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Genre: alltag

  1. Nachts auf der Straße

    alltag 
    Jack saß in einen dicken, abgetragenen Mantel gewickelt hinter einer Mülltonne und biss in einen Käsetoast, den er sich von seinen Tageseinnahmen besorgt hatte. Seine schmutzigen Finger hinterließen schwarze Abdrücke auf dem Teig, doch das kümmerte ihn nicht. Das war heute seine erste Mahlzeit...
  2. Gretchen erzählt eine Geschichte (II) Kaiser, Truthuhn und der Kaputalismus

    alltag 
    Gretchen erzählt eine Geschichte (II) Kaiser, Truthuhn und der Kaputalismus Opa, Opa - weißtu, wen ich geseh’n hab’? - Nein, das kannstu auch nicht wissen, Opa. Du hast ja gestern nicht mit Papa und mir Eis gegessen am Schloss. Das hat er mir schon soo lange versprochen … und dann ist es...
  3. Schwarz

    Ich stecke den Schlüssel in das Türschloss und mein Blick streift den knallig blauen Herzanhänger, welcher daran baumelt. Hat man mich früher nach meiner Lieblingsfarbe gefragt, habe ich immer sofort Blau gesagt. Deswegen hat Mutter mir genau diesen Anhänger gekauft. Ich drehe den Schlüssel im...
  4. Kopfüber

    Das Papier in ihren Händen ist feucht. Ihre Finger sind durchgehend damit beschäftigt, es zusammen- und wieder auseinander zu falten. Noch ein paar Mal mehr und man kann die Schrift zwischen all den Knickfalten nicht mehr lesen. Sie weiß auswendig, was dort geschrieben steht – dank tagelangem...
  5. Innenwelt

    Martina lächelte. Die Wasseroberfläche sah aus wie ein Weizenfeld im Sturm. Ein Feld voll grün leuchtender Ähren. Der Wind modellierte wilde Bewegung in das Wasser, trieb die Wellen vor sich her und die Abendsonne verwandelte all das in pure Schönheit. Noch nie hatte sie das Meer von so weit...
  6. Im Bus

    Ein Bus ist eine tolle Sache. Technisch faszinierend; aber all die Menschen, die er an ihre Ziele bringt, noch viel mehr. Ich liebe das Busfahren, einfach so herum. Vorn die alten Menschen. Taub und steif, weise und alt. Immer wütend. Dahinter ein paar Leute. Auf dem Weg zur Arbeit. Beschäftigt...
  7. Serie Chrissy (7): Martin

    alltag 
    Der Ast brach. Ich hörte das Knacken der dünnen Zweige, die unter meinem Gewicht nachgaben. Äste schlugen mir ins Gesicht, kratzten an Arm und Bein. Grün und Sonnenlicht im Wechsel, ich schloss die Augen. Spürte die harte Erde zuerst im Rücken, mein Kopf schlug auf. Silvesterraketen in meinem...
  8. Kieselsteine

    Bei Gewitter saß Oma in der Küche, Koffer auf dem Schoß, Hände auf dem Koffer. Die Finger fest ineinander verschlungen. Weiße Knöchel unter rissiger Haut, hier und da kleine Kratzer von den Stachelbeeren im Garten. Donner rollte über das Haus, hinüber zum Stall, verlor sich im Feld. Sie saß nur...
  9. Wenn das Wörtchen aber nicht wäre

    Es war Freitag der, nein nicht der dreizehnte, aber trotzdem ein sehr schwarzer Tag im Leben unserer Familie. Ich stand vor unserem Kalender und begutachtete den von meiner Mutter rot markierten Tag. Es lief mir kalt den Rücken hinunter. Wie schnell doch ein Jahr vorüber ging. Mir wurde übel...
  10. Fernsehabend

    Es war ein Tag wie jeder andere. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten in den Bäumen und unter meinem Fenster tummelten sich auf der Wiese im Garten ein paar Rehe und fraßen meine Rosen. Richtige Idylle eben. Okay, nein. Ich geb’s ja zu. Es pisste wie aus Eimern und unter meinem Fenster...
  11. Kleine Selbstmordgedanken

    In einem Zug auf dem Weg nach Stockholm, im hintersten Wagon: Eine Gruppe pubertierender Siebtklässler. Die Mädchen kichern, die Jungs auch. Aufregend ist das, so eine Klassenfahrt. Das Leben hat gerade erst angefangen! Zwei Reihen weiter sitzt ein Mädchen. Dreizehn. Das ist Emely. Sie sitzt...
  12. Der Tod macht mal Pause

    Michi rieb sich die Augen und gähnte. Seit zwei Stunden versuchte er zu schlafen, aber heute fiel es ihm besonders schwer. Diesmal lag es nicht an den Braunülen in den Armbeugen oder dem Beatmungsschlauch in der Nase, diesmal brummte die kleine Neonröhre über der Tür ganz unerträglich. Michi...
  13. Es stinkt anders als sonst

    Das war vor zwei Wochen. Ich komm nach Hause, es ist Freitag und halb zwei nachts. Ich mach auf und sag: „Mutter.“ Die liegt auf dem Boden, pennt in ihrer eigenen Pisse. Ich schüttel sie und sag: „Mutter.“ Aber die wacht nicht auf. Also hol ich einen Lappen. Als das weg ist, zieh ich ihr die...
  14. Nur Erde und Gras

    »Lass endlich die Feuerleiter hochsteigen!«, rufst du und schüttelst mich, dass ich zu dir hochschauen muss. Du machst übertrieben große Augen. Wir liegen faul im Gras herum, zwei Halbstarke. Gerade war ich noch damit beschäftigt einzelne Halme aus dem Boden zu rupfen, nach Leben zu suchen...
  15. Wir, die Nacht vor Ostern und der Bahnhof

    alltag 
    »Des Herrn Ostern, freuet euch, ihr Menschen!« Und alles Gute, das in der Welt war, alles war ihretwegen da. Und Katjuscha schien zu verstehen, daß alles das ihretwegen sei. Tolstoi, Leo. Auferstehung „Ich heiße Isa*.“ erwiederte ich auf ihre Frage. „Und wer seid ihr?“ „Ich bin Frank.“ „Ich...
  16. Blanke Nerven

    Er ging allein in die Kantine und hoffte, niemandem zu begegnen, den er kannte. Er hörte Stimmengewirr, klappernde Tabletts und Kellen, die an Metallschalen schlugen. Die Geräusche schmerzten in seinen Ohren. Was wenn jemandem auffallen würde, dass er ohne Kollegen essen ging? Was würden sie...
  17. Stilles Wasser und der Monolog Prädator

    alltag 
    Von der potenziellen Stille des Wassers angezogen, machte ich mich am Sonntag auf den Weg ins hiesige Hallenbad. Nach einem stillen Wasser mit Eiswürfeln, überreicht von der netten Bedienung des Bistros, entschied ich mich aufgrund der Massen an Kindern nur eineinhalb Stunden schwimmen zu gehen...
  18. GemEinsamkeiten

    GemEinsamkeiten Verdammt allein. Rauch stieg aus der Zigarette in ihrer Hand hinauf, sodass ihre schmalen hellen Lippen und ihr fahles Gesicht dahinter verschwanden. Wovor versteckte sie sich? Ein trockener Husten entwich ihren Lippen. Den Lippen, die Sekunden zuvor noch so gierig an der...
  19. Slavko verliert seinen Besten – eine Basketball-Tragödie

    Slavko geht die Außenlinie auf und ab und beleidigt unsere Mütter auf Kroatisch. Wir sollen schneller rennen, findet er. Am kommenden Sonntag ist das wichtigste Spiel der Saison, und er will, dass wir schneller rennen. „Je bo te!“, brüllt er durch die Halle. “Schneller!“ Wie weit will Slavko das...
  20. Metaxa

    Lustlos stocherte Max in der Grillplatte Metaxa, die der Kellner soeben serviert hatte. Britt hatte sich unverzüglich und mit unübersehbaren Appetit über die Fleischberge hergemachte. „Was ist los, kein Appetit?“ schmatzte sie vor sich hin. Doch schien sie nicht auf eine Antwort zu warten...

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