Darüber war nachträglich noch ein zweites, kleines Sicherheitsschloss angebracht, hier passte der andere Schlüssel. Auf die Matte hatte...
  19. Himmelbeeren

    “Mama, wie ist es wenn ich tot bin?” “Ich weiß es nicht, Mäusekind.” antwortet die Mutter, die am Bett sitzt. “Wirst du und Papa bei mir sein, wenn ich tot bin?” Sanft streicht sie ihrem Kind über die blonden Haare. “Ja, Mäuselchen, wir werden bei dir sein” - was sollte sie ihrem Kind auch...
  20. L’heure verte

    Martine zog zweimal an der Leine und ließ los, sobald sich die Fracht ruckartig in Bewegung setzte. Begleitet von Luftblasen aus der Atemmaske trat der Netzbeutel mit seiner Fracht die Reise zur Oberfläche an. Flirrende Sonnenstrahlen blitzten durch die grünen Flaschen, bevor sie im Schatten des...

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