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Genre: gesellschaft

  1. Nächtlicher Augenblick

    Die kalten Knospen des kahlen Baumes winden sich leicht in der Melodie des eisigen Windes. Vergessen und einsam. Das Autofenster des parkenden Autos auf der Straße spiegelt in der Dunkelheit die gerade erleuchteten blauen Schriftzüge des Kiosks im Erdgeschoss wider. Ein Radfahrer kämpft auf der...
  2. Kenny und sein Date oder (über die Notwendigkeit sozialer Masken)

    Wieso sollte ich meinen Netflix Account nicht upgraden? Ich wette, ich erkenne den Unterschied durch die Ultra HD Auflösung. Die meisten sehen das nicht. Zumindest nicht so richtig. Hoffentlich bringt Eric etwas Gras mit. Wäre echt blöd wenn er es wieder zu Hause vergisst, angeblich. Was für ein...
  3. Meisterin der Demotivation

    „Meister der Demotivation gesucht“. Conny konnte nicht glauben, was sie las. Die Anzeige war sexy minimalistisch: eine Zeile, eine Telefonnummer. Da wusste jemand, was er wollte. Noch mehr war sie von der unauffälligen Effizienz beeindruckt. Frech oder ein Versehen im sonst üppigen...
  4. Das Mädchen mit der Violine

    Er war schon immer etwas Besonderes gewesen. Als ihn der Doktor vor 31 Jahren zum ersten mal hochhielt, kopfüber und schmierig, das gleißende Licht der Neonlampen des Kreißsaals schmerzhaft in den Augen brennend, hatte Er geschriene. Laut und irgendwie auch ziemlich sauer, so wie es kleine...
  5. Sugar Boy

    Manchmal war Liebe die Summe zweier Zahlen, bei der es besser war, das Ergebnis für sich zu behalten. Früher hatte Flora nie über Herbst-Frühlingsbeziehungen nachgedacht, über Altersunterschiede, die andere zum Lästern brachten, und nun hatte es sie selbst erwischt: Sie war seine Frühlingsrolle...
  6. Überholspur

    Jeden Morgen das Gleiche. Vorbei an vielen Häusern, Menschen und Fahrzeugen. Dort ein Volkswagen, hier ein Porsche. Die Menschen wollen Hektik. Schneller an ihr Brötchen, schneller erledigt, schneller zum Ziel kommen. Eile und keine Zeit. Denn Zeit ist Geld. Freizeit ist Arbeit. Schneller...
  7. Grillfest

    Vormittags parkt meine Mutter auf einem der Parkplätze vor dem Wohnhaus. Vom Küchenfenster aus sehe ich sie aus dem Wagen steigen. Sie streift sich durch die kurzen, rot getönten Haare. Sie wird 59 dieses Jahr. Sie steht auf dem Gehweg neben dem Wagen und trägt noch ihre Arbeitsklamotten: das...
  8. Haarrisse

    Das Publikum verstummt. Im Dunkeln gibt es immer einen, der sich heimlich wünscht, dass jemand abstürzte. Das Böse hängt in der Luft, genau wie die neun Frauen an ihren Haaren in der Zirkuskuppel. Wie Figuren eines riesigen Mobiles baumeln sie von einem runden Trapez, enganliegende Silberkostüme...
  9. Die Armbrust

    ,,Du hast meine Schwester getötet“ sagt die schwarze Frau, als sie vom Tresen aufblickt. Ihre Anklage wirkt eher brüskiert, ja herablassend, als verzweifelt. Nein, ein Racheengel ist sie nicht, und wenn, dann einer mit gestutzten Flügel. Für H wirkt es eher, als wolle sie ihn klein halten, ihm...
  10. Frisbee

    „Einmal Heilwasser, der Herr“, sagt Vera, gießt mir ein und fügt scheinbar emotionslos hinzu: „Börners Haus steht zum Verkauf. Sie packen schon ...“ Ihr Blick durchdringt mich, das spüre ich. Ich nehme einen Schluck, schüttle mich und sage: „Halt’ ich für zu früh. Man kann nicht einfach alles...
  11. Das Gift der Liebe

    „Wir gehen kurz eine rauchen“, sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand und führt sie auf die Terrasse. Es ist kühl draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz. Julian zündet sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch, bevor er mit den Lippen ein O formt und graue...
  12. Identitätsschwund

    Ein schmächtiger, kränklich wirkender, junger Mann kam mir entgegen, als ich die breiten Steintreppen der "Zweiten Welt" emporstieg. Er würdigte mich keines Blickes, seine starren, glasigen Augen blieben am Boden haften. Nervös ließ er seinen Schlüsselbund von einer Hand in die andere gleiten...
  13. Die Landschaft der Knochen

    Sie stellt die Tasse vor mich hin und nimmt sich eine Zigarette aus meiner Schachtel. Für einen Moment betrachtet sie den Filter, liest den Schriftzug – CAMEL – dann zuckt sie mit der Schulter und sagt: Hast du mal Feuer? Ich nicke und reiche ihr das Zippo. Dein Bruder, sagt sie leise und öffnet...
  14. Unsere Insel

    Unsere Insel „Die Welt ist schön und wert, dass man um sie kämpft.“ - Hemingway Ich blickte aus dem Fenster des McDonalds; dort fuhren die tonnenschweren Trucks vorbei, der Himmel war orange, in manchen Ecken sogar fliederfarben. Ich sah die Welt und ich war, wie immer, nicht da, sie hatte...
  15. Schläfer Heinrich

    Er erwachte aus einem unruhigen Mittagsschlaf, der sich als weniger ertragsreich herausstellte, als Heinrich gehofft hatte. Der Traum von letzter Nacht, den er versuchte weiter zu träumen, löste sich nach drei Traumminuten in einer diffusen Wolke auf und er stand wieder vor dem Tor, das er nicht...
  16. "Wie Schade"

    Das Mädchen sitzt auf der anderen Seite des kleinen Cafés in Stuttgart. Sie kritzelt Notizen in ein schmales Buch und rührt gelegentlich mit gleichermaßen abwesender aber auch konzentrierter Miene in ihrem Kaffee. Warum sie wohl hier ist? Es ist spannend, darüber nachzudenken, dass jedes...
  17. Tote Fische

    Ich achte auf meine Atmung, nur auf die Atmung. Einatmen, ausatmen. Das Geschrei von Mama ignoriere ich. Mein erster Tag auf Arbeit lief nicht gut. Deshalb sitze ich mittags schon wieder zu Hause auf dem Sofa und sehe fern. Neben Mama, die tobt. Dass diese Angelegenheit mit dem Abfall...
  18. Wie ein Star

    Ein Junge, keine vierzehn Jahre alt, gehörte zu der Sorte junger Menschen, die einst mit großen Hoffnungen in das mehrstöckige moderne Gebäude mitten im Herzen der koreanischen Hauptstadt Seoul getreten waren. Er war kein Einzelfall; vielmehr einer von vielen, deren Träume oft von...
  19. An der alten Eiche

    Und wieder saß der alte Mann, umgeben von dem restlichen Grün eines ehemaligen hübschen Hains auf seiner halbmorschen Holzbank, während über ihm mächtig seine ihm lieb gewordene alte Stadteiche thronte und er nichts weiter tat, als besorgt das Treiben der Masse zu beobachten. Grausam produzierte...
  20. Maria atmete nicht mehr

    Unausgesprochenes schwebte im Raum. Ein Treffen, nervöses Lachen füllte Schweigen zwischen verschwendeten Worten, gereiht ohne Sinn. Gesprochen, nur um etwas gesagt zu haben. Erfahren von Banalem ohne Sinn. Hüpfende Herzen der Angst, folgten rasenden Sprüngen der Panik. Den Absprung von Neuem...

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