Vielleicht sollte man doch noch mal anmerken, daß es zwischen reinen Unterhaltungsromanen und "richtiger" Literatur zu unterscheiden gilt. Wobei der Unterschied freilich schwer zu fassen ist.
Beispiele: Ich habe verdammt gerne Tad Williams Drachenbeinthron gelesen - 4 Bücher mit je ca. 800 Seiten, also zusammen... äh... ziemlich viel. Dennoch würde ich alles dafür geben, daß die Erzählung um mindestens 5000 Seiten erweitert wird.
Max Frischs Stiller empfinde ich dagegen als entschieden zu lang, einfach, weil man merkt, daß Frischs Hauptaussage, also sein Thema, die Charakterisierung seines Protagonisten ist - und das ist nach spätestens 50 Seiten abgeschloßen. Alles dazwischen und danach wirkt wie unnötiger Ballast, der nur Wiederholung schon gesagter Dinge ist.
Ein reiner Unterhaltungsroman ist also ein Roman, dessen einziger Anspruch es ist, zu unterhalten (surprise, surprise). Und das darf er auf so vielen Seiten, wie er will.
"Literatur" ist dagegen ein Roman, der offensichtlich eine bestimmte Aussage, ein ganz spezielles Thema hat, daß er vermitteln will, ja muß. Ist ein solcher Roman gut gemacht, bemerkt der Leser sehr schnell, daß es sich um einen solchen handelt. Und dann ist es verdammt schwer, das einmal gewählte Thema über hunderte von Seiten weit aufzufächern, ohne etwas zu wiederholen oder sich in Nichtigkeiten zu verlieren.
Somit darf die Diskussion "Roman passende Form oder nicht" überhaupt erst bei dieser zweiten Gruppe ansetzen. In Bezug auf die erste ergibt sie keinen Sinn.
Es sei latürnich auch noch erwähnt, daß es viele Grenzfälle gibt - das nur, damit mir daraus nicht wieder jemand 'nen Strick dreht...