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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Der mechanische Arm

    Ich gehe abends gerne ins technische Museum. Dort ist es im Sommer kühl und im Winter warm. Barny, der gute Mann am Empfang, gibt mir einen Besen und ich fege ein wenig die Gänge, es ist ein Alibi. „Hallo Barny, alte Dreck HEP”, begrüße ich ihn freundlich. Er nickt mir zu, dreht sich behäbig...
  2. Das Dunkel am Ende des Tages

    Das Auseinandernehmen und Reinigen meiner CZ75 ist eine Routine, die mir so etwas wie Frieden schenkt. Zumindest beruhigt es mich. Die wenigen dafür notwendigen Handgriffe könnte ich im Halbschlaf durchführen: Entsichern, Magazin raus, Kammer entladen, Hahn spannen, den Verschluss nach hinten...
  3. Ruß im Wind

    Aufgeregtes Getrappel und Gemurmel ließ Garem aus seinem Schlaf fahren. Irgendetwas stimmte nicht. Benommen richtete er sich auf und lauschte in die Dunkelheit der Kammer. Stille. Dann ein leises Scharren, irgendwo jenseits des Flurs. Hörte er da Delara, die Hebamme? Langsam gewöhnten sich seine...
  4. Ikarusblues

    “Wo sind die denn hin?”, fragte ich mich. Alles fing damit an, dass vor mir nachts zwei schwarzhaarige Männer über die Lichtenberger Brücke liefen. In jeder Hand trugen sie eine fast leere, weiße Plastiktüte. Ich hielt sie für Angehörige eines fahrenden Volkes. In Andalusien würde man Gitanos zu...
  5. Rote Münzen

    Mein Name ist Helmut. Ich bin Putzmann und betreue die sanitären Anlagen hier am Marktplatz. Der heißt nicht nur so, Dienstags und Freitags gibt es hier wirklich einen Markt mit Verkaufsständen. Vor allem Gemüse, Obst, Käse und Fleisch. Auch Blumen, Kleidung und manchmal Kunsthandwerk. Ich...
  6. Should i stay or should i go

    Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, welche von Tiefs und Rückschlägen beherrscht wurde. Unmittelbar nach der großen Corona Welle. Die Menschen mussten sich erst wieder finden, viele Existenzen lagen in Scherben. Die Stimmung war von Ablehnung und Egoismus geprägt, was mir täglich von...
  7. Das Paradies ist immer anderswo

    Schmutz und Einsamkeit. Seit so vielen Jahren schon, und von Beginn an keine Hoffnung. Ihrem Leben ein Ende setzen und damit den Drohnen entkommen, wie oft hatte sie daran gedacht. Doch dann gab es immer wieder diesen Ort hier, ihren Lieblingsplatz in dem Meer aus Verzweiflung. Sie kletterte...
  8. Ein Riesenhunger

    Ausgemergelt in seinem schmutzigen weißen Anzug, begleitet von einem beißenden Gestank und besessen von einem Riesenhunger, durchwühlte er die Ascheimer der Innenstadt und trieb sich länger als sonst in den Wirtshäusern herum. Die Passanten machten einen Bogen um ihn. Niemand wollte sich mit ihm...
  9. Eigengrau

    »Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Angst, und die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.« — H. P. Lovecraft # Nachts liege ich wach und starre in die Leere, die nie ganz schwarz, sondern anthrazit ist, obwohl ein Rollladen das Straßenlicht...
  10. Das, was uns am Leben hält

    Meine Freundin liegt regungslos im Bett, die schwarze Schlafmaske wie die Augen eines Insekts. Ich öffne die Box mit den Blutzuckermessstreifen. Die Sonne strahlt durchs Fenster. Glänzender Schweiß in meinen Handflächen, die Linien darin wie eine Maserung. Der Kühlschrank brummt. Draußen das...
  11. Schuld ist stumm

    Es ist leise, zu leise, eben noch hat sie ihren Sohn in der Legokiste wühlen gehört. Was ist denn jetzt schon wieder, denkt Nora und drückt die Klospülung. Sie wäscht sich eilig die Hände und fährt zusammen; der Schrei ist aus der Küche gekommen. Vor dem Spülbecken steht Aron mit dem...
  12. Schwarzbau

    Das Haus seines Vaters lag am Fuß eines Hügels, zur Hälfte von einem schmalen Feldgehölz verdeckt. Ein junger Imker aus der Gegend hatte im vergangenen Jahr um Erlaubnis gebeten, seine Beuten dort aufstellen zu dürfen. In der angehenden Dämmerung erkannte er den goldgelben Anstrich der...
  13. Terminus

    Im Westen glühte der Smog über der Stadt. Schwarz glänzten die Türme der mittleren Bezirke im letzten Licht des Tages. Ausflugsschiffe, Gleiter und Frachter zogen hoch über der Skyline dahin. Abri Sanara steckte sich eine Zigarette an. Sie stand vor Eric’s Diner, rauchte und schaute nach oben in...
  14. Punchlines

    Punchlines I Ihre Rechte tastet nach dem Smartphone, doch diesmal verfehlt sie die Snoozefunktion und es knallt auf den Boden. Es hilft ja doch nichts. Ächzend setzt sie sich auf und greift nach dem nervtötenden Teil. Endlich Ruhe. Sie steht auf. Selbst verwundert, dass ihr Körper diesem Befehl...
  15. Manuel Bongesa

    Himmelsgeschenk (I/III) Die knorrigen Äste der Schwarzrinden-Bäume warfen noch langgestreckte, bizarre Schattenmuster auf den Dorfplatz, trotzdem flirrte die Luft schon vor Hitze. Es würde wieder einen sehr heißen, staubigen Tag geben, obwohl sich das Ende der Trockenzeit schon durch...
  16. Kirschblütenfest

    “So macht es sich doch bezahlt, dass ich mir noch kurzentschlossen bei aldi ein E-Bike gekauft habe”, denke ich und sehe zufrieden die neidischen Blicke der Anderen, an denen ich auf der Kynaststraße, die nach der Sanierung vom Ostkreuz zu einem steilen Berg geworden ist, vorbeiziehe. Sonst muss...
  17. Nachtschattengewächs

    Fast fünfzig Jahre. Beinahe ein halbes Jahrhundert sind wir schon verheiratet. Schau sie dir an. Zauberhaft, wie sie lächelt. Ich liebe dich, formte Werner die drei Worte mit dem Mund, während er Sylvia durch die Glasscheibe zum Wintergarten hinaus betrachtete. Eingezwängt in seinem Sessel...
  18. Unentdeckt

    13. Mai. Wendepunkt: Wärme. Am Morgen, vor dem Glockenläuten. B. sitzt am Küchentisch. Der Rücken berührt die stählerne Lehne, die langgliedrigen Finger umklammern die Oberschenkel. Auf dem Tisch ein Eierbecher aus Bernsteinglas; daneben die Tageszeitung. Das Ei hat B. vor wenigen Minuten...
  19. Der Berger

    Scheinwerfer und Blaulichter tanzen über die Autobahn. Der Berger denkt an Weihnachtsbeleuchtung. Weint beinahe. Unterm letztem Christbaum lag ein Smartphone, dass er kaum bedienen konnte. Kann man ihn damit orten? Sicher. Er stolpert über den Abhang. Seine Knie schmerzen und Sirenen heulen...
  20. Novelle Total normal

    „Weißt du eigentlich, was ein Tisch ist?“, fragte meine kleine Cousine. Ich spürte ihre warme Hand in meiner. Sie zog mich vorwärts, vermutlich, um in die nächste Pfütze zu springen. Erst gestern hatte es geregnet, was im Herbst nicht ungewöhnlich war. Ich schüttelte den Kopf. „Ist das nicht...

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