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Vegan-Wahn

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15.10.2015
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Vegan-Wahn

„Männer sind Schweine“, sagt Susanne. „So viel Fleisch könnte keine Frau essen. Diese Schweinhaftigkeit liegt wahrscheinlich auf dem Y-Chromosom.“
„Also, ich lasse mir ja eine Menge nachsagen“, antworte ich, „aber keinen Kannibalismus.“
„Was?“, fragt Susanne irritiert.
„Ist doch klar“, kläre ich sie auf. „Ich esse gerne Schwein. Und du sagst, ich bin ein Schwein.“
Sie sieht mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Das ist ebenfalls Quatsch, wo wir doch gerade gemeinsam den Geschirrspüler ausgeräumt haben. Aber das tut nichts zur Sache, jetzt geht es gerade um Paarhufer.
„Du hast da vielleicht was falsch verstanden“, erläutere ich. „Wenn es irgendwo heißt: ‚Der Mann isst ein Schwein‘, dann schreibt sich das mit Doppel-S. Eine nähere genetische Verwandtschaft zwischen Männern und Schweinen ist jedenfalls wissenschaftlich nicht nachweisbar. Obwohl Forscher ja im Tierversuch gerne Schweine verwenden, wenn es zum Beispiel um die Verdauung geht. Die Ähnlichkeit in dem Bereich ist aber wohl eher eine zufällige Konvergenz.“
„Das war im übertragenen Sinne gemeint“, knurrt Susanne mit zusammengebissenen Zähnen. Das klingt etwas nuschelig und wirkt zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck irgendwie süß, aber ich verkneife mir das Grinsen.
„Dafür war deine genetische Analyse aber ziemlich konkret“, mache ich noch geltend, da verlässt Susanne das Zimmer. Das zu Boden fallende Geschirrtuch bläht sich kurz im Luftzug der rasant geschlossenen Tür.
Ich verzichte darauf, ihr hinterherzugehen, um die Debatte zur Abstammungsforschung fortzusetzen. Vor geraumer Zeit habe ich auf langwierige und schmerzhafte Weise gelernt, dass das plötzliche Verlassen des Zimmers bei Susanne ein Anzeichen für meist ebenso plötzliche schlechte Laune ist. Und die will Mann sich nicht antun.
Habe ich wohl wieder was Falsches gesagt.

Das Zusammenleben mit Susanne ist schwieriger geworden, seit sie vegan ist. „Ist“ mit einfachem S, wie sie gerne betont. Weil es dabei nicht nur ums Essen geht, sondern um den gesamten Lebensstil. Denn von den Veganern gibt es ja zwei Subspezies, die sich nur selten miteinander kreuzen lassen – die Gesundheitsveganer und die Tierschutzveganer. Susanne gehört zu letzteren. Das bedeutet, sie will deshalb nichts vom Tier essen, weil die Lebensbedingungen für Nutztiere, speziell in der Massentierhaltung, durchweg grausam sind. Wenn man das konsequent zu Ende denkt, kann man eben auch keine Lederschuhe und Wollpullis mehr tragen, das Rot im Lippenstift darf nicht aus Pressläusen gemacht sein, und die Wildseidenbettdecke für den Sommer ist genauso böse, wie die Daunendecke für den Winter schon seit Langem war.
Und da gebe ich ihr sogar recht! Auch ich möchte nicht, dass ein Tier für meine Bedürfniserfüllung unnötig leiden muss. Wolle kratzt eh total, Bettdecken und Turnschuhe aus thermodynamisch schweißregulierenden Hightechfasern riechen viel angenehmer, und an Lippenstiften stehen mir so erdige Brauntöne wesentlich besser. Aber wenn es ums Essen geht, ist Verzicht für mich keine Option.
Das mit den Lippenstiften war übrigens ein Scherz.
Jedenfalls esse ich nur noch Fleisch, bei dem ich ein gutes Gewissen haben kann, weil die Tiere vorher ein glückliches Leben hatten. Bei Eiern und Milchprodukten mache ich das genauso, bloß dass die Tiere da auch hinterher ein glückliches Leben haben sollen.
Bio ist da immer schon mal deutlich besser als das normale Zeug, auch wenn heutzutage beides beim Discounter in derselben Kühltruhe einträchtig nebeneinander liegt. Besser allerdings in dem Sinne, wie eine einseitige Lungenentzündung besser ist als eine beidseitige. Oder Helene Fischer besser als Florian Silbereisen.
Deshalb kaufe ich mein Fleisch nur noch vom Bauern bei uns im Dorf. Der hat seine Tiere noch richtig klassisch auf der Weide stehen, wie man das aus alten Heimatfilmen kennt. Für mich persönlich wäre das ja ehrlich gesagt nichts (und ich meine nicht die Heimatfilme, die mag ich zwar auch nicht, aber jetzt rede ich von der Weidehaltung), so bei Wind und Wetter immer draußen stehen, aber die Kühe amüsieren sich wie Bolle. Die zeigen das zwar nicht so, aber die Experten sagen, Rindern gefällt das trotzdem. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass mein Saftbraten von Klara stammt, mein Lachsschinken von Horst und mein Sonntagsei von Henriette, und dass die es alle gut hatten. Beziehungsweise noch haben, siehe oben.
Moment mal. Horst heißt der Bauer. Mein Schnitzel ist von Frieder, glaube ich. Vielleicht sollte man Tieren keine Menschennamen geben, um Verwechslungen zu vermeiden. Nicht auszudenken, was das für Folgen haben könnte!
Bäuerin zum Knecht: „Hast du den Frieder auch gut ausbluten lassen?“
Knecht zur Bäuerin: „Ach, den Frieder? Nicht den Horst?“

Nun kommt jedenfalls wieder Susanne ins Spiel, der mein Ansatz noch zu halbherzig ist. Sie sagt gerne: „Man kann doch nichts essen, was mal einen Namen hatte!“
Na ja, zumindest hat sie das eine Zeitlang gerne gesagt, bis ich mal eines Nachmittags, als sie gerade beim Einkaufen war, kleine Namensschildchen in ihrem Gemüsegarten aufgestellt habe. Die Tomaten habe ich alle Tom genannt (hundertsiebenunddreißig verschiedene Namen für die kleinen roten Racker sind mir nun wirklich nicht so schnell eingefallen), die Kartoffeln Karl, den Rhabarber Barbara, den Spinat Popeye und den Kohl Helmut. Ich habe mich exakt so lange an meinem gelungenen Lausbubenstreich erfreut, bis Susanne das nächste Mal in den Garten ging. Nachdem sie meine humorvollen kleinen Liebesgrüße entdeckt hatte, stürmte sie ins Wohnzimmer und fiel mir um den Hals. Also, genauer gesagt ging sie mir an die Gurgel, begleitet von einem verbalen Vulkanausbruch, dessen Inhalt leider wegen akuten Sauerstoffmangels nicht in mein Gedächtnis einging. Danach verließ sie das Zimmer.
Holla, dachte ich unter gierigem Luftholen, das ist ein Anzeichen für irgendwas!
Susanne hat dann erst mal zwei Tage gar nicht mit mir gesprochen, und nach mühsamer Wiederaufnahme der Kommunikation fiel der eingangs erwähnte Satz nie wieder. Ich werte das als Teilsieg.

Das mit dem Fleisch führt trotzdem immer wieder zu Diskussionen zwischen uns. So wie vor ungefähr sechs Monaten.
„Fleisch zu essen ist für Menschen überhaupt nicht natürlich“, behauptet Susanne. Das hat sie mit Sicherheit im Internet gefunden, da steht ja alles und sein Gegenteil. „Das sieht man schon am Gebiss. Unsere Backenzähne sind zum Mahlen gemacht, für Körner und so.“
Ich gähne ostentativ. Ein wundervolles Wort übrigens. „Das ist schon so lange widerlegt. Wir haben ja auch Schneidezähne, und unsere Eckzähne sind evolutionsgeschichtlich mal Reißzähne gewesen. Unsere Vorfahren waren Allesfresser, so wie heute noch unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen.“
„Ja, unsere Vorfahren. Aber wir haben uns ja wohl vom Neandertaler weiterentwickelt.“ Hölle, diese Frau wechselt die Strategie schneller als das Schuhwerk. „Die Zivilisation muss doch wohl einen Fortschritt gegenüber unseren Urinstinkten bringen. Wo bleibt denn die Moral? Die Ethik?“
Einen Moment erwäge ich, sie zu belehren, dass die Neandertaler mitnichten unsere Ahnen waren, sondern einen Seitenzweig der Evolution darstellen. Aber das würde sie als Ausweichen deuten und den Punkt für sich einfordern. Statt dessen entscheide ich mich für den Frontalangriff.
„Wenn der Herr nicht gewollt hat, dass wir Tiere essen“, doziere ich, „warum hat er dann das Rib-Eye-Steak so schön saftig gemacht?“ Das sitzt. Susanne stammt aus einer christlich geprägten Familie, da kann man mit Gottesbezügen immer Wirkungstreffer landen. Etwas billig, vielleicht, aber sie hat es ja quasi herausgefordert. Außerdem ist es ein gutes Gefühl, wenn der Atheismus mir mal zum Vorteil gereicht, denn normalerweise besteht sein einziger Nutzen darin, dass ich auf den Geburtstagsfeiern meiner Schwiegereltern allein am Katzentisch essen muss.
Aber diesmal geht Susanne nicht kampflos auf die Matte. „Nietzsche“, sagt sie lauernd.
„Was ist mit dem?“ frage ich ahnungslos.
„Atheist“, stellt sie fest.
Und ich gehe ihr voll auf den Leim. „Kluger Mann“, sage ich leichthin. „Einer der klügsten.“
Und dann hat sie mich. Auf diesen Punkt hat sie die ganze Zeit hingearbeitet, und ich Idiot habe es nicht gemerkt. „Hat kein Fleisch gegessen“, triumphiert sie. „Ich zitiere mal: ‚Durch den vollkommenen Mangel an Vernunft in der Küche ist die Entwicklung des Menschen am längsten aufgehalten und am schlimmsten beeinträchtigt worden. Ich glaube, dass die Vegetarier mit ihrer Vorschrift, weniger und einfacher zu essen, mehr Nutzen gestiftet haben als alle modernen Moralsysteme zusammen.‘“ Ein feines, aber abgrundtief bösartiges Lächeln umspielt ihre Lippen.
Verdammtes Internet. Ich verlasse das Zimmer. Frauen kämpfen so unfair.

Habe ich erwähnt, dass unser Zusammenleben schwieriger geworden ist? Das zeigt sich auch in rein logistischen Zusammenhängen. Zum Beispiel beim Einkaufen.
„Wir brauchen noch ein Gewürz“, sagt Susanne zu mir, „Garam Masala.“
„Gesundheit!“, antworte ich selbstverständlich. „Welches Gewürz denn?“
Susanne guckt mich böse an. Wenigstens kann sie mitten im Edeka nicht einfach das Zimmer verlassen.
Ich lerne, dass Garam Masala eines von diesen Gewürzen ist, die man beim veganen Essen offenbar braucht, weil es ohne Fleisch nach nichts schmeckt. So wie Ras el-Hanout, den kannte ich bisher nur als den Bösewicht aus Batman Begins, der ganz Gotham vernichten will und von Liam Neeson gespielt wird. Cooler Hund, der Neeson, wurde auf seine alten Tage noch vom Charakterdarsteller zum Actionhelden. So fit möchte ich mit sechzig auch noch sein. Ich bin ziemlich sicher, dass das ohne tierisches Eiweiß nicht geht.
Um ein Steak oder ein Schnitzel zu würzen, braucht man im Grunde nur Salz und Pfeffer. Wenn einem das nicht reicht, kann man ja noch einen Speckstreifen dazu braten. In der fleischlosen Küche hingegen werden nicht nur obskure Gewürzschurken aus Comicverfilmungen eingesetzt, sondern auch einige einheimische und orientalische Klassiker, die wohl unsere Großeltern schon kannten, ich aber nicht. Oder nur vom Namen her. Ich war vor zu vielen Jahren mal bei den Eltern eines Studienfreundes zum Essen eingeladen. Lehrer und Juristen, so richtig gebildet und kultiviert. Als Handwerkerkind kam ich mir gleich minderwertig vor; wie bei meinen Schwiegereltern eigentlich. Ich weiß nicht mehr, was es zum Essen gab, aber ich erinnere mich an die Scherze, die in diesem Hause gemacht wurden.
„Da muss noch Sal bei.“
„Nein, da Mus kat dran.“
„Also, ich würde mehr Majo ran tun.“
In so eine Art von Komik muss man wohl hineingeboren werden. Ich habe das mal bei Susanne versucht, als sie gekocht hatte: „Sollte da nicht ein bisschen mehr Saf ran?“
Ihr Gesichtsausdruck war eine liebenswerte Mischung aus Empörung und Mitleid. „An Sojagyros? Hast du 'nen Knall?“ Also auch nicht ihr Humor. Wenigstens darin waren wir noch auf einer Wellenlänge.

Ein anderes praktisches Problem ist die gleichzeitige Herstellung von veganen und unveganen Speisen. Für mein Cordon Bleu muss dann schon eine separate Pfanne auf den Herd, damit es nicht Susannes Dinkelbratling infiziert. Das war immer okay, solange sie es trotzdem mit zubereitet hat, aber seit einiger Zeit weigert sie sich.
„Ich fasse deinen Fraß nicht an, das Zeug ist eklig, da wird mir ganz schlecht.“
Komischerweise lässt sie das wortgleiche Argument nicht gelten, wenn ich mit Kochen dran bin und ihren Seitan braten soll. Seitan, das ist so ein Fleischersatz aus Getreide, der dem Original erstaunlich ähnlich sieht, bei geeigneter Würzung auch fast genauso riecht und erst beim Hineinbeißen seine Verwandtschaft mit Polyvinylchlorid offenbart. Ich habe mal einen der Hersteller gegoogelt – er hat dieselbe Adresse wie ein Importeur chinesischer Scherzartikel. Kann natürlich auch purer Zufall sein.

Im August hatten wir ein paar Freunde und Nachbarn zum Grillen da. Meine Schwiegereltern waren nicht dabei, da hatte ich mich durchgesetzt. Im eigenen Garten und vor Zeugen am Katzentisch essen, das ging nicht; so viel Selbstachtung wollte ich mir bewahren.
Ich hatte den Grill schon mal ordentlich angefeuert. Ich bin nämlich Profi, zweifacher norddeutscher Vizemeister in Bratwurst der Gewichtsklasse bis 120 Gramm. Da kam Susanne mit ihrem Tofustück.
„Machst du mir das mit? Schön braun, aber nicht zu doll. Muss aber schon Geschmack kriegen. Und lass es nicht mit dem Fleisch in Kontakt kommen.“
„Da kannst du unbesorgt sein, Schatz“, sagte ich sibyllinisch. Noch so ein tolles Wort.
Und was soll ich sagen – gegen Profis ist eben kein Kraut und keine Sojabohne gewachsen. Als ich Susanne ihr Grillgut auftischte, war sie begeistert. „So lecker war mein Tofu ja noch nie. So richtig rauchig-aromatisch. Hätte Björn Moschinski nicht besser gekonnt! Das ist total lieb, dass du dir so viel Mühe gegeben hast. Aus dir wird vielleicht doch noch ein veganer Koch!“
Und sie gab mir einen extradicken Kuss. Da brachte ich es nicht übers Herz zu gestehen, dass mir das glitschige Ding durch den Rost in die Glut gefallen war. Kann ja mal passieren. Zum Glück ist Holzkohle auch vegan.
Seitdem soll ich immer Susannes Tofu grillen, quasi als ihr veganer Leibkoch. Natürlich verbitte ich mir, dass sie dabei zuguckt; ein zweifacher norddeutscher Vizemeister muss ja seine kleinen Geheimnisse wahren. Und mit denen gelingt mir der Grilltofu jedes Mal.

Vielleicht bin ich ja doch ein Schwein. Ich esse auch weiter welches. Aber Susanne, die liebt mich trotzdem. Muss wohl was mit dem Y-Chromosom zu tun haben.

 

... ein kleiner Holg mit einem breiten Grinsen im Gesicht! :D

Hier ging es ja wirklich eine Zeitlang hoch her, ich dachte schon, das würde ein veritabler Shitstorm und ich hätte hier sämtliche Sympathien verspielt. Aber es ist ja dann doch wieder abgeebbt, und ein paar Meinungen waren sogar richtig positiv. Trotzdem habe ich echt gelitten, weil ich verdammt noch mal nicht antworten durfte! Wer hätte gedacht, dass zehn Tage so lang sein können?

Deshalb und weil Mittwoch und Donnerstag bei mir erfahrungsgemäß schwierige Tage für umfangreiche Forumsbeiträge sind, habe ich das Folgende am Wochenende schon mal vorformuliert, um auf die wichtigsten Fragen und Kritikpunkte einzugehen – sozusagen ein FAQ:

Du, Holg? Das hätte ich aber nicht gedacht!
:lol:

Das war nicht als Kompliment gemeint.
Ach so. :sealed:

Du schreibst sonst nicht so. Wo kommt denn dieser ... Text auf einmal her?
Dieser Text ist eine Art Frühwerk und hat fast ein Jahr lang rumgelegen, bevor ich mich endlich getraut habe, ihn zu posten. Ich habe immer wieder ein bisschen dran herumgeschraubt, war aber nicht zufrieden. Ohne Leser-Feedback kam ich nicht mehr voran. Als der Maskenball zuletzt so viel Resonanz gefunden hatte, sah ich eine gute Gelegenheit, unvoreingenommene Reaktionen abzuholen. Die habe ich dann ja auch gekriegt ...

Was hast du dir bei diesem Schund Werk nur gedacht?
Zuerst nicht viel, da habe ich einfach drauflosgeschrieben. Ich habe zu der Zeit u.a. zwei Bücher von Torsten Sträter gelesen, das könnte mich beeinflusst haben (ohne dass ich seine Qualität erreicht hätte).
Trotzdem ist das hier etwas mehr als reine Blödelei. Wie ich schon an anderer Stelle angemerkt habe, ist Veganismus auch bei uns zuhause ein großes Thema, und ich bin mit den Argumenten und Pseudoargumenten pro und contra einigermaßen vertraut. Und anderslautenden Kommentaren zum Trotz sind die teils hanebüchenen Meinungsäußerungen, die ich hier verbaut habe, fast alle authentisch. Egal ob es um das Gebiss des Menschen oder um die Verdauung des Schweins geht. Es mag für die Sache völlig egal sein, ob Nietzsche oder Einstein oder Hitler Vegetarier, Veganer oder Zoroastrier waren – solche „Argumente“ werden in der Diskussion benutzt. Nicht zwischen Philosophen und anderen Wissenschaftlern (meistens jedenfalls), wohl aber in den Kommentarspalten und Diskussionsforen des Internets. Wer sich dort als Fleischesser outet, darf sich von besonders strammen PETA-Aktivisten auch gelegentlich mal als Mörder oder Aasfresser titulieren lassen. Und dass man nichts essen darf, was mal einen Namen hatte, habe ich auch mehr als einmal gehört/gelesen. Solcher Schwachsinn kann mich einerseits ärgern, andererseits aber auch amüsieren. Beides habe ich hier verarbeitet.
Das ist der Grund, warum ich neben „Humor“ und „Alltag“ auch den „Gesellschaft“-Tag gesetzt habe. Allerdings hätte ich mir wieder mal gewünscht, eine andere Reihenfolge als die alphabetische festlegen zu können; dann hätte „Gesellschaft“ an dritter Stelle gestanden. Denn hauptsächlich sollte es sich lustig machen und ein bisschen lustig sein.

Was hast du gegen Veganer?
Nichts.

Warum lässt du Susanne dann so blöd dastehen?
Ich finde, Susanne steht nicht blöder da als ihr Mann. Diejenigen von euch, die ihn unsympathisch fanden, haben aus meiner Sicht genau Recht! Mir ist erst vor kurzem bewusst geworden, dass mich dieser Charakter an die Titelfigur der TV-Serie „Pastewka“ erinnert (ich unterstelle mal, dass der echte Pastewka sich davon unterscheidet). Das ist auch so ein Möchtegern-Witzbold, der seine Scherze auf anderer Leute Kosten treibt und nicht merkt, wenn er es übertreibt. Und wenn er dann mal selbst der Leidtragende ist, dann tut er sich auch unendlich leid. Der würde auch ums Verrecken keine Fehler zugeben oder eine Niederlage eingestehen. Und man findet als Zuschauer keine Antwort auf die Frage, warum so eine tolle Frau wie seine Anne eigentlich noch mit diesem komplexbehafteten Wurm zusammen ist. In eine ähnliche Richtung geht auch mein Prot.
Allerdings sollte Susanne auch nicht als die einzig Gute und das arme Opfer erscheinen; beide Seiten sollten ihr Fett abkriegen. Deswegen ist sie ein bisschen die Leidtragende seiner Streiche und regt sich mal mehr als nötig auf, während er sich als das kleine Arschloch entlarvt, das er ist. Übrigens finde ich gar nicht, dass Susanne wirklich dumm oder begriffsstutzig wirkt; eher so, dass ihr Mann sie durch seine gedanklichen Sprünge immer wieder aus dem Konzept (und auf die Palme) bringt. Mir selbst geht es in solch widersinnigen Debatten jedenfalls öfter so, dass ich mich am Kopf kratze und sage: Hä?!
Alles in allem fand ich mich recht fair.

Ich nicht.
Ich schon.

Witzig ist es trotzdem nicht.
Mein Hauptziel bei der Veröffentlichung war es rauszufinden, ob das irgendjemand lustig findet bzw. welche Teile davon lustig sind. Ich war einfach irgendwann betriebsblind, über meine eigenen Witze lache ich ja bei der siebten Überarbeitung eh nicht mehr. Also brauchte ich euer Feedback, und das habe ich gekriegt. Das war nun zwar nur teilweise in der Form „Witz A ist gut, Witz B ist schlecht“, aber trotzdem ganz erhellend. Haupterkenntnis: Sträter braucht mich vorerst nicht als Konkurrenz zu fürchten. :shy:

Du willst das doch nicht wirklich bei diesem veganen Literaturwettbewerb einreichen?!
Nein, dafür schreibe ich einen separaten Text. Den werde ich auch nicht vorher hier posten.

Und wie stehst du nun wirklich zum Veganismus?
Ich finde, das sollte eigentlich keine Rolle spielen, aber da ich hier so ein bisschen in den Verdacht des Veganer-Bashings gekommen bin, möchte ich zu Protokoll geben, dass ich große Sympathie für das Anliegen habe (und zwar aus Tierschutzgründen), auch wenn ich selbst noch nicht zu 100 % vegan bin (der Rest ist Bio, wenn irgend möglich; einen vertrauenswürdigen Bauern um die Ecke haben wir leider nicht). Ich bin aber nah dran und arbeite weiter an mir.
Was mir allerdings grundsätzlich suspekt ist, sind Extremismus und Besserwisserei – und zwar auf beiden Seiten der Debatte. Das habe ich wie gesagt aufs Korn nehmen wollen.

So viel als allgemeines Statement vorweg. Ich danke euch allen (ja, allen!) herzlich für eure Kommentare und werde sie natürlich wie üblich der Reihe nach beantworten. Den Text werde ich auch irgendwann überarbeiten, aber da habe ich momentan eine ziemlich lange To-do-Liste. Ich werde mich wohl eine Weile mit neuen Texten zurückhalten und mehr Zeit in Überarbeitungen investieren müssen.

Grüße vom Holg ...


PS: Eine Entschuldigung vorab an josefelipe, dass du hier in bösen Verdacht geraten bist, und das auch noch mehrfach. War keine Absicht. ;)

 

Hi Holg,
ich habe den Text UND die Kommentare gelesen, und soll ich dir was sagen (auch wenn mich das humormäßig offenbar bei einigen hier disqualifiziert): Ich finde den Text witzig - nicht nur ein bisschen, sondern ziemlich. Mit sind sowohl Susanne als auch der Ich-Erzähler sympathisch, die Pointen treffen meinen Geschmack und dazu ist das Teil noch sehr souverän geschrieben. Würde ja gern meckern, aber finde nichts.

Bevor du dich zu früh freust, mit 42 Jahren falle ich wahrscheinlich schon unter etwas, das sich Senioren-Humor nennt (ich gucke inzwischen auch viel öfter ZDF als früher), aber wenn ich deinen Text mit all dem "Komischen" vergleiche, das beispielsweise von den Lochis kommt (auf die meine siebenjährige Tochter abfährt), muss UND will ich sagen: Dein Text ist um Längen besser und unterhaltsamer als vieles andere, was sich hier in der Humorrubrik rumtreibt.

Ich habe es - und das als Fast-Vegetarier- sehr gern gelesen!

LG svg

 

So, Gong zur ersten Runde ...



Hallo wieselmaus,

wenn's ums Essen geht, da gibt es auf jeden Fall eine Adresse, an die man zuerst denkt.
Ja, nicht wahr? Und doch ist's die falsche. Aber den Text habe ich wohl schon geschrieben, bevor ich José kannte (oder mindestens, bevor ich ihn so fest mit allem Essbaren assoziiert habe). Ob ich als sein Doppelgänger durchgehe, mögen andere beurteilen. ;)

Schließlich gibt's hier viele Informationen über Sinn und Unsinn veganer Küche unter philosophischen, religionswissenschaftlichen, logischen und praktischen Abhandlungen.
Was davon will ich für mich in Anspruch nehmen? Vielleicht ein bisschen Information und ein Schlaglicht auf die (häufig fehlende) Logik der Diskussion. Philosophische oder gar religionskritische Ansprüche hatte ich ganz klar nicht.

Augenzwinkernder Humor mit durchaus satirischen Auslegern, profunde Erfahrungen im ewigen Geschlechterkampf und die obligatorische Versöhnung aus genetischen Gründen, obgleich doch bekannt ist, dass Männer und Frauen gar nicht zusammenpassen.
Und das sind ja ewige Konstanten, über die man wohl noch mal doppelt so viele Geschichten schreiben könnte, wie es schon gibt.

Eine sehr unterhaltsame, wunderbar formulierte Geschichte und beinahe arabischer Erzählkunst gerade auch in den immer neuen Variationen um das Thema.
Vielen Dank für das Lob! Ich bewahre es im Herzen für die weiteren Komms, die ich noch beantworten muss ... :D

Und deinen Nachschlag beantworte ich auch gleich mit:

Ich glaube, du brauchst Hilfe.
In mehr als einer Hinsicht ... :lol:

merkt ihr denn nicht, dass sich der arme Prot hier auf dem ungeordneten Rückzug befindet? Der ist doch von der lebenslang gewonnenen Erkenntnis erfüllt, dass Frauen sowieso recht haben. Und da greift er nicht ohne Raffinesse zu den abstrusesten Argumenten und Provokationen. Und will doch bloß eines, nämlich geliebt werden, Chromosomen hin oder her.
Ich glaube, da kommst du dem Prot tatsächlich recht nahe. Stellvertretend für viele Fleischesser, die ich in Veggie-Debatten erlebt habe, fühlt er sich in der Defensive, ohne so recht sagen zu können, warum. Ich glaube, auch wenn bei weitem nicht alle Veganer das raushängen lassen, haben die Fleischitarier oft so ein dumpfes Gefühl, dass die Veganer einen höheren moralischen Anspruch haben (zunächst an sich selbst, aber wer weiß, vielleicht ja auch an andere?), und wittern einen Vorwurf, wo (meistens) keiner ist. Und wie die meisten Menschen können sie mit Vorwürfen (auch imaginären) nicht gut umgehen und setzen sich zur Wehr. Nicht immer mit netten Mitteln.

Um mal von der Schweineebene auf die Hundeebene zu kommen: Der Prot ist einer für mich, über den sein Frauchen sagt: " Aber der beißt nicht, der will doch bloß spielen!"
Nur wenn man ihn zu sehr in die Enge treibt, kann es passieren, dass er doch mal richtig zuschnappt. Und dann sagt Frauchen: "Das hat er doch noch nie gemacht! :eek:"

Vielen Dank, wieselmaus, für dein Verständnis!



Hallo JackOve,

hat mir gut gefallen, deine Geschichte. Das norddeutsche Setting, der Erzähler und die kleinen Kämpfe zwischen ihm und seiner Susanne - all das finde ich sehr gelungen, das wirkt nicht zu überspitzt, um des Humors Willen, sondern glaubhaft und hat mich mehrmals Schmunzeln lassen.
Das freut mich! :) Glaubhaft sollte es (gerade noch) sein, wie gesagt ist vieles authentisch, natürlich nicht in der Häufung und auf die Pointe ausgerichtet. Also sagen wir: die Einzelteile sollten halbwegs glaubhaft sein, aber die Summe ist es wohl nicht mehr. Ach, was weiß ich - Glaubhaftigkeit wird überbewertet ... ;)

Eine Frage: Hast du das Norddeutsche noch an anderen Dingen erkannt oder nur an seinem Vizemeistertitel? Ich bin zwar Norddeutscher (wenngleich nicht direkt anner Küste), war mir aber nicht bewusst, dass man das so merkt.

„Da muss noch Sal bei.“
„Nein, da Mus kat dran.“
„Also, ich würde mehr Majo ran tun.“
Gut, dass das nicht sein Humor ist ...
Das habe ich tatsächlich original aus dem Elternhaus eines Studienfreundes. Ich muss gestehen, dass ich es damals sogar witzig fand. Bin wohl ein einfaches Gemüt ... (Keine Antwort notwendig!)

Aber schön, wie du auf diese Art zeigst, dass er sich unbegründet minderwertig fühlt. Braucht's das eigentlich? Seine Gefühle in Bezug auf seinen Stand und die Schwiegereltern? Ist doch ein total reflektierter Typ, dein Erzähler, der sonst einen ziemlich gefestigten Eindruck macht. Hat mich überhaupt nicht gestört, ich finde das auch nicht unstimmig, aber frage mich trotzdem, warum das wichtig ist für das Tänzchen, das du Susanne und ihn tanzen lässt.
Ich finde schon, dass das ein wichtiger Charakterzug des Prot ist. Man kann in manchen Dingen noch so beherrscht und reflektiert sein, jeder hat dann doch so seine Knöpfe. Wenn die jemand drückt, zeigt der Mensch plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Hier ist dieser Minderwertigkeitsgedanke natürlich mit dem Veganismus und dem moralischen Anspruch verknüpft (siehe oben in meiner Antwort an wieselmaus).
Ob es dafür nun genau diese Szene(n) gebraucht hätte oder ob ich das auch anders hätte vermitteln können, sei dahingestellt. Aber als Charakterzug wollte ich das wie gesagt schon haben.

In der Tat sind das ganz wunderbare Worte, aber muss er uns das Offensichtliche vorkauen? Über die Worte habe ich mich gefreut, seine Meinung dazu hätte ich persönlich nicht gebraucht.
Das ist aber gerade der Punkt, dass er diese Worte benutzt, um sein Ego aufzubauen. Wenn ich mir das als Bühnenvortrag vorstelle, könnte man das durch Betonung oder Mimik rüberbringen und könnte auf diese Zusatzbemerkungen verzichten. In der Schriftform fehlen diese Stilmittel, deshalb hatte ich wohl das Gefühl, das ausgleichen zu müssen. Anders gesagt: Wenn ich die Worte benutzt hätte, ohne das zu kommentieren, hätte man dann noch gemerkt, wie sich der Prot daran hochzieht? Oder hätte man das nur für eine Marotte des Autors gehalten? Das kann ich selbst gerade nicht einschätzen; fällt wohl in die Kategorie Betriebsblindheit.

Sonst wollte ich als einzigen Kritikpunkt eigentlich anmerken, dass man hier und da etwas kürzen könnte, frage mich nun aber, welche Stelle dafür denn geeignet wäre ...
Genau mein Problem! Schade, dass du es auch nicht auflösen kannst ... :shy:

Jeder Absatz hat eine starke Stelle, ob das nun beispielsweise die Mensch-Tier-Verwechslung oder der Liam Neeson ist, der ohne tierische Eiweiße vielleicht kein Actionheld geworden wäre. Du arbeitest in den jeweiligen Szenen stets auf etwas hin, für das es sich lohnt, dranzubleiben, also möchte ich da gar nichts monieren.
Schön, dass es dir gefallen hat! Dieses Format macht den Text natürlich ein bisschen zu einer Art Nummernrevue, zumindest das war mir auch selbst klar. Ein weiterer Faktor, der es der Standup-Comedy annähert.

Habe ich im Prinzip auch nicht, denn ich habe deine Geschichte in einem Rutsch gelesen und mich dabei sehr gut unterhalten gefühlt. Zu dem Lesegenuss beigetragen hat, dass mir keine Fehler ins Auge gesprungen sind.
Freut mich! Wenn ich bedenke, wie oft ich den Text in der Hand hatte, würde ich mich auch ziemlich ärgern, wenn noch Tippfehler o.dgl. drin wären ...

Das zu Boden fallende Geschirrtuch bläht sich kurz im Luftzug der rasant geschlossenen Tür.
Starkes Bild, kann ich mir aber trotzdem nur bedingt vorstellen. Selbst wenn es sich tatsächlich aufbläht, was hat dein Erzähler denn für eine wahnsinnige Aufmerksamkeitsspanne?
Ist die Spanne da ein Problem? Ich wollte damit eigentlich nur umschreiben, wie schnell Susanne das Zimmer verlässt: Die Tür ist schon zu(geknallt), bevor das Tuch am Boden ankommt - so dass der Windstoß es noch einmal bläht.



So, mehr wird's heute nicht, der Sport ruft! Morgen wieder.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

da wäre ich echt nicht drauf gekommen, wenn ich mich nicht irre, hat diesmal auch überhaupt niemand richtig geraten. :)

Ich habe noch mal darüber nachgedacht, warum du findest, du hättest Susanne und den Erzähler gleich behandelt, während ich und ein paar andere Leser das Gefühl hatten, der kommt zu gut weg und die Witze gehen fast alle auf Susannes Kosten. Ich glaube dir, dass du das fair verteilen wolltest, aber mein Leseeindruck war halt überhaupt nicht so.

Ich habe eine Vermutung - nämlich dass Ich-Erzähler einem stärker suggerieren, dass man sich als Leser mit dem Erzähler identifizieren soll. Ich weiß nicht, ob das anderen ähnlich geht, aber ich finde, in der dritten Person kann man sich leichter von einer Figur distanzieren. Also möglicherweise würde die Geschichte ganz anders wirken, wenn in der dritten Person erzählt würde, weil man dann Susanne und ihren Freund beide aus der gleichen Distanz betrachten würde und dann könnte man unparteiisch über beide lachen, weil der Erzähler halt nicht automatisch für sich selbst Partei ergreift. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Holger!

Ich glaube, es waren Consolidated, bei denen ich auf einem Konzert zum ersten Mal die Behauptung gehört habe, dass es eine Verbindung zwischen Massentierhaltung und Faschismus gibt. Das werden viele Leute wahrscheinlich für irre halten, aber mir hat das damals sehr zu denken gegeben. Ohne das weiter zu vertiefen, möchte ich den Punkt ansprechen, dass sich Deine lustige Geschichte eben nicht um die Frage dreht, weshalb Frauen angeblich nicht einparken können und Männer angeblich nie zuhören. Es sind nicht die paradoxen und letztlich komischen Missverständnisse zwischen jung und alt, die Du ansprichst, nicht Konsumgeilheit oder Snobismus, der aufs Korn genommen wird.

Deine Geschichte hört sich in weiten Teilen so an – und das suggeriert auch der Titel – als ob die Leute, die sich dafür einsetzen, Tieren mehr Rechte einzuräumen, im Grunde alle was an der Waffel haben, eben wahnhaft denken und handeln.

Der Humor eines Loriot, nur um mal ein Gegenbeispiel zu nennen, ermöglicht es den Leuten, die er beschreibt, sich darin selbst wieder zu erkennen. In Deiner Veganerin wird sich kaum jemand wieder erkennen, denn viele ihrer Argumente - das wurde bereits auseinandergenommen - sind Schwachsinn.

Ich hatte Dich als Autor übrigens sofort im Verdacht, was an unserer zig-seitigen Korrespondenz letzten Winter zu den Themen Natur- und Tierschutz und Ethik liegen mag.

Es bleiben ja noch eine Menge andere Personengruppen, über die man sich lustig machen könnte: Naturschützer überhaupt oder Leute, die sich gegen Rassismus engagieren oder all die linken Spinner, die von einer sozialgerechten Gesellschaft phantasieren, aber in Wahrheit doch nur zu faul zum Arbeiten sind.

Ich finde die Hysterie, mit der die Vegan-Pro-Con-Debatte manchmal geführt wird, auch dämlich. Doch Deine Geschichte ist da keine Hilfe. Vermeintliche Stereotype vorzuführen, ist nicht der intelligente Humor, zu dem Du fähig bist. Ich lese viele Deiner Kommentare und finde da echt ne Menge lustiger Statements. Dieser Humor von Dir ist mir tausendmal lieber.

Gruß Achillus

 

Und weiter geht's ...



Hallo barnhelm,

das ist zwar keine wirkliche Kurzgeschichte, aber ein Text, der mir gefällt. Nicht nur, dass er sprachlich und formal sehr sauber geschrieben ist, mir gefällt auch ganz besonders die feine Ironie, mit der das Gebahren der Frau aus der Y-Cromosom-Sicht betrachtet und bewertet wird.
Ich freue mich natürlich, dass dir der Text gefällt. :) Ob die Ironie wirklich so fein ist, da gehen ja die Meinungen auseinander ... nein, eigentlich gehen nicht weit auseinander, sondern dieser Text ist etwas holzhammermäßig, jedenfalls für meine Verhältnisse.

Hier hat jemand das Thema von allen Seiten betrachtet, und seine Kritik daran und an der Vegan-besessenen Partnerin aus einer Position der Zuneigung formuliert. Das liest sich sehr locker und trifft doch in vielfacher Hinsicht den Punkt.
Interessant, dass du da Zuneigung gefunden hast. Die ist zwar auch meiner Ansicht nach da, war aber für die meisten Leser wohl eher nicht so klar erkennbar. Ich muss zugeben, abgesehen von ein paar Bemerkungen über Äußerlichkeiten (z.B. dem "irgendwie süßen" Gesichtsausdruck) zeigt der Prot sich nicht übermäßig liebevoll.

Und da du die "vegan-besessene" Partnerin erwähnst: Ich hatte gehofft, zeigen zu können, dass auch der Erzähler von dem titelgebenden Wahn befallen ist. So richtig vernünftig sind seine Aktionen jedenfalls nicht ...

Hin und wieder verlässt der Autor ein wenig diese leichte Ironie und begibt sich in die Nähe von Kalauern: (...)
aber nicht, ohne sie als solche zu kennzeichnen.
Schuldig im Sinne der Anklage! :D Selbst die Kennzeichung fehlt an einigen Stellen. (Ob die EU eine Kennzeichnungspflicht einführen sollte ...? :hmm:)
Wobei gerade die von dir zitierte Stelle mit "Sal bei" usw. autobiographisch ist.

Dieses ironische Aufspießen des Vegan-Wahns hat mir gefallen.
Das macht mich froh und gibt mir Kraft für die folgenden paar Kommentare ... ;)

Ich glaube, da hat uns heute jemand zwei Texte untergejubelt. Ich müsste mich sehr täuschen, wenn hier nicht die Ironie des ‚Kälteschlafs’ durchschimmern würde. Deshalb: @The Incredible Holg, ich glaube, dieser Text ist auch deiner Feder entflossen.
Nach nochmaligem Lesen (und natürlich auch unter dem Eindruck der weiteren Kommentare) erscheint mir manches doch etwas grob geschnitzt zu sein und ich muss etwas zurückrudern. Es könnte wohl eher @Ronnie sein, der sich hier über den Vegan-Wahn auslässt. Ich bin gespannt.
Der erste Gedanke ist eben immer der beste! Und ich hatte tatsächlich gehofft, mit dem gleichzeitigen Posten eines weiteren Textes von mir ablenken zu können. Aber manchen kann man eben nichts vormachen ... ;)



Hallo ernst offshore,

Ich kann mir vorstellen, dass dieser Text mündlich vorgetragen vor einem Publikum funktioniert.
Das ist wohl die positivste Passage, die ich in deinem Komm finden kann, und ich stimme ihr zu. Allerdings ist deine nachfolgende Begründung natürlich nicht besonders schmeichelhaft, so wie auch der Rest deines Kommentars.

Mal abgesehen davon, dass Humorverständnis bekanntermaßen was sehr, sehr Individuelles ist, empfinde ich den Text nicht als Geschichte im Sinne von Geschichte, sondern eher wie einen dieser bemüht pointierten Gebrauchstexte, wie sie zu Hunderten auf den letzten Seiten diverser Zeittotschlag-Zeitungen zu finden sind. Diese Art von Glossen, mit der sich irgendwelche Semiprominente ein Zubrot verdienen, indem sie zu allem und jedem eine Meinung haben oder überhaupt nur belanglose Alltagsanekdötchen zum Besten geben.
Über die Definition einer "Geschichte" könnten wir jetzt wohl lange Diskussionen wiederholen, die alle schon x-fach geführt wurden. Mein Text hat zumindest Charaktere, einen Konflikt und eine gewisse Entwicklung mit einem (vorläufigen) Abschluss. Insofern denke ich nicht, dass er hier grundsätzlich falsch ist.

Was die Qualität angeht: bemüht pointiert, belanglos - das Urteil steht dir zu, das kann ich auch nicht widerlegen. Wenn ich damit ein Zubrot verdienen könnte, würde ich das allerdings nicht ablehnen ... ;)

Muss ich jetzt noch explizit betonen, Maske, dass du mich mit solchen Texten bis sonstwohin und noch ein Stückchen weiter jagen kannst?
Ich hatte so einen Hauch einer Ahnung ...

möglicherweise sind meine Ansprüche an den Maskenball einfach zu hoch. Ich erwarte mir hier nämlich immer etwas Besonderes. Sei es nun, dass die Autorin/der Autor sich stilistisch sozusagen neu erfindet oder dass sie/er dramaturgisch oder thematisch etwas Außergewöhnliches wagt, na ja, im besten Fall eben erwarte ich mir hier Literarisches, oder zumindest das erkennbare Bemühen um Literarizität.
Sorry, wenn ich das jetzt so abschmettere, aber ... von einem erhöhten literarischen Anspruch des Maskenballs ist mir nichts bekannt. Dass ich mich hier neu erfunden hätte, könnte man hingegen schon sagen, auch wenn "neu" hier eher "alt" ist, aber zumindest eine Abweichung von dem, was ich sonst hier gepostet habe. Und vielleicht habe ich sogar etwas inhaltlich Gewagtes verfasst, zumindest scheint es ja provoziert zu haben. Letztlich ging es mir aber schlichtweg um eine unvoreingenommene Beurteilung dieses Textes, und das entspricht m.E. den Zielen des Maskenballs.

Aber was ich mir hier nicht erwarte, ist ein sich dem Leser anbiedern wollender, vermeintlich mehrheitstauglicher Schmunzeltext. (Und das meine ich jetzt so abfällig, wie es klingt.)
So gesehen habe ich genug Gründe, von der Lektüre enttäuscht zu sein.
Soweit du dir die Enttäuschung durch deine Erwartungshaltung selbst geschaffen hast, brauche ich mir den Schuh wohl nicht anzuziehen. Wenn du den Text davon unabhängig einfach schlecht findest (und du hast da zwischen den Zeilen so was angedeutet ... ;)), ist das hingegen ein legitimes Urteil, mit dem ich leben muss.

In puncto Anbiedernwollen: Falls der Text diesen Eindruck macht, dann ist das wohl so. Meine Intention beim Schreiben war es jedenfalls nicht.

Schade, Ernst, dass ich deinen Geschmack so überhaupt nicht treffen konnte. Vielleicht nächstes Mal wieder. Nichts für ungut!



Geht gleich weiter ...

 

Hallo Peeperkorn,

Diesen Witz erklärt zu bekommen, war für mich kein guter Einstieg.
Yep, der Beginn war nicht gut, das ist mir inzwischen auch klar. Komisch eigentlich - das mit dem Kannibalismus kam mir gar nicht so übererklärt vor bzw. ich hatte gar nicht gesehen, dass das auch ohne die Erklärung funktionieren würde. Aber das Urteil der Kommentatoren ist in diesem Punkt ja ziemlich eindeutig. Klarer Fall von Betriebsblindheit.

Nicht mein Humor, sorry.
(...)
Diese Klammerbemerkungen kommen häufig vor und treffen meinen Humor ebenfalls nicht, die haben für mich etwas Gezwungenes, wollen unbedingt lustig sein.
(...)
Der Schlagabtausch ist nicht auf einem Niveau, auf dem ich das als witzig empfinden könnte.
Sorry, dass ich es dir zugemutet habe. :D Schenkelklopfhumor, muss man halt mögen - oder eben icht.

Die meisten Veganer verzichten auf viele dieser Produkte. Und selbst, wenn nicht: Man wirft ja z.B. jemandem, der aus ökologischen Gründen aufs Fliegen verzichtet, nicht vor, dass er Auto fährt, oder?
Na ja - manche Veganer (die vegan leben) werfen anderen Veganern (die "nur" vegan essen) durchaus vor, dass letztere nicht konsequent genug und deshalb keine "richtigen" Veganer seien.

Also, ab da habe ich in den Philosophiemodus geschaltet, mich nerven halt so schlechte Argumente, auch wenn sie in einem literarischen Text vorkommen. Wenn dich nicht interessiert, was Philosophen zu den Argumenten denken, die im Text verhandelt werden, dann lies besser nicht weiter.
Doch, das interessiert mich, und natürlich habe ich weitergelesen. In Bezug auf meinen Text ist es allerdings wohl doch die "falsche" (= nicht von mir intendierte) Sichtweise.

Ich finde das, was oben verhandelt wurde, inhaltlich differenziert, das findet man selten beim „Veganer-Bashing“.
Nur noch mal fürs Protokoll: Es liegt mir fern, Veganer zu bashen! Mein Text versteht sich eher als "Schlechte-Argumente-Bashing".

Jetzt aber kommt eine Aussage, die deine Veganerin offenbar als Idiotin darstellen soll. Niemand, der sich ernsthaft mit Tierethik auseinandersetzt, argumentiert so.
(...)
Niemand, der sich ernsthaft mit Tierethik auseinandersetzt, argumentiert so. Das ist ein Sein-Sollen-Fehlschluss.
Da hast du (nur) dann Recht, wenn du das Wörtchen "ernsthaft" unterstreichst. Leider, leider ...

Genau. Hier argumentiert sie richtig. Ausser wegen der Sache mit dem Neandertaler, aber das ist hier egal.
Lustig: Das Letzte hätte auch einer der Klammerzusätze aus meinem Text sein können ... :D

Menschen sind in der Lage, (sogenannt) natürliches Verhalten, d.h. Verhalten, das Tiere an den Tag legen oder Verhalten, zu dem Menschen naturgemäss die Möglichkeit haben (Fleisch essen, Vergewaltigen etc.) nicht an den Tag zu legen, und zwar aus moralischen Gründen.
Ja, das ist das "richtige" Argument für Veganismus. Deshalb habe ich es auch im restlichen Text nicht weiterverfolgt. :Pfeif:

sie hat es ja quasi herausgefordert.
Nein, hat sie nicht. Ihr Argument war kein religiöses. Für mich macht sich der Erzähler hier lächerlich.
Aus Sicht des Erzählers hat Susanne ihn schon allein dadurch herausgefordert, dass sie ihm mal wieder seinen Fleischkonsum vorhält. Und das auch noch mit einem Argument, das er nicht widerlegen kann. Und auch wenn ihr Argument kein religiöses war, war es zumindest ein ethisches, das ist für ihn nah genug beieinander. Er hat's da nicht so mit den Feinheiten.

Argument ad hominem. Die schlechten Argumente mehren sich. Jetzt fehlt noch die Hitler-war-auch-Vegetarier-Retour-Kutsche, dann würden die beiden argumentationstechnisch in der untersten Schublade wühlen. Aber das blieb dann zum Glück aus.
Allerdings nur, weil ich Hitler nicht die Ehre geben wollte. Nicht etwa, weil das Argument zu abwegig wäre, denn schlechter als das mit Nietzsche ist es auch nicht. (Leo Strauss hat offensichtlich sogar den Begriff redutio ad Hitlerum geprägt; sagt zumindest Wikipedia. Das kannte ich noch nicht.) Das mit Nietzsche hätte ich übrigens für ein argumentum ad verecundiam gehalten. :bib:

Mir ist klar, dass es sich bei diesem Text nicht um eine philosophische Erörterung handelt, da dürfen auch schlechte Argumente vorkommen. Aber in dieser Häufung? Was trägt der Text am Ende bei, um der Thematik näher zu kommen? Sehr wenig, meines Erachtens.
Damit hast du wohl Recht. Es war aber auch nicht meine Absicht, einen ernsthaften Beitrag zur Veganismusdebatte zu liefern. Etwas grundlegend Neues fällt mir dazu gar nicht ein, und wenn doch, glaube ich nicht, dass eine Kurzgeschichte unbedingt der geeignete Rahmen dafür wäre.

An dieser Stelle kann man vielleicht sagen, dass es nicht darum geht, die Thematik zu beleuchten, sondern sich der Sache humorvoll zu nähern, quasi aus der Vogelperspektive zuzuschauen, wie die beiden sich die übelsten Pseudo-Argumente um die Ohren hauen.
Ja, das ist in etwa meine Position.

Aber das hat bei mir leider auch nicht funktioniert, ich fand’s nicht lustig, mich nervt der Erzähler bloss tierisch. Ja, ich urteile vielleicht zu hart, lese den Text vielleicht auf der falschen Ebene. Vielleicht bin ich einfach humorlos.
Das ist dann schon eher schade. Hilft es, wenn ich sage, dass der Erzähler nerven sollte? Ich habe da durchaus ein bisschen mit der Suggestivität der Ich-Form gespielt (ohne dass ich das damals beim Schreiben so hätte benennen können). Ich finde es ganz spannend, wenn man als Leser mal (bildlich gesprochen) in seinem zustimmenden Nicken innehält, in das man bei dieser Erzählform zu verfallen neigt - vielleicht noch stärker, wenn (falls!) es lustig ist. Während man z.B. zu einem ich-erzählenden Serienkiller noch automatisch Distanz aufbaut (im Nachbar-Thread haben wir ja beide Dexter zitiert), merkt man in so einer Alltagsstory vielleicht etwas später, mit was für einem Arschloch man da in Wirklichkeit mitlacht.
ernst offshore hat ja in seinem Komm geschrieben, wie man bei einem auf der Bühne vorgetragenen Machwerk dieser Art durch seine Saalnachbarn zum Mitlachen verführt wird. Da wird z.B. dieses Hinterfragen noch stärker ausgeschaltet durch das Gruppengefühl im Publikum. Anderes Beispiel: Dieser Tage ist doch dieser Trump-Mitschnitt aufgetaucht, in dem er sich so herablassend über Frauen auslässt. Sein Gesprächspartner (irgendein Bush-Abkömmling) lacht brav mit, obwohl die Sprüche so platt und so frauenfeindlich sind, dass wohl auch 98 % aller Männer das zum Fremdschämen finden (hoffe ich jedenfalls). Der hat sich übrigens deutlich wortreicher entschuldigt als Trump selbst, obwohl er gar nicht als Präsident kandidiert.

Im Übrigens bin ich überzeugt, dass du jede Menge Humor hast, nur eben einen anderen. Spricht ja auch irgendwo für dich. ;)

Ganz allgemein finde ich das seltsame Abwehrverhalten gegenüber Menschen, die aus moralischen Gründen auf etwas verzichten, ohne diesen Verzicht von anderen zu fordern (so meine Erfahrung mit allen Vegetariern und Veganern, die ich kenne) sehr befremdlich.
Dazu hatte ich in meiner gestrigen Antwort an wieselmaus schon ein paar Worte geschrieben. Ich glaube, viele Fleischesser fühlen sich in so einer Debatte von vornherein in einer Art moralischer Defensive. Als ob man ihnen zwischen den Zeilen etwas vorwirft, ohne dass das laut gesagt wird. Und weil es ja kein wirkliches moralisches Argument für das Fleischessen gibt (soll heißen: es ist bestenfalls "nicht schlimm" aber niemals von moralisch positivem Wert), sehen sie sich im Nachteil. So habe ich es jedenfalls in etlichen Gesprächen empfunden. Das fängt schon an, wenn man in der Kantine nicht die Roulade, sondern nur den Salat nimmt und auf die Warum-Frage ehrlich antwortet. Wirklich erstaunlich, wie reflexhaft manche da nach dem verbalen Pistolenhalfter greifen.

Dieses Abwehrverhalten will ich deinem Text aber nicht unterstellen, denn der kommt ja durchaus in selbstironischer Form daher und deine Protagonistin bringt ja auch den Stein ins Rollen. (Obwohl: Wenn es meine moralische Überzeugung ist, dass man, sagen wir, nicht lügen soll, weshalb sollte ich die anderen Menschen nicht davon überzeugen dürfen?)
Es gibt vieles, was für Veganismus spricht, und nichts, was wirklich (ethisch) dagegen spricht. (Außer dem unvermeidlichen "Du isst meinem Essen das Essen weg", und das war mir sogar für diesen Text zu abgegriffen.) Insofern halte ich es auch nicht für böse, andere überzeugen zu wollen, statt nur still im eigenen Kämmerlein seine Möhren zu knabbern.

Aber man sieht ja, was daraus wird, wenn ich z.B. an den letzten Bundestagswahlkampf denke, in dem die Grünen für ihren Vorschlag eines wöchentlichen Veggie-Day in Firmenkantinen total abgestraft wurden. Dabei wäre der nur vegetarisch und nicht vegan gewesen, und auch keineswegs verpflichtend. Aber was dem Ami sein Gewehr, ist wohl dem Deutschen sein Schnitzel ...

Und was den Text in meinen Augen ansatzweise rettet, ist der differenzierte Teil zu Beginn, da bringt der Erzähler kluge Dinge zu Fragen der Tierhaltung vor.
War ein Versehen! :D

Geschrieben ist das Ganze sehr solide, das will ich noch gesagt haben.
Vielen Dank dafür und für die differenzierte Auseinandersetzung mit einem eigentlich gar nicht so anspruchsvollen Text.



Hallo Perdita,

Zu diesem Text im Speziellen habe ich aber leider nicht so viel Positives zu sagen.
Ich hatte schon befürchtet, dass das möglicherweise damit zusammenhängt, dass ich seit vielen Jahren Vegetarierin bin und damit schon angefangen habe, bevor es "in" war, so dass ich mir so ziemlich jeden Witz und jedes "clevere" Argument zu dem Thema gefühlt ungefähr dreitausend Mal anhören musste. Ich kann also nicht ausschließen, dass mir da mittlerweile jeglicher Sinn für Humor abgeht und dein Text gar nichts dafür kann, dass er mir auf die Nerven gegangen ist.
Das könnte ich ohne weiteres nachfühlen. Als Vegetarier oder Veganer macht man ja doch so einiges mit. Und das, ohne in der Regel irgendwas verbrochen zu haben.

An sich ist das kein schlechter Ansatz für eine Humorgeschichte. Wenn ein Paar unterschiedliche Ansichten zum Thema Ernährung hat - unabhängig davon, ob da jetzt einer von beiden Paläo-Diät macht, glutenfrei isst, ohne unter Glutenunverträglichkeit zu leiden, oder halt Veganer wird - dann ist das Stoff für Konflikte, und über Konflikte in Beziehungen kann man durchaus witzige Geschichten schreiben. Auch wenn ich persönlich der Art von Humor, die darauf beruht, dass erwachsene Menschen sich wie Vierzehnjährige in einen Kleinkrieg verstricken, anstatt vernünftig miteinander zu reden, nicht superviel abgewinnen kann - das ist halt individuell.
Und das ist letztlich auch der Kern dessen, was ich da beschrieben habe. Streitereien um Kaisers Bart unter Leuten, die einfach zum Streiten neigen. (Ich hatte sogar mal erwogen, daraus eine Serie zu machen mit immer wechselnden Themen, aber den Kabbeleien zwischen dem Erzähler und Susanne als Konstante. Sieht nicht so aus, als ob das Chancen auf eine eine große Fangemeinde hätte. :D) Der Veganismus als Aufhänger bot sich mir, weil ich mich damit zum einen ein bisschen auskenne und es dort zum anderen so viele schlechte Argumente auf beiden Seiten gibt, dass man manchmal nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Das en passant zu entlarven, hat mich gereizt.

Der Humor - ja, der ist Geschmackssache.

Aber diese Art von Geschichte lebt aus meiner Sicht davon, dass man Sympathie für den Erzähler empfindet. Und dein Erzähler ist mir sowas von unsympathisch, dem wünsche ich, dass er jeden Morgen barfuß auf einen Legostein treten möge.
Ich weiß nicht, wie oft ich deinen Kommentar schon gelesen habe, aber an dieser Stelle muss ich immer wieder lachen. Echt süß, wenn das das Schlimmste ist, was du ihm an den Hals wünschst!

Und das hat nichts mit seiner Ernährungsweise zu tun - sondern mit seiner unerträglichen Selbstgefälligkeit.
Die ganze Geschichte ist ein einziges Auftrumpfen: Guckt mal, wie witzig ich bin. Und wie schlau, nicht zu vergessen. Habt ihr meinen großen Wortschatz bemerkt? Wenn nicht, weise ich euch am besten extra auf die tollen Fremdwörter hin, die ich benutze.
Du findest den Erzähler unsympathisch? Ja, verdammt noch mal, du hast Recht!! Das ist Absicht, das soll so sein, ich finde es schade, wenn das nicht so ist.

Komisch aber, wenn du findest, dass so eine Geschichte mit einem unsympathischen Erzähler nicht funktionieren kann. Dafür sehe ich überhaupt keinen zwingenden Grund.

So ein Erzähler geht eigentlich nur, wenn der Humor auf seine Kosten geht, also wenn die Geschichte das lächerlich macht. Hier hält sich der Erzähler für einen ganz tollen Typen - und die Geschichte gibt ihm Recht.
Das finde ich ganz erstaunlich und habe es ja oben in der Antwort an Peeperkorn schon ein bisschen erörtert: dass ein Ich-Erzähler offenbar automatisch glaubwürdiger wirkt oder ein größeres Identifikationspotential bietet als ein Prot in der dritten Person. Denn inwieweit gibt ihm die Geschichte denn wirklich Recht? Er fühlt sich natürlich im Recht und lässt das auch raushängen (wobei man sich noch fragen kann, wie viel davon nur Gehabe ist statt innere Überzeugung). Aber davon werden ja seine Argumente nicht überzeugender, nur weil er sich von ihnen überzeugt gibt. Und natürlich kommt er am Schluss mit seiner Tofu-Schummelei durch, hat also in gewisser Weise "gewonnen". Aber hat in einer Krimigeschichte der Mörder am Ende "Recht", nur weil er vielleicht den Kommissar austrickst und der Strafe entgeht? Funktioniert dann der Krimi nicht?

Ich glaube, es hat eine Menge mit der Ich-Form zu tun, dass dieser Text so einseitig und polarisierend wirkt. Das ist für mich auf der methodischen Ebene die spannendste Erkenntnis aus dieser Diskussion.

Dann ist die Geschichte halt auch handlungsarm. Im Grunde ist das eine Aneinanderreihung von Anekdoten, es gibt keine Entwicklung der Figuren oder der Situation insgesamt. Das ist häufig bei Humorgeschichten, die Ansicht, dass Pointen einen roten Faden ersetzen können, scheint weit verbreitet zu sein. Ich sehe das nicht so. Der Geschichte fehlt etwas, die plätschert vor sich hin und hat keinen Höhepunkt.
Dagegen kann ich nicht viel sagen. Tiefgang oder Spannung hat die Handlung nicht zu bieten, einen roten Faden bietet halt die Thematik als solche. Am Ende herrscht eher Waffenstillstand als Frieden. Ein bisschen wie Sitcoms im Fernsehen vielleicht.

Sprachlich hat der Text schon ein bisschen was zu bieten - er ist gut lesbar und oft witzig formuliert. Ich wünschte mir halt nur, er würde sich nicht laufend selber für seine witzigen Formulierungen auf die Schulter klopfen.
Da lege ich Wert auf die Feststellung, dass es der Prot ist und nicht der Autor, der sich da auf die Schulter klopft. Das heißt aber nicht, dass man das nicht vielleicht trotzdem reduzieren sollte.



So, hier unterbreche ich mal. Mal sehen, ob es heute noch weitergeht; sonst morgen. Vielen Dank an euch alle bis hierhin!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

es ist schon bemerkenswert, dass in einem litararisch ambionierten Forum so viele Leser in die Ich-Falle tappen, obgleich den meisten bekannt ist, dass Ich-Erzähler und Autor keinesfalls identisch sind. Ebenso merkwürdig finde ich die Forderung, als Leser müsse man die Protagonisten sympathisch finden.

Wenn man Kinder auffordert, sie sollen sich eine Geschichte ausdenken, dann kommt in achtundneunzig Prozent eine Ich-Erzählung heraus. Es ist immer ganz schön schwierig, den Unterschied plausibel zu machen.

Gruß wieselmaus


Ich überlege gerade, ob dein Text anders beurteilt worden wäre, wenn der Prot in der dritten Person präsentiert worden wäre.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg

Im Übrigens bin ich überzeugt, dass du jede Menge Humor hast, nur eben einen anderen.

Deshalb war ich tatsächlich etwas entsetzt, als du hinter der Maske hervorgekrochen bist. Denn ich hab' schon ein paar Mal gedacht (und auch geschrieben), dass du einen Humor hast, den ich mag. Vielleicht so: Deine Range ist grösser. :D

Im Übrigen unterschreibe ich das, was du in deiner Antwort sagst, sofort. Ich hab' das einfach nicht aus dem Text rauslesen können, das, was du mit dem Text leisten wolltest, ist bei mir schlichtweg nicht angekommen.

Ob ich dabei in eine Ich-Falle getappt bin, wieselmaus? Mag sein. Aber so einfach ist die Sache m.E. auch wieder nicht. Ich meine, wenn jemand eine Geschichte posten würde, in der ein Protagonist fünfzehn Fäkalwitze erzählt (ich übertreib mal um der Sache willen), dann mag ich das nicht lesen, auch wenn der Autor dann sagt, er habe den Fäkalhumor des Protagonisten zum Thema machen wollen. Hier fand ich einfach den Austausch der Pseudo-Argumente nicht witzig, egal, wem ich diese Argumente zuschreibe. Aber ich finde das schon einen spannenden Punkt. Und ich zerbreche mir schon seit einer Woche den Kopf darüber, ob ich auch so kommentiert hätte, wenn Philosophie nicht mein Beruf wäre, oder wenn ich mich nicht über Fleischesser ärgern würde, die sich sofort angegriffen fühlen, nur weil eine Tofuwurst auf dem Grill liegt. Wahrscheinlich nicht. Aber hey, hier reagieren Menschen auf Texte.

Lieber Gruss euch beiden
Peeperkorn

 

Ring frei zur nächsten Runde ...



Hallo Sommerdieb,

Da sich nun aber sowohl Fleischesser als auch Vegetarier kritisch dazu geäußert haben, kommt jetzt die Meinung vom *trommelwirbel*:
Veganer.
Das wurde aber auch Zeit! :D

Zeile vier, und der Veganer wird bereits als schwer von Begriff dargestellt. Der Titel hat mich erstmal nur neugierig gemacht, spätestens hier hab ich dann aber meine kritische Brille aufgesetzt. Der Witz war weder kompliziert noch irgendwie versteckt, den hätte wohl jeder auf Anhieb verstanden. Also entweder wird hier der Leser für dumm gehalten, weil er den Witz erklärt bekommen muss, oder halt Susanne, und leider ist beides kein guter Einstieg für eine Geschichte dieser Art.
Wie ich schon in meiner gestrigen Antwort an Peeperkorn geschrieben habe, war ich an dieser Stelle offenbar besonders betriebsblind und habe tatsächlich angenommen, die Erklärung sei notwendig. Aber da beuge ich mich dem einhelligen Urteil der Leser.
Schwer von Begriff sollte Susanne nicht erscheinen; da würde ich auch keinerlei Zusammenhang zum Veganismus sehen. Aber schon gelegentlich etwas überfordert mit den gedanklichen Sprüngen ihres Mannes (nicht dass ihre eigenen immer viel besser wären).

Nein, das ist ganz sicher keine Konvergenz. Das Erbgut von Menschen und Schweinen stimmt zu 90% überein, ich denke, es ist hinlänglich belegt, dass wir Säugetiere nah miteinander verwandt sind, unser Verdauungstrakt ist somit ganz sicher eine Homologie.
Diese Prozentzahlen sind absolut irreführend; der Mensch stimmt auch in 50 % seines Genoms mit Bananen überein (Quelle). Natürlich sind alle Säugetiere relativ nah miteinander verwandt, trotzdem variieren die körperlichen Merkmale stark. Das Verdauungssystem des Menschen ist dem von Schweinen viel, viel ähnlicher als z.B. dem von Kühen, obwohl auch das Säugetiere sind. Insofern haben Schweine da durchaus eine gewisse Sonderstellung, aber nicht in der genetischen Verwandtschaft per se.
Nichtsdestotrotz mag "Konvergenz" der falsche Begriff sein, da bin ich leider kein Fachmann (und mein Prot auch nicht).

„Dafür war deine genetische Analyse aber ziemlich konkret“
Welche, dass die Schweinhaftigkeit auf dem Y-Chromosom liegt? Was soll daran korrekt sein?
"Konkret", nicht "korrekt".

Korrekterweise gibt es drei Subspezies, da fehlen noch die Umweltschutzveganer, wobei sich die drei Subspezies natürlich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen.
Mein Fehler, die hatte ich übersehen. Das hätte die Textstelle aber auch komplizierter gemacht. Nach meiner Erfahrung überschneiden sich die Umweltveganer relativ stark mit den Tierschutzveganern, aber deutlich weniger mit den Gesundheitsveganern. Man könnte also grob unterscheiden zwischen denen, die es für sich selbst tun, und denen, die es für eine bessere Welt tun. Zwangsläufig ausschließen tun sie sich natürlich nicht, aber manchmal bilden sie schon zwei Lager, und die Bessere-Welt-Veganer werfen den anderen Halbherzigkeit und Egoismus vor. Manchmal, wohlgemerkt.

Auch ich möchte nicht, dass ein Tier für meine Bedürfniserfüllung unnötig leiden muss.
Also Leiden ist schon okay, nur halt kein unnötiges? Na das ist aber ein sehr sympatischer Kerl!
Das Argument, dass Tiere nicht leiden sollen, und daher vorm Schlachten betäubt werden sollen usw, das kenne ich ja, lasse ich auch meinetwegen so durchgehen, aber "unnötig leiden" ist halt schon frech, das sagt ja, dass man grundsätzlich kein Problem damit hat, dass Tiere leiden für die eigene Bedürfniserfüllung, es muss halt nur in direktem Zusammenhang damit stehen.
Das minimale Leid, das einem Tier zugefügt werden muss, damit man es essen kann, ist die Tötung. Egal, wie human man das gestaltet, mit oder ohne Betäubung, mit oder ohne Schmerzen, Angst usw. - dieses Leid (= Schaden) für das Tier ist unumgänglich, wenn man Fleisch essen will. (Es sei denn, man isst nur Tiere, die eines natürlichen Todes gestorben sind, aber das spielt meines Wissens in unserer Lebensmittelproduktion keinerlei Rolle und wäre womöglich aus gesundheitlichen Gründen sogar auszuschließen.)
Dieses Mindestmaß an Leid akzeptiert jeder Fleischesser, egal ob er es sich bewusst macht oder nicht. Er hält es also offenbar für nötig, um seine Ernährungsbedürfnisse zu befriedigen. Alles Leid, was darüber hinausgeht, kann er dann als unnötig ansehen. Ich sehe da keinen Denkfehler.

Prämisse dabei ist natürlich das Fleischessen als solches. Wenn man das als unnötig ansieht, ist auch die Tötung unnötig. Aber viele Fleischesser sehen halt eine vegane Ernährung als ungesund an, und unter dieser Annahme verschiebt sich die Definition von "nötig" entsprechend. Damit möchte ich jetzt aber gar keine Aussage darüber machen, ob sie Recht haben oder nicht.

Diese Reaktion ist weder plausibel noch authentisch und dient anscheinend lediglich dazu, Susanne als jemanden darzustellen, der überempfindlich und cholerisch ist, also niemand, den man ernst nehmen kann oder sollte. Was ist so schlimm an Namensschildchen im Gemüsegarten? Tatsächlich ist es doch sehr gebräuchlich, dass man verschiedenen Obst- und Gemüsezüchtungen Namen gibt wie "Elena" oder "Katinka" und ähnliches. Eigentlich sogar eine sehr süße Idee.
Susanne weiß genau (denn sie ist eben nicht blöd), dass ihr Mann die Namensschildchen nur aufgestellt hat, um ihr das zuvor genannte Veganerargument ("Man kann nichts essen, was mal einen Namen hatte") im Mund umzudrehen. Sie versteht die Aktion als den Angriff auf ihre Überzeugung, der es auch war.

Wer auf der Gottesschiene für Fleischessen argumentiert, hat schon verloren.
Denn "wenn der Herr gewollt hätte, dass wir Tiere essen", dann hätte er sie wohl kaum als fühlende Lebewesen erschaffen? Da gibt es nur drei Möglichkeiten:
1. Gott ist ein Sadist
2. Es gibt keinen Gott
3. Gott wollte nicht, dass wir Tiere essen.
Da ein gläubiger Mensch 1 und 2 abstreiten wird, bleibt nur Nummer drei. Als Fleischesser sollte man von diesem Argument also besser absehen.
Ich schlage vor, dass du diese Argumentation mal an einem fleischessenden Pfarrer erprobst. Ich bin ziemlich sicher, dass er dir eine vierte Möglichkeit aufzeigen wird, auch wenn ich nicht weiß, welche das ist. Vorschläge meinerseits:
4a. Gott sieht Tiere nicht als fühlend im engeren Sinne (d.h. nicht vergleichbar mit menschlichem Fühlen).
4b. Die Tiere leiden für ein höheres, gottgewolltes Gut (nämlich den Menschen und sein Wohlergehen).
4c. Die Wege des Herrn sind unergründlich.
Ich als Atheist bin da leider nicht kreativ genug, bestimmt findet der Theologe etwas Besseres. Ich bleibe ja immer schon an der Stelle stecken, dass so viele Menschen auf der Welt leiden und komme dann nicht über deine Optionen 1 und 2 hinaus. Sorry, OT.

Frauen kämpfen so unfair.
Das ist leider sexistisch und auch noch in diesem Kontext falsch, Susanne hat einen sehr klugen Mann zitiert, während der Erzähler einen dummen Spruch über Gott geklopft hat. Wenn die Frau also mal in einem Streit "gewinnt", dann hat sie unfair gekämpft, ja? Wenn aber bewusst auf ihren religiösen Hintergrund geschossen wird, um das Argument zu gewinnen, dann ist das fair, es war ja schließlich auch ein Mann, der das gesagt hat? Der Protagonist wird mit leider immer unsympatischer.
Der Prot soll dir unsympathisch sein! Sein Gedankengang an dieser Stelle ist tatsächlich genauso schief, wie er dir vorkommt: Wenn er einen Streit gewinnt, war er schlau; wenn seine Frau gewinnt, war sie unfair.
Die Berufung auf Nietzsche ist allerdings tatsächlich kein schlüssiges Argument, sondern nur ein argumentum ad verecundiam. Susanne beruft sich auf eine Autorität, einen vermeintlichen Experten, aber auch solche Leute können irren. Sinnvoller wäre es gewesen, wenn sie Nietzsches dahinterliegende Begründung für seine Aussage zitiert hätte, denn nur das wäre nachvollziehbar, überprüfbar und ggf. widerlegbar.

So fit möchte ich mit sechzig auch noch sein. Ich bin ziemlich sicher, dass das ohne tierisches Eiweiß nicht geht.
"ziemlich sicher" ist leider keine gute Argumentationsbasis, und zudem ist die Aussage auch noch falsch, das geht sehr wohl, sechzig ist ja noch kein Alter.
Viel mehr als "ziemlich sicher" hat in der Debatte aber kaum einer zu bieten. Und sechzig ist zwar heutzutage nicht steinalt, aber trotzdem kann man da fitter oder weniger fit sein. Kann man eigentlich in jedem Alter, und Ernährung spielt da mit Sicherheit eine Rolle. Was natürlich alles kein Beweis ist, dass man Fleisch braucht.

Aber Susanne, die liebt mich trotzdem.
Kann ich auf Basis dieses Textes zwar nicht ganz nachvollziehen, aber gut, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Ich hatte ja schon in meinem ersten Post nach der Enttarnung geschrieben, dass ich mich selbst an die Serie Pastewka erinnert fühle. Da habe ich auch nie verstanden, was seine Anne an ihm findet.

auch beim zweiten Lesen gefällt mir der Text nicht besser, ich habe das Gefühl, dass Susanne hier ganz systematisch als diese klischeehafte, nervige Frau dargestellt werden soll, und dass man mit dem Erzähler Mitleid haben soll, weil er es aushalten muss, dass seine Partnerin jetzt vegan lebt. Der arme Kerl. Das funktioniert bei mir leider nicht, weil er im Laufe des Textes immer mehr Sympathiepunkte verliert, wobei er am Anfang ja gar nicht mal so krass unsympatisch war.
Wie schon mehrfach gesagt (ich komme nicht umhin, mich zu wiederholen, weil ihr alle ähnliche Kritikpunkte vorgebracht habt), geht es mir als Autor keineswegs darum, Veganer lächerlich zu machen und/oder Fleischesser als Opfer darzustellen. Aber mein (fiktiver!) Prot denkt halt so. Und dass ihn das bei den meisten Lesern unsympathisch macht, finde ich direkt irgendwo beruhigend, denn andernfalls würde man ihm ja beim Lesen zustimmen und sich von ihm vereinnahmen lassen.

Sehr, sehr spannend, wie diese Ich-Form hier wirkt.

Ich konnte über die wenigsten Witze lachen, allein schon, weil ich sie fast alle auswendig kenne und schon viel zu oft gehört habe. Und gerade wenn dann so undurchdachte Äußerungen getätigt werden, die zwar witzig klingen, faktisch aber einfach falsch und nicht zu Ende gedacht sind, dann kann ich da nicht drüber lachen, sondern es juckt mir vielmehr in den Fingern, das richtig zu stellen.
Wenn wenigstens fundiert argumentiert worden wäre, aber hier werden sich ja nur die oberflächlichsten Schein-Argumente um die Ohren gehauen, und das gilt leider für beide Seiten.
Auch das entspricht meiner Intention. Schön, dass du beide Seiten hier als unvernünftig erkannt hast.

Ich fühle mich nicht persönlich angegriffen, aber ich finde es schade, dass man sich auf dieser Weise diesem Thema nähern muss. Für mich ist das keine gelungene Geschichte, und ich kann leider auch nicht behaupten, dass ich sie gerne gelesen habe, sorry.
Ich bin froh, dass du es nicht persönlich nimmst (und dass du es dazusagst, denn man hätte das schon annehmen können). Dass dir die Geschichte nicht gefallen hat, ist okay.

Dennoch liebe Grüße vom Sommerdieb, und ich hoffe ich werde jetzt nicht als beleidigte Leberwurst (oder müsste ich Tofuwurst sagen?) abgestempelt, weil der Veganer mal wieder nicht über sich selber lachen kann
Es liegt mir fern, irgendwen irgendwie abzustempeln. In gewisser Weise handelt ja mein Text davon, wohin es führen kann, wenn man so was tut.
Aber den Spruch mit der beleidigten Tofuwurst werde ich in mein Repertoire übernehmen. :lol:



Hallo Ronnie,

tut mir leid, dass du hier kurzfristig in einen falschen Verdacht geraten bist. Den hast du mit deinem Entwurf einer alternativen Einstiegsszene aber souverän widerlegt. Mal sehen, ob mich irgendetwas davon bei der Überarbeitung des Textes inspiriert, aber ich glaube nicht, dass am Ende ein Penis darin vorkommen wird. ;)



Hallo Novak,

Ich mag wieselmaus mal Recht geben, obwohl die meisten der Witze in deinem Text, arme geplagte Maske, mir auch nicht so zusagen, aber einige der Kritiken scheinen sowohl die Geschichte als auch den Protagonisten eher mit der Brille der Weltanschauung anzuvisieren oder gar mit einer gewissen Gekränktheit als mit der des Geschichtenhandwerks.
Da könnt man schon bisserl mal trennen. Oder?
Danke, dass du mir da zu Hilfe gekommen bist. ;) Ich glaube, diese Trennung ist tatsächlich so schwer, weil es ein sehr emotionsbeladenes Thema ist. Und dabei auch noch sehr persönlich, anders als ... keine Ahnung ... Terrorismus meinetwegen, der ja auch emotional berührt, aber für die meisten Leute eben doch ein Stück weit abstrakt bleibt und nicht Teil ihrer eigenen Lebenswelt ist. Essen hingegen tut jeder, und wenn man schon mal kurz über die Frage "Fleisch oder nicht Fleisch?" nachgedacht hat und vielleicht noch ein Haustier besitzt oder so, entwickelt man recht schnell ganz andere Emotionen als bei Themen, die "irgendwo da draußen" gelagert sind.
So kommt es mir jedenfalls vor, ich kann mich auch irren.

Im ernst, ich meine, man sollte an so einen Text nicht rangehen, als müsste er ein Fachessay mit besten philosphischen und biologischen Argumentationsketten sein.
Das ist er definitiv nicht. :D

Das ist eine Geschichte über einen kleinen Ehezwist, und einen Trend, der zu diesen Zwistigkeiten führt. Und ja, das sind oft Kalauer
Ja!

(aber auf die Tomatennamenschildchen lass ich nichts kommen, das fand ich sehr süß)
:lol:

und kleine hintereinander erzählte Ereignisse, vielleicht hätte das noch mal eine andere Wirkung, wäre das szenisch.
Das ist eine Variante, über die ich gar nicht näher nachgedacht habe. Die Erzählform ist für mich irgendwie gesetzt.

Jedenfalls empfinde ich den Erzähler nicht so fürchterlich unsympathisch, sondern er nimmt sowohl seine Susanne mit ihrem Veganismus als auch sich selbst und seine Gegenaktionen auf die Schippe. Und gewinnen tun am Ende irgendwo beide.
Schön, dass du das so entspannt siehst. Wenigstens ein bisschen unsympathisch sollte der Prot allerdings schon sein, denn das ist ja nicht alles nett, was er da mit seiner Susanne tut.

Viel kann und will ich ansonsten nicht sagen, denn das ist ganz arg auch Geschmackssache. Meinen triffst du nicht (außer bei den Tomatenschildchen) aber ich hab auch schon mal solche Texte versucht zu schreiben und ich weiß, wie verflucht schwer das ist. Und immer kommt einer und sagt: Nicht lustig.
Eigentlich hilft da nur Ohren anlegen und durch, denn ich weiß schon, dass es auch Publikum für diese Sorte Texte gibt.
Ja, Humor ist schwer. Das war mir auch vorher klar, deshalb hatte ich ja so lange mit dem Posten gezögert. Aber letztlich wollte ich es einfach wissen. Nun weiß ich es. :shy:

Ansonsten: Ich fands gut und flüssig geschrieben, nur den Anfang, den würde ich unbedingt ändern, schon oft erwähnt, die Erklärung des Witzes
Ja-haa - ich hab's be-grif-fen!

Sorry Maske und alle anderen, aber wenn mit solch wuchtigen Geschützen auf ein harmloses Geschichtchen geschossen wird, da werden immer meine Rittergene aktiviert. Bitte mich nicht ganz ernst nehmen, aber vielleicht ein bisschen mehr wieder geschichtenintern kritisieren.
Das find ich sehr lieb von dir! :kuss:



So, kurz mal verschnaufen, gleich geht's weiter ...

 

Hallo Kanji,

mich hat dieser Ehezwist amüsiert, wie auch schon der über Katzenallergien oder was auch immer.
Oha! Da brauche ich ja fast nicht mehr in das Spoiler-Kästchen zu gucken! ;)

Die Thematik berührt mich weniger, weil sie klischeehaft inszeniert ist und somit unantastbar für mein "Argumentationstalent".
Besser ist das. Die Klischeesammlung ist ja auch beabsichtigt.

Selten hier eine derart geniale "Zeig"-Variante für eine Emotion gelesen.
Vielen Dank! Ich glaube, dein Komm ist der einzige zu dieser Geschichte, in dem das Wort "genial" vorkommt ... :shy:

Habe ich wohl wieder was Falsches gesagt.
Och nö. Da steht er doch drübber.
Einerseits ja. Andererseits versteht er ja ein ums andere Mal überhaupt nicht, warum Susanne auf seine absolut rationale Argumentation so emotional reagiert ...

Das mit den Lippenstiften war übrigens ein Scherz.
Die Erklärung braucht's doch nicht. War so komisch.
Fliegt vielleicht raus (so wie die eine oder andere weitere Passage). Aber mein Prot war an dieser Stelle besorgt, dass man ihn für irgendwie merkwürdig hält.

Danach amüsiere ich mich mal mehr, mal weniger, aber die Lust, weiterzulesen, verliere ich nicht, denn ich stehe außen vor, beobachte die schwierige Situation der sich ändernden Lebensweisen zweier Menschen, die zusammen leben wollen. Das ist sicher nicht einfach, schon unter "Gleichessern" nicht.
Nee, in Beziehungskisten kann eben alles Mögliche passieren. Je nachdem, wie tolerant und kompromissbereit man ist, kann man sich an fast beliebigen Themen gegenseitig zur Weißglut treiben.

Am Ende siegt die Liebe. Das ist ebenso kitschig, wie reizend.
Rückbesinnung auf das Wesentliche. Bis zur nächsten Provokation ...

Und weil ich bereits beim ersten Absatz an einen Titel von "Die Ärzte" denken musste, fühlte ich mich u.a. Deswegen an
The Incredible Holg oder wegen der Bissigkeit an Eisenmann
erinnert.
Wie erwartet bin ich erkannt. Ich sollte wohl nicht so oft Farin Urlaub zitieren. :D Dabei hatte ich die Ärzte gar nicht im Sinn, die haben ja auch nur eine Redewendung benutzt, die es schon gab.

Ein Gesellschaftsthema, über das man durchaus auch außerhalb der vier Wände reden kann.
Aber nur gaaanz vorsichtig ...!



Hallo josefelipe,

Die Unterstellung von @wieselmaus:
Hol(l)a, die Waldfee!
sagt deutlich genug, dass sie mich für den Urheber dieser maskierten Geschichte hält.
Von ihr hatte ich schon süßere Komplimente bekommen als diese Verdächtigung, bin ziemlich verwundert. Denn ich wäre dieses Thema etwas anders angegangen – zumal es mein leidenschaftlichstes ist.
Ein sehr ernstes Thema (für mich), dem ich so manches Schöngeistige unterordne. Hier geht es um alles!
Noch mal meine förmliche Entschuldigung, dass du nicht nur in falschen Verdacht geraten bist, sondern auch noch in so einen, der deiner Persönlichkeit dermaßen zuwiderläuft, dass die Verdächtigung doppelt schmerzen muss. Als ich die Geschichte vor ca. einem Jahr schrieb, wusste ich natürlich davon nichts.

Ob man hierzu einen humoresken Text verfassen kann oder soll, würde ich verneinen.
Es gibt eben Dinge, über die scherzt man nicht ...

Was jedoch mit ‚Humor’ getaggt werden kann, ist der Mensch und auf welche Art und Weise er sich mit diesem Thema befasst. (Das reicht bis zur ideologischen Auseinandersetzung.)
Das war meine Intention.

Allerdings ist Humor eine schwierige Disziplin, die deutsche Comedy-Szene beweist das. Da tränen einem die Augen – aber nicht vor Lachen.
Teils, teils ... wenig Licht und viel Schatten. Ich hatte ja schon mal angemerkt, dass ich Torsten Sträter witzig finde, auf den lasse ich nichts kommen. Ohne ihn wäre ich auch gar nicht hier gelandet. Ich sollte ihm einen Dankesbrief schreiben.

Der Masken-Text liest sich so, dass ich einen routinierten Schreiber erkenne. Maskulin – vom Schweine-Kannibalismus aufgedunsen und völlig entstellt, aber blitzgescheit.
Nanu? Hast du ein Foto von mir gesehen? Ich habe doch nicht mal ein Profilbild. :eek:

Hat alles zusammengegugelt, was sich zu dieser Thematik in irgendeiner Weise eignet bzw. verarbeiten lässt – muss eine sehr lange Liste sein – und dann hat er losgelegt. Ach, und einen gewaltigen Zettelkasten sehe ich auch vor mir.
Ich spüre beim Lesen die roten und blauen Linien, mit denen er generalstabsmäßig die einzelnen Gags (oder Kalauer, von denen er diese Meinung hat) miteinander verbindet.
Kaum etwas könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Als eines meiner "Frühwerke" ist dieser Text komplett aus dem Bauch heraus entstanden, bevor ich hier gelernt habe, wie man gute Geschichten "baut". Wobei ich dennoch mit der Konstruktion des Textes einigermaßen zufrieden bin; es sind ja mehr die einzelnen Gags, die von wechselnder (oder nach Ansicht mancher auch gleichbleibend niedriger) Qualität sind.

Das ist absolut (sollte ich sagen: definitiv?) handwerklich gut gemacht.
Wie eine Auftragsarbeit. Kein Herz, keine Seele. Scherzarbeit. Schmerzarbeit.
Das schmerzt. :shy:

Ich beantrage an dieser Stelle, dass ab sofort alle eingestellten KGs Maskenball-Status haben.
Allein hier an diesem Beispiel können wir doch sehen, wie ungeniert man einen Text beurteilen kann, wenn man nicht den Nick des Autoren kennt.
Das hätte vielleicht was. In der Wissenschaft arbeitet man ja auch gerne nach dem Prinzip des double-blind peer review - man hätte es aber ebensogut Maskenball nennen können. Auch dort kann man allerdings häufig raten, wer die Autoren sind, wenn man mit dem Fachgebiet und seinen Koryphäen vertraut ist und seine Pappenheimer kennt.
Die Wissenschaftler haben oft noch den weiteren Bonus, dass die Kritiker gegenüber den Autoren anonym bleiben. Da kann man erst recht vom Leder ziehen ...

ich weiß nicht, wer die Maske ist. War aber schön, ihm mal eine drüberbraten zu können.
Schön, wenn auch die Kritikerseite ihren Spaß hat. Wäre ja schade, wenn das Vergnügen nur auf der Autorenseite läge. ;)

p. s.: Gerade gelesen:
... weil der Veganer mal wieder nicht über sich selber lachen kann
Da ist mir leider entgangen, was das Bemerkenswerte an dem Zitat ist.



Hallo weltenläufer,

dein Text ist ziemlich geschwätzig. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er maskiert wurde?
Ich persönlich habe so meine Probleme mit derart dahererzählten Texten. Das kommt oft so aufdringlich und ich spüre den Drang, mich aus diesem Monolog zu lösen.
Oha, ich ahne einen weiteren Verriss ...

Wenn
es denn nicht so verdammt unterhaltsam wäre, heißt das. Und das ist es bei diesem text.
Puh - noch mal von der Schippe gesprungen! Dass du es aber auch so spannend machen musst ...

Kam schon eine Stimme, die meinte, ausdünnen wäre angesagt, ohne genau eine Stelle benennen zu können. Mir geht es da ähnlich. Auch ich würde hier noch mal das Sieb drunterstellen und kräftig schütteln - wo genau jedoch ... Echt schwer zu sagen.
Meine eigene Stimme reiht sich da in den Chor ein. Genau das ist es, was ich im Maskenball zu erfahren hoffte.

Also wenn ich jetzt mal eine Stelle rausrücken sollte, dann beispielhaft diese
Sie sieht mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Das ist ebenfalls Quatsch, wo wir doch gerade gemeinsam den Geschirrspüler ausgeräumt haben. Aber das tut nichts zur Sache, jetzt geht es gerade um Paarhufer.
mja, das kann man mögen. Ich finde, es längt aber. Nur weil man Ideen hat, müssen die ja nicht in die Geschichte. Jetzt hier weiter auf den Sprichwörtern rumzureiten, weiß nicht. Das Feld verlässt du ja auch wieder, aber hier walzt es dann zu sehr nach meinem Geschmack.
Na, das ist doch mal was Konkretes. Damit kann ich was anfangen, vielen Dank! :thumbsup:

Gelungen finde ich, dass du den Wahn nicht zu wertend angehst. Da bleibt schon noch Raum für beide. Keine Vollverurteilung.
Schön, dass das rübergekommen ist. Trotz des groben Pinsels (Huch, da hätte ich fast einen Ronnie gebaut! :lol:) sollte es keine Schwarz-weiß-Malerei sein.

Das Ende macht den ansonsten manchmal etwas ausufernden text wieder rund.
Das freut mich besonders, denn das Ende bleibt ja immer besonders haften.



So, noch mal Smileys nachdrucken ...

 

Hallo Isegrims,

das ist jetzt keine überschäumend lustige Geschichte. Die Gag-Dichte ist eher überschaubar und das meiste wiederholt sich und wird variiert.
Okay, also auch kein Fan ... :shy:

Zwei Themenkomplexe werden abgehandelt. Mann/Frau Gegensatz (so es den denn wie im Text beschrieben gibt) und eben dieses Veganertum versus Fleischesser.
So war's gedacht.

Besser allerdings in dem Sinne, wie eine einseitige Lungenentzündung besser ist als eine beidseitige. Oder Helene Fischer besser als Florian Silbereisen. Also graduell schon echt besser, ohne Frage, aber immer noch nicht so die reine Freude.
anfangs lustig und dann kommt die Variation...
Ja, manchmal habe ich einen zu viel draufsetzen wollen. Ist als Streichkandidat vermerkt.

Bäuerin zum Knecht: „Hast du den Frieder auch gut ausbluten lassen?“
ließe sich was draus machen, dann aber:
Knecht zur Bäuerin: „Ach, den Frieder? Nicht den Horst?“
verflacht die Idee, hier wäre Übertreibung besser...
Hm - was wäre denn da als Übertreibung geeigneter? Ist es nicht übertrieben (genug), wenn der Knecht statt des Schweins den Bauern ausbluten lässt?

na ja...
(...)
haha
(...)
aha
Okay, die Stellen waren also nicht so dein Geschmack.

dieser Katzentisch kommt später noch mal vor, aber irgendwie gefällt sich der Prot darin...
Ja, der ist etwas wehleidig, sieht sich als ständiges Opfer und suhlt sich darin. Kann sich überhaupt nicht vorstellen, was seine Schwiegereltern gegen ihn haben könnten. An seinen (absolut berechtigten!) Lästereien über ihren Glauben z.B. kann es ja wohl nicht liegen, oder ...?

Ich habe mal einen der Hersteller gegoogelt – er hat dieselbe Adresse wie ein Importeur chinesischer Scherzartikel.
:D
Ach, den fandest du jetzt witzig? Da soll noch einer durchblicken ...

läuft halt irgendwie aus, aber nicht auf einen Höhepunkt zu...
Nein, ein Höhepunkt ist der Schluss nicht, mehr so die obligatorische (vorläufige) Versöhnung.

ich bin mir zeimlich sicher: josefelipe Warum: Frauen/Männer und Essen
:Pfeif:



Hallo The Incredible Holg,

schön, dass du vorbeischaust. Geht doch nichts über ein gesundes Maß an Schizophrenie!

jetzt komme ich endlich dazu, auch noch meinen Senf dazuzugeben. Der ist auch vegan, haha!
Ein Brüller, den muss ich bei der Überarbeitung einbauen. Schön, dass wir den gleichen Humor haben!

Einige Stellen finde ich echt witzig, aber andere sind auch so ein bisschen länglich, da wird der Scherz zu langsam aufgebaut oder zu sehr erklärt oder zu Tode geritten - oder auch eine Kombination davon. Ich würde mal sagen, die Erfolgsquote liegt bei etwa 50 %
Vielleicht etwas höher gegriffen als das Gros der anderen Kommentatoren. Du bist sehr gnädig.

Bedauerlich allerdings, dass nicht gerade der größte Knaller am Anfang steht
Jajajajaja ... et tu, Brute?

So oder so wünsche ich dir starke Nerven, wenn du in wenigen Tagen enttarnt wirst und dich deinen Kritikern stellen musst.
Hm, ja, danke. Inzwischen habe ich die härtesten Kritiken abgearbeitet.

Trotzdem habe ich den Verdacht, vorgetragen auf einer Bühne würde der Text besser funktionieren. Mir fiele da der eine oder andere Comedian ein, zu dem das passen könnte.
Denken wir an denselben? Vermutlich ja.

Einen weiteren kriegst du für die Erwähnung von Liam Neeson, denn der ist tatsächlich ein "cooler Hund"!
Nicht wahr? Great minds think alike ... (and fools seldom differ ...)

Ich arbeite gerade an einem Beitrag für einen veganen Literaturwettbewerb. Du könntest deine Story ja auch einreichen! Wenn ich den Ausschreibungstext lese, habe ich allerdings Zweifel, ob die Jury deine Art von Humor teilen würde ...
Nee, dafür schreiben wir lieber einen separaten Text.



Hallo peregrina,

Also, ich kann nicht anders, ich muss sagen, ich finde sie unterhaltsam und streckenweise witzig und intelligent gemacht.
Puh, da bin ich aber froh, dass es doch noch jemanden gibt ... :bounce:

Als ethisch-moralische oder religiöse Tiefenanalyse kann ich den Text nicht einstufen. Ehe sehe ich die ganze Zeit einen verzweifelten Erzähler, der auf der Suche nach dem einzig gültigen Argument ist, das auch ihn überzeugen kann, kein Fleisch mehr essen zu müssen. Es ist seine Entscheidung, die Suche durch ständige Ehe-Scharmützel zu würzen.
Das trifft meine Absichten ziemlich gut. Ob der Prot wirklich unterbewusst Veganer werden will, sei dahingestellt. Auf jeden Fall befindet er sich in einem Rückzugsgefecht.

Na ja, die Erklärung zum Kannibalismus in der Eingangsszene hätte auch ich nicht gebraucht. Dieser „Gag“ kostet dir als Erzähler viele Sympathiepunkte. Einerseits könnten wir als Leser meinen, du traust uns nicht zu, eigene Schlüsse zu ziehen. Andererseits, und das ist für mich der größere Kritikpunkt, wird Susanne als zu begriffsstutzig und dämlich gezeichnet.
Ja ... ja ... ja ... ist angekommen! Siehe auch meine Antworten auf praktisch alle vorigen Kommentare ... :lol:

Trotdem, ich hab die KG gerne gelesen.
Schließlich will man ja auch nicht alle Tage Wagner-Opern hören, zwischendurch ein Merengue zum Hüftschwingen kann auch total erfrischend sein. Und das sage ich ostentativ sibyllinisch.
Danke, das freut mich sehr! Jetzt müsste ich nur noch Merengue (oder irgendwas anderes) tanzen können. (Es gibt auch dazu natürlich ein supergeiles Lied von Farin Urlaub ...)

Hallo @The Ingredible Holg,
ich denke, man kann den Erzählstil eines Autors kopieren, seinen Humor niemals. Und ich behaupte steif und fest, deinen Humor erkannt zu haben.
Und da du es nicht lassen kannst, dich als Cineast zu outen, war deine Brücke von der Gewürzmischung Ras al Hanout zu Badman und Neeson für mich wie das berühmte Zünglein an der Waage. Solche scheinbaren Zusammenhänge kann man doch nicht recherchieren, da weiß man die Fakten und hat sie im rechten Moment griffbereit oder eben nicht.
Verwünscht! Dass mir ausgerechnet so ein Kinozitat zum Verhängnis wird! Das ist verflixt aufmerksam von dir!



Hallo dotslash,

Mir scheint, der Text will auf Biegen und Brechen lustig sein, die Erzählweise erinnert mich an Standup-Comedy
Ja, Standup oder Sitcom, das waren so die Assoziationen, die ich auch selber hatte.

dabei birgt er zum Teil recht hübsche Betrachtungen im Spannungsfeld zweier diametraler Lebensanschauungen. Zum Beispiel der gelungene Absatz mit Nietzsche, da finde ich den Text ausgewogen und die Selbstironie ergänzt den Spannungsbogen zwischen dem fleischfressenden Atheisten und seiner Jeanne D'Arc der Veganer.
Jeanne D'Arc ... lass mich nachdenken ... die hatte kein schönes Ende, oder? Da wünsche ich Susanne aber was Besseres. ;)
Schön, dass zumindest ein Teil der Scherze gelungen ist.

Doch zu oft verpackst du deine Betrachtungen in platte Schenkelklopfer ("Garam Masala" - "Gesundheit", um nur einen zu nennen), das ist verschenkte Spielzeit. Das wurde von anderen ja bereits als "des Guten zuviel" angemerkt.
Muss ich anerkennen. Wobei ich vielleicht noch differenzieren würde zwischen "zu platt" und "zu viel".
Wir haben beides!

Nach dem missglückten Einstieg mit dem erklärten Witz
...

wollte ich bereits schon aufhören zu Lesen, allerdings kam im Mittelteil dann Fahrt auf und ich dachte, aha, da kommt noch was.
Leider reihte sich dann doch nur Episode an Episode, und obwohl dein Erzähler uns belehrt, bei Vegan drehe es sich ja nicht nur ums Essen, sondern umfasse den gesamten Lebensstil, lässt du den Fokus trotzdem nur auf den unterschiedlichen Interessen der Nahrungsaufnahme.
Interessanter Aspekt. Warum habe ich daraus nicht mehr gemacht? Muss ich wirklich mal drüber nachdenken, vielleicht hätte das Potential für ein paar weniger erwartbare Gags.

Als sich zum Schluss hin alles in Wohlgefallen auflöste, war es mir dann in der Summe doch zu wenig lecker Fleisch (sic!) am Knochen. Ein verkokeltes Stück Tofu schmeckt auch wie verkokeltes Tofu, und nicht etwa rauchig-aromatisch.
Er hat es ja sofort wieder rausgeholt, das ist nicht komplett verkokelt. Nur ein paar Aschereste dran. :p

Aber beim Grillen sind die Geschmäcker verschieden, wie auch beim Humor.
Das ist wohl so. Schwierig, schwierig ...

Definitiv kein Schweizer, denn wir Grill_ier_en, Park_ier_en und stossen Türen auf, statt sie zu drücken.
Ein lustiges kleines Bergvolk seid ihr. Sollte man mal einen Humor-Text drüber schreiben ... :p



So viel für den Moment. Einen herzlichen Dank an euch alle! Bald bin ich dann auch durch mit den Kommentaren ...

Grüße vom Holg ...

 

Lieber Holg,

wie konnte diese Geschichte an mir vorbeiziehen? Herrschaftszeiten, zum Glück habe ich sie entdeckt. So was Herrliches, wirklich. Ich gebe dir nur mal ein kleines Beispiel an Sätzen, die mich zum Schmunzeln, ja, sogar zum Lachen gebracht haben:

Sie sieht mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Das ist ebenfalls Quatsch, wo wir doch gerade gemeinsam den Geschirrspüler ausgeräumt haben.

Bio ist da immer schon mal deutlich besser als das normale Zeug, auch wenn heutzutage beides beim Discounter in derselben Kühltruhe einträchtig nebeneinander liegt. Besser allerdings in dem Sinne, wie eine einseitige Lungenentzündung besser ist als eine beidseitige. Oder Helene Fischer besser als Florian Silbereisen. Also graduell schon echt besser, ohne Frage, aber immer noch nicht so die reine Freude.

... aber die Kühe amüsieren sich wie Bolle. Die zeigen das zwar nicht so, aber die Experten sagen, Rindern gefällt das trotzdem.

Vielleicht sollte man Tieren keine Menschennamen geben, um Verwechslungen zu vermeiden. Nicht auszudenken, was das für Folgen haben könnte!
Bäuerin zum Knecht: „Hast du den Frieder auch gut ausbluten lassen?“
Knecht zur Bäuerin: „Ach, den Frieder? Nicht den Horst?“

Die Tomaten habe ich alle Tom genannt (hundertsiebenunddreißig verschiedene Namen für die kleinen roten Racker sind mir nun wirklich nicht so schnell eingefallen), die Kartoffeln Karl, den Rhabarber Barbara, den Spinat Popeye und den Kohl Helmut.

In der fleischlosen Küche hingegen werden nicht nur obskure Gewürzschurken aus Comicverfilmungen eingesetzt

So könnte ich ewig weitermachen. Ehrlich. Ich bin begeistert. Das ist genau mein Humor. Das ist locker geschrieben, mit einem Augenzwinkern und bringt das Zusammenleben zwischen Veganern und Fleischfressern gut auf den Punkt. Einer unserer Freunde ist seit Kurzem mit einer Veganerin zusammen. Das funktioniert, aber auch nur darum, weil sie nicht eine von den Radikalen ist, die ständig jedem erklären müssen, warum sie jetzt vegan sind und wie furchtbar schrecklich Fleisch und tierische Produkte eigentlich für den Körper sind. Sie macht ihr Ding und lässt andere deren Ding machen. Aber ich kenne auch die andere Sorte. Die, die mir erzählen, dass alles, was ich esse, Gift ist. Und da werd ich sauer. Ich bin auch dafür, dass man Fleisch bewusst essen sollte und im Idealfall bei einem Bauern kauft. Das finde ich einen guten Ansatz. Aber auf alles Tierische zu verzichten, das verstehe ich einfach nicht. Vor allem, wenn dann Ersatzprodukte geschaffen werden, die genauso schmecken, wie das, was eigentlich verteufelt wird. Nun ja, jedem das seine.
Wir hatten mal einen Grillabend mit Mädels, eine darunter Veganerin. Da wurden wir dann vor das Problem gestellt, dass ihr Gemüse nicht auf dem gleichen Rost liegen durfte, wie unser Fleisch oder Fisch. Wir hatten aber nur einen Rost. Hmm. Die Kartoffeln konnten wir in Alufolie in die Kohle werfen, aber das restliche Gemüse hat sie dann tatsächlich lieber roh gegessen. Ich weiß nicht, das kam mir doch ein wenig übertrieben vor ...

Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe diese Geschichte richtig gerne gelesen, du hast echt einen guten Stil!

Liebe Grüße
RinaWu

 

Lieber The Incredible Holg

war ich an dieser Stelle offenbar besonders betriebsblind und habe tatsächlich angenommen, die Erklärung sei notwendig.
Es sei dir verziehen :D

Diese Prozentzahlen sind absolut irreführend; der Mensch stimmt auch in 50 % seines Genoms mit Bananen überein.
Ja, cool oder? Ich kann mich für sowas immer begeistern.

Natürlich sind alle Säugetiere relativ nah miteinander verwandt, trotzdem variieren die körperlichen Merkmale stark.
Ja, die Variation beruht dann aber meistens auf verschiedenen Anpassungsmechanismen, so dass die grundsätzlich gleiche Basis jeweils anders verändert wurde und sich die Merkmale daher voneinander weg entwickelten.
Nichtsdestotrotz mag "Konvergenz" der falsche Begriff sein, da bin ich leider kein Fachmann (und mein Prot auch nicht).
Ja, wenn man es so sieht, dass der Prot da einfach ein bisschen klugscheißen wollte, ohne viel Ahnung vom Fach zu haben, mag das sogar witzig sein. Kam bei mir leider nicht so an, wäre es vielleicht, wenn es deutlicher gewesen wäre (noch mehr Umherschmeißen mit Fachbegriffen, die falsch verwendet wurden z.b.) ;)

"Konkret", nicht "korrekt".
das konkret macht den Satz für mich leider auch nicht mehr verständlich, aber sei's drum :D

Nach meiner Erfahrung überschneiden sich die Umweltveganer relativ stark mit den Tierschutzveganern, aber deutlich weniger mit den Gesundheitsveganern. Man könnte also grob unterscheiden zwischen denen, die es für sich selbst tun, und denen, die es für eine bessere Welt tun.
Gut, da war ich bestimmt auch ein bisschen zu kleinlich ;)

Das minimale Leid, das einem Tier zugefügt werden muss, damit man es essen kann, ist die Tötung.
Okay, wenn man es so sieht, verstehe ich die Argumentation. Ich hab wohl zu oft gehört "wenn das Tier vorher betäubt wurde, spürt es ja nichts mehr, also muss es auch nicht leiden"
Und dann fällt ja der Aspekt des Leids durch den Tod weg - daher wohl mein Verständnisfehler.

Ich schlage vor, dass du diese Argumentation mal an einem fleischessenden Pfarrer erprobst.
Das werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren :D

Ich bleibe ja immer schon an der Stelle stecken, dass so viele Menschen auf der Welt leiden und komme dann nicht über deine Optionen 1 und 2 hinaus. Sorry, OT.
- ich auch.

Der Prot soll dir unsympathisch sein!
Ich glaube hier liegt der Hase im Pfeffer :D

Ich hatte ja schon in meinem ersten Post nach der Enttarnung geschrieben, dass ich mich selbst an die Serie Pastewka erinnert fühle. Da habe ich auch nie verstanden, was seine Anne an ihm findet.
Und ganz besonders hier. Der Vergleich mit Pastewka könnte treffender nicht sein. Den kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Die Serie kann ich mir wirklich nicht antun, auch nicht nebenbei oder mal zwischendurch, da werde ich regelrecht aggressiv :D Und ich glaube, daran wird es auch einfach liegen, dass mir der Text so gar nicht zusagen wollte: Diese Art des Humors, die der Prot an den Tag legt, widerstrebt mir einfach so dermaßen, dass ich einen kleinen Hass auf ihn entwickle ;)
Und somit liegt es wohl auch gar nicht an der Thematik, obwohl ich natürlich zugeben muss, dass die mich zusätzlich noch getriggert hat, sondern eben auch einfach an der Art deines Prots, dass mir das hier nicht gefiel.

Sehr, sehr spannend, wie diese Ich-Form hier wirkt.
Definitiv!

Aber den Spruch mit der beleidigten Tofuwurst werde ich in mein Repertoire übernehmen.
Na immerhin konntest du wenigstens etwas Nachhaltiges aus meinem Kommentar mitnehmen ;)

Du sagtest, du wolltest sehen, welche Witze funktionieren und welche nicht. Da es nicht mein Ziel ist, hier einfach sinnlos rumzumeckern, will ich dir noch ein paar raussuchen, die selbst ich witzig fand:

und an Lippenstiften stehen mir so erdige Brauntöne wesentlich besser.
Der hat mich (ohne die darauf folgende Aufklärung, dass das ein Witz sein sollte) durchaus zum Schmunzeln gebracht.

Bio ist da immer schon mal deutlich besser als das normale Zeug, auch wenn heutzutage beides beim Discounter in derselben Kühltruhe einträchtig nebeneinander liegt. Besser allerdings in dem Sinne, wie eine einseitige Lungenentzündung besser ist als eine beidseitige. Oder Helene Fischer besser als Florian Silbereisen. Also graduell schon echt besser, ohne Frage, aber immer noch nicht so die reine Freude.
Den fand ich auch richtig gut, der wurde dann durch das danach folgende etwas abgeschwächt in der Rezeption, aber so alleinstehend finde ich den immer noch klasse.

Die Tomaten habe ich alle Tom genannt (hundertsiebenunddreißig verschiedene Namen für die kleinen roten Racker sind mir nun wirklich nicht so schnell eingefallen), die Kartoffeln Karl, den Rhabarber Barbara, den Spinat Popeye und den Kohl Helmut.
Die Namen haben mich auch sehr amüsiert, wobei ich sagen muss, dass es mir noch besser gefallen hätte, wenn Susanne an dieser Stelle das auch witzig gefunden hätte und der Prot sich darüber ärgern müsste, dass der Streich nicht funktioniert hat. Aber du hast ja schon erklärt, warum Susanne das doch nicht lustig fand, und das lasse ich dann auch so gelten.

Seitan, das ist so ein Fleischersatz aus Getreide, der dem Original erstaunlich ähnlich sieht, bei geeigneter Würzung auch fast genauso riecht und erst beim Hineinbeißen seine Verwandtschaft mit Polyvinylchlorid offenbart. Ich habe mal einen der Hersteller gegoogelt – er hat dieselbe Adresse wie ein Importeur chinesischer Scherzartikel. Kann natürlich auch purer Zufall sein.
Den fand ich auch gut. ;)

„Machst du mir das mit? Schön braun, aber nicht zu doll. Muss aber schon Geschmack kriegen. Und lass es nicht mit dem Fleisch in Kontakt kommen.“
„Da kannst du unbesorgt sein, Schatz“,
hier habe ich ernsthaft überlegt, ob er den Tofu in den Müll schmeißt ;) So frei nach dem Comic von Ruthe: http://ruthe.de/cartoon/2860/datum/asc

Dass es dann doch nicht so war, hat mich erleichtert ;)

So, genug der versöhnlichen Worte, so richtig anfreunden kann ich mich immer noch nicht mit dem Text, aber ich muss sagen, deine Erklärungen machen ihn erträglicher :D

Liebe Grüße vom Sommerdieb

 

Mit einer Geschichte, The Incredible Holg, die Veganer zum Thema hat, triffst du voll den Zeitgeist. Und auf Sonderlinge – und das sind die Veganer zweifellos – einzudreschen ist zudem immer lohnend, schließlich fühlt man sich als Allesesser der großen Mehrheit angehörig, was beruhigend wirkt.

Klar, andere gefallen sich in ihrem Anderssein, aber die erkennt man schon daran, dass sie vegane Wurst und andere Sachen, die nach Fleisch aussehen essen, also nicht wirklich von ihrem Fleischtrip runter sind, sondern nur so tun als ob.

Ein echter Veganer aber isst Gemüse und anderes Grünzeug aus Überzeugung und nimmt sogar in Kauf, dass er synthetisch hergestelltes Vitamin B12 zu sich nehmen muss, um nicht vorzeitig zu verblöden.

Diese Geschichte bedient sich aller Klischees, die es diesbezüglich gibt, es fehlt aber eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema. Du verbleibst an der Oberfläche, d.h. auf der persönlichen Ebene zwischen den beiden Protagonisten, was nur bedingt etwas mit der Gesellschaft zu tun hat.

Ein Seitenhieb hier, ein Schmunzeln dort, und fertig ist ein Text fürs Zwischendurch. Muss anscheinend auch mal sein.

Übrigens: Neandertaler waren kein Seitenzweig der Evolution im eigentlichen Sinn, sondern leben in uns weiter – wir Europäer haben von den Neandertalern u.a. die helle Haut geerbt. :D

 

Hallo SCFuchs,

Du hast deine Geschichte unter dem Tag ‚Humor‘ veröffentlicht und das kann ich stellenweise gut nachvollziehen, auch wenn ich nicht gekugelt habe vor Lachen.
Schlechter Humor ist auch Humor. Die gute Absicht zählt. ;)

Beim Lesen des ersten Abschnittes habe ich mich öfters mal an einige, sicher sehr aus dem Zusammenhang gerissene Texte von Loriot erinnert gefühlt: (...)
Nja, vielleicht nicht gleich Loriot (das wäre ja in diesem Falle fast schon ein halber Adelstitel). Vom Prinzip her geht es aber auch bei Loriot immer zwischen zwei Personen hin- und her; und oft sind die beiden ‚Streithähne‘ in ihren Sätzen nicht gerade sehr handlungsschnell, sondern fast schon pedantisch mit dem was sie sagen und was der, bzw. die andere davon versteht.
Ich bin ein großer Fan von Loriot und würde mich natürlich niemals auf dieselbe Stufe stellen, sondern einige Stockwerke darunter. Der Mann war ein Genie. Ich bin mir nicht bewusst, dass er mich direkt bei dieser Geschichte beeinflusst hat, aber andererseits sind einige seiner Highlights bei uns ins Familienvokabular eingegangen, also kann ich einen Einfluss auch nicht ausschließen. Davon abgesehen hat er sicher große Teile der deutschen Humor- und Comedy-Szene mitgeprägt (auch wenn kaum einer ans Original heranreicht), so dass er ohne weiteres indirekt auch auf mich gewirkt haben kann.

Ich fand dabei auch den Gedanken von @ernst offshore interessant und nicht unberechtigt, dass der Text mündlich vorgetragen vor einem Publikum sehr gut funktionieren könnte, da in einer solchen Situation eigentlich immer irgendjemand lacht (und sei es, weil eine Person mit der letzten Pointe noch nicht ganz fertig geworden ist)...
Ja, da musste ich Ernst auch zustimmen.

Mir kam der Text – insofern das die Dialogen überhaupt zulassen – irgendwie auf eine Weise konstruiert vor. Warum will ich kurz versuchen zu erklären:

[nicht ganz so kurze Erklärung hier nicht zitiert, aber begriffen ;)]

Ich denke, du hast schon Recht, die Dialoge sind natürlich so konstruiert, dass jeder dem anderen das richtige Stichwort gibt und man am Ende bei der Pointe ankommt. Vielleicht denke ich gerade etwas eingeschränkt, aber ich sehe nicht, wie es anders gehen könnte, wenn Dialogwitz das Ziel ist. Auch bei Loriot - um bei dem Vergleich zu bleiben - sehe ich das so. Oder bei den Screwball-Komödien der 50er-Jahre. Natürlich könnte man auch eine gewisse Art von Humor daraus ziehen, dass jemand etwas sagt, was gerade nicht zum Vorangegangenen passt. Das wäre dann vielleicht mehr auf der Linie von Monty Python oder so. Oder man zieht den Humor gar nicht aus den Dialogen, sondern aus der Handlung.

Oder aber ich habe deine Erklärung doch nicht richtig begriffen. :D

Und die will Mann sich nicht antun.
man?
Sollte ein kleines (und ich hätte gedacht: abgenutztes) Wortspiel sein: eigentlich "man", aber im Speziellen eben auch "der Mann" (der sich den Zorn einer Frau nicht zumuten will).

Und mit denen gelingt mir der Grilltofu jedesmal.
Jedes Mal.
Hast Recht. Verdammte Rechtschreibdeform!



Hallo svg,

ich habe den Text UND die Kommentare gelesen, und soll ich dir was sagen (auch wenn mich das humormäßig offenbar bei einigen hier disqualifiziert): Ich finde den Text witzig - nicht nur ein bisschen, sondern ziemlich. Mit sind sowohl Susanne als auch der Ich-Erzähler sympathisch, die Pointen treffen meinen Geschmack und dazu ist das Teil noch sehr souverän geschrieben. Würde ja gern meckern, aber finde nichts.
Na, das nenne ich mal ein dankbares Publikum! :lol: Vielen Dank für das Lob!

Bevor du dich zu früh freust, mit 42 Jahren falle ich wahrscheinlich schon unter etwas, das sich Senioren-Humor nennt (ich gucke inzwischen auch viel öfter ZDF als früher)
Ey, hömma, wo is denn bitte das Problem mit ner Vier vorne dran?!

Und das ZDF ist viel besser als sein Ruf.

aber wenn ich deinen Text mit all dem "Komischen" vergleiche, das beispielsweise von den Lochis kommt (auf die meine siebenjährige Tochter abfährt), muss UND will ich sagen: Dein Text ist um Längen besser und unterhaltsamer als vieles andere, was sich hier in der Humorrubrik rumtreibt.
Lustiger als die Lochis, na, das ist ja schon mal was ... leider kenne ich die Lochis nur dem Namen nach (das sind diese Youtuber, die jetzt auch einen Kinofilm hatten, oder?) und kann deshalb nicht einschätzen, ob das jetzt eine Ehrung oder eine Beleidigung ist. Vielleicht besser so. :shy:

Ich habe es - und das als Fast-Vegetarier- sehr gern gelesen!
Ist ja auch von einem Fast-Veganer geschrieben! :)



Hallo noch mal, Perdita!

da wäre ich echt nicht drauf gekommen, wenn ich mich nicht irre, hat diesmal auch überhaupt niemand richtig geraten.
Zumindest nur wenige, aber zwei oder drei gab es schon. peregrina hat mich an dem Kinozitat identifiziert, da komme ich immer noch nicht drüber weg ...

Ich habe eine Vermutung - nämlich dass Ich-Erzähler einem stärker suggerieren, dass man sich als Leser mit dem Erzähler identifizieren soll. Ich weiß nicht, ob das anderen ähnlich geht, aber ich finde, in der dritten Person kann man sich leichter von einer Figur distanzieren. Also möglicherweise würde die Geschichte ganz anders wirken, wenn in der dritten Person erzählt würde, weil man dann Susanne und ihren Freund beide aus der gleichen Distanz betrachten würde und dann könnte man unparteiisch über beide lachen, weil der Erzähler halt nicht automatisch für sich selbst Partei ergreift.
Das habe ich mir inzwischen auch gedacht und schon in ein paar Antworten so geschrieben. Blöderweise weiß ich nicht mehr, ob ich diese geniale Erkenntnis schon hatte, bevor ich deinen Komm gelesen habe, oder erst danach.

Ich schlage vor, dass wir uns die Punkte schwesterlich teilen! ;)



So, morgen mehr. Wie immer vielen Dank an alle!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo The Incredible Holg,

Ich denke, du hast schon Recht, die Dialoge sind natürlich so konstruiert, dass jeder dem anderen das richtige Stichwort gibt und man am Ende bei der Pointe ankommt. Vielleicht denke ich gerade etwas eingeschränkt, aber ich sehe nicht, wie es anders gehen könnte, wenn Dialogwitz das Ziel ist.
Ja. Da hast du natürlich Recht, das wäre verdammt schwer. Ich wollte den Aspekt nur einbringen, weil mir bei deiner Geschichte aufgefallen war, dass viele deiner Dialoge eben mit diesen "Stichworten" geschrieben sind. Manchmal stört mich beim Lesen von Büchern (die schon veröffentlicht wurden) ein wenig, dass nichts mehr dem Zufall überlassen ist, bzw. scheint, weil der Autor/in sich einen zu genauen Plan davon gemacht hat, wie der Verlauf der Geschichte sein soll - was aber bei deiner Geschichte nicht der Fall war! Ich wollte nur sagen, dass ich finde, dass man (ich jedenfalls) sich beim Schreiben schnell daran gewöhnt, den Zufall "auszumerzen" und wenn das passiert, kann meistens schwer etwas Unerwartetes entstehen, finde ich... Wuhu, soweit bis hier. Wie gesagt, vielleicht war der Aspekt ein bisschen pingelig :D

liebe Grüße,
SCFuchs

 

Hallo Achillus,

Ich glaube, es waren Consolidated, bei denen ich auf einem Konzert zum ersten Mal die Behauptung gehört habe, dass es eine Verbindung zwischen Massentierhaltung und Faschismus gibt. Das werden viele Leute wahrscheinlich für irre halten, aber mir hat das damals sehr zu denken gegeben.
Finde ich gar nicht so abwegig. Aber das zu vertiefen, wäre wohl OT.

Ohne das weiter zu vertiefen, möchte ich den Punkt ansprechen, dass sich Deine lustige Geschichte eben nicht um die Frage dreht, weshalb Frauen angeblich nicht einparken können und Männer angeblich nie zuhören. Es sind nicht die paradoxen und letztlich komischen Missverständnisse zwischen jung und alt, die Du ansprichst, nicht Konsumgeilheit oder Snobismus, der aufs Korn genommen wird.
Ich bin nicht sicher, worauf du hier hinaus willst: darauf, dass ich mir ein (zu) ernstes Thema als Basis meiner (vermeintlich) lustigen Geschichte ausgesucht habe? Das klingt für mich so, als dürfte man sich über dieses Thema nicht lustig machen. Falls du das so meinst, möchte ich widersprechen. Einfach aus Prinzip, weil es m.E. nur sehr wenige Themen gibt, die für Humor tabu sein sollten. Allerdings können sich daran natürlich fallweise die Geister scheiden. Faschismus z.B. wäre ein sehr schwieriges Humorthema - aber so wörtlich wirst du den obigen Vergleich doch wohl nicht nehmen. Oder?

Deine Geschichte hört sich in weiten Teilen so an – und das suggeriert auch der Titel – als ob die Leute, die sich dafür einsetzen, Tieren mehr Rechte einzuräumen, im Grunde alle was an der Waffel haben, eben wahnhaft denken und handeln.
Das ist eine Möglichkeit, den Text zu lesen. Aber wer beim Lesen mitdenkt - und das haben m.E. praktisch alle Kommentatoren getan, dich natürlich eingeschlossen - merkt ja schnell, dass der Erzähler mindestens genauso viel an der Waffel hat. Daraus kann man dann (mindestens) zwei mögliche Gedanken ableiten:
(i) Buh, was für ein böses Veganer-Bashing!
(ii) Da ticken wohl beide Seiten nicht ganz richtig!
Aus den bisherigen Kommentaren und meinen Antworten sollte klar geworden sein, dass viele (i) gedacht haben, obwohl ich (ii) gemeint habe. Auch der Titel meinte nicht den Wahn der Veganer, sondern den Wahn um den Veganismus. Aber wie der Text selbst ist auch der Titel in beide Richtungen interpretierbar.

Der Humor eines Loriot, nur um mal ein Gegenbeispiel zu nennen, ermöglicht es den Leuten, die er beschreibt, sich darin selbst wieder zu erkennen. In Deiner Veganerin wird sich kaum jemand wieder erkennen, denn viele ihrer Argumente - das wurde bereits auseinandergenommen - sind Schwachsinn.
Umso besser. Die spannendere Frage - und das ist mir selbst erst im Verlaufe dieser Diskussion bewusst geworden - ist eigentlich, wer sich im Erzähler wiedererkennt. Und warum. Dazu gab es in diesem Thread ja schon einige Mutmaßungen hinsichtlich der Suggestivität der Ich-Form.

Ich hatte Dich als Autor übrigens sofort im Verdacht, was an unserer zig-seitigen Korrespondenz letzten Winter zu den Themen Natur- und Tierschutz und Ethik liegen mag.
Ja, das habe ich fast erwartet. Nett, dass du das nicht gespoilert hast. Auch wenn das Spoilern im Maskenball ja Teil des Spaßes ist, wäre die Nutzung von externem Wissen wohl nicht waidmännisch.

Allerdings frage ich mich jetzt, was ich wohl damals geschrieben habe, das dich veranlassen könnte zu glauben, ich wollte hier ernsthaft einseitig auf Veganern herumhacken. :confused:

Es bleiben ja noch eine Menge andere Personengruppen, über die man sich lustig machen könnte: Naturschützer überhaupt oder Leute, die sich gegen Rassismus engagieren oder all die linken Spinner, die von einer sozialgerechten Gesellschaft phantasieren, aber in Wahrheit doch nur zu faul zum Arbeiten sind.
Hätte ich mir die lieber zur Zielscheibe wählen sollen als die Veganer? Oder höre ich da einen leisen Sarkasmus heraus? ;) Falls du auch diese Gruppen vom Humor ausnehmen möchtest, muss ich wiederum widersprechen.

Harald Schmidt hat sich mal (vor vielen Jahren, als er noch lustig war) dafür rechtfertigen müssen, dass er auch Witze über Polen, Behinderte und diverse andere Randgruppen gemacht hat. Sein Argument war sinngemäß, dass ja auch z.B. Behinderte als vollwertige Menschen behandelt werden wollen und quasi ein Recht darauf haben, dass es auch über sie mal einen Witz gibt. Denn andernfalls würde man sie ja von etwas ausschließen. Er hatte auch entsprechende Zuschriften von Betroffenen bekommen, die sich in dieser Richtung geäußert haben und nicht wollten, dass man über sie immer nur entweder bierernst spricht oder betroffen schweigt.

Mir hat das damals eingeleuchtet. Und so kommen in diesem Text eben mal die Veganer zu ihrem "Recht". Und die Fleischesser gleich mit.

Ich finde die Hysterie, mit der die Vegan-Pro-Con-Debatte manchmal geführt wird, auch dämlich. Doch Deine Geschichte ist da keine Hilfe.
Das war hier auch nicht wirklich mein Ziel. Wenn irgendwer nebenbei ein bisschen was daraus lernt oder es jemandem in irgendeiner Hinsicht die Augen öffnet, dann ist das ein schöner Nebeneffekt, aber einen Bildungsanspruch habe ich mit diesem Text nicht verfolgt. Wie schon an anderer Stelle angemerkt, hätte ich die Tags gerne anders sortiert und dann "Gesellschaft" nach hinten gestellt. Ich hätte es natürlich auch ganz weglassen können; vielleicht weckt es falsche Erwartungen.

Vermeintliche Stereotype vorzuführen, ist nicht der intelligente Humor, zu dem Du fähig bist. Ich lese viele Deiner Kommentare und finde da echt ne Menge lustiger Statements. Dieser Humor von Dir ist mir tausendmal lieber.
Weißt du was? Mir auch. Und ich freue mich auch, dass dir meine andere Seite besser gefällt, weil die ausgeprägter ist und sicher mehr von mir als Person widerspiegelt.

Aber manchmal mag ich eben auch die rustikalere Sorte. Ich möchte mich da gar nicht so streng beschränken.



Hallo noch mal, wieselmaus!

es ist schon bemerkenswert, dass in einem litararisch ambionierten Forum so viele Leser in die Ich-Falle tappen, obgleich den meisten bekannt ist, dass Ich-Erzähler und Autor keinesfalls identisch sind. Ebenso merkwürdig finde ich die Forderung, als Leser müsse man die Protagonisten sympathisch finden.
Na ja, eine richtige Forderung war es vielleicht nicht. Ich habe es mehr als eine Annahme verstanden, die man mehr oder weniger standardmäßig trifft. Man geht ja immer mit einer gewissen Leseerwartung an einen Text heran, und meistens ist es ja vom Autor auch beabsichtigt, dass sich Leser mit einem Ich-Protagonisten identifizieren, damit die Geschichte ihre Wirkung entfalten kann. Insofern bin ich da vermutlich gegen den Strich gefahren. Der Prot ist eben auch nicht so eindeutig böse wie etwa ein ich-erzählender Massenmörder, von dem man sich schneller abgrenzen würde.

Woran auch immer es genau lag, komme ich nicht um die Tatsache herum, dass es sehr viele Leser waren, die den Text anders aufgefasst haben, als ich ihn gemeint habe. Deswegen kann ich nicht einfach sagen: Die sind alle zu doof, das richtig zu lesen ...

Wenn man Kinder auffordert, sie sollen sich eine Geschichte ausdenken, dann kommt in achtundneunzig Prozent eine Ich-Erzählung heraus. Es ist immer ganz schön schwierig, den Unterschied plausibel zu machen.
Aber sicherlich sind die Kinder in ihren Geschichten dann auch immer die Guten, oder?

Ich überlege gerade, ob dein Text anders beurteilt worden wäre, wenn der Prot in der dritten Person präsentiert worden wäre.
Ja, den Verdacht habe ich schon. Schade, dass wir hier keinen wissenschaftlichen Doppelblindversuch machen können ... :D



Hallo again, Peeperkorn!

Deshalb war ich tatsächlich etwas entsetzt, als du hinter der Maske hervorgekrochen bist. Denn ich hab' schon ein paar Mal gedacht (und auch geschrieben), dass du einen Humor hast, den ich mag. Vielleicht so: Deine Range ist grösser.
Sehr nett umschrieben. ;) Aber warum soll meine Range nicht auch bis in die Niederungen reichen? :lol:

Im Übrigen unterschreibe ich das, was du in deiner Antwort sagst, sofort. Ich hab' das einfach nicht aus dem Text rauslesen können, das, was du mit dem Text leisten wolltest, ist bei mir schlichtweg nicht angekommen.
"Leisten" klingt so nach Anspruch, den hatte ich nicht. Aber klar, ich habe mir etwas dabei gedacht, und das ist bei vielen Lesern nicht so angekommen wie gewünscht. Selbst wenn ich abziehe, dass man nie alle erreichen kann, muss ich mich schon fragen, inwieweit das ein Problem des Textes ist und nicht nur der Zielgruppe.

Ich meine, wenn jemand eine Geschichte posten würde, in der ein Protagonist fünfzehn Fäkalwitze erzählt (ich übertreib mal um der Sache willen), dann mag ich das nicht lesen, auch wenn der Autor dann sagt, er habe den Fäkalhumor des Protagonisten zum Thema machen wollen.

Ronnie könnte ja mal einen Text mit fünfzehn Peniswitzen schreiben. ;)

Hier fand ich einfach den Austausch der Pseudo-Argumente nicht witzig, egal, wem ich diese Argumente zuschreibe.
Absolut legitim. Aber wenn das der simple Grund ist, warum der Text bei so vielen nicht ankommt, dann ist das kaum reparabel, weil es natürlich die Grundidee des Textes ist.

Aber ich finde das schon einen spannenden Punkt. Und ich zerbreche mir schon seit einer Woche den Kopf darüber, ob ich auch so kommentiert hätte, wenn Philosophie nicht mein Beruf wäre, oder wenn ich mich nicht über Fleischesser ärgern würde, die sich sofort angegriffen fühlen, nur weil eine Tofuwurst auf dem Grill liegt. Wahrscheinlich nicht.
Aber wenn ich so viele Gedanken auslöse, und sei es auch bei einer Minderheit der Leser, dann habe ich ja doch irgendwas richtig gemacht.

Aber hey, hier reagieren Menschen auf Texte.
Und wie trostlos wäre es, wenn das nicht so wäre ...?



Und auch noch mal kurz hallo, Ronnie!

Den Penis musst du entschuldigen, dazu hat mich mein Ruf hier drin gezwungen.
Kein Problem, ein bisschen Auflockerung hat dem Thread ganz gut getan, glaube ich. :thumbsup:



So viel für heute. Wahnsinn, wie viele tolle Kommentare ich zu beantworten habe! Ganz lieben Dank an alle!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg!

Das klingt für mich so, als dürfte man sich über dieses Thema nicht lustig machen. Falls du das so meinst, möchte ich widersprechen. Einfach aus Prinzip ...

Diese Haltung meinte ich, als ich in meinem Kommentar über unsere Ethik-Debatte sprach. Du argumentierst häufig – so kommt es mir vor – aus der Perspektive Deiner Rechte und Privilegien heraus.

Wusstest Du, dass es im dritten Reich Comedians gab, die sich über die vermeintliche geistige Beschränktheit von Juden lustig machten, über deren angeblich chronische Raffgier und Verschlagenheit? Ja, man lachte viel und gern in Nazideutschland, besonders über bestimmte Gruppen von Menschen, also Kommunisten, Schwule, Juden, körperlich und geistig Behinderte, Farbige.

Höhnisches Gelächter erhielten auch Widerstandskämpfer, die von der SS an die Wand gestellt wurden, was mich an das Lachen von IS-Leuten erinnert, bei der Exekution von Ungläubigen. Bei den systematischen Gruppenvergewaltigungen im Kongo wurde ebenfalls viel gelacht, wie ich Zeugenbeschreibungen entnehme. Auch dort, wo Leute von einem Mob zusammengeschlagen oder gelyncht werden, beobachtet man immer wieder Heiterkeitsausbrüche und Tränen der Freude.

Damit will ich auf folgendes hinaus: Humor oder Lachen sind keine irgendwie besonderen oder schützenswerten Errungenschaften unserer Gesellschaft. Im Gegenteil. Ein Witz kann nicht zynisch oder schwachsinnig genug sein, er findet immer seinen Lacher. Den ganzen Tag laufen Comedy-Shows im Fernsehen und auf YouTube sind Videos, in denen Leute auf die Fresse fallen besonders beliebt. Wir kichern, gackern und feixen uns zu Tode, so lustig ist das alles auf der Welt.

Oder umgekehrt: Dürfte man nicht lachen, würde man gerade zu verrückt am Ernst und der Tragik all der Dinge, die so Tag für Tag passieren.

Und so halten wir es auch für unser Recht, uns über Mohamed lustig zu machen, denn genau da zeigt sich ja die Überlegenheit unserer demokratischen Rechtsordnung: dass wir auf den religiösen Gefühlen von Menschen herum trampeln dürfen. So muss es einfach sein. Tabus darf es nicht geben. Wer lachen will, hat recht.

Was viele Menschen nicht verstehen, meiner Ansicht nach, ist, dass ein positives Gefühl nicht zwangsläufig etwas Positives ist. Selbst wenn Du Dir nun bessere Jokes einfallen lässt, halte ich es immer noch Zeitverschwendung. Ethisch formuliert: Haben wir auf der Welt einen solchen Überschuss an Motivationen, die durch Zurückschalten, Achtsamkeit, Lustverzicht etwas zum Besseren bewegen wollen? Ist der Versuch, eine Gesellschaft zu entwickeln, in der Tiere ähnliche Rechte wie Menschen haben wirklich etwas, das man der Lächerlichkeit preisgeben sollte? Ich finde das nicht.

Ich finde, dieser Konflikt ist ohnehin so aufgeladen und trifft die Beteiligten so empfindlich (habe selbst etliche dieser Diskussionen erlebt), dass man dazu entweder etwas Sinnvolles beitragen oder die Schnauze halten sollte (um mit Nuhr zu sprechen).

Gruß Achillus

 

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