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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Dabei sein ist nicht alles

    Anton bekam feuchte Augen, als seine Frau sagte, sie sei schwanger. Er ging abends für Marlen zum Kiosk, wenn sie Chips, Eis und China-Nudeln essen wollte, richtete das Kinderzimmer ein, begleitete sie zu den Vorsorgeuntersuchungen und später zum Geburtsvorbereitungskurs. Zu Hause streichelte...
  2. Staub

    Ich höre die schrillen, klagenden Rufe der Steppenkiebitze, das Knacken von Ästen im Unterholz, spüre Papas warme Hand, die mich festhält, mich mit nach vorne zieht, zur Seite, an einem Busch vorbei, wieder geradeaus. Fort. Neben uns strauchelt Mama. Fatima in der Bauchtrage. Fatima schläft. Vor...
  3. Die Nachtigall

    Im Auge der Nachtigall spiegelten sich die Menschen, die mit der Hoffnung auf Glück gekommen waren. Neben ihr auf der Bühne stand der Erfinder, lächelnd, mit erhobenen Händen, wie ein Zirkusdirektor vor seinem Publikum. Als er sie im Wald aufgesucht hatte, sah er schon einmal in dieses dunkel...
  4. James und die Liebe

    James Pooper spazierte mit einem Zuckerapfel in der Hand über den Jahrmarkt. Er liebte diese gesellschaftlichen Ereignisse, obwohl er ansonsten eher zurückgezogen lebte und etwas scheu war. Er schlenderte an diversen Ständen und Attraktionen vorbei und gelangte nach einiger Zeit an den Rand des...
  5. Oberammergau 2030

    Als Jesus feierlich in Jerusalem einzog, erklangen die Fanfaren und die Menschen jubelten. Es jubelten nicht nur die Schauspieler auf der Bühne, die Spalier standen, es gab Applaus auch im Zuschauerraum, ja ganz vorne rechts gab es sogar Standing Ovations. Das Erstaunliche dabei: Der Esel, auf...
  6. Der Narr

    In einem Eck neben dem Thron hockt der Narr. Seinen Rücken hat er dem König zugewandt, sein Blick schweift über die Menschen, die eng gedrängt den Thronsaal füllen. Sein Gesicht liegt halb im tiefschwarzen Schatten, halb im gleißenden Sonnenlicht: Ein Mundwinkel, der sich in einem scharfen Bogen...
  7. Die Kaffeemaschine

    Der Wecker klingelte. Er stand auf und wankt in die Küche. Der Flur, durch welchen er geht, könnte wieder einmal gereinigt werden, denkt er sich. Doch wozu? Er kocht Kaffee. Der Kaffee schmeckt gut, sagt er seiner Frau. Drecksplürre, denkt der sich. Er zieht sein Hemd an. Das Hemd, welches er...
  8. Leben in Angst

    „Ausländer raus! Ausländer raus!“, hallte das Gebrüll durch die Straßen und drang schmerzhaft in ihren Kopf. Sie spürte Tränen in den Augen, als sie eilig in eine Nebenstraße wankte, ehe sie noch ins Visier der brüllenden Masse kam. Das letzte Stück bis nach Hause rannte sie, wobei sie sich...
  9. New World

    1 Wir schreiben das Jahr 2018. Zwei alte Freunde unterhalten sich ununterbrochen über die wichtigen Dinge des Lebens. Bei den meisten Themen sind sie sich einig, doch nun entdecken sie einen Themenbereich, bei dem sie gegensätzliche Meinungen vertreten. „Wir leben eigentlich in einer perfekten...
  10. Sog

    Meinen Schnapsvorrat hat Papá nicht gefunden, sein Geld hingegen habe ich entdeckt. Der Umschlag ist ausgebeult, viel zu groß für das, was noch drin steckt. Papá muss viele Tausender ausgegeben haben. Die ganze Nacht habe ich wachgelegen, überlegt. Ich könnte einfach mit den Scheinen abhauen...
  11. Eine Geschichte, die nie erzählt wird, obwohl sie es müsste.

    Geschichten, die nie erzählt werden. Der Kamerad Eine flüchtige Begegnung, eher unscheinbar. Nichts besonders. Man lernt so viele Soldaten in Vorbereitung auf einen Einsatz kennen. Wir waren für die Woche einer Gruppe zugeteilt. Ich schaute ihn und die anderen an, versuchte, sie einzuschätzen...
  12. Horst the bachelor

    Horst Hödensück war ein 44-jähriger Junggeselle. Er war verliebt in die Kioskverkäuferin Ursula, die von den Anwohnern auch Urs genannt wurde. Horst war für sein hohes Alter noch relativ gutaussehend, litt aber unter einem medizinischen Problem: Seine Wangen schwollen extrem stark an, wenn er...
  13. Einsamkeit

    Der Junge schluckte. Die Gedanken schossen ihm derart hartnäckig durch den Kopf, dass man meinen könnte, sie hätten eine boshafte Selbstständigkeit entwickelt, mit dem einzigen Ziel, ihm seine Situation immer und immer wieder vor Augen zu führen. Er wanderte langsam den schmalen Waldpfad...
  14. Zeitgefühl

    Es fühlt sich an, als würde jemand mit einem festen Gegenstand gegen die Innenseite meiner Schläfe klopfen. Impulse in regelmäßigen Abständen, klopf, klopf, klopf. Ich kann nicht genau sagen, wann die Kopfschmerzen begannen. Heute Morgen? Als ich aufstand, nahm ich sie jedenfalls noch nicht so...
  15. Kopfsprung

    Die dralle Frau, die der Mann am Tresen, der selten ins Hexenwerk kommt, nicht mehr als jung bezeichnen würde, beugt sich mit ihrem engen, roten Kleid und einem Ausschnitt, der zeigt, was er nicht verbergen soll, beim Spülen der Biergläser weiter vor als notwendig. Sie hat dem Mann am Tresen...
  16. Vom Anspruch der guten Arbeit

    Vierzig Jahre Erwerbsarbeit kratzen auf Haut und im Rachen. Betriebe verschwinden, an vierzig Jahre erinnert der Lebenslauf in grauen Narben. Sie ignoriert das Brennen, der vernarbte Körper fleht, aber sie stampft: Ich kann das, von nix kommt nix, ich mache was! Dritter Stock, endlich. Sie...
  17. Eine erfundene Geschichte und viele Fragen

    „Er hat meinen Vater ermordet und mich dann meiner Mutter beraubt.“ Ihre Stimme zitterte, und ihre Augen funkelten. Ich saß etwas verlegen in dem kleinen Zimmer und beobachte sie seitlich. „Er hat deinen Vater angezeigt, aber ermordet ...?“ „Jeder wusste damals, was geschah, wenn einer als...
  18. Malim me amici fellent qvam inimici irrvment

    Ein Junggesellenabschied – oh wie schön. Die Freude über unser Eintreten ist bei der jungen Frau hinter dem Tresen nicht zu übersehen. Ein kurzer taxierender Blick, der jedes der vier Mitglieder unserer Gruppe erfasst, kalkuliert in Bruchteilen von Sekunden Risiko und wie nervig dieser Abend für...
  19. Schein

    Elvira zupfte an meiner Krawatte und wischte eine imaginäre Fluse vom Jackett. „Ich habe dir Brote mit Schinken und Gürkchen gemacht“, sagte sie, reichte mir die Aktentasche und küsste mich auf die Wange. „Schönen Tag, Schatz.“ „Danke, dir auch“, antwortete ich lächelnd und trat durch die Tür...
  20. Die Kündigung

    Unruhig wälzte sich Tama auf dem schmalen Bett ihres kleinen Apartments hin und her. Sie hatte das Fenster weit geöffnet, doch die frische Nachtluft des beginnenden Herbstes brachte ihr nicht die erhoffte Ruhe. Morgen würde das Gericht entscheiden. Morgen. Seit vier Monaten brodelten die...

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