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Genre: gesellschaft

  1. Diese Welt ist leer

    Diese Welt ist leer. Aber ich glaube, das war sie nicht immer. Es kommt mir komisch vor, durch diese desolate Stadt zu laufen, völlig Menschenleer und doch wirkt es so, als gäbe es hier noch Leben. Es ist kein postapokalyptisches Szenario der Zerstörung, vielmehr so, als ob jeder Mensch von...
  2. Der letzte Tag

    Der letzte Tag Seit dem Aufstehen spüre ich ein gefräßiges Etwas, das heute zusammen mit mir aufgewacht ist und an meinen Nerven nagt. Nach der Dusche hat es sich zunächst zurückgezogen, aber kaum habe ich mich an den Tisch gesetzt und bei einer Tasse Kaffee den Kalender aufgeschlagen, kommt...
  3. Der lachende Mönch

    Von Zeit zu Zeit besuche ich meinen Freund Roger Peterson. Beide haben wir an derselben Schule unseren Abschluss gemacht und anstatt, dass sich, wie bei ehemaligen Klassenkollegen üblich, unsere Beziehung aus einem Berg-und-Tal-reichem Verhältnis in eine steppenartige Bekanntschaft entwickelte...
  4. Back to Germany

    Das war also Sommer in Deutschland, so blieb es auch ... Regen, die ganze Zeit. Es war kalt. Immerzu fror ich in Deutschland. Ständig hatte ich Husten und Schnupfen. In Afrika war ich niemals krank gewesen. Ich dachte an Daddy. An den Tag, als er aus der Stadt zurück gekehrt war. "Bald fliegen...
  5. Morgen

    Es war ein eisiger Morgen. Der erste kalte Tag seit Langem. Der Sommer hatte sich dem Ende geneigt und nun kam der Herbst und mit ihm erneut die eisige Kälte. Ich lief die leere Straße entlang. Es war noch sehr früh am Morgen, deshalb war ich die einzige, die sich zu dieser Zeit auf den Straßen...
  6. Der alte Mann am Marktplatz

    Ich wurde erschlagen. Eigentlich war der Marktplatz irgendwo in Kabul genau so, wie er mir beschrieben wurde. Trotzdem wurde ich erschlagen. Von den unzähligen Gerüchen, die sich vermischten. Dem Stimmgewirr aus Sprachen aller Herren Länder. Von den angebotenen Lebensmitteln, Werkzeugen...
  7. Der Wachmann

    Der ausgebeutete Wachmann Der Wachmann saß auf dem Zweierplatz in der S-Bahn und hatte die Füße weit nach vorn ausgestreckt. Den Rücken entspannt, einen Arm locker auf der Sitzlehne abgelegt, den anderen auf seinem nebenstehenden Rucksack platziert, betrachtete er frohgemut die vorbeiziehende...
  8. Die Meißnern

    Seit fünfzehn Jahren lebe ich in dieser Mietwohnung, die sich in einer – wie haben die damals so schön gesagt? - modernisierten Wohnanlage befindet. Anfangs noch mit Frau, ist aber nicht so gut gelaufen, und seit zehn Jahren allein. Kann‘s ihr nicht mal verübeln, ganz ehrlich. Nachdem sie...
  9. Katzenjammer

    »Weißt du, was ich glaube, Maurice? Ich glaube, du hast das Leben nicht verstanden.« François war betrunken, und immer, wenn er betrunken war, konnte er das Universum durchschauen. »Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Sag mal! Drucks mal nicht rum, wenigstens dieses eine Mal nicht...
  10. Nutten sind raffiniert. Die nehmen das Geld.

    „Nee, Baby“, sagte Priva und nahm der Nutte das Kondom aus der Hand. „Normal großes Überzieherli für ne Nummer? Ist für mich wie wenn du den ganzen Tag in Schuhen zwei Nummern zu klein rumrennst.“ „Wow“, sagte die Nutte und griff ihm zwischen die Beine, „schon länger keinen echten Kerl mehr...
  11. Ein Sommertag

    Die Hitze unserer Sonne prallt mit überwältigender Intensität auf unseren blauen Planeten herab. Es ist heiß. Es ist unglaublich heiß. Die Straßen sind wie leergefegt. Hier und da sieht man vereinzelt Menschen, die Schutz vor der Sonne suchen. Ob sie freiwillig draußen sind, oder ob sie von der...
  12. Die Anstellung

    Ich war in Eile, um pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt in der Arbeitsagentur bei meiner Betreuerin zu sein. So heißt das heute. Vor ein paar Jahren wären es noch ein Amt und eine Sachbearbeiterin gewesen. Aber sei´s drum, eine Effizienzoffensive besteht eben zu nicht unwesentlichen Teilen aus...
  13. Und Bumm

    Thomas geht es nicht gut, aber das juckt Thomas nicht, solange er genug Gras hat. Gestern Nacht war Thomas kurz davor, sich umzubringen, aber dann bröselte er doch lieber ein bisschen von dem grünen Zeug klein, und nachdem er es mit Tabak gemischt, in ein Pape gerollt, angezündet und weggeraucht...
  14. Das Schwarz im Wellengang

    Die Schalen der Windmesser klackerten wie kaputt. Durchs Dünengras, wehte Sand auf den Strandweg. Distelköpfe hagelten gegen die Scheiben. Aufs Reetdach prasselten Muscheln und kleine Steine. – Unwetterwarnung: Bis zu hundertsechzig Stundenkilometer ... — Ich schaltete das Radio aus. Alle fünf...
  15. Neues Leben

    Ich lehne mich im Sessel zurück, atme kräftig aus, fahre mit den Fingern durch die Haare. In fünf Minuten kommt er. Ich will schön für ihn sein. Christian hat mir meine Lieblingssachen herausgelegt. Der frisch gewaschene Pulli riecht nach Lavendel, lässt mich für einen Augenblick den Fischgeruch...
  16. Kann ich Brötchen kaufen, bitte?

    Emma hält die Augen fest geschlossen, gibt sich den Irrlichtern ihrer Träume hin. Szenen wechseln. Sie rennt durch Straßenschluchten. Der Himmel wirkt, als klebten die Häuserfluchten an ihm. Ihre Schritte hallen über den Asphalt. Sie erkennt weit und breit keinen Menschen, kein Tier, strebt...
  17. Die Truman Show

    Es war nicht dasselbe Zeug wie sonst, das merkte man Toby auch an. Er war ganz anders drauf als bei den letzten Malen. Kein unkontrolliertes Lachen, kein ungläubiges Bestaunen von einfachen Gegenständen, kein Gerede, er könne Geräusche fühlen oder sein Geist habe sich von seinem Körper getrennt...
  18. Translucent

    »Am Anfang ist es echt tschüsch, Tata«, sagt Bea. Hinter meiner Stirn das erste Fragezeichen des Tages. Ich habe zwar gehört, dass man die Knochen danach sehen kann, doch glauben kann ich es erst, als ihre bläulich schimmernde Hand in meiner liegt. Wächsern. Unnatürlich. Obwohl die Temperatur...
  19. Gewitter

    Es war ein schöner Tag und Ella beschloss, einen Spaziergang zu machen. Sie zog ihr kariertes Baumwollhemd an und schlüpfte in die Wanderhose mit den abnehmbaren Hosenbeinen. Während sie den Rock und die Bluse, die sie getragen hatte, in den Kleiderschrank räumte, überlegte sie kurz, ob sie...
  20. Herr Dragomir

    Die waren anscheinend schon gekommen. Die letzten Stunden im Leben Herrn Dragomirs. Er sitzt vor dem Bahnhof auf der Bürgersteigkante und beobachtet die Passanten, solange es seine Kraft ihm noch erlaubt. Es ist wieder einmal einer dieser warmen Frühlingstage, an denen jeder entweder in...

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