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SPIEGEL-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück

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15.04.2002
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SPIEGEL-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück

Link zur offiziellen Erklärung der Verlage

Was meint ihr als Autoren dazu?

Meine Meinung:

- die alte Rechtschreibung hat einige unlogische Ausnahmeregeln (z.B. bzgl. ß und dreifache Konsonanten)

- die neue Rechtschreibung verbessert das zum Teil

- die neue Rechtschreibung macht aber z.B. Großkleinschreibung und Getrenntschreibung z.T. kompliziert

- natürlich ist die neue R. für jeden eine Umstellung, der 20, 30, 50 Jahre nur die alte benutzt hat (und zeigt, wie lernunwillig oder -fähig viele Erwachsene sind)

- für Kinder, die gerade die neue R. gelernt haben, würde eine Rückkehr zur alten R. erhöhten und ungeliebten Lernaufwand bedeuten (obwohl Kinder jederzeit lernfähiger sind als Erwachsene)

- die hohe Fehlerrate liegt nicht an der neuen R., denn nicht wegen ihr findet Google 165000 Treffer für "Standart" im deutschsprachigen Internet.

Ich bin dafür, diejenigen Teile der neuen R. zu übernehmen, die das Erlernen wirklich vereinfachen (z.B. ss/ß-Regel und 3-Konsonanten-Regel). So werde ich auch erstmal weiter schreiben.

 
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[Flammende Rede]
Die ss/ß-Regel vereinfacht nicht:
Früher hat man sich überlegen müssen, ob es sich bei einem Wort um eine Ausnahme handelt - wenn ja, dann wurde mit ß geschrieben. Heute muß man sich erst überlegen, ob es sich um eine Ausnahme handelt und dann noch (zusätzlich), ob der dem s vorangehende Vokal kurz oder lang ist.
Einfacher wäre das nur, wenn etwa alle Wörter mit kurzem Vokal vor einem s mit ss zu schreiben wären, was aber nicht der Fall ist (Bsp: Bus).

Außerdem ist das ß durchaus keine komische Eigenheit der deutschen Sprache, sondern dient der Lesbarkeit. Beispiel: Messingenieur - hier bekommt man unweigerlich Schwierigkeiten beim lesen, weil man erst zu spät realisiert, daß der Meßingenieur nichts mit Messing zu tun hat.

Diese viel gepriesene, neue Regel ist daher mit der größte Schwachsinn.

Die 3-Konsonanten-Regelung mag zwar eventuell sinnvoll sein, ist aber eine ästhetische Katastrophe. Will man vereinfachen, ohne das der deutschen Sprache eigene Gefühl zu zerstören, so sollte man einen Bindestrich verwenden - nicht toll, aber ein Kompromiß/ss/s. Die dem Deutschen einwohnende Lebendigkeit zu zertrümmern, nur um es ein paar lernfaulen Schülern leichter zu machen, halte ich für fatal und: dumm.

Hinzu kommt, daß nahezu ausnahmslos alle Schriftsteller weiterhin die alte Schreibung verwenden und man im Falle eines Festhaltens an der Reform eine orthographische Zwei-Klassengesellschaft hätte.

Daß eine Rückkehr zur Reform ungut für die Schüler wäre, stimmt zwar, ist aber schlicht und ergreifend kein Argument. Es ist der Schülerschaft nicht geholfen, wenn sie jetzt weiter neue Regeln pauken dürfen, aber sich beim Lesen eines Grass, Walser oder Enzensberger wundern, warum so bekannte Literaten die Rechtschreibung nicht beherrschen...

Und schließlich würde eine Rückkehr im Gegensatz zur allgemeinen Panikmache keine großen finanziellen Umstände machen, da man einfach im Zuge neuer Auflagen der betroffenen Schulbücher die alten versionen verwenden könnte. Es muß ja nicht von heut' auf morgen alles geändert werden. War bei der Reform ja auch nicht so.

Daher finde ich den Schritt der Spiegel-Redaktion höchst begrüßenswert und bin mir sehr sicher, daß die sinnlose Reform gekippt wird. Je früher, desto gut!
Und von den funktionierenden, alten Regeln ausgehend kann man dann immer noch über Detail-Änderungen nachdenken. Unausgegorener Mist wie die ss/ß-Regel helfen jedenfalls niemandem und zuallerletzt der deutschen Sprache.
[/Flammende Rede]

 
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Bruahaha... das war ja nur eine Frage der Zeit, bis sowas passiert... :rotfl:

Das "Schöne" daran: Recherche in bestimmen Archiven könnte bald schwierig werden, weil man Begriffe in zwei oder mehr Schreibweisen nachschlagen muss bzw. weil bestimmte Zitate oder ähnliches in verschiedenen Katalogen in unterschiedlicher Schreibung abgelegt sind... juhuuu... :dozey:

Die NR hat ihre Macken genauso wie die Alte. Ich persönlich habe mir mittlerweile so eine Art "Best of both worlds" zusammengezimmert, soll heißen: Ich schreibe einen im Grunde unerträglichen Mischmasch aus alter und neuer R. - als Schriftsteller steht mir das ja zum Glück frei! Es gibt noch heute Verlage, die Belletristik ausschließlich nach den alten Regeln bzw. in der (konsequenten) Schreibung des Autors verlegen. Auf uns kommt also erstmal kein größeres Problem zu, da die NR ohnehin nur für Ämter, Schulbücher etc. "verbindlich" war/ist.

Wer jetzt u.a. echt in der Klemme steckt, sind m.E. Lehrer und deren Schüler bzw. Leute, die Texte für die Öffentlichkeit erstellen müssen. Die könnten nämlich bald in eine Siutuation geraten, wo es u.U. nicht mehr leicht zu entscheiden ist, wann etwas "richtig" oder "falsch" ist. Das - genauso wie das gesamte unerträgliche Humbug-Kuddelmuddel, das die R.-Reform von Beginn an darstellte - ist für mich einer der untragbaren Effekte einer "Reform" über die Köpfe maßgeblicher Stellen hinweg und mit einer langen Latte von Pannen und Konzeptfehlern.

Ich jedenfalls schreibe nach wie vor zumindest konsequent - ob das dann "richtig" oder "falsch" ist, ist mir angesichts dieses Affenzirkus' rund um die Rechtschreibung mittlerweile dann bald echt Latte - sollen sich die Gelehrten drum zanken... :dozey:

Amused,
Horni

 

Man könnte natürlich argumentieren, dass es idiotisch ist eine Rechtschreibung an die Fehler anzupassen, die ohnehin immer gemacht wurden. Schließlich wird Steuerhinterziehung ja auch nicht legal, nur weil es jeder tut. Und bei der Rechtschreibreform hatte man schon manchmal den Eindruck, dass genau nach diese, Verfahren vorgegangen wurde.
Andererseits und da gebe ich Uwe recht, halte ich es für ein Zeichen mangelnder geistiger Flexibilität, sich der neuen Rechtschreibreform zu verweigern. Ich halte sie in ihrer Konezption tatsächlich für eingängiger und leichter.
Das Gezeter darum erinnert mich immer an die Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Na und? Wir haben uns dran gewöhnt, gehen inzwischen so selbstverständlich damit um, wie zuvor mit den vierstelligen.

Absurd finde ich es, wenn sich ausgerechnet die geistige Elite der Änderung verweigert. Man könnte sich fragen, ob sie Angst um ihre Überlegenheit hat.

Lieben Gruß, sim

 
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@falk:
"dem Deutschen einwohnende Lebendigkeit"
pffffff...
Das ist doch kein Argument. Man könnte auch eine (akzeptierte) Rechtschreibreform als Beweis für Lebendigkeit (=Veränderung!) betrachten, andererseits aber auch von einer "dem Deutschen einwohnenden Kompliziertheit" reden. Ansichtssache. Kompliziertheit als Abgrenzungskriterium erhalten zu wollen, geht für mich schon Richtung Arroganz einer Elite, wie sim sie erwähnt.

Sprache ist zunächst einmal ein Ausdrucksmittel, das Inhalte transportiert. Und warum sollte man das komplizierter machen als nötig? Erst in zweiter Linie ist es ein Kulturgut.

Natürlich war die Reform an sich eine Verkomplizierung: allein, weil es dadurch zwei Rechtschreibungen gibt. Ich fand immer, dass sie übers Ziel hinaus schießt.
Grundsätzlich sollte man sich aber Veränderungen gegenüber nicht bedingungslos verschließen. Wo kämen wir denn da hin? Nirgends.

Massive Veränderungen geschehen doch am einfachsten von ganz allein, und nicht durch Vorgaben von oben. Deshalb wird in ein paar Jahren "funzen" im Duden stehen (wenns nicht schon der Fall ist...) und "funktionieren" als veraltete Version daneben.

Heutzutage schreiben viele Menschen viel mehr als früher, nämlich im Internet (Mail, Chat, Foren...). Und da entwickelt sich von ganz allein eine Kurzsprache, weil 10-Finger-Schreiben nun einmal nicht in der Schule gelehrt wurde und Zeit sooo knapp ist - zu knapp, um das Geschriebene selbst nach Tippfehlern zu durchsuchen. Zu knapp, um nachzudenken, wie man "Standard" denn nun eigentlich schreibt. Diese Kurzschriftsprache wird solange zwischen "literarischer" Schriftsprache und Umgangssprache existieren, bis alle Computer auf gesprochene Wörter geeicht sind. Aber das führt jetzt wohl zu weit...

 
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@sim
Unsinn. Die neue Rechtschreibung ist aus genau zwei Gründen "einfacher":
-Orthographie war in den letzten Jahren omnipräsent in den Medien und Diskussionen (und in der Schule sowieso)
-Die Reform ist ein Regelabbau, der das Schreiben erleichtert, das Lesen aber erschwert. (Bsp: Meßingenieur vs Messingenieur; "Ich helfe[,] ihm[,] zu entfliehen"; etc.)

Und aus diesem simplen Grund verweigert sich die "Elite" der Reform - weil sie die Unsinnigkeit der Pseudo-Vereinfachungen sieht. Reich-Ranicki hat (laut Spiegel) zum Beispiel gesagt, daß er sinnvollen Änderungen nicht grundsätzlich abgeneigt wäre - ebenso auch der Tenor der Verlage Springer und Spiegel.

Wer also solche Unterstellungen auspackt wie sim, der verkennt die Lage.

EDIT@Uwe

Massive Veränderungen geschehen doch am einfachsten von ganz allein, und nicht durch Vorgaben von oben. Deshalb wird in ein paar Jahren "funzen" im Duden stehen (wenns nicht schon der Fall ist...) und "funktionieren" als veraltete Version daneben.

Da stimme ich dir voll und ganz zu! Und genau deshalb sind sims Aussagen und die entsprechenden Passagen aus deinen postings auch völliger Unfug. Die Reform ist nun mal zu 75% weder Vereinfachung der Sprache noch Anpassung an tatsächliche Gegebenheiten, sondern sinnfreies Diktat von oben. Will sagen, genau das, was du ablehnst.

Entsprechend ist auch die "dem Deutschen einwohnende Lebendigkeit" zu verstehen - Sprache lebt und läßt sich nicht regulieren. Du stimmst mir da augenscheinlich zu, benutzt nur andere Worte.

 

@sim: In dem Spiegel-Artikel wird aber auch erwähnt, dass es bei diesem Schritt weniger um "Reformfeindlichkeit" geht als um eine Wiederherstellung eines gewissen "Satus Quo", an dem man sich orientieren kann. Ebenso wird dort erwähnt, Sprachwandel vollziehe sich am sinnvollsten aus der Adaption bestimmter Änderungen aus dem täglichen Sprach- bzw. Schriftgebrauch heraus, statt anhand eines zusammengestückelten "Reformkataloges", der "von oben" auf eine Sprachgemeinschaft aufgestüplt wird.

Und aus eben diesem Grund hat die NR erhebliche Akzeptanzprobleme, zumal sie in etlichen Fällen tatsächlich Auswüchse produziert, die für niemanden eine Verbesserung darstellen (außer für die "Experten", die sie sich am grünen Tisch ausgedacht haben).

Ein Beispiel: Wenn ich es mir in der NR aussuchen kann, ob ich einen erweiterten Infinitiv mit Komma abtrenne oder nicht, lassen viele es eben einfach ganz weg, mit dem Ergebnis, dass oft Sätze dabei rauskommen, die man dreimal lesen muss, um sie zu verstehen. Eine "Verbesserung", die in dieser Form definitiv der Lesbarkeit/Verständlichkeit schadet, wie ich finde. Es gibt auch noch andere Humbug-Details der NR, die ich mittlerweile aus guten Gründen schlicht ignoriere, z.B. vier Konsonanten hintereinander ("Sauerstoffflasche"), den neuen Satzzeichenzoo bei der wörtlichen Rede oder Unfug wie "Potenzial". Andere Dinge wiederum (z.B. "Halt machen" statt "haltmachen" o.ä.), die logisch nachvollziehbar sind und die Entscheidung im Zweifelsfall vereinfachen bzw. unsinnige Sonderfälle obsolet machen, benutze ich nach der Eingewöhnungsphase mittlerweile doch recht selbstverständlich.

Ich denke, es kommt auf eine sinnvolle Neuerung an - und die kann m.E. nur an der Sprachbasis geschehen, und damit z.T. eben in den Händen derer, die täglich schreiben und lesen (müssen). Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass die deutsche Rechtschreibung sich verändert. Aber noch nie war es m.E. so chaotisch und in vielen Fällen so unsinnig und nicht nachvollziehbar wie jetzt. Ansonsten empfehle ich wirklich das Lesen des Spiegelartikels - dort werden mMn einige gute Argumente vorgebracht.

 

die das Erlernen wirklich vereinfachen (z.B. ss/ß-Regel
Eine ganz direkte Frage: Hast du wirklich mal Texte von denen gelesen, die auf NR umgelernt haben, oder die NR gerade lernen? Meiner Erfahrung nach haben sich ss-Fehler massig ausgebreitet - ich sage nur "Spass". Da wurde nichts vereinfacht, sondern unnötig verkompliziert.
___________

Meine Meinung: NR umgehend abschaffen. Sie hat nichts als Verunsicherung und Fehler geschaffen. Und eine Sprache, die sich teils extrem furchtbar liest. Das war keine Reform, sondern eine Katastrophe.

Wer vor der Reform sicher schreiben konnte, macht heute Fehler.
Exakt. Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung. Ich blick nicht mehr durch... und die Teile, die ich verstehe, lesen sich im Ergebnis abgehackt und / oder furchtbar.

Ausgerechnet in meiner Oberstufenzeit hat meine ehemalige Schule in einer Aktion vorauseilenden Gehorsams angefangen die NR unterrichten. Folge war totale Verwirrung bei den Lehrern und den Schülern, in sämtlichen darauffolgenden Klauseren schoß der Fehlerquotient durch die Decke. Wohlgemerkt, damals waren AR/NR Unterschiede keine Fehler, die Fehler entstanden alleine aus der Verunsicherung heraus, ob hier und da sich was geändert haben könnte... und soetwas wie eine einheitliche Rechtschreibung gab es schonmal gar nicht mehr.

Jetzt haben ein paar Schüler die NR gelernt. Und? Hier wird die Mehrheit zugunsten einer solch kleinen Minderheit geopfert, die zudem flexibler ist und sich leicht in die AR reinarbeiten kann. Die AR ist in vielen Bereichen mEn logischer und nachvollziehbarer als die NR.

Sprache ist zunächst einmal ein Ausdrucksmittel, das Inhalte transportiert. Und warum sollte man das komplizierter machen als nötig?
Die NR sorgt für Doppeldeutigkeiten, die niemand braucht: Was ist ein allein stehender Mann? Ist er a) ledig oder b) steht er im Kontext irgendwo alleine?
Und was sind die heiß ersehnten und heiß ersehnten Bratkartoffeln? Nein, keine Doppelmoppigkeit, sondern ein schönes Beispiel für die unsinnige Wörtertrennung. Schrecklich. Sinn der Sprache ist es nicht, sich möglichst einfach ausdrücken zu können, sondern möglichst klar. Weil sie eben ein Ausdrucksmittel ist, daß dem anderen etwas mitteilen will.

In dem Sinne ein klares :thumbsup: für den Spiegel.

Das Gezeter darum erinnert mich immer an die Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Na und? Wir haben uns dran gewöhnt, gehen inzwischen so selbstverständlich damit um, wie zuvor mit den vierstelligen.
Toller Vergleich ;). Schließlich sind Postleitzahlen alleiniges Mittel schriftlicher Kommunikation und jeglicher Literaturkunst. Genauso wie auch Telefonnummern und Autokennzeichen.

 
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@Uwe:

Kuhl! Dann schraim wia ja balt alle nua noch fonetisch und brauchn ga kaine rächschreipregln mea... :D

Soll heißen: Veränderung ist ja gut und schön - aber mutwillig Schreibweisen zu ändern, nur weil ein paar Leute plötzlich anderer Meinung sind als der Duden (und genau das hat die NR in fielen Fellen m.E. getan!), halte ich, mit Verlaub gesagt, für wenig sinnvoll...

 
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@Uwe: deshalb der Konunktiv. ;)

Ich wette das Geschrei wäre groß, wenn "funzen" im Duden steht und "funktionieren" als veraltete Version daneben. Ich stimme dir aber in dieser Hinsicht zu.
Noch größer wäre das Geschrei natürlich wenn *g* oder N8 in ein paar Jahren im Duden stünden und grinsen oder Nacht als veraltete Version daneben.

Ich halte die Länge der Übergangszeit von der alten zur neuen RS für problematisch. Das Argument, dass die neue RS zum Lesen schwerer ist, kann ich gut gelten lassen.Ich habe aber bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass mich die neue RS beim Schreiben in meinen Ausdrucksmöglichkeiten einengt oder beschneidet.
Was mich stutzig macht, ist der Zeitpunkt dieser Rückbesinnung der Verlage. Erst stellen sie alle um, kurz bevor die Reform jedoch endgültig abgeschlossen sein soll, ziehen sie zurück. Natürlich billige ich auch den Verlagen Denkprozesse zu, ich frage mich nur, woher diese Änderung jetzt kommt. Haben die Verlage Rückmeldungen ihrer Leser erhalten, dass sie die Zeitungen seit der neuen RS schlechter verstehen?

Um hier richtig verstanden zu werden. Ich halte es wie ihr für sinnvoll, dass viele der Überlegungen zur neuen RS noch einmal überdacht werden. Mit den Beispielen, die ihr nennt, rennt ihr bei mir offene Türen ein. Ich habe nur den Eindruck, dass diese Schwachpunkte so lange bekannt sind, dass es mir einfach merkwürdig vorkommt, dass diese Reaktion erst kommt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen zu sein scheint.

Ich bin für die Rechtschreibreform, auch wenn ich deutlichen Nachbesserungsbedarf sehe. Mir erscheint einfach die Verweigerungshaltung, due symbolisch aus der Maßnahme von ASV und Spiegel hervorgehen als zu wenig konstruktiv.

 
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Der Zeitpunkt ist wirklich schlecht gewählt, weil mindestens drei Jahre zu spät. Aber daraus kann man nur einen Schluß ziehen: JETZT umstellen und nicht noch länger warten. Die wichtigsten Sprachbenutzer (Print-Medien, Literatur-Verlage und Schriftsteller) werden bei der alten Schreibung bleiben und damit ist die Reform de facto tot. Es hilft den Schülern wirklich gar nichts, wenn sie die neuen Regeln lernen und dann nichts mehr damit anfangen können, sobald sie keine Schulbücher mehr benutzen müssen. Die Reform IST gescheitert.
Vermutlich haben viele Verlagsleitungen/Ministerpräsidenten das nun endlich erkennt. Im grunde war die Reform schon gescheitert, als die geschloßene Riege der Literaten sich gegen sie ausgesprochen hat, bevor sie überhaupt galt. Spätestens aber mit der Kehrtwende der FAZ.

Dabei geht es nicht darum, daß die genannten Gruppen in irgendeienr Weise "Elite" wären, sondern einfach darum, daß sie es sind, die das Volk mit Sprache versorgen.

@sim
Sowas wie "funzen" oder "n8" setzt sich natürlich nicht durch, wenn es nur in Chats Verwendung findet. "Funzen" gebe ich gute Chancen, weil es auch gesprochen oft (d.h. nicht nur in Verbindung mit Computer-Themen) zur Anwendung kommt. Bei "n8" oder *g* erübrigt sich das ja aus mehrfachen Gründen.)
Ebenso wahrscheinlich wie "funzen", aber kontroverser wäre ein hübsches "Lol". Ich mag's jedenfalls. :)

Ich bin für die Rechtschreibreform, auch wenn ich deutlichen Nachbesserungsbedarf sehe. Mir erscheint einfach die Verweigerungshaltung, due symbolisch aus der Maßnahme von ASV und Spiegel hervorgehen als zu wenig konstruktiv.

Der Vorwurf wird nicht dadurch sinnvoller, daß man ihn wiederholt. Er stimmt einfach nicht, was klar ersichtlich ist, wenn man sich die Aussagen vieler Reformgegner anschaut.
Zweitens hat eine Verbesserung der Reform keinen Sinn, da die Reform leider zum Großteil mißraten ist. Eine Verbesserung muß daher auf der Basis der bewährten, alten Regeln aufbauen.

 

Also mir persönlich ist das, was das Umlernen betrifft, jetzt eigentlich gerade ganz egal: Ich hab mittlerweile von der alten RS schon ungefähr so viel vergessen, wie ich von der neuen noch eingehender lernen muß. :D

Wenn ich meine ganzen neuen Duden anschau und kurz nachrechne, was die gekostet haben, dann will ich die neue…:heul:

Jedenfalls finde ich die ß/ss-Regelung in der neuen schon auch bedeutend vereinfacht, und kann daher falks Aussage nicht nachvollziehen:

falk schrieb:
Die ss/ß-Regel vereinfacht nicht:
Früher hat man sich überlegen müssen, ob es sich bei einem Wort um eine Ausnahme handelt - wenn ja, dann wurde mit ß geschrieben. Heute muß man sich erst überlegen, ob es sich um eine Ausnahme handelt und dann noch (zusätzlich), ob der dem s vorangehende Vokal kurz oder lang ist.
Einfacher wäre das nur, wenn etwa alle Wörter mit kurzem Vokal vor einem s mit ss zu schreiben wären, was aber nicht der Fall ist (Bsp: Bus).
Nur, weil die alten Regeln vielleicht nicht alle kennen, hier zum Vergleich (Quelle: Österreichisches Wörterbuch, Auflage 1972):
ss steht immer zwischen zwei Selbstlauten, von denen der erste kurz ist: beeinflussen, flüssig, Gasse, geschlossen, messen, müssen, nachlässig, Tausendsassa, Wasser; auch in der Mehrzahlform jener Hauptwörter auf -is, -nis und auf -aß, -iß, -oß und -uß, in denen der Selbstlaut vor dem s-Laut kurz ist, z.B. in Iltisse, Zeugnisse, Fässer, Bisse, Ambosse, Schlösser, Nüsse.

Anmerkung: ss wird auch dann geschrieben, wenn das Schluß-e durch ein Auslassungszeichen ersetzt wird, z. B. in: Ich lass´= ich lasse; ohne Auslassungszeichen schreibt man jedoch: Ich laß.
Niemals steht ss nach Zwielauten.

ß steht:
1. immer im Inlaut nach langem Selbstlaut, ebenso nach Zwielauten: fließen, flößen, stoßen, grüßen; Blöße, Grüße, Sprießel; außen, äußern, draußen, heraußen, heißa, juchheißa;
2. im Auslaut nach langem, aber auch nach kurzem Selbstlaut, z. B. in groß (Größe), Fuß (Füße); Faß (Fässer), Fluß (Flüsse); ebenso in Ableitungen und Zusammensetzungen, z. B. in häßlich, vergeßlich,; mißtrauen; flußaufwärts, fußhoch; Großstadt, Maßstab;
3. vor t in Endungen jener Zeitwörter, die in der Nennform ss haben (ss wird zu ß): fassen, er faßt, sie faßte, wir faßten


:rolleyes:

 

Und das ist die neue Regel:

Für das scharfe (stimmlose) nach langem Vokal oder Diphthong schreibt man ß, wenn im Wortstamm kein weiterer Konsonant folgt.
Dummerweise wissen 90% nicht, was ein Diphthong ("Zwielauten" in der alten Regel) ist und viele ignorieren die Existenz des ß gänzlich.

Was ist also neu an der neuen Regel? Das Zwangs-ß am Wortende ist weggefallen, in Zeitformen und in Wortzusammensetzungen (was aber durch die kompliziertere Wortstammregel ersetzt wurde). Alles andere ist gleich geblieben, nur kompakter formuliert. Folge: Verwirrung und Ignoranz.

Nehmen wir das Wort Maßnahme. Wer nicht nach Wortstamm geht (bzw diesen falsch interpretiert), wird daraus Massnahme machen (was korrekt wäre, würde das n zum Wortstamm gehören). Wer nach der Vokalregel geht (welche erst im Kopf ausgesprochen sein will!) hingegen wiederum Maßnahme (sofern er die nachfolgende Regel mit dem folgenden Konsonant nicht kennt). Massnahme taucht hingegen bei jedem auf, der sich gemerkt hat: Wenn Konsonant nach "ß / ss" => ss. Wer die Regel für den langen Vokal nicht gut anzuwenden weiß, macht daraus ebenfalls schnell die Massnahme.
Und das soll einfacher sein?

Selbst extrem einfache Wörter wie Spaß und Maße sehe ich seit der Einführung der NR unglaublich oft falschgeschrieben, dagegen ist der "Standart" noch gar nichts!

JETZT umstellen und nicht noch länger warten.
Ganz meiner Meinung. Das Trauerspiel gehört endlich beendet.

 

Wobei sich die neue Regel verkürzen läßt auf "ß schreibt man, wenn der stimmlose s-Laut auf einen langen Vokal oder einen Diphtong folgt". :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Problem ist einfach, daß man auch weiterhin überlegen muß, ob Ausnahme doer nicht. Daher ist die alte Regelung einfacher:

AR:
a) Ist es eine Ausnahme?

NR:
a) Ist es eine Ausnahme?
b) Vokal kurz oder lang?

Wenn man lernt ob es sich um eine Ausnahme handelt oder nicht, ist es völlig egal, ob diese Ausnahme nun ein ß oder ss vorsieht - auswendig lernen muß man es so oder so. Die neue Regelung baut da nur noch zusätzlich eine (sinnlose) weitere Überlegung ein. Auswendiggelernt werden müssen die Ausnahmen immer noch. Die NR ist nicht einfacher.

Hinzu kommt zusätzliche Verwirrung:
1. Beim Lesen. (Messingenieur)
2. Warum Fluss aber Bus? In der AR war die Regelung so: ss nur zwischen zwei Vokalen, von denen der erste kurz ist. Ansonsten ß oder s. In der NR: Nach kurzen Vokalen kein ß, sondern nur ss oder s.

 

Die Neue Rechtschreibung ist so wie die Umstellung auf Linksverkehr auf deutschen Straßen: in der Gesamtheit ist nichts einfacher geworden (der Schilderwald an Ausnahmen und unlogischen (Sonder-)Regelungen ist der gleiche wie zuvor, er steht jetzt nur auf der anderen Seite).
Mich verwirrt dieses üble Machwerk nur - auf die Halde damit, so schnell es geht.

Ich möchte jedenfalls nicht später mal als frisch gebackener Ehemann auf dem Standesamt enden.

Und Flipper war ein Delphin. Punkt.

 

Lustiger Test, wenngleich Punkt 5 in etwa genauso unsinnig ist wie die ganze Rechtschreibreform...

 
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